Anne Golon

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Manchen Leser scheint schon der Titel dieses Buches abzuschrecken. Und tatsächlich geht es wie in allen Angélique-Romanen um Liebe. Doch hat der Roman ...
Manchen Leser scheint schon der Titel dieses Buches abzuschrecken. Und tatsächlich geht es wie in allen Angélique-Romanen um Liebe. Doch hat der Roman auch noch mehr zu bieten. Die Wirren des Lebens hatten Angélique 15 Jahre von ihrem Mann getrennt, sie hatte ihn schon für tot gehalten. In den Zeiten des Zusammenlebens war sie noch ein junges Mädchen, inzwischen ist sie jedoch eine erfahrene Frau geworden. Aber auch ihr Gatte Joffrey de Peyrac hat bewegte Jahre hinter sich, die den Edelmann zu einem Piraten werden haben lassen. Und so dreht sich der Roman immer wieder um die Frage, ob ein Paar nach so langer Zeit mit unterschiedlichen Erfahrungen und Prägungen überhaupt noch zusammenpasst. Wie schon im Vorgängerbuch Angélique, die Rebellin wird auch hier das Schicksal der protestantischen Hugenotten im katholischen Frankreich geschildert. Ein Religionskrieg tobt, der dieser Minderheit stark zusetzt. In diesen Kampf wird in gewisser Weise auch Angélique mit hineingezogen und findet Rettung bei den Hugenotten. Zusammen mit diesen flüchtet sie sich vor den Häschern des Königs auf ein Schiff, das – Zufall oder nicht – von ihrem Gatten befehligt wird. Die Protestanten bringen ihrem seeräuberischen Retter jedoch Misstrauen entgegen. Mithilfe abtrünniger Besatzungsmitglieder zetteln sie eine Meuterei auf dem Segelschiff an. Einige Menschen müssen sterben, auch die Unbilden des Meeres sorgen für entsprechende Spannung in dem Buch. Das harte Schicksal der Hugenotten weckt beim Leser Empathie. Die Autorin zeigt jedoch auf, dass bei diesen Bibeltreuen Theorie und Praxis des Glaubens auseinanderklaffen. Da kann es schon vorkommen, dass die Begierde nach einer schönen Frau wie Angélique einen ehrenwerten Kaufmann grob werden lässt, um sich zu holen, was er sich von der Begehrten wünscht. Überhaupt handelt es sich bei diesen Protestanten vorwiegend um Kaufleute. Um möglichste gute Geschäfte zu tätigen, scheren sie sich wenig um die Menschenrechte: Gewinne aus dem Sklavenhandel werden gerne mitgenommen. Auf dem Schiff nimmt Angélique die Vermittlerrolle zwischen den Protestanten und Joffrey ein. Für die Frauen der Hugenotten hat sie fast eine Art Heiligenstatus, weshalb ihr immer wieder Wünsche vorgebracht werden. Andererseits appelliert sie an das christliche Gewissen der Männer, wenn sie ihren Glauben zu rigide auslegen und dabei die Nächstenliebe vergessen. Das Buch beschreibt also mehr als eine Liebesgeschichte. Und auch Angélique ist mehr als ein schönes Dummchen. Ihr hartes Schicksal hat sie reifen lassen und bei der Begegnung mit ihren tot geglaubten Söhnen macht sie ihnen klar, dass Hass und Vergeltung von Vergangenem nichts bringt: Es gilt nach vorne zu schauen! (ks) Ab Oktober kann dieses Buch wieder entliehen werden. Es besteht die Möglichkeit, sich dafür im Sekretariat vormerken zu lassen.