mission vgl. Lt.DS 14/7400 v.10.12.10 ..... Wir wollen keine Einheitsausbildung,
weil sie unseren Kindern ...... stiane F. („Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) erscheint
...
ISSN 1869-568x
Ausgabe 4/2011 4,50 E
MAGAZIN Verband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg e. V.
Die neue Landesregierung vernachlässigt die berufliche Bildung
Landespressekonferenz: Abwarten, nicht Aufbruch heißt ihre Devise BLV-Erfolg: 50% der A 14-Stellen im „konventionellen“ Verfahren Exklusiver Vorteil für BLV-Mitglieder: Gruppen-Unfallversicherung
Inhalt Leitartikel
1
Editorial
2
PM BiBB: Fünf auf einen Streich: Neue Medienberufe für eine digitalisierte Arbeitswelt
Pressemitteilung zur Landespressekonferenz
2
PM BiBB: Vom Zeichenbrett in die 32 CAD-Welt: Start in eine neue Ausbildung im Konstruktionsbereich
Presseecho
6
„Pforte zur Menschenbildung“: Gewerbeschulen für das Volk
Zumeldungen (KM, Grüne)
8
Landespressekonferenz
Aus der HPR-Arbeit Aktuelles aus dem HPR
11
Pressearbeit BLV zur Lehrerausbildung
13
Bildungsaufbruch findet 13 ohne Berufliche Schulen statt. Keine Förderung für leistungsstarke SchülerInnen geplant. Einheitsschülern folgen Einheitslehrer. Fachbereich Hauswirtschaft, Pflege, Sozialpädagogik, Landwirtschaft Bundesring Landwirtschaftlicher Be- 15 rufsschullehrer: Tagung in Borken/NRW Projekt Integra: Ein Bildungsprojekt 16 der Johanna-Wittum-Schule und der VHS Pforzheim/Enzkreis Herr Siegfried Werner verstorben
17
Fachbereich Kaufmännische Bildung Schulleiterinnen und Schulleiter diskutieren über die Situation der Kaufmännischen Berufskollegs
18
Abi mit Baby
22
Ehrenmitglied Dr. Hans Glatz verstorben
23
Fleisch macht Schule – Image- kampagne zur Nachwuchsförderung im Fleischerhandwerk
23
Erfolgreiche Bildungsbiographie: Beatrice Kaltenbach-Holzmann, TG-Lörrach
26
Gerd Baumer: Fragen an die 27 Referatsleiterin Technik und Gewerbe Renate Granacher-Buroh Ablauf eines Modelltages in der Berufsfachschule für Körperpflege
„arge-alp Berufsbildung tagte in Luzern
30
35
Gruppen-Unfallversicherung: Exklusiv 40 für Mitglieder – zum günstigen Tarif! Allgemeinbildung Jugendkriminalität Teil 5: Drogen
42
Ein weiteres Leistungsangebot für 53 BLV-Pensionärinnen und Pensionäre „im blick“ Pflegestützpunkte in Baden-Württemberg
54
Informationsveranstaltung Südwürttemberg für Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand
54
Nordbadens Pensionäre in Bretten
55
Aufbauschulung 2011 für örtliche 55 Personalräte an beruflichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe BLV-Erfolg: Mehr A 14-Beförderungen 56 im konventionellen Verfahren! Landesbezirke
Dienstrecht Die Notwendigkeit eines Daten- schutzbeauftragten aus Sicht - der Schulleitung - des Datenschutzbeauftragten - des örtlichen Personalrats der Robert-Bosch-Schule in Ulm
Pensionäre
Personalvertretung
Aus der Geschäftsstelle
45
Nordbaden: Bestens informiert – 57 ordnungsgemäße Vorstandschaft gewählt – Wohlgelungene Versammlung des Landesbezirks Nordbaden BLV-Chor singt in Nordbaden! Gerd Gräber wird Ehrenjunglehrer!
59
Der Ruhegehaltshöchstsatz beträgt 47 seit 01.04.2011 71,75 %
Kühler Sommer – „heiße“ BLV-Nordbaden-HOTLINE
60
Steuerliche Anerkennung von Dienstreisen künftig verbessert?
Nordwürttemberg: „Wir sind dann mal weg“! Drei BLV-Lotsen gehen von Bord
47
Gleichstellung
60
Elterngeld als wichtiges familienpolitisches Instrument
48
175 Jahre berufliche Bildung in Crailsheim
62
Einladung zur Referatssitzung am 21.10.2011
48
Landesbezirksversammlung Nordwürttemberg
63
Jugendliche in berufl. Vorbereitung 48
Junglehrer BLV-Junglehrer bei Erstsemestern an der Uni Mannheim
Aufbau einer Voltaikanlage in Indien 24
33
Fachtagung
Schulsozialarbeit – Warten auf den großen Wurf
Fachbereich Technik und Gewerbe
31
50
Referat Junglehrer tagt mit Seeblick 51 Lehrkräfte i.A. (Angestellte)
Südbaden: BLV-Regio Gespräch in Lörrach Telefonhotline – kontinuierliches Serviceangebot Südwürttemberg: Wechsel im Landesbezirk Fachbereich HPSL verabschiedet Willi Schwarz in Ravensburg
64 65
66 66
BLV-Reisen
Mitten im Tarifdschungel – Was gilt für uns Lehrkräfte?
51
Befristete Beschäftigungsverhält- nisse: Gesetzliche Vorgaben und kritische Anmerkungen
52
Verabschiedung von Frau Elisabeth Bezner
53
London, Eastbourne, Brighton, Stratford, Oxford… In Memoriam
67 68
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Leitartikel
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Dolchstoß ist doch keine Legende, sondern im Jahr 2011 harte Realität! Zumindest, wenn man verfolgt, wie die Bundes-CDU in Person von Frau Schavan der Landes-CDU bildungspolitisch in den Rücken fällt. Man reibt sich schon verwundert die Augen beim Anblick der Prügel, die von Berlin aus den Parteifreunden im Land zwischen die Beine geworfen werden. Man ist auch geneigt, ein Schulbuch hervorzuholen und nochmals die vermeintlich richtigen Kenntnisse zu überprüfen die da lauten, dass die Bundesrepublik einen föderalistischen Staatsaufbau hat und Bildung und Kultur Ländersache sind. Aber möglicherweise ergeben sich aus der Berliner Vogelperspektive ganz neue Erkenntnisse. Derweil werden im Land gestandene Schulleiterinnen und Schulleiter gerüffelt, weil sie sich vor der Wahl für – immer noch – geltendes Recht eingesetzt haben, nämlich den Erhalt des vielgliedrigen Schulwesens: Schulleiterinnen und Schulleiter, die sich seit Jahren und Jahrzehnten – Politik hin oder her – mit ungeheurem Engagement, Zeit und Herzblut für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen
dass nach der Wahl nur noch eingeschränkt gilt, was vor der Wahl versprochen wurde Schulleiterinnen und Schulleiter, die die Wellenbewegungen der Wirtschaft auffangen, in dem sie bei Schuljahresbeginn mehr oder andere Klassen einrichten müssen; zu einem Zeitpunkt, zu dem alle Einstellungsmöglichkeiten vorbei sind Schulleiterinnen und Schulleiter, deren Lehrkräfte sich Jahr um Jahr motiviert, flexibel, kurzfristig und unerschrocken auf teilweise völlig andere Begebenheiten einstellen Schade! In der letzten Ausgabe habe ich meiner Befürchtung bzw. Lebenserfahrung Ausdruck verliehen, dass der Alltag jede Liebesheirat einholt und in vielen Ehen das Haushaltsgeld das Hauptproblem darstellt. Jetzt ist es auch in der „Koalitionsehe“ so weit: Zwischen „...wir werden richtig teuer“ bis „...wir müssen die Haushaltslage der kommenden Jahre abwarten“ lagen gerade mal die Flitterwochen. Jetzt sind aber die Geister schon da, die vor der Wahl gerufen wurden – und die wird man nicht so schnell wieder los. Zumal die Geister bereits konkrete Namen haben und ihr Geburtsregister der Koalitionsvertrag ist; sie heißen z.B.:
Schulleiterinnen und Schulleiter, die ihr Kollegium bitten und motivieren Überstunden zu machen. Überstunden, die zu 1600 Deputaten angewachsen sind (das sind 40.000 zusätzlich gehaltene Unterrichtsstunden mit einem Finanzvolumen von ca. 80 – 90 Millionen Euro)
Abbau des strukturellen Defizits an beruflichen Schulen Durchführung der Handlungsempfehlungen der Enquête-Kommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ Gleichstellung des allgemeinen und beruflichen Schulwesens anstreben Ganztagsschulangebote an allen beruflichen Schulen Rechtsanspruch auf einen BG-Platz für alle, die die Voraussetzungen erfüllen Schulsozialarbeit Mehr Unterstützung und vor allem Planungssicherheit für berufliche Schulen Stärkung des Dualen Systems
Schulleiterinnen und Schulleiter, die wieder einmal feststellen müssen,
Dabei ist wahrlich nichts gegen das Sparen einzuwenden, im Gegenteil. Aber
Schulleiterinnen und Schulleiter, die gemeinsam mit ihren Lehrkräften „Kopfstände“ machen, um trotz teilweise widriger Bedingungen dafür zu sorgen, dass vor allem der Pflichtunterricht einigermaßen ausreichend erteilt werden kann
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Margarete Schaefer
wenn zunächst einmal die Personalausstattung in den Ministerien ordentlich aufgestockt wird, bekommen Sparappelle im Zukunftsbereich Bildungswesen ein „Gschmäckle“. Zudem wird allein die geplante Oberstufe an Gemeinschaftsschulen – vorsichtig geschätzt – ca. 40 Millionen kosten; unsinnig angesichts flächendeckend vorhandener Berufskollegs und Beruflicher Gymnasien mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für den Erwerb eines Hochschulzugangs. Hier stehen wir sogar fast „Seit an Seit“ mit der GEW, die zumindest nicht für nötig hält, an jeder Gemeinschaftsschule eine Oberstufe einzurichten. Unbestritten ist, dass die Grundlagen für den weiteren Bildungserfolg in den ersten Lebensjahren gelegt werden und dass alle Kinder von Anfang an und unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die Chance erhalten müssen, an Bildung teilzuhaben. Unverständlich ist es deshalb, dass Studiengebühren zuerst abgeschafft werden, während auch Alleinerziehende und Geringverdiener weiterhin Kindergartengebühren in gleicher Höhe wie Studiengebühren bezahlen müssen. Hier wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Und immer noch keine Rede davon, wie leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zusätzlich gefördert werden können – aber auch die gibt es in diesem Land und auch die haben einen Anspruch auf weitergehende, individuelle Förderung. Bereits am 29. März 2011 schrieb das „Handelsblatt“: „...Die Ganztagsschule ist zwar nicht besonders effizient, wenn es um Spitzenbildung geht, aber sie ist beliebt bei vielen Eltern“. Schau mer mal!
1
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
an den beruflichen Schulen erschwert, bleibt uns erst einmal in vollem Umfang erhalten.
traditionell findet kurz vor Schuljahresbeginn am 01. September die Landespressekonferenz des BLV statt. Ein Vorteil, der sich durch die Fusion der einzelnen Berufschullehrerverbände zum BLV ergab, ist die größere Aufmerksamkeit, die der BLV mit seinen ca. 10.000 Mitgliedern in der Öffentlichkeit erfährt. Er wird mit seinen Aussagen und Forderungen wahr- und ernstgenommen. Auch die diesjährige Landespressekonferenz verursachte ein großes Medienecho. Doch leider hat die grün-rote Landesregierung nichts Neues zu bieten. Im Gegenteil. Durch die Fokussierung auf die Gemeinschaftsschule wird die berufliche Bildung vernachlässigt. Die Vielzahl von Problemen, die unsern Arbeitsalltag
Ein großer Erfolg des BLV ist die gerechtere Vergabe von A 14-Beförderungsstellen ab dem nächsten Jahr. Kolleginnen und Kollegen, die sich auf das pädagogische Kerngeschäft konzentrieren und erfolgreich unterrichten, können jetzt eher durch die günstigere Quotelung der Beförderungsmöglichkeiten nach A 14 befördert werden. Die zur Verfügung stehenden A 14 Stellen werden ab Mai 2012 je zu 50 % nach dem konventionellen Verfahren (bisher 30 %) und dem Ausschreibungsverfahren (bisher 70 %) vergeben.
Es lohnt sich auf jeden Fall Mitglied einer starken Interessengemeinschaft wie dem BLV zu sein!
Einen exklusiven Mehrwert, den Sie u. a. durch eine BLV-Mitgliedschaft erwerben, ist die Möglichkeit, eine
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Kraft, Freude und Gesundheit im neuen Schuljahr.
Michael Schmidt
kostengünstige Gruppen-Unfallversicherung bei unserem Verbundpartner abzuschließen. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Bericht aus der BLV-Geschäftsstelle.
Landespressekonferenz Landespressekonferenz des Berufsschullehrerverbandes (BLV)
Stuttgart, 01.09.2011
Landesregierung vernachlässigt berufliche Bildung: Abwarten, nicht Aufbruch heißt ihre Devise Vor lauter Euphorie über das grün-rote bildungspolitische Lieblingskind – die Gemeinschaftsschule – vernachlässigt Grün-Rot die berufliche Bildung auf sträfliche Weise. Die Enttäuschung darüber ist unter den 20.000 Berufsschullehrerinnen und –lehrern des Landes riesengroß. Die heutigen Koalitionsparteien haben sich vor der Landtagswahl wortgewaltig für das berufliche Schulwesen eingesetzt, den Abbau der Unterrichtsdefizite, die Reduzierung der Bugwelle, den Ausbau der beruflichen Vollzeitschulen und die Einführung der Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen gefordert und nun, endlich in der Situation nicht nur fordern, sondern auch gestalten zu können, rudert man immer mehr zurück. Abwarten, nicht Aufbruch, heißt jetzt die Devise von Grün/ Rot – zumindest bei der beruflichen Bildung. Im Einzelnen: Vor der Landtagswahl erklärten Grüne und SPD, die Beseitigung des strukturellen Unterrichtsdefizits von derzeit 4,4 % habe höchste Priorität. Heute hört sich das ganz anders an: „Wir wollen Verbesserungen erreichen, aber wir müssen abwarten, wie der Haushalt im Jahr 2012 und später(!!) aufgestellt wird.“1 Vor der Landtagswahl haben Grüne und SPD einen stufenweisen Abbau der Überstundenbugwelle angekündigt. Derzeit beträgt diese über 1.600 volle Deputate, das macht ein Finanzvolumen von 80 bis 90 Mio. Euro aus. Von diesem Abbau ist nicht einmal mehr im Koalitionsvertrag die Rede. Vor der Landtagswahl haben die heutigen Koalitionsparteien im Landtag einen Schulgesetzentwurf eingebracht, der einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einem beruflichen Gymnasium für alle Bewerber vorsieht, die die Voraussetzungen erfüllen. Jetzt erklärt die Landesregierung, wann dieser Rechtsanspruch gesetzlich verankert werden soll, hänge vom Haushalt „in den kommenden Jahren“ ab.2 Die individuelle Förderung – so wie von der Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft“ gefordert – kann bei chronisch defizitärer Unterrichtsversorgung nicht sinnvoll umgesetzt werden. Förderunterricht in Kleingruppen ist richtig und wichtig. Wenn allerdings gleichzeitig der Pflichtunterricht für alle Schülerinnen und Schüler aufgrund von Lehrermangel gekürzt werden muss, wird die an sich lobenswerte Sache höchst fragwürdig. Wir sehen bis heute noch keine Ansätze zur Gleichstellung der beruflichen Bildung mit der allgemeinen Bildung, wie sie vor der Wahl und im Koalitionsvertrag angekündigt wurde. Nach wie vor sind die Gymnasien in vielen Bereichen deutlich besser gestellt als die beruflichen Schulen. 1 vgl. Pressemitteilung KM 95/2011; 2 vgl. Pressemitteilung KM 95/2011
2
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Landespressekonferenz Hierzu drei Beispiele: Während die beruflichen Schulen mit einem Unterrichtsdefizit von 4,4 % zu kämpfen haben, erhalten die allgemein bildenden Gymnasien einen Ergänzungsbereich für zusätzliche Angebote z.B. für Chor- und Orchesterarbeit, Sport- und Theater-Arbeitsgemeinschaften. Um gleiche Beförderungschancen für Lehrkräfte an beruflichen Schulen wie an Gymnasien zu erhalten wären 400 zu sätzliche Beförderungsstellen erforderlich. Ein Beratungslehrer an beruflichen Schulen betreut statt wie vorgesehen 1200 bis zu 2.000 Schülerinnen und Schüler und damit deutlich mehr als in allen anderen Schulbereichen. Die Wirtschaft fordert gut ausgebildete Fachkräfte. Angesichts des immer deutlicher hervortretenden Fachkräftemangels müssen vorhandene Bildungsreserven ausgeschöpft werden. Deshalb ist eine frühzeitige Berufsvorbereitung und berufliche Grundbildung dringend geboten. Dabei werden das Fachwissen und die sächliche Ausstattung der beruflichen Schulen nicht im erforderlichen Maße genutzt. Statt auf eine Vernetzung der allgemeinen und beruflichen Schulen durch Kooperationen und flexible Übergänge zum Beispiel von der Werkreal- zur Berufsfachschule zu setzen, wird das Werkrealschulkonzept mit einem Federstrich gestrichen, um – mit den Worten von Kultusministerin Warminski-Leitheußer zu sprechen - die Werkrealschulen von der Kooperation mit den Berufsschulen zu „befreien“3. Mit ihren Werkstätten, Laboren, Übungsfirmen und Computerräumen sowie ihrem einschlägig ausgebildeten und hoch qualifizierten Personal bieten die beruflichen Schulen sowohl in sächlicher als auch in personeller Hinsicht die besten Voraussetzungen, diese wichtige Aufgabe in ökonomisch sinnvoller Weise zu übernehmen. Wer dies nicht nutzt, verbaut Werkrealschülerinnen und -schülern die Chance auf eine frühzeitige berufliche Grundbildung, eine höhere Ausbildungsreife und verbesserte Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Vor der Wahl kündigten die heutigen Regierungsparteien an, die Schulsozialarbeit als Landesaufgabe zu definieren. Im Koalitionsvertrag ist nur noch die Rede davon, dass die Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen „gefördert“ werden soll. Jetzt heißt es, das Land werde dafür voraussichtlich ein Drittel zu den Kosten beisteuern, den Rest sollen die Kommunen tragen. Ob die Kommunen dies angesichts klammer Kassen stemmen können, steht in den Sternen. Damit steht das ganze Projekt auf der Kippe. Die Landesregierung will die geplante Gemeinschaftsschule mit einer gymnasialen Oberstufe ausstatten. Hierzu seien lediglich 12 (!!!!) Schülerinnen und Schüler erforderlich. Mit 12 Schülern kann man aber eine Oberstufe nicht differenziert führen und das Bildungsangebot hinsichtlich der Schülerwünsche ausrichten. Dieses „Konzept“ vergeudet Ressourcen, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden. Im Übrigen stehen die beruflichen Gymnasien (rund 200 Standorte) und die Berufskollegs (über 260 Standorte) mit ihrem breiten berufsorientierten Angebot als Anschlussmöglichkeiten für Absolventen der Gemeinschaftsschule flächendeckend zur Verfügung. Die beruflichen Gymnasien und Berufskollegs sind ja bereits jetzt Gemeinschaftsschulen par excellence, denn sie vereinigen Schülerinnen und Schüler aus allen Bereichen des Schulwesens, also der allgemein bildenden Gymnasien, Realschulen, Werkrealschulen und Berufsfachschulen. Gymnasiale Oberstufen an Gemeinschaftsschulen mit Schülerzahlen unter 20 Schülern wären ökonomisch unvertretbar und bildungspolitisch unnötig. Die von der neuen Landesregierung vollzogene Kürzung der Fortbildungsmittel für die zentral koordinierte Lehrkräftefortbildung trifft die beruflichen Schulen besonders hart. Die Fortbildungen über Neuerungen in kleineren Berufsfeldern und Einzelberufen kann nur zentral erfolgen. Aufgrund der jetzt vollzogenen Kürzung der Lehrkräftefortbildungsmittel um 12,5 % müssen fachlich notwendige Fortbildungskurse ersatzlos gestrichen werden. In den letzten Wochen erhielten Lehrkräfte, die bereits eine Zulassung zu Lehrgängen erhalten hatten, Absageschreiben der Landesakademien, weil sie aufgrund dieser Beschlüsse bereits fest geplante Fortbildungsveranstaltungen stornieren mussten. Gerade die Wirtschaft und die Kammern warnen seit Jahren die Landesregierung vor Kürzungen der Fortbildungsmittel im beruflichen Bereich. So wird die berufliche Bildung zum Stiefkind der Bildungspolitik der neuen Landesregierung. Für eine nachhaltige Zukunftssicherung unseres Landes ist jedoch die berufliche Bildung unserer Jugend viel zu wichtig. Deshalb fordert der Berufsschullehrerverband (BLV): in den nächsten drei Jahren jeweils mindestens 400 zusätzliche Deputate zu schaffen. Diese Forderung entspricht dem Votum von Grünen und SPD im Abschlussbericht der Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft. Damit befindet sich der BLV In Übereinstimmung mit dem Industrie- und Handelskammertag Baden-Württemberg, dem Handwerkskammertag, den Arbeitgeberverbänden und dem DGB. Von den insgesamt erforderlichen 1.200 Stellen können angesichts der sich abzeichnenden demografischen Entwicklung 900 Stellen aus dem allgemein bildenden Schulbereich zur Verfügung gestellt werden, so dass der Landeshaushalt hiervon nicht belastet würde4. Mit diesen zusätzlichen Stellen könnten 3 vgl. Stuttgarter Zeitung vom 11.05.11 das Unterrichtsdefizit von derzeit 4,4 % abgebaut, (Interview von Renate Allgöwer); die Bugwelle in Höhe von 1600 Deputaten stufenweise reduziert, 4 Dies empfiehlt auch die Enquêtekom der Rechtsanspruch auf einen Platz am beruflichen Gymnasium umgesetzt, eine Angleichung der Bedingungen an den Gymnasien längerfristig erreicht werden. mission vgl. Lt.DS 14/7400 v.10.12.10
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
3
Landespressekonferenz Damit wäre noch nicht der vom BLV schon seit Längerem geforderte Innovationspool von 5 % des Unterrichtsvolumens mit abgedeckt. Verzicht auf Einführung gymnasialer Oberstufen an den neu einzurichtenden Gemeinschaftsschulen. Durch einen Verzicht auf eine eigene gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule und die Verzahnung der beruflichen Gymnasien und Berufskollegs mit der Gemeinschaftsschule entsteht ein bildungspolitisch und ökonomisch sinnvolles Konzept. Es wäre finanz- und bildungspolitisch höchst unsinnig, an den neu entstehenden Gemeinschaftsschulen eigene kleinste gymnasiale Oberstufen einzurichten und das flächendeckende Netz beruflicher Aufbaugymnasien und Berufskollegs nicht zu nutzen. Ausweitung der Übergangsmöglichkeiten von Werkreal- und Gemeinschaftsschule zu den Berufsfachschulen. Hierdurch könnten Berufsvorbereitung und berufliche Grundbildung ein höheres Gewicht erhalten und die entspräche den Erwartungen der ausbildenden Wirtschaft. Dies wäre eine wichtige Voraussetzung für eine Verbesserung der Chancen der Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt. Rücknahme der Kürzungen im Bereich der Lehrkräftefortbildung. Auf dem neuesten Stand von Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Pädagogik fortgebildete Lehrkräfte sind für die berufliche Bildung in unserem Land der Hochtechnologie unverzichtbar. Dem Berufsschullehrerverband (BLV) geht es nicht um eine Fundamentalopposition gegen die neue Bildungspolitik. Es geht dem Verband darum, dass die mit großen Vorschusslorbeeren ausgestattete Landesregierung dabei ist, vieles zu vergessen, was sie im Bereich der beruflichen Bildung vor der Landtagswahl postuliert hat. Die berufliche Bildung ist zu wichtig, als dass sie auf dem Altar ideologischer Grabenkämpfe geopfert werden dürfte.
4
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Anregungen für guten Unterricht, Konferenzen und Schulentwicklung
Jetzt test en! 3 Hefte n ur 10
€
Möchten Sie die PÄDAGOGIK kennenlernen? Dann bestellen Sie das besonders günstige Test-Abonnement: Die nächsten Hefte für nur 10 € (portofrei) Beltz-Medienservice, Postfach 10 05 65, D - 69445 Weinheim Telefon: +49 (0)6201/6007-330 Fax: +49 (0)6201/6007-331 E-Mail:
[email protected] www.beltz.de/paed-testabo www.beltz.de BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011 AZ Paed Abo_DINA4_4c_weniger Text.indd 1
5
08.09.2011 13:24:40
Presseecho
Böblinger Bote u. Sindelfinger Zeitung,
2.9.11
Esslinger Zeitung, 2.9.11
Schwarzwälder Bote 2.9.11
Schwäbische Zeitung 2.9.11
Südwestpresse, 2.9.11
6
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Presseecho Stuttgarter Zeitung 2.9.11 Weiler Zeitung 2.9.11
Stut tgar ter Nachrichten
2.9.11
1 Pfor zheimer Zeitung 2.9.1
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
7
Zumeldung
Baden-Württemberg Baden-Württemberg MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT Baden-Württemberg PRESSESTELLE MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT PRESSESTELLE PRESSESTELLE
Baden-Württemberg MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT PRESSEMITTEILUNG PRESSESTELLE PRESSEMITTEILUNG Nr. 105/2011 1. September 2011 PRESSEMITTEILUNG Nr. 105/2011 Zumeldung zu Landespressekonferenz BLV vom 1. September 20111. September 2011
Nr. 105/2011zu Landespressekonferenz BLV vom 1. September 20111. September 2011 Zumeldung Zumeldung zu Landespressekonferenz BLV vom 1. September 2011 Kultusministerium stärkt die beruflichen Schulen Kultusministerium stärkt die beruflichen Schulen Kultusministerium stärkt die beruflichen Schulen Kultusministerin Warminski-Leitheußer: "Es ist ein wichtiges PRESSEMITTEILUNG Kultusministerin Warminski-Leitheußer: "Es istBildung ein wichtiges Nr. 105/2011 1. September Ziel der Regierung, die qualitativ hochwertige des be- 2011 Kultusministerin Warminski-Leitheußer: "Es ist ein wichtiges Ziel der Regierung, die qualitativ hochwertige Bildung des beZumeldung zu Landespressekonferenz BLV vom 1. September 2011 ruflichen Schulwesens zu stärken" Ziel der Regierung, die qualitativ hochwertige Bildung des beruflichen Schulwesens zu stärken" Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer unterstreicht angesichts der heutigen Mitteilung des Berufsschullehruflichen Schulwesens zu stärken" in den im Schuljahr 2011/2012 beginnenden Bildungsrerverbands, dass die beruflichen Schulen selbstverständlich Kultusministerium stärkt die beruflichen Schulen
aufbruch der Landesregierung einbezogen werden würden. Ziel ist es, insbesondere das vom BLV zu Recht monierte strukturelle Unterrichtsdefizit, das noch auf die Vorgängerregierung zurückzuführen ist, schrittweise abzubauen. Ebenso beabsichtigt die Landesregierung, die Bugwellenstunden schrittweise zurückzuführen. Allerdings sei es aus fiKultusministerin Warminski-Leitheußer: "Es ist ein wichtiges nanziellen Gründen nicht möglich, Warminski-Leitheußer die Versäumnisse der Vergangenheit so schnell aufzufangen, wie dies wünschensKultusministerin Gabriele unterstreicht angesichts der heutigen Ziel der Regierung, die qualitativ verweist hochwertige Bildung des bewert wäre. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer dabei auf die anstehenden Haushaltsberatungen. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer unterstreicht angesichts der heutigen Mitteilung des dassdass die beruflichen Schulen selbstver„Die Lehrerinnen undBerufsschullehrerverbands, Lehrer können sich darauf verlassen, die neue Landesregierung die beruflichen ruflichen Schulwesens zu stärken" Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer unterstreicht angesichts der heutigen Schulen Mitteilung des Berufsschullehrerverbands, dass die beruflichen Schulen Der selbstverstärker unterstützen wird als das in der Vergangenheit der Fall war“, betont die Ministerin. Stellenwert der berufständlich den im Schuljahr beginnenden Bildungsaufbruch der LandesreMitteilung des Berufsschullehrerverbands, dass die beruflichen Schulen selbstverlichen Schulenin könne nicht hoch genug2011/2012 geschätzt werden. ständlich in den im Schuljahr 2011/2012 beginnenden Bildungsaufbruch der LandesreMitgierung über 1.080 Deputaten liegt das Einstellungskontingent für insbesondere die beruflichen Schulen zum BLV Schuljahr 2011/2012 deuteinbezogen werden würden. Zielbeginnenden ist es, das vom Recht ständlich in den im Schuljahr 2011/2012 Bildungsaufbruch der zu Landesrelichgierung über dem Niveau der Vorjahre. Trotz zurückgehender Schülerzahlen verbleiben den Schulen nicht nur alle frei einbezogen werden würden. Ziel ist es, insbesondere das vom BLV zu Recht werdenden Stellen, sondern es werden darüber hinaus zusätzliche Stellenkontingente bereitgestellt: 200 monierte strukturelle Unterrichtsdefizit, das noch auf die Vorgängerregierung zurückzugierung einbezogen werden würden. Ziel ist es, insbesondere das vom BLV zu RechtStellen zur Senkung des Klassenteilers, 150 Stellen zur Einrichtung von 100 Klassen des beruflichen Gymnasiums monierte strukturelle Unterrichtsdefizit, das noch aufzusätzlichen die Vorgängerregierung Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer unterstreicht angesichts der zurückzuheutigen führen ist,Stellen schrittweise abzubauen. Ebenso beabsichtigt Landesregierung, die Bugund rund 160 für Projekte der Enquête-Kommission. monierte strukturelle Unterrichtsdefizit, das noch auf die die Vorgängerregierung zurückzuführen schrittweise abzubauen. Ebensodass beabsichtigt die die Bug- - Be„Wir wollenist, die Handlungsempfehlungen der Enquête-Kommission 'Fit für dasLandesregierung, Leben in der Wissensgesellschaft Mitteilung des Berufsschullehrerverbands, die beruflichen Schulen selbstverwellenstunden schrittweise zurückzuführen. Allerdings sei es aus finanziellen Gründen führen ist, schrittweise abzubauen. Ebenso beabsichtigt die Landesregierung, Bug- werde rufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung‘ möglichst schnell umsetzen“, betonte die Kultusministerin.die Begonnen wellenstunden schrittweise zurückzuführen. Allerdings sei es aus finanziellen Gründen ständlich in den im Schuljahr 2011/2012 beginnenden Bildungsaufbruch der Landesrehiermit im kommenden Schuljahr. der Vergangenheit so schnell aufzufangen, wie dies nichtbereits möglich, die Versäumnisse wellenstunden schrittweise zurückzuführen. Allerdings seilediglich es auszwölf finanziellen Gründen Dienicht Aussage des BLV, dass an den geplanten Gemeinschaftsschulen Schüler inwie einer gymnasialen möglich, die Versäumnisse der Vergangenheit so schnell das aufzufangen, dies gierung einbezogen werden würden. Ziel ist es, insbesondere vom BLV zu Recht Oberstufe notwendigdie wären, trifft nicht zu. der Vergangenheit wünschenswert wäre. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer verweist nicht möglich, Versäumnisse so schnell aufzufangen, wiedabei dies Diewünschenswert Kürzung des Zuführungsbetrages an die Landesakademie für 2011verweist um 12,5zurückzuProzent wäre.Unterrichtsdefizit, Kultusministerin Gabriele dabeiist bereits monierte strukturelle das nochWarminski-Leitheußer aufdas dieHaushaltsjahr Vorgängerregierung auf die anstehenden wäre.Haushaltsberatungen. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer verweist dabeides Hausimwünschenswert Frühjahr 2011 vor Amtsantritt der neuen Landesregierung durch das Finanzministerium im Rahmen auf die ist, anstehenden Haushaltsberatungen. haltsvollzugs 2011 vorgenommen worden. Infolge dieserbeabsichtigt Kürzung musste dieLandesregierung, Landesakademie in der Tat in entspreführen schrittweise abzubauen. Ebenso die die Bug"Diedie Lehrerinnen undHaushaltsberatungen. Lehrer können sich darauf verlassen, dass die neue Landesreauf anstehenden chendem Umfang vorgesehene Fortbildungsveranstaltungen absagen. Von diesen Absagen sind im Übrigen alle "Die Lehrerinnen und Lehrerzurückzuführen. können sich darauf verlassen, die neue Landesrewellenstunden schrittweise Allerdings sei esdass aus finanziellen Gründen Schularten gleichermaßen betroffen. Das Kultusministerium diese Kürzung zurücknehmen. gierung die beruflichen Schulen stärker unterstützen wird als das in der Vergangenheit "Die Lehrerinnen und Lehrer können sich daraufwillverlassen, dass die neue Landesre-
gierung die beruflichen Schulen stärker unterstützenso wird als das in der Vergangenheit nicht möglich, die Versäumnisse der Vergangenheit schnell aufzufangen, wie dies
der Fall war", betont dieSchulen Ministerin. Der Stellenwert der beruflichen Imgierung Folgenden gibtberuflichen das Kultusministerium einen detaillierten Überblick über die das Neuerungen in derkönne beruflichen Bildung: die stärker unterstützen wird als inSchulen der Vergangenheit der Fall war", betont die Ministerin. Der Stellenwert der beruflichen Schulen könne 1. Das strukturelle Unterrichtsdefizit wird schrittweise abgebaut. So liegt das Einstellungskontingent für die bewünschenswert wäre. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer verweist dabei nicht hoch genug werden. der Fall war", betont die1.080 Ministerin. Der Stellenwert der beruflichen könne der Vorjahre. ruflichen Schulen mit geschätzt über Deputaten zum Schuljahr 2011/2012 deutlich Schulen über dem Niveau nicht hoch genug geschätzt werden. auf die anstehenden Haushaltsberatungen. Dabei sind nicht nur alle frei werdenden Stellen an den beruflichen Schulen verblieben, sondern es wurden zusätznicht hoch genug geschätzt werden. liche Stundenkontingente bereitgestellt: 200 Stellen zur Senkung des Klassenteilers von 31 auf 30, 150 Stellen zur "Dieüber Lehrerinnen und Lehrer können sich darauf Gymnasiums verlassen,fürdass die LandesreEinrichtung von 100 zusätzlichen Klassen des beruflichen sowie rundneue 160 Stellen für Projekte der Mit 1.080 Deputaten liegt das Einstellungskontingent die beruflichen Schulen Enquête-Kommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft“. Mit über 1.080 Deputaten liegt das Einstellungskontingent für die beruflichen Schulen gierung die beruflichen Schulen stärker unterstützen wirdVorjahre. als das in der Vergangenheit zum Schuljahr 2011/2012 dem Niveau der Trotz Mit Die von der1.080 Vorgängerregierung beschlossene Streichung von 711 Lehrerstellen, davonzurückgehen139 an beruflichen Schuüber Deputaten deutlich liegt dasüber Einstellungskontingent für die beruflichen Schulen zum Schuljahr 2011/2012 deutlich über Niveau derberuflichen Vorjahre. Trotz len, noch rechtzeitig dem Listenverfahren zur Lehrereinstellung Anfang Juni zurückgehenaufgehoben, der wurde Fall war", betont dievorMinisterin. Der dem Stellenwert der Schulen könne so dass den zum Schuljahr 2011/2012 deutlich dem Niveau der Auch Vorjahre. Trotz zurückgehenberuflichen Schulen zusätzlich 139 Stellenüber zur Verfügung standen. fällt der für das angelaufene Schuljahr nicht hoch genug geschätzt werden. prognostizierte Schülerrückgang nochmals zuvor Dies Spielräume, da alle Schlossplatz 4, 70173 Stuttgart,höher Telefonals (0711) 279aus. - 25 20, Faxverschafft (0711) 279 zusätzliche - 25 50 E-Mail:
[email protected], Internet: http://www.km-bw.de Stellen an den beruflichen Schulen verbleiben. So kann für die beruflichen Schulen neben der UmsetSchlossplatz 4, 70173 Stuttgart, Telefon (0711) 279 - 25 20, Fax (0711) 279 - 25insgesamt 50 E-Mail:
[email protected], Internet: http://www.km-bw.de zung weiterer qualitativer Maßnahmen auch eine stabile Versorgungssituation werden. Schlossplatz 4, 70173 Stuttgart, Telefon (0711) 279 - 25 20, Fax (0711)erwartet 279 - 25 50 E-Mail:
[email protected], Internet: http://www.km-bw.de Mit über 1.080 Deputaten liegt das Einstellungskontingent für die beruflichen Schulen BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011 8 zum Schuljahr 2011/2012 deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Trotz zurückgehen-
Schlossplatz 4, 70173 Stuttgart, Telefon (0711) 279 - 25 20, Fax (0711) 279 - 25 50
Zumeldung
2. Dem Kultusministerium ist sowohl die Förderung der leistungsschwächeren als auch der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler ein Anliegen. Deshalb werden die beruflichen Gymnasien deutlich ausgebaut und bereits zum Schuljahr 2011/2012 um weitere 100 zusätzliche Eingangsklassen auf 722 Eingangsklassen oder rund 21.000 Schulplätze landesweit erweitert. Ziel der neuen Landesregierung ist es, allen zugangsberechtigten Bewerberinnen und Bewerbern einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einem beruflichen Gymnasium einzuräumen. Die Umsetzung dieses Rechtsanspruchs zielt auf Chancengerechtigkeit und erfolgt unter Berücksichtigung der Haushaltslage des Landes in den kommenden Jahren. Gleichzeitig wurden die beruflichen Gymnasien inhaltlich mit den Profilen „Umwelttechnik“ und „Internationale Wirtschaft“ weiterentwickelt. Der Unterricht im neuen Profil „Umwelttechnik“ startet landesweit an elf ausgewählten Technischen Gymnasien. Mittelfristig soll das Profil an zahlreichen Technischen Gymnasien im Land angeboten werden. Ebenfalls an zunächst elf Standorten startet landesweit das Profil „Internationale Wirtschaft“. Zusätzlich zur Allgemeinen Hochschulreife erwerben die Schülerinnen und Schüler dann das Zertifikat „Internationales Abitur Baden-Württemberg Richtung: Wirtschaft“. 3. Doch nicht nur die Stärkung der Qualität und Profilierung der beruflichen Gymnasien ist wichtig. Auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler müssen ihr Potenzial entfalten können. Berufsschülerinnen und Berufsschüler mit besonderem Unterstützungsbedarf werden deshalb künftig auf der Basis einer qualifizierten Diagnose individuell und zielgerichtet gefördert. Ziel ist, Ausbildungsabbrüchen frühzeitig entgegenzuwirken und die Chancen auf einen Ausbildungserfolg zu erhöhen. Dazu richtet das Kultusministerium zum Schuljahr 2011/2012 an rund 80 Berufsschulen ein Unterstützungsangebot ein. Es umfasst einen sonderpädagogischen Dienst, der bei Bedarf eine qualifizierte Prognose über die Problemlage der betroffenen Schülerinnen und Schüler erstellt und die Lehrkräfte zur förderlichen Gestaltung ihres Unterrichts berät. Zudem richten die Schulen ein Lehrerteam „Individuelle Unterstützung“ ein, das die betroffenen Berufsschülerinnen und Berufsschüler individuell unterstützt und fördert. Für die Umsetzung stehen insgesamt 50 Lehrerstellen zur Verfügung. Die Umsetzung wird durch regionale Fortbildungsmaßnahmen begleitet. Zudem wird ein individuelles Förderangebot in der Sekundarstufe II (Berufskollegs und Berufliche Gymnasien) im Umfang von 25 Deputaten eingerichtet, um alle vorhandenen Begabungslagen zu nutzen. Auch hier werden die Schulen bei der Entwicklung und Umsetzung eines pädagogischen Konzepts „Individuelle Förderung“ durch Fachberaterinnen und Fachberater der Regierungspräsidien unterstützt. 4. Des Weiteren wird in rund 130 Klassen berufsvorbereitender Bildungsgänge und in rund 40 Klassen des Berufskollegs I durch die Einführung von Ganztagesförderung das schulische Lernangebot ausgeweitet und dem Zeitmuster der Arbeitswelt angenähert. Zur Umsetzung erhalten die Schulen fünf Lehrerwochenstunden pro Ganztagsklasse. Im Vordergrund steht das Ziel, die Chancen der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler in berufsvorbereitenden Bildungsgängen auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern. An den Berufskollegs I wird die Ganztagesförderung als zweijähriges Modellprojekt landesweit eingeführt. Ziel des Modellprojekts ist es, zu überprüfen, ob sich die Chancen der Schülerinnen und Schüler auf den Übergang ins Berufskolleg II und den Erwerb der Fachhochschulreife durch Ganztagesförderung verbessern. Die Wirksamkeit wird nach Abschluss der Modellphase evaluiert. 5. Ein wichtiges Handlungsfeld stellt im beruflichen Schulwesen die Stärkung der beruflichen Orientierung dar. Durch ein regelmäßiges Betriebspraktikum im Umfang von mindestens zwei Tagen pro Woche in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen für Jugendliche mit oder ohne Hauptschulabschluss sollen die Übergangsquoten in eine duale Ausbildung weiter verbessert werden. Das Kultusministerium und die Regierungspräsidien werden die Schulen, bei denen das Angebot an Praktikumsplätzen vor Ort die Dualisierung möglich macht, bei der Umsetzung unterstützen. 6. Die öffentlichen beruflichen Schulen erhalten im Schuljahr 2011/2012 zur weiteren Steigerung der Qualität der dualen Ausbildung und zur Stärkung der Eigenständigkeit ein Fortbildungsbudget. Damit können sie externe Fortbildungsmaßnahmen auch zu ganz speziellen Themen einzelner Berufe in Anspruch nehmen. Die Höhe des Budgets richtet sich nach der Zahl der dualen Ausbildungsberufe und der Schulgröße. Landesweit stehen den Schulen dafür 1 Mio. € zur Verfügung. Diese Mittel ergänzen die zentralen und regionalen Lehrerfortbildungsveranstaltungen des Landes, ohne diese zu ersetzen. 7. Die Koalitionsvereinbarung zur 15. Legislaturperiode sieht den Wiedereinstieg des Landes in die Finanzierung der Jugendsozialarbeit an Schulen vor. Hierzu finden derzeit Gespräche zwischen dem Land und den kommunalen Landesverbänden statt. Neben der Jugendsozialarbeit an der Schule besteht an beruflichen Schulen auch die Möglichkeit Jugendberufshelfer einzusetzen. Die Jugendberufshelfer und Jugendberufshelferinnen bieten an den meisten Standorten mit Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und Berufseinstiegsjahr (BEJ) eine wichtige Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf (Übergangsbegleitung). Jugendberufshelfer werden durch das Land mit 10.000 Euro pro Vollzeitstelle aus dem Haushalt des Kultusministeriums bezuschusst. Derzeit werden hier 76 Stellen gefördert. Zudem stehen im Rahmen der Umsetzung der Empfehlungen des Sonderausschusses „Konsequenzen aus Winnenden und Wendlingen: Jugendgefährdung und Jugendgewalt“ weitere 320.000 Euro, das entspricht weiteren 32 Vollzeitstellen, bereit. BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
9
Zumeldung
Pressemitteilung
Konrad-Adenauer-Str. 12 70173 Stuttgart Tel: 0711-2063-679/687/683 Fax: 0711-2063-660
[email protected] www.bawue.gruene-fraktion.de
144/2011
Stuttgart, den 01.09.2011
Siegfried Lehmann: „Berufliche Bildung ist der Schlüssel zur Deckung des Fachkräftebedarfs!“ Siegfried Lehmann, Sprecher der Grünen Landtagsfraktion für berufliche Bildung, sieht die berufliche Bildung als Kernthema in der Diskussion um den Fachkräftebedarf: „Der Ausbau der beruflichen Schulen ist die Grundlage dafür, dass das Land in Zukunft über ausreichend Fachkräfte verfügt. Die Umsetzung der Empfehlungen der Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft“ bringt das berufliche Bildungssystem auf den richtigen Weg.“ Die Landtagsfraktion der Grünen unterstützt die Forderung des Berufsschullehrerverbands BLV, das Unterrichtsdefizit an den beruflichen Schulen von 4,4 % abzubauen. „Wir teilen die Einschätzung, dass nur bei einer ausreichenden Unterrichtsversorgung gelungener Unterricht stattfinden kann und sich die beruflichen Schulen weiterentwickeln können. Im Koalitionsvertrag ist der Abbau des strukturellen Defizits festgeschrieben und dieses Ziel wird selbstverständlich im Rahmen der Legislaturperiode umgesetzt“, so Lehmann. „Die neue Landesregierung hat jedoch ein immenses Unterrichtsdefizit von der alten Landesregierung übernommen. Dieses muss mit dem neuen Haushalt nach und nach abgebaut werden“, so Lehmann weiter. Auf dem richtigen Weg sieht Lehmann das Land auch hinsichtlich der Realisierung des Rechtsanspruchs auf einen Zugang zu beruflichen Gymnasien. „Die Enquêtekommission hat durch ihre Empfehlungen einen ersten Schritt getan, so dass bereits zum kommenden Schuljahr 100 neue Klassen an beruflichen Gymnasien eingerichtet werden. Mit der Formulierung eines Rechtsanspruchs ist die Landesregierung weit über die Forderung der Enquêtekommission hinausgegangen Das berufliche Bildungssystem muss Verlässlichkeit hinsichtlich der Anschlussfähigkeit geben. Wer die formalen Anforderungen für einen Anspruch auf den Zugang zu einem beruflichen Gymnasium erreicht, muss auch einen Platz an einem beruflichen Gymnasium erhalten“, so Lehmann. Die individuelle Förderung an den beruflichen Schulen ist nach Ansicht des Grünen Landtagsabgeordneten Lehmann eine wesentliche Grundlage zur Integration leistungsschwacher oder benachteiligter junger Menschen in das Bildungssystem. Zu Beginn dieses Schuljahres werden an 80 Berufsschulen gezielt Lehrerstellen für individuelle Förderung eingerichtet. „Die individuelle Förderung ist ein wesentlicher Bestandteil für die Weiterentwicklung des beruflichen Schulsystems. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass auch eine strukturelle Weiterentwicklung des beruflichen Bildungssystems von Nöten ist, und Übergangsbarrieren beseitigt werden müssen.“ Lehmann warnt davor, berufliche und allgemeine Bildung gegeneinander auszuspielen: „Wir müssen künftig von einer imaginären Trennung des Bildungssystems in berufliches und allgemein bildendes Bildungswesen wegkommen. Der bestehende Fachkräftemangel erfordert gesamthaftes Denken und auch eine gelungene Integrationspolitik braucht sowohl ein intaktes berufliches wie allgemein bildendes Schulsystem.“ Wolfgang Schmitt Pressesprecher Fraktion GRÜNE Landtag Baden-Württemberg Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart Fon: +49 711 2063-679 Fax: +49 711 2063-660 Mobil: +49 (0)175 433 25 75 Email:
[email protected] http://www.bawue.gruene-fraktion.de ******************************************************************** Schau mal rein: http://gruene-gegen-stuttgart21.de
10
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Aus der HPR-Arbeit
Aktuelles aus dem HPR 1. Personelle Veränderung im HPR BS Mit Ablauf des letzten Schuljahres ist das HPR-Mitglied Gerd Gräber auf eigenen Wunsch aus dem HPR-Gremium ausgeschieden. Die BLV-Personalräte danken ihm für seine engagierte Mitarbeit im HPR-Gremium und wünschen ihm für seine weitere schulische Tätigkeit alles Gute. Die nächste Nachrückerin auf der BLV-Liste ist Sophia Guter, die sich allerdings im Schuljahr 2011/12 in der Freistellungsphase ihres Sabbatjahres befindet. Für diese Zeit wird sie von Waldemar Futter vertreten. Die BLV-Mitglieder im HPR BS heißen ihn ganz herzlich willkommen und freuen sich auf die Zusammenarbeit mit ihm. 2. Die neue Ministerialdirektorin im HPR BS Noch vor den Sommerferien führte der HPR BS mit der neuen Ministerialdirektorin Frau Dr. M. Ruep ein erstes Gespräch, um mit ihr die für die Beruflichen Schulen relevanten Themen zu erörtern. Von besonderem Interesse war die Frage, welche Bedeutung die beruflichen Schulen im Bildungskonzept der neuen Amtsspitze im Kultusministerium habe. Insbesondere hätten die Lehrkräfte an den beruflichen Schulen die Erwartung, dass die allseits proklamierte Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung von Landespolitikerinnen und Landespolitikern auch endlich im Kultusministerium konkret umgesetzt werde. Dies könne beispielsweise in den folgenden Bereichen deutlich werden: Zusätzliche Lehrerstellen, eine bessere Unterrichtsversorgung und der baldige Abbau des Unterrichtsdefizits bzw. der Überstundenbugwelle. Rücknahme der Kürzungen bei den Lehrerfortbildungsmittel und keine Verschlechterung bei einer eventuellen Neuverteilung der Lehrerfortbildungsmittel. Angleichung der Relation von Beratungslehrkräften und Schüler/innen an allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Verbesserte Beförderungschancen im höheren Dienst entsprechend den allgemein bildenden Gymnasien, dies BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
bedeutet eine deutliche Erhöhung der A 14-Stellen. Neue, „schlankere“ Aufstiegsmodelle beim Laufbahnwechsel vom gehobenen in den höheren Dienst. Eine berufsbegleitende Aufstiegsqualifizierung braucht Rahmenbedingungen (zeitliche Freistellungen, Übernahme von Reisekosten,...), die erfüllbar sind. 3. Zweites Beförderungsprogramm für das Jahr 2011 für Studienrätinnen und Studienräte zum 01.10.2011 Für Studienrätinnen und Studienräte (Beamtinnen/Beamte und Arbeitnehmer/innen) bestehen zum 1. Oktober 2011 landesweit 92 Beförderungsmöglichkeiten, die sich auf die Regierungspräsidien (RP) wie folgt verteilen: RP Stuttgart 35 RP Karlsruhe 25 RP Freiburg 18 RP Tübingen 14 Ab 1. Oktober 2011 können Lehrkräfte mit folgender Beurteilung befördert werden: 1. Für die Beförderungsjahrgänge bis einschließlich 1994 Lehrkräfte mit mindestens gut bis befriedigender Beurteilung. 2. Für die Beförderungsjahrgänge 1995 bis einschließlich 1997 Lehrkräfte mit mindestens sehr gut bis guter Beurteilung. 3. Für die Beförderungsjahrgänge 1998 bis einschließlich 1999 Lehrkräfte mit sehr guter Beurteilung. Lehrkräfte des Beförderungsjahrgangs 1999 können damit erstmalig befördert werden. Bei der Auswahlentscheidung sollen bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung Studienrätinnen bevorzugt befördert werden, soweit Frauen gemäß § 4 Abs. 5 Chancengleichheitsgesetz in der Besoldungsgruppe A 14 nach dem jeweils geltenden Chancengleichheitsplan unterrepräsentiert sind. Darüber hinaus sind schwerbehinderte Menschen bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig zu berücksichtigen. Die Bezirksschwerbehindertenvertretung erhält eine Beförderungsübersicht mit Kennzeichnung der betroffenen schwerbehinderten Lehrkräfte.
Iris Fröhlich
4. Absenkung der A 14-Ausschreibungsquote auf 50 % Bei den Beförderungsmöglichkeiten nach A 14 werden seit dem Kalenderjahr 2006 an den Beruflichen Schulen und allgemeinbildenden Gymnasien 70 % aller A 14-Stellen im Ausschreibungsverfahren vergeben. Seitens vieler Kollegien wurde dieses A 14 Vergabeverfahren kritisiert, da vor allem Lebens- und Dienstältere aber auch Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeitsschwerpunkt im pädagogischen Bereich liegt, bei diesem Verfahren wenig berücksichtigt wurden. Dies thematisierten BLV und HPR BS mehrfach bei der ehemaligen und der neuen Amtsleitung des Kultusministeriums. Eine deutliche Absenkung der Ausschreibungsquote wurde gefordert. Nun entschied die Ministerin, ab dem kommenden Ausschreibungsverfahren zum 1. Mai 2012 die derzeitige Ausschreibungsquote von 70 % auf künftig 50 % abzusenken. Für BLV und HPR BS ist dies ein Erfolg und ein Schritt in die richtige Richtung. Zum 1. Mai 2012 sollen landesweit 219 Ausschreibungsstellen zur Verfügung stehen, die voraussichtlich wie folgt auf die Regierungspräsidien verteilt werden: RP Stuttgart = 78 Stellen RP Karlsruhe = 57 Stellen RP Freiburg = 45 Stellen RP Tübingen = 39 Stellen 5. Empfehlungen der Enquéte-Kommission in der konkreten Umsetzung Der BLV begrüßt außerordentlich, dass die Empfehlungen der Enquêtekommission des Landtags „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – Berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ nach und nach umgesetzt werden. Damit hat sich das Engagement vieler „Berufler“ gelohnt. Maßgeblich hat unser BLVEhrenvorsitzender Waldemar Futter, der
11
Aus der HPR-Arbeit als stimmberechtigtes Kommissionsmitglied und Sachverständiger mitarbeitete, zu dieser Stärkung der Beruflichen Schulen beigetragen. Der HPR BS wird im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit über die einzelnen Maßnahmen informiert, so z. B. über: 5.1 Zusätzliche Lehrerfortbildungsmittel für Schulen 1.000.000 Euro Mittel werden in 2011 für Lehrerfortbildung zur Verfügung gestellt. Damit soll die Eigenständigkeit beruflicher Schulen weiter gestärkt, aber auch die Qualität der dualen Ausbildung gesteigert werden. Zur weiteren Verbesserung der Fachkompetenz ihrer Lehrkräfte vor allem in der Berufsschule erhält die Schule ein Budget für schulbezogene Fortbildungsmaßnahmen, aus dem sie Mittel bei den Regierungspräsidien anfordern kann. Die Verteilung der Mittel auf die beruflichen Schulen erfolgt nach der Anzahl der Lehrkräfte und der dualen Ausbildungsberufe einer Schule. Dabei wird ein Sockelbetrag von 1.500,00 EUR in Anrechnung gebracht. Den Örtlichen Personalräten (ÖPR) empfehlen die BLV-Personalrätinnen und Personalräte dieses Thema mit ihren Schulleitungen zu erörtern, insbesondere die Verwendung ihres schulbezogenen Fortbildungsbudgets bzw. die schulbezogene Fortbildungsplanung anzusprechen. In diesem Zusammenhang ist die VwV „Leitlinien zur Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in BadenWürttemberg“ (K. u. U. 2006, Seite 244 und zuletzt geändert durch VwV vom 11.11.2009, K. u. U. 2009, Seite 223), insbesondere den Abschnitt IV. „Fortbildungsplan und Fortbildungsportfolio“ zu beachten. Bei der Auswahl der LFB-Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer hat der Örtliche Personalrat gemäß § 80 Abs. 1 Nr. 9 LPVG ein Mitwirkungsrecht. 5.2 Einführung der Fremdsprache Englisch im Pflichtbereich in der Berufsschule Schulen konnten einzelne Klassen der Berufsschule für diesen Schulversuch melden, der im Schuljahr 2011/12 anläuft. Mit Stand Ende Juli hatten sich 117 Schulen gemeldet, 755 Klassen sind beteiligt. Im Unterricht sollen Schülerinnen und Schüler auf die Prüfung zum KMK-Fremdsprachenzertifikat auf den Stufen I, II oder III (entsprechend den GER-Niveaus A2, B1 und B2).vorbereitet werden. Diese Prüfung kann freiwillig abgelegt werden. 5.3 Dualisierung der berufsvorbereitenden Schularten BVJ, VAB und BEJ Diese Empfehlung zielt darauf ab, dass zwei wöchentliche Praxistage verstärkt umgesetzt werden und durch eine Reduzierung von theorielastigem Unterricht insbesondere leistungsschwächere bzw. schulmüde Jugendliche neue Chancen für einen gelingenden Start ins Berufsleben erhalten sollen. Im Schuljahr 2010/11 führten bereits 355 Klassen (48 %) einen wöchentlichen Praxistag und 74 Klassen (10 %) zwei wöchentliche Praxistage durch. Das Kultusministerium hat Eckpunkte zur Durchführung der vorgesehenen Betriebstage erarbeitet. Die Dualisierung kann auch durch Blockpraktika erfolgen. Die Jugendlichen erhalten bei erfolgreichem Abschluss ein Abschlusszeugnis „Duales BEJ“ oder „Duales VAB“ und eine Praktikumsbescheinigung. 5.4 Einrichtung einer oder mehrerer Ganztagesklassen im Bereich BVJ/ VAB/BEJ und Kooperationsklassen Bei der Einführung der Ganztagesbeschulung stehen pro Ganztagesklasse zusätzlich fünf Lehrerwochenstunden
zur Verfügung. Im Schuljahr 2011/12 sind für die Einrichtung von 250 Ganztagesklassen in diesem Bereich insgesamt 50 Deputate eingeplant. Darüber hinaus wurde politisch beschlossen, dass in den o. g. Bildungsgängen auch Pädagogische Assistenten eingesetzt werden können. Diese sollen, wie im Bereich der Werkrealschule/Hauptschule und der Grundschule, Lehrkräfte und Schüler/ innen im Unterricht unterstützen. 5.5 Modellversuch Ganztagesförderung im Berufskolleg I Ein zweijähriger Modellversuch soll erproben, in wieweit es gelingen kann, die Schüler/innen durch ein optimiertes Unterrichts- und Förderangebot in den zentralen Zielkompetenzen der kaufmännischen, technischen oder pflegerischen BK I zu stärken und auch ggf. einschränkende Einflüsse ihrer sozialen und kulturellen Herkunftmilieus auszugleichen. Zur Umsetzung der Ganztagesförderung erhalten die Schulen fünf Lehrerwochenstunden. Der Modellversuch wird landesweit an insgesamt 100 Klassen durchgeführt. 5.6 Projektarbeit im Einjährigen Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife Geplant ist die Einführung der Projektarbeit in Form eines Schulversuches im Schuljahr 2011/12 mit 250 Klassen. Konkret sollen alle Klassen des einjährigen Berufskollegs zum Erwerb der Fachhochschulreife und weitere 50 Klassen der einjährigen Berufskollegs II einbezogen werden. Ziel ist es, wichtige Kompetenzen wie „Arbeiten im Team“, „Selbstgesteuertes Lernen“, „Zeitmanagement“, „Präsentieren vor Zuhörern“ zu fördern und die Schüler/innen auf die steigenden Anforderungen in Beruf oder Studium vorzubereiten. Iris Fröhlich
Fachleute für berufliche Bildung sind im BLV.
12
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Pressearbeit
Berufsschullehrerverband (BLV) zur Lehrerausbildung: Universitäten leisten hervorragende Arbeit zur fachwissenschaftlichen und pädagogischen Ausbildung der Lehrkräfte Eine Trennung der Lehrerausbildung in eine universitäre fachwissenschaftliche Ausbildung und ein pädagogisches Begleitstudium an einer pädagogischen Hochschule würde dem Bildungsauftrag der Gymnasien und der beruflichen Schulen nicht gerecht Keine Einheitsausbildung der Lehrkräfte und deshalb auch kein Einheitslehrer
Stuttgart, 25.05.2011
Die Vorsitzende des Berufsschullehrerverbandes (BLV) Margarete Schaefer forderte am Mittwoch (25.05.2011) die neue Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) eindringlich auf, ihre Gedankenspiele zur Aufteilung der Ausbildung der wissenschaftlichen Lehrkräfte auf Universitäten und pädagogische Hochschulen unverzüglich einzustellen. An den beruflichen Schulen des Landes würden jährlich mehrere Hundert gymnasial ausgebildete Lehrkräfte eingestellt, die nach universitärem Studium und Referendariat hervorragend auf ihre Aufgabe vorbereitet seien. Nach Orientierungspraktikum, Praxissemester, pädagogisch-psychologischen Studienveranstaltungen an den Universitäten und dem 18-monatigen Vorbereitungsdienst an den Schulen des Landes seien die jungen Pädagogen sowohl fachwissenschaftlich als auch erziehungswissenschaftlich bestens auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Die pädagogischen Hochschulen des Landes seien auf die Ausbildung der Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen spezialisiert. Ein Verzicht oder eine Reduzierung der universitären Ausbildung der beruflichen gymnasialen Lehrkräfte hätte eine Qualitätsminderung zur Folge, die angesichts der rasanten Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Technik nicht zu vertreten und nur ideologisch begründbar wäre, so Margarete Schaefer. Wenn man die pädagogische Ausbildung der Lehrkräfte verbessern und praxisnäher ausgestalten wollte, sollte man wieder zu einem zweijährigen Vorbereitungsdienst an den Schulen des Landes zurückkehren. Wir wollen keine Einheitsausbildung, weil sie unseren Kindern und Jugendlichen nicht gerecht werden würde und deshalb auch keinen Einheitslehrer, so Margarete Schaefer abschließend.
Bildungsaufbruch findet ohne Berufliche Schulen statt Keine Förderung für leistungsstarke SchülerInnen geplant Einheitsschülern folgen Einheitslehrer Stuttgart, 04.07.2011 Mit großer Enttäuschung musste der BLV beim Forum der SPD-Landtagsfraktion am 02.07.2011 „Chancen der Schulentwicklung durch die neue Landesregierung“ zur Kenntnis nehmen, dass der Bildungsaufbruch wohl ohne die beruflichen Schulen stattfinden wird. Und das, obwohl im letzten Jahr die Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Ausund Weiterbildung“ gefordert hat, die „Sicherung und Optimierung der beruflichen Schulstandorte frühzeitig in den Blick zu nehmen“. „Planspiele, die in den kommenden Gemeinschaftsschulen alle weiterführenden Abschlüsse und verstärkt eine berufliche Orientierung vorsehen, lassen die Alarmglocken läuten“ – so Margarete Schaefer, Vorsitzende des Verbandes für Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg (BLV). Der wirtschaftliche Erfolg Baden-Württembergs ist nicht zuletzt dem differenzierten und leistungsstarken beruflichen Schulwesen zu verdanken; die Maxime „Kein Abschluss ohne Anschluss“ wird hier mit beachtlichem Erfolg und Engagement gelebt und ermöglicht – inklusive individueller Förderung. Der Begriff ist keine Erfindung des Jahres 2011. Trotz aller Beteuerungen, dass keine Schulart schlechter gestellt werden soll, ist zu befürchten, dass Ressourcen in Form von Lehrerstellen und Fortbildungsmitteln in großem Umfang umgeleitet werden, um die Gemeinschaftsschule zwingend zum Erfolgsmodell zu machen. Schwächere Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschulen sollen – völlig zu Recht – individuell gefördert werden; wo aber bleiben die Leistungsstärkeren in diesem System? Sind sie nicht vorgesehen? Oder ist deren Förderung nicht vorgesehen? Der BLV fordert: - Bestandsgarantie für berufliche Vollzeitschularten - Informationsrecht in den Klassen 7, 8 und 9 der HS, WRS und Gemeinschaftsschule - Berufliche Orientierung an beruflichen Schulen
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
13
Pressearbeit 07.11 Presseecho auf PM vom 04.
Mannheimer Morgen
STUTTGART: Geld für Schulmodell
Berufsschulen fürchten Pläne von Grün-Rot
en Landesregierung ihre (lsw) Die Berufsschulen im Südwesten fürchten, dass unter der grün-rot werden. et umgeleit ulen Mittel an die Gemeinschaftssch Womöglich weniger Geld odell machen, mutmaßte Die Regierung wolle die Gemeinschaftsschule zwingend zum Erfolgsm fordere man eine BeDeshalb Montag. am rg der Berufsschullehrerverband Baden-Württembe le kritisch, in GePlanspie sieht Verband Der chulen. Vollzeits en beruflich die standsga rantie für Orientierung ane beruflich verstärkt und meinschaftsschulen alle weiterführenden Abschlüsse zubieten. Drohende Konkurrenz Abschluss führt, sowie das Damit erhielten die zweijähr igen Berufsfachschule, die zum mittleren enz. An beruflichen Konkurr mündet, ife zweijähr ige Berufskolleg, das in die Fachhochschulre 000 Schüler unter369 als mehr derzeit BLV des Angaben nach werden en Schulen im Südwest richtet. 6,6222402 http://www.mainpost.de/regional/main-tauber/Geld-fuer-Schulmodell;art2152
14
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Hauswirtschaft, Pflege, Sozialpädagogik, Landwirtschaft Bundesring Landwirtschaftlicher Berufsschullehrer:
Tagung in Borken/NRW
Günter Denninger
Die Tagungsteilnehmer vor der Landwirtschaftlichen Berufsschule in Borken
Vertreter der in den Landesverbänden organisierten agrarwirtschaftlichen Lehrer trafen sich zu ihrem jährlichen Treffen im Münsterland, um länderübergreifend Entwicklungen in der Ausbildung anzustoßen. Beim intensiven Gedankenaustausch können viele Anregungen ins eigene Bundesland mitgenommen werden. Im vergangenen Jahr ist es dem Bundesring gelungen, das Thema „Harmonisierung der Lehrpläne“ in die verschiedenen Ländergremien (Berufsbildungsausschüsse der Länder, KMK) einzubringen. Allerdings sehen weder die KMK noch die Kultusministerien dringenden Handlungsbedarf. Inzwischen wird allerdings die Neuordnung des Ausbildungsberufes „Landwirt/in“ diskutiert, auch vom Deutschen Bauernverband. Unabhängig von einer Neuordnung der Ausbildung hat der Bundesring Landwirtschaftlicher Berufsschullehrer zur zukünftigen Aufgabe der Berufsschule folgende Position erarbeitet: Die Berufsschule soll weiterhin eine breite Grundbildung anstreben und die bundesweite Harmonisierung der Bildungspläne muss rasch erfolgen.
Im Einzelnen bedeutet dies: mind. 2/3 breite, naturwissenschaftliche Grundbildung, die die enge Verknüpfung der Landwirtschaft mit unserer natürlichen Lebensumwelt herausarbeitet und die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion betont. Dabei ist u.a. auch die flächenabhängige Tierproduktion zu thematisieren die Möglichkeit zur Spezialisierung bzw. Regionalisierung soll in der Fachstufe II durch Schwerpunktsetzung ermöglicht werden weitere Stärkung der Wirtschaftskompetenz und der betriebswirtschaftlichen Kompetenz Förderung der Allgemeinbildung Erwerb von Handlungskompetenzen für Auszubildende im Bereich des Wissenserwerbs und der Wissensverarbeitung („LERNEN LERNEN“) Kompetenzerweiterung, z.B. im Bereich Kommunikation, Präsentation, Teambildung, usw. Die Harmonisierung der Lehrpläne durch länderübergreifende Abstimmung oder durch Neuordnung des Ausbildungsberufes.
Der Bundesring wird diese Position bei der geplanten Fachtagung des Deutschen Bauernverbandes mit landwirtschaftlichen Berufsschullehrern aus dem gesamten Bundesgebiet im Dezember 2011 vortragen. Im weiteren Tagungsverlauf berichteten die Ländervertreter über Entwicklungen in ihrem Bundesland. Während die westlichen Länder konstante bis leicht sinkende Schülerzahlen im Agrarbereich meldeten, zeigte sich vor allem in Mecklenburg-Vorpommern ein rapider Rückgang der Ausbildungszahlen (seit 2000 Halbierung der Schülerzahlen im Agrarbereich). Aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge rechnet man auch in den anderen Bundesländern damit, dass sich in Zukunft weniger Jugendliche für eine Ausbildung im Agrarbereich entscheiden. Den landwirtschaftlichen Berufsschulen kommt – bedingt durch ihren engen Kontakt zu den Betrieben, ihrer starken Verwurzelung in der jeweiligen Region sowie ihrem Bestreben Schulstandorte zu erhalten – eine besondere Rolle in der Nachwuchsgewinnung zu. Besorgt zeigen sich die Kollegen über den Lehrernachwuchs im Agrarbereich; nur wenige und z.T. nicht geeignete Bewerber sind auf dem Markt. In diesem Bereich sieht der Bundesring dringenden Handlungsbedarf in den Bundesländern. In Baden – Württemberg und Bayern wurden an den agrarwissenschaftlichen Hochschulen in Nürtingen bzw. Triesdorf duale Studiengänge eingerichtet. 14 Monate Praxis vor dem Studium und 10 Monate während der Semesterferien ermöglichen den Studenten die Teilnahme an der Abschlussprüfung im Beruf Landwirt. Das bedeutet, das Studium schließt eine Berufsausbildung mit ein. Die nächste Tagung findet im April 2012 in Bad Kreuznach statt.
Schulleiter Josef Brinkhaus (2. von rechts) führt durch die gut ausgestattete Lehrwerkstatt
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Günter Denninger
15
Fachbereich Hauswirtschaft, Pflege, Sozialpädagogik, Landwirtschaft
Projekt Integra Ein Bildungsprojekt der Johanna-Wittum-Schule und der VHS Pforzheim/Enzkreis Projektbeschreibung INTEGRA ist ein Kooperationsprojekt der Volkshochschule Pforzheim-Enzkreis und der Johanna-Wittum-Schule Pforzheim. Es ist ein Bildungsprojekt für Frauen mit Migrationshintergrund und deren Kinder im Vor- und Grundschulalter. Unter dem Motto „Bildung mit Betreuung und Betreuung mit Bildung“ wurde es durch die enge Verzahnung beider Bündnispartner für Bildung möglich, „Bildung vor Ort“, d.h. an Grundschulen, für Migranten-Mütter und deren Kinder anzubieten. Das Projekt startete zum Schuljahr 2008/09 und wird mittlerweile an zwei Standorten durchgeführt – jeweils mit zwei Niveaugruppen. Die Mütter lernen an zwei Nachmittagen pro Woche gemeinsam; zeitgleich werden ihre Kinder in Kleingruppen von ausgebildeten ErzieherInnen betreut und gezielt gefördert – unterstützt von Schülerinnen der Johanna-Wittum-Schule. Diese finden hier als angehende Erzieherinnen ein weiteres Praxis-Lernfeld und bereichern die Bildungsarbeit mit den Kindern durch aktuelle Konzepte aus der ErzieherInnen-Ausbildung (z.B. InfansKonzept und Orientierungsplan). Hintergrund – Bildungsbedarf Die Rolle der Eltern – insbesondere der Mütter – für den Spracherwerb und die Bildungsbiografie ihrer Kinder ist nicht hoch genug einzuschätzen. Für Mütter mit Migrationshintergrund stellt die Förderung und Begleitung ihrer Kinder bei der schulischen Entwicklung eine besondere Herausforderung dar. Sprachdefizite erschweren den Dialog mit der Schule und führen nicht selten zu Berührungsängsten mit Institutionen; mangelnde Kenntnisse über das deutsche Schulsystem erschweren Anschlüsse auf weiterführende Schulen und fehlende Kinderbetreuung verhindert die Teilnahme von Müttern an Deutschkursen. Mit den zeitgleich von ErzieherInnen durchgeführten Bildungsaktivitäten findet über Wahrnehmungs-, Koordinations-, Bewegungs- und Kommunikationsspiele eine ganzheitliche, spielerische Förderung statt, die gezielt sprachlich von den ErzieherInnen begleitet wird,
16
ebenso über kreative und feinmotorische Aktivitäten. Die durchgeführten Bildungsaktivitäten sind besonders an der Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder orientiert. Mit den zeitgleich durchgeführten Bildungsaktivitäten für Mütter und deren Kinder lädt das Projekt Mütter in das „gemeinsame Bildungsangebot“ ein. Dem Einsatz zweisprachiger Vermittler, den sogenannten „Bildungsmentoren“ an den jeweiligen Grundschulen, kommt bei der Gewinnung der Mütter eine besondere Bedeutung zu, weil sie eine wichtige Brückenfunktion zu den Familien bilden. Zum Konzept gehört auch, dass die ErzieherInnen der Johanna-Wittum-Schule oft selbst über einen Migrationshintergrund verfügen und somit eine hohe interkulturelle und mehrsprachige Kompetenz mitbringen. Ziele des Projekts Allgemeine Ziele Förderung der Integration und Lernbereitschaft von Menschen mit Migrationshintergrund Förderung der Chancengleichheit durch Bildung Förderung der Lernkultur in den Familien Förderung des Dialogs zwischen Schule und Eltern, Kindern und Eltern ausländischer und deutscher Herkunft Grundschule als Ort vernetzter Bildungsaktivitäten Kooperation und enge Verzahnung verschiedener Bündnispartner für Bildung Lernfeld für die ErzieherInnen als MultiplikatorInnen der Johanna-WittumSchule Ziele für Mütter Erweiterung der deutschen Sprachkenntnisse Gleichzeitige Betreuung ihrer Kinder Vermittlung von Informationen über das deutsche Schulsystem Vermittlung von Lerntechniken und – strategien Entwicklung der Fähigkeit, das eigene Kind beim Lernen zu unterstützen Bildung als Mehrwert erkennen und
Susanne Schorer
Bildungseigenverantwortung wecken Stärkere Beteiligung am Schulleben ihrer Kinder Ziele für Kinder Förderung der Kinder durch qualifizierte ErzieherInnen Individuelle Förderung durch Bildungsaktivitäten, insbesondere des deutschen Spracherwerbs unter Einbeziehung der Muttersprache Unterstützung der (vor-)schulischen Sozialisation von Migrantenkindern Verbesserung der schulischen Chancengleichheit Senkung von Zugangsschwellen zu etablierten Bildungseinrichtungen in Pforzheim Methoden Einsatz von muttersprachlichen „Bildungsmentoren/-mentorinnen für die Gewinnung der Mütter Anknüpfen an die Lebenswelt und die der individuellen Ressourcen der Teilnehmenden Einbeziehung des konkreten Bedarfs der Grundschule Kommunikations- und handlungsorientierte Bildungsaktivitäten Orientierung am europäischen Referenzrahmen für das Sprachenlernen (GER) LehrerInnen und ErzieherInnen als LernbegleiterInnen, nicht als Be-Lehrende erfahren Entdeckendes Lernen, Freude am und beim Lernen Einbinden externer Lebensräume (etablierte Bildungseinrichtungen in Pforzheim besuchen) „Lernen am Modell“ für Mutter u. Kind Kontinuierlicher Austausch zwischen ErzieherInnen, LehrerInnen, Praktikanten/Praktikantinnen und „Bildungsmentoren/-mentorinnen“ Alleinstellungsmerkmale des Projekts Zeitfenster auf Familien abgestimmt Bildung vor Ort (im selben schulischen BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Hauswirtschaft, Pflege, Sozialpädagogik, Landwirtschaft Kontext wie die Kinder) Direkte Auswirkung auf das Schulleben Aufbau einer Lernkultur in den Familien Kinderbetreuung mit Altersspanne von 0 - 10 Jahren Abbau von Schwellenangst bei den Müttern vor der Schule und anderen Institutionen Kostenfreie Bildungsmaßnahme (während Kostenbeitrag für Integrationskurs 100,- EUR pro Modul beträgt, wenn der Ehemann erwerbstätig ist) Finanzierung INTEGRA möchte ein für die Familien kostenfreies Bildungsangebot sein. Für das erste Jahr konnten Spendengelder der Jakob & Rosa Esslinger-Stiftung Pforzheim gewonnen werden. Im zweiten Schuljahr übernahm die Stadt Pforzheim die Finanzierung an zwei Schulen für je zwei Müttergruppen und je eine Kindergruppe. Die durch die große Anzahl der Kinder notwendig gewordenen zusätzlichen Kindergruppen konnten durch weitere Spenden der Jakob & Rosa Esslinger-Stiftung sowie des Rotary-Clubs Pforzheim-Schlossberg gedeckt werden. Für das Schuljahr 2011/12 kann das Projekt durch einen erneuten positiven Beschluss des Gemeinderats weiterhin an zwei Grundschulen angeboten werden.
Bisherige Auswertung Zeitrahmen Der zeitliche Rahmen mit zwei Nachmittagen pro Woche hat sich bewährt. Die Mütter und deren Kinder kommen gern und regelmäßig; für einige Mütter war der Kurs Anlass, andere Mütter ebenfalls zur Teilnahme anzuregen oder einen Integrationskurs zu besuchen. Lernzuwachs Ein Vergleich der Sprachstandserhebungen in den Gruppen zu Beginn und am Ende des Schuljahres zeigt bei allen Frauen eine signifikante Verbesserung der deutschen Sprachkenntnis. Ein Teil der Frauen musste zunächst alphabetisiert werden. Für diese Gruppe wäre eine langfristige Förderung wichtig. INTEGRA ist für die Mütter nicht nur ein Projekt um Deutsch zu lernen, sondern eröffnet den Frauen auch die Möglichkeit, sich über Alltags- und Familienfragen auszutauschen und weiterzubilden. Die Altersspanne von 0 – 10 Jahren ist für die Gruppe bereichernd und übt einen rücksichtsvollen Umgang zwischen „Groß und Klein“ verschiedener Nationalitäten ein. Die Kinder erleben in der Kindergruppe ein gelungenes interkulturelles Miteinander, bei dem die Sprache zur Ver-
ständigung Deutsch ist. Die Schulkinder berichten von ihren Lernerfolgen in den Klassenarbeiten. Auswirkungen auf das Schulleben Im Kontakt mit der Schule zeigten sich die Frauen nach einiger Zeit selbstsicherer, aufgeschlossener und mutiger, Schwellenängste wurden abgebaut und der Kontakt zu den Lehrkräften intensivierte sich. Das Interesse an den Hausaufgaben der Kinder stieg und die Mütter konnten helfen. Resümee und Ausblick Das Konzept des INTEGRA-Projekts hat sich bewährt, die Nachfrage seitens der Mütter ist weiterhin vorhanden. Angesichts des vermehrten Zuzugs von irakischen Familien in Pforzheim wäre ein Ausbau an denjenigen Schulen zu empfehlen, an denen eine Vielzahl von irakischen Kindern unterrichtet wird. Denkbar wäre auch ein Ausbau des Projekts an Kindertagesstätten. Hierdurch könnten Kosten eingespart werden, wenn INTEGRA-Kinder in bestehenden Gruppen der Kitas gefördert werden könnten. Ein weiterer Vorteil wäre es, wenn Mütter und ihre Kinder noch frühzeitiger erreicht werden könnten. Susanne Schorer
Nachruf Wir trauern um Herrn OStR a.D. Siegfried Werner. Herr Werner verstarb am 29.07.2011 im Alter von 66 Jahren, für uns überraschend, nach kurzer schwerer Krankheit. Sein verdienter Ruhestand war ihm lediglich ein Jahr vergönnt. Der Verstorbene hat sich jahrzehntelang in den Dienst der Verbandsarbeit gestellt. Zunächst 1992 als Schriftführer des VHL Bezirk Nordbaden, zusätzlich ab 2000 als Schriftführer des Landesverbandes. Nach der Fusion der Berufsschullehrerverbände im Jahr 2007 blieb er Schriftführer des Fachbereichs HPSL bis zum Ende seines Berufslebens. Darüber hinaus machte er sich einen Namen als „unser Webmaster“, weil ihm die Gestaltung und Betreuung der Homepage des VHL und HPSL oblag. Im BLV engagierte er sich zusätzlich im Referat „Allgemeine Bildung“ und setzte sich für eine Stärkung der Fächer Physik und Mathematik an beruflichen Schulen ein.
Siegfried Werner
Wir schätzten ihn als ruhigen, kompetenten, freundlichen und hilfsbereiten Kollegen und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Rita Weber
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
17
Fachbereich Kaufmännische Bildung
Schulleiterinnen und Schulleiter diskutieren über die Situation der Kaufmännischen Berufskollegs Noch vor den Sommerferien diskutierte in Stuttgart im Hause der Signal-Iduna der Arbeitskreis der BKII-Schulleiterinnen und Schulleiter des Fachbereichs Kaufmännische Bildung des BLV mit dem Kultusministerium die derzeitige Situation und künftige Entwicklungen in den Berufskollegs. Der stellvertretende BLV-Vorsitzende und Vorsitzende des Fachbereichs Kaufmännische Bildung, Herbert Huber, begrüßte im Namen des BLV-Vorstands rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sein besonderer Willkommensgruß galt Frau Ministerialrätin Rothenhäusler – Kultusministerium, Leiterin des Referats 44 „Berufskollegs“ - und ihrem Mitarbeiter, Herrn Studiendirektor Noack. Aus dem geschäftsführenden Vorstand des BLV waren Frau Hollwedel, Referatsleiterin Kaufmännische Bildung, Herr Kleinböck und Herr Herrling anwesend. Schwerpunkt der Arbeit der vorausgegangenen Arbeitskreissitzungen bildete die Reform des Berufskollegs im Blick auf den systematischen Ausbau zum Erwerb der Fachhochschulreife mit verbesserten Übergangsmöglichkeiten in die Berufsoberschule. Im Ergebnis war dies eine Aufwertung der Berufskollegs, schließlich können Schülerinnen und Schüler nach zwei Jahren die Fachhochschulreifeprüfung und nach einem wei-
teren Jahr an der Berufsoberschule die Abiturprüfung ablegen. Diese Reform gelang. Inzwischen sind nach Meinung von Herbert Huber die Sorgen der Schulen mit Berufskollegs nicht kleiner geworden. So hörte man von der Absicht, dass jede berufliche Schule im Wege der Standortsicherung einen Bildungsgang anbieten müsse, der zur Hochschulreife führt. Bei den Hinweisen zur grundsätzlich erfreulichen Entwicklung der Schüler- und Klassenzahl der Beruflichen Gymnasien wurden die Berufskollegs und ihr erfolgreicher Beitrag zur beruflichen Bildung vergessen. Sie werden im Koalitionsvertrag der GRÜN-ROTEN Landesregierung nicht erwähnt. Deshalb sind die Leistungen der Berufskollegs besonders herauszustellen und in Politik / Wirtschaft / Verwaltung darauf aufmerksam zu machen. Friedrich Graser als Tagungsleiter begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenfalls ganz herzlich. Er bat um Verständnis dafür, dass wegen der begrenzten Platzverhältnisse zu dieser Tagung in erster Linie die Kolleginnen und Kollegen der Berufskollegschulen eingeladen worden seien, die kein Wirtschaftsgymnasium an ihrer Schule anbieten könnten. Vorab informierte Herr Eichert von der Signal-Iduna in seinem Grußwort über
die in den letzten zehn Jahren beschlossenen Gesetzesänderungen zur Beamtenversorgung, die insgesamt eher zu Verschlechterungen geführt hätten. Er bot an, bei Veranstaltungen neutrale Fachvorträge über verschiedene Themen zur Versorgung zu halten. Friedrich Graser gab zunächst eine Stellungnahme ab. Situation der Schulen mit kaufmännischen Berufskollegs Im Jahr 2009 wechselten nach Angaben des Kultusministeriums 32,4 % der Realschulabsolventinnen und –absolventen auf Berufliche Gymnasien, 49,2 % auf Berufskollegs, rund 18 % begannen eine duale Ausbildung. Gegenwärtig besuchen 45.436 Schülerinnen und Schüler in 1.860 Klassen ein Berufskolleg. Die Gymnasien werden gegenwärtig von über 50.000 und die Berufsfachschulen von 27.000 Schülern besucht. In aller Regel hat bislang das Angebot an gymnasialen Schulplätzen nicht ausgereicht, um die Nachfrage zu decken. Dies führte dazu, dass weiterbildungsinteressierte Realschulabsolventinnen und –absolventen auf Berufskollegs ausgewichen sind, um zumindest die Fachhochschulreife erwerben zu können. Elternvertretungen, Opposition und Lehrerverbände fordern schon lange und immer vehementer, das Schulplatzangebot an den beruflichen Gymnasien deutlich auszuweiten. Mehrere Faktoren führen nach Ansicht von Friedrich Graser zu einer starken Veränderung der Bildungslandschaft in Baden-Württemberg:
Schulleiterinnen und Schulleiter beim BKII-Treffen des BLV
18
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Kaufmännische Bildung
Im Vordergrund: OStD Becker und OStD Czychi im Meinungsaustausch
Der politische Wille aller im Landtag vertretenen Parteien ist es, jedem Realschulabsolventen einen Platz am beruflichen Gymnasium anbieten zu können. Im Regierungsprogramm der neuen Koalition wird darüber hinaus sogar angekündigt, für alle zugangsberechtigten Bewerberinnen und Bewerber einen Rechtsanspruch auf Zugang zu einem beruflichen Gymnasien zu schaffen. Die Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ gibt die Handlungsempfehlung eines weiteren bedarfsgerechten Ausbaus der beruflichen Gymnasien. Die flächendeckende Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat das Interesse der Öffentlichkeit an einem Bildungsweg über die Realschule und das berufliche Gymnasium zur Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) zu gelangen, deutlich erhöht. Die frühere Landesregierung hat für
das kommende Schuljahr 100 zusätzliche BG-Klassen genehmigt und 17 neue Standorte für Berufliche Gymnasien eingerichtet. Aufgrund des unzureichenden Angebots öffentlicher beruflicher Gymnasien eröffnen immer mehr private Anbieter berufliche Gymnasien. Sowohl die Industrie- und Handelskammern als auch die Handwerkskammern wollen den Anteil der Realschulabsolventen, der in die duale Berufsausbildung wechselt, deutlich erhöhen. Dementsprechend soll der Übergang zu den Berufskollegs reduziert werden. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist in den nächsten 10 Jahren mit einem Schülerrückgang von 20 %, innerhalb der nächsten 20 Jahre mit 30 % zu rechnen. Dieser Schülerrückgang wird dazu führen, dass insbesondere im ländlichen Raum die Kommunen Gemeinschaftsschulen einrichten. Um sie
Im Vordergrund: OStD Graser und OStD’in Kailbach-Siegle. Im Hintergrund: OStD Kleinböck und Frau Fröscheis (RPF)
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Frau MR’in Rothenhäusler (KM) beim Vortrag über die Zukunft der Berufskollegs
auch für potentielle Gymnasiasten attraktiv zu machen, dürften viele Gemeinschaftsschulen mit einer gymnasialen Oberstufe ausgestattet werden. Nach den Empfehlungen der Enquêtekommission soll künftig jeder Berufsschüler die Fachhochschulreife als Zusatzqualifikation erwerben können. All dies wird zur Folge haben, dass die Nachfrage nach Schulplätzen im Berufskolleg stark abnehmen und die Nachfrage nach Plätzen am Beruflichen Gymnasium weiter steigen wird. Nachdem die Haupt-/Werkrealschule künftig in jedem Fall nach Klasse 10 endet und die Werkrealschule nicht mit den beruflichen Schulen zusammenarbeiten soll, werden auch in den Berufsfachschulen die Schülerzahlen dramatisch abnehmen. Folgende Handlungsalternativen für die BK-Schulen könnten erwogen werden: das BK aufgeben und auf ein BG setzen, das BK als Schule für schwächere Real- und Werkrealschüler zu profilieren (individuelle Förderung, Ganztagesschule, Senkung der Anforderungen ...), verstärkt auf Sonderformen des BKs setzen, die auch attraktiv für gute Realschüler sind (BK Fremdsprachen, Wirtschaftsinformatik, neue Formen, z.B. Internationales BK o.ä.). Für die Schulentwicklung einer beruflichen Schule ist die Verbindung einer Berufsschule mit einer Oberstufe unverzichtbar. Die Berufskollegs und Berufli-
19
Fachbereich Kaufmännische Bildung
OStD Czerny und StD Noack (KM)
chen Gymnasien profitieren von der engen Verbindung der Berufsschule mit der Wirtschafts- und Arbeitswelt, die Berufsschule von der Wissenschafts- und Fremdsprachenorientierung des Berufskollegs und der beruflichen Gymnasien. Besondere Zusatzqualifikationen wie Internationales Wirtschaftsmanagement oder Fremdsprachenangebote in der Berufsschule sind nur leistbar, wenn auch die entsprechenden Lehrkräfte an der Schule vorgehalten werden können. Im Anschluss an dieses Statement berichtete Frau Rothenhäusler über die aus ihrer heutigen Sicht geltenden Perspektiven des kaufmännischen Berufskollegs: Wesentliches Element der Koalitionsvereinbarung 2011 – 2016 sei die Forderung „Ausbildung für alle“. Dazu gehören die Systematisierung der Wege zum Ausbildungsabschluss, die Reform des Übergangssystems, insbesondere durch Anerkennung von teilschulischen und schulischen Ausbildungszeiten durch die Kammern, der Ausbau weiterer Modelle zum ausbildungsbegleitenden Erwerb der Fachhochschulreife, die Einführung der Kammerprüfung für die Berufskollegs mit einem früher als „Verzahnung“ bezeichneten
OStD Kleinböck und OStD Becker – eine letzte Botschaft zum BKII
Organisationsmodell, die Schaffung subsidiärer, betriebsnaher Ausbildungsgänge mit Kammerprüfung bei unzureichendem Ausbildungsplatzangebot. Diese Elemente werden auch vom Expertenrat „Herkunft und Bildungserfolg“ unterstützt. Frau Rothenhäusler zeichnete folgende Perspektiven für die Berufskollegs auf: Die Berufskolleg-Verzahnung sollen wiederbelebt und weiterentwickelt werden, so auch durch gestuftes Angebot von Ausbildungsinhalten, Einführung eines Praxistags für diese Modelle, für den Erwerb der Fachhochschulreife sollen Zusatzprogramme eingerichtet werden, in diesem Sinne sollen Gespräche mit den Kammern wieder aufgenommen werden. Im Anschluss an diese Ausführungen ergab sich eine rege Diskussion über die Folgen dieser Entwicklungen und Forderungen. So wurde darauf hingewiesen, dass verschiedene Geschwindigkeiten mit verschiedenen Zielen für die Berufskollegs angemessen wären. Die Einführung von Ganztagsschulprogrammen für Berufskollegs wird nicht als sehr
zielführend angesehen, da dies viele Schüler nicht bräuchten und wollten, insbesondere in nicht großstädtischen Regionen. Letztlich wurde ein Positionspapier zu den Qualitätsmerkmalen der Kaufmännischen Berufskollegs erarbeitet. Dieses Papier wurde von den Anwesenden einstimmig gebilligt. Unter dem Tagungsordnungspunkt Verschiedenes wies Herbert Huber auf die Notwendigkeit hin, für die Wirtschaftsschulen Unterstützungsinitiativen zu ergreifen. Er bezeichnete die beruflichen Schulen als „Schulen der Übergänge und Weiterführung“. Ein besonderer Dank galt nochmals Frau Rothenhäusler und Herrn Noack für ihre Kooperationsbereitschaft und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für deren konstruktive Mitwirkung. Der Flyer mit den „Qualitätsmerkmalen der Kaufmännischen Berufskollegs“ und den „Stimmen aus der Wirtschaft“ ist auf der nächsten Seite abgedruckt. Auf der Internetseite des BLV, Fachbereich Kaufmännische Bildung, können Sie den Flyer im PDF-Format abrufen. Erich Herrling Stimmen aus der Wirtschaft zur Bedeutung der Kaufmännische n Berufskollegs
Hinweis
„Die Kaufmännischen Berufskollegs erfüllen tion im Übergang für uns eine Gelenkfu ins Duale System. nkeine effiziente Symbiose der Qualifi Sie bilden mit dem Dualen System Versandhaus Klingel zierung junger Menschen“ Pforzheim GmbH Ausbildungsleiterin & Co KG; Iris Ruggaber
„Wir hatten in den letzten Jahren eine Auszubildende, bildung in der Julius-Springer-Sc hule das Berufskol die vor ihrer AusSie war eine gute, leg absolviert sehr hat. bestandener Abschlus interessierte Auszubildende, die wir gerne nach sprüfung übernom „Wichtig sind die Vorbereitung in men haben. Gerade Kompetenzen, den die die Schüler durch die erwerben. Wir und Kontrolle und entsprechenden Unterrichtsfächern in den bilden Betriebswirtschaft wie Steuerung Lernprozessbegleitu nach der Methode der arbeitspla Berufskollegs Wissen in die fiel es ihr leicht, ng aus, die Selbststä tzintegrierten Praxis umzusetz das theoretische Selbststeuerung en. Ab Septembe ndigkeit, Eigenvera weitere Auszubild und Eigenreflexion r 2011 ntwortung, ende weise direkt von erfordert. Schüler, Springer AG; Human aus dem Berufskolleg übernehm werden wir eine der Realschule die beispielsen.“ Resources Developm kommen, haben oft noch nicht. ent; Simon Groß Auch haben die diese Kompeten Schüler, die vom zen eine gewisse persönlic „Absolventen des Berufskol Berufskollegs II bildenden die Arbeit he Reife, die ihnen die Ausbildun leg kommen, sind bei MVV Energie Bewerber. Ihre g erleichtert. Wir kaufmännischen gern gesehene kolleg, weil sie nehmen gerne Schülerund uns AusVorkennt nigen die Einarbeit bereits vom Berufsung in den Fachbere nisse erleichtern und beschleuschule und im AusbildunKenntnisse vorweisen, die Ausbildungsziel ichen, wodurch sie in der Berufsschneller erreicht gsalltag in unserem insgesamt das Deutsche Telekom werden kann.“ MVV Energie; Johanna Unternehmen brauchen AG; Ausbildungsleiter ” Jürgen Oerther Competence Center Emrich Human Resource „Unsere Erfahrung s / Ausbildung en bestätigen nachhalti BK1 und BK2 für „Wir, die Schenker eine anspruchsvolle g, dass Absolventen aus dem Deutschland AG bereitet sind und duale Ausbildun solventen des Berufskol in Villingen, stellen eine g sehr gerne Ablegs ein, da wir im Bereich Englisch hohe Ausbildungsreife mitbringe bestens vorhohe bei Qualifi diesen n. kation Insbesondere jungen und ein fundierte wichtige berufsrele und Betriebswirtschaftslehre nen. Die Auszubild s schulisches Wissen Menschen eine werden in den vante Kenntniss enden mit Vorkennt feststellen könBKs e Rutronik GmbH ben es deutlich nissen aus den & Co KG, Pforzheim vermittelt.“ einfacher Berufskollegs ha; Ausbildungsleiterin Spektrum der Anforderu bei der Berufsausbildung, Christina Gruber da bereits ein breites ng abgedeckt wird“ „Bei den Absolven Carsten Brunner, ten von Berufskol Geschäftsleiter bessere praktisch legs ist insbesond der Schenker AG e Verständnis ein Deutschland in ere das oft Vorteil zu „normale Die Schüler erhalten Villingen n“ Abiturienten. Einblicke in BWL einem allgemein bildenden Gymnasiu und Wirtschaftsenglisch, was an großer Vorteil dieser m nicht gegeben Stimmen ist, Absolventen. Auch dies ist ein von Schülern der oft in Berufskol der Umgang mit Kaufmännischen legs mehr trainiert dem PC wird Berufskollegs: als am Gymnasiu Romy Sinn, SAP „Mit dem Berufskol AG m“ leg Fremdsprachen duale Ausbildun hat man es beim g leichter. Heutzuta Einstieg in eine „Wir nehmen gerne kenntnisse zu haben ge ist es wichtig Schüler gute Fremdsprachenvom Berufskolleg, und man erhält nisse vorweisen Vanessa Rappa, weil sie bereits gute Ausbildun , die sie in der BKS2b. Kenntgsangebote“. Berufsschule und brauchen. Die im Ausbildungsalltag Auszubildenden bekomme der Berufsschule „Zwei Jahre Berufskol und gute Beurteilu n dadurch oft gute Noten leg haben mir viel in gibt ihnen die ngen im Betrieb; ist landesweit an Chance zu einer gebracht, da das wiederum jeder Fachhoch Verkürzung der wichtiges Thema schule zu studieren es mir nun möglich Christos Doukas, Ausbildung. Zweites sind die Kompeten BKS2c “ ben. Wir bilden zen, die sie in nach der Methode der Schule erwerprozessbegleitung der aus, die Selbststä arbeitsplatzintegrierten LernSelbststeuerung ndigkeit, Eigenvera und Eigenreflexion ntwortung, von der Realschu erfordert. Schüler, le kommen, haben die bspw. direkt Deutsche Telekom diese AG Karlsruhe; Telekom Kompetenzen oft noch nicht. Ausbildung; Brita Heneka
Die Schulen können den Flyer auch mit ihrem eigenen Logo drucken lassen. Sie können sich an das Grafikbüro 5Uhr38, Wolfgang Maelger, Hafenstr. 3, 77694 Kehl am Rhein, Tel. 07851 994798-10, E-Mail
[email protected], wenden. Der Flyer kommt auch auf die Homepage des BLV. Den Schulen ist gestattet, daraus Textteile zu kopieren, um sie in den eigenen Werbematerialien zu verwenden. Dies ist ein Service des BLV an alle beruflichen Schulen, der erforderlich ist in einer Zeit, in der die beruflichen Schulen und die Mitglieder des BLV einen engen Schulterschluss herbeiführen müssen. Herbert Huber
20
Verband der Lehrerinne n und Schwabstraße 59 • 70197 StuttgartLehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg • Tel. 0711 489837-0 e. V. • Fax 489837-1 9 • E-Mail: info@blv- (Berufsschullehrerverband) bw.de • Internet: www.blv-bw.de
Berufsschu
llehrerverb
and
Kaufmännisch e Berufskollegs modern
integrativ erfolgreich
Berufssch
anerkannt ullehrerve
rband
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Kaufmännische Bildung
Stimmen aus der Wirtschaft zur Bedeutung der Kaufmännischen Berufskollegs „Die Kaufmännischen Berufskollegs erfüllen für uns eine Gelenkfunktion im Übergang ins Duale System. Sie bilden mit dem Dualen System eine effiziente Symbiose der Qualifizierung junger Menschen“ Versandhaus Klingel Pforzheim GmbH & Co KG; Ausbildungsleiterin Iris Ruggaber „Wichtig sind die Kompetenzen, die die Schüler in den Berufskollegs erwerben. Wir bilden nach der Methode der arbeitsplatzintegrierten Lernprozessbegleitung aus, die Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Selbststeuerung und Eigenreflexion erfordert. Schüler, die beispielsweise direkt von der Realschule kommen, haben diese Kompetenzen oft noch nicht. Auch haben die Schüler, die vom Berufskolleg kommen, eine gewisse persönliche Reife, die ihnen die Ausbildung und uns Ausbildenden die Arbeit erleichtert. Wir nehmen gerne Schüler vom Berufskolleg, weil sie bereits Kenntnisse vorweisen, die sie in der Berufsschule und im Ausbildungsalltag in unserem Unternehmen brauchen” Deutsche Telekom AG; Ausbildungsleiter Jürgen Oerther
„Wir hatten in den letzten Jahren eine Auszubildende, die vor ihrer Ausbildung in der Julius-Springer-Schule das Berufskolleg absolviert hat. Sie war eine gute, sehr interessierte Auszubildende, die wir gerne nach bestandener Abschlussprüfung übernommen haben. Gerade durch die Vorbereitung in den entsprechenden Unterrichtsfächern wie Steuerung und Kontrolle und Betriebswirtschaft fiel es ihr leicht, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Ab September 2011 werden wir eine weitere Auszubildende aus dem Berufskolleg übernehmen.“ Springer AG; Human Resources Development; Simon Groß „Absolventen des Berufskollegs II sind bei MVV Energie gern gesehene Bewerber. Ihre kaufmännischen Vorkenntnisse erleichtern und beschleunigen die Einarbeitung in den Fachbereichen, wodurch insgesamt das Ausbildungsziel schneller erreicht werden kann.“ MVV Energie; Johanna Emrich Competence Center Human Resources / Ausbildung „Wir, die Schenker Deutschland AG in Villingen, stellen sehr gerne Absolventen des Berufskollegs ein, da wir bei diesen jungen Menschen eine hohe Qualifikation und ein fundiertes schulisches Wissen feststellen können. Die Auszubildenden mit Vorkenntnissen aus den Berufskollegs haben es deutlich einfacher bei der Berufsausbildung, da bereits ein breites Spektrum der Anforderung abgedeckt wird“ Carsten Brunner, Geschäftsleiter der Schenker AG Deutschland in Villingen
„Unsere Erfahrungen bestätigen nachhaltig, dass Absolventen aus dem BK1 und BK2 für eine anspruchsvolle duale Ausbildung bestens vorbereitet sind und eine hohe Ausbildungsreife mitbringen. Insbesondere im Bereich Englisch und Betriebswirtschaftslehre werden in den BKs wichtige berufsrelevante Kenntnisse vermittelt.“ Rutronik GmbH & Co KG, Pforzheim; Ausbildungsleiterin Christina Gruber „Bei den Absolventen von Berufskollegs ist insbesondere das oft bessere praktische Verständnis ein Vorteil zu „normalen“ Abiturienten. Die Schüler erhalten Einblicke in BWL und Wirtschaftsenglisch, was an einem allgemeinbildenden Gymnasium nicht gegeben ist, dies ist ein großer Vorteil dieser Absolventen. Auch der Umgang mit dem PC wird oft in Berufskollegs mehr trainiert als am Gymnasium“ Romy Sinn, SAP AG
Berufsschullehrerverband
Kaufmännische Berufskollegs modern
integrativ
Stimmen von Schülern der Kaufmännischen Berufskollegs:
„Wir nehmen gerne Schüler vom Berufskolleg, weil sie bereits Kenntnisse vorweisen, die sie in der Berufsschule und im Ausbildungsalltag brauchen. Die Auszubildenden bekommen dadurch oft gute Noten in der Berufsschule und gute Beurteilungen im Betrieb; das wiederum gibt ihnen die Chance zu einer Verkürzung der Ausbildung. Zweites wichtiges Thema sind die Kompetenzen, die sie in der Schule erwerben. Wir bilden nach der Methode der arbeitsplatzintegrierten Lernprozessbegleitung aus, die Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Selbststeuerung und Eigenreflexion erfordert. Schüler, die bspw. direkt von der Realschule kommen, haben diese Kompetenzen oft noch nicht. Deutsche Telekom AG Karlsruhe; Telekom Ausbildung; Brita Heneka
„Mit dem Berufskolleg Fremdsprachen hat man es beim Einstieg in eine duale Ausbildung leichter. Heutzutage ist es wichtig gute Fremdsprachenkenntnisse zu haben und man erhält gute Ausbildungsangebote“. Vanessa Rappa, BKS2b. „Zwei Jahre Berufskolleg haben mir viel gebracht, da es mir nun möglich ist landesweit an jeder Fachhochschule zu studieren“ Christos Doukas, BKS2c
erfolgreich
anerkannt
Verband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württem berg e. V. (Berufsschullehrerverband) Schwabstraße 59 • 70197 Stuttgart • Tel. 0711 489837-0 • Fax 489837-19 • E-Mail:
[email protected] • Internet: www.blv-bw.de
Kaufmännische Berufskollegs –
Berufsschullehrerverband
Qualitätsmerkmale der Kaufmännischen Berufskollegs
Leistungs- und zukunftsorientierte Chance für Jugendliche
1. Die Kaufmännischen Berufskollegs haben ein modernes Bildungskonzept mit einem hohen integrativen Effekt bezüglich beruflicher und allgemeiner Bildung.
Die Kaufmännischen Berufskollegs vermitteln in einem Jahr bzw. innerhalb von zwei Jahren fachtheoretische bzw. fachpraktische Fähigkeiten und Kenntnisse für Tätigkeiten in Wirtschaft und Verwaltung. Gleichzeitig vertieft diese Schulart die Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler. Die Ausbildungsbetriebe wissen die Leistungen des Berufskollegs zu schätzen. Viele Absolventinnen und Absolventen dieser Schularten erhalten nach dem ersten oder nach dem zweiten Jahr einen Ausbildungsvertrag. Mehr als 80 Prozent der Schülerschaft befindet sich nach dem Berufskolleg II im dualen System. Somit führen die Berufskollegs qualifizierte Jugendliche erfolgreich in den Ausbildungsmarkt; die Betriebe profitieren davon, weil die gut ausgebildeten jungen Menschen als Auszubildende sehr bald produktiv und rentabel arbeiten. Andere Schülerinnen und Schüler beginnen ein Hochschulstudium. Zusammen mit den Beruflichen Gymnasien vermitteln die Berufskollegs mehr als 50 Prozent der Hochschulreifen in Baden-Württemberg. Ohne diese Schulart wäre die Forderung „Kein Abschluss ohne Anschluss“ in diesem Umfang nicht erfüllt. Der Berufsschullehrerverband – Fachbereich Kaufmännische Bildung – legt aus Überzeugung für das Berufskolleg zehn Qualitätsmerkmale und Stimmen aus der Wirtschaft und von Schülerinnen oder Schülern vor, die unsere Auffassung und unsere Einschätzung bestätigen. Wir fordern im Interesse für unsere Jugendlichen den Erhalt und die Weiterentwicklung dieser erfolgreichen Schulart. Treten Sie mit uns in einen Dialog!
2. Die Kaufmännischen Berufskollegs bereiten fundiert und praxisnah auf anspruchsvolle Ausbildungsberufe mit hohem Praxisanteil im Berufsfeld Wirtschaft und Vewaltung vor. 3. Die Kaufmännischen Berufskollegs vermitteln die Inhalte von dualen Ausbildungsberufen. Diese Qualifikationen sind grundsätzlich anrechnungsfähig. 4. Die Kaufmännischen Berufskollegs bieten mit der Stufung in zwei selbstständige Schularten einen effizienten Weg ins Duale System und eröffnen eine breite Skala von attraktiven Ausbildungsoptionen. 5. Die Kaufmännischen Berufskollegs sind auch für junge Menschen mit Migrationshintergrund eine wichtige Vorbereitung für die Integration in das Berufsleben und die moderne Leistungsgesellschaft.
9. Die Kaufmännischen Berufskollegs haben ein Bildungskonzept mit bedarfsgerechten Differenzierungen und prozessorientiertem sowie praxisnahem Lernen in Übungs- und Juniorenfirmen. 10. Die Kaufmännischen Berufskollegs ermöglichen besonders begabten Schülerinnen und Schülern im Verbund mit der Wirtschaftsoberschule, die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife (Abitur) zu erwerben. Sie tragen damit zur Durchlässigkeit des Bildungswesens in Baden-Württemberg bei. 11. Durch die unterschiedlichen Profilierungen der Kaufmännischen Berufskollegs werden Begabungsreserven ausgeschöpft. Stuttgart, 17. Mai 2011 Arbeitsgemeinschaft BK-Direktorinnen und Direktoren im BLV, Fachbereich Kaufmännische Bildung
6. Die Kaufmännischen Berufskollegs werden von der Wirtschaft als wichtige Weiterentwicklung des Realschulabschlusses geschätzt und als gelungene Verbindung zum Dualen System anerkannt. 7.
Die Kaufmännischen Berufskollegs ermöglichen den Erwerb von wirtschaftsberuflicher Fachkompetenz, Methoden- und Sozialkompetenz und eröffnen neben der Perspektive eines anspruchsvollen Ausbildungsberufes mit der Fachhochschulreife auch den Weg zu einem Hochschulstudium.
Herbert Huber
Berufsschullehrerverband Fachbereich Kaufmännische Bildung
berg e. V. (Berufsschullehrerverband) • Schwabstraße 59 • 70197 Stuttgart
Verband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württem
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
• Tel. 0711 489837-0 • Fax 489837-19 • E-Mail:
[email protected] • Internet:
www.blv-bw.de
21
Fachbereich Kaufmännische Bildung
Abi mit Baby Die meisten Schülerinnen und Schüler stöhnen schon angesichts der normalen Belastung, die in der Oberstufe und mit dem Abitur auf sie zukommt. Kathrin Bauer (20) aus Balingen-Weilstetten, Abiturientin am Wirtschaftsgymnasium Hechingen, hatte drei Jahre lang mit einer doppelten Belastung zu kämpfen: In der 9. Klasse, noch in der Realschule, bekam sie ihren Sohn Lewin. Wie sie das geschafft hat und wie es ihr dabei ging, erzählt sie im folgenden Interview. N.S.: Wie sind Sie mit Ihrer Situation in der Schule umgegangen? K.B.: In der Schule spielte meine Situation nur eine geringe Rolle, was mir auch wichtig war, da ich keine besondere Behandlung wollte. N.S.: Wie sah Ihr Tagesablauf aus? K.B.: Mein Tagesablauf, besonders während der Vorbereitungen für das Abitur, war natürlich hauptsächlich von Kind und Schule dominiert. Morgens früh aufstehen, damit ich, bevor ich zur Schule ging, meinen Sohn für den Kindergarten richten konnte. Schule, lernen und immer wieder versuchen Zeit zu finden, um meinem Sohn gerecht zu werden. Meistens war das erst nachmittags möglich – so wurde das Ins-Bett-bringen ein wichtiger Bestandteil meines Tagesablaufs. N.S.: Wie sind Sie damit umgegangen, Schule und Kind zu vereinbaren? K.B.: Schule und Kind miteinander zu vereinbaren war erstaunlich einfach, da die Schule doch relativ flexibel ist und durch die langen Ferien immer wieder übers ganze Jahr verteilt die Möglichkeit besteht, viel Zeit intensiv mit sei-
nem Kind zu verbringen. Morgens wurde mein Sohn zunächst von meiner Mutter betreut, bis er alt genug war in den Kindergarten zu gehen, nachmittags war er entweder bei mir oder meiner Großmutter. Ohne Hilfe wäre es natürlich sehr viel schwerer gewesen. Meine Familie hat mich tatkräftig unterstützt. Auch meine Freunde waren mir natürlich eine verlässliche Stütze, wofür ich meiner Familie und meinen Freunden sehr dankbar bin. N.S.: Mussten Sie auf etwas verzichten? K.B.: Verzichten musste ich natürlich auf manche Dinge, aber das muss jede Mutter. Allabendliches Weggehen oder Klassenfahrten sind mit Kind natürlich nicht möglich. N.S.: Hat man in der Schule Rücksicht auf Ihre Situation genommen? K.B.: Das war eigentlich kaum nötig. Zum einen, weil sich meine Situation mit der Schule gut vereinbaren ließ, zum anderen weil ich das gar nicht gewollt hätte. Es waren eher kleinere Gesten meiner Mitschüler, für die ich auch sehr dankbar war, z.B. dass man sich zum gemeinsamen Erarbeiten einer GFS bei mir getroffen hat zu einer Zeit, die mir geschickt war. N.S.: Hatten Sie das Gefühl etwas zu verpassen? Hatten Sie noch Zeit für private Interessen? K.B.: Das Gefühl etwas zu verpassen hatte ich eigentlich nicht, da ich so viel Neues erlebe mit meinem Kind. Ich denke eher, dass ich von meiner Situation profitiert habe. Es war natürlich eine Motivation, das Abitur gut zu bestehen, und zusätzlich war ich durch meine begrenzte Zeit zum Lernen immer gezwungen, diese auch zu nutzen. Die Zeit für
Kathrin Bauer und ihr Sohn Lewin – Sie haben das Abitur am Wirtschaftsgymnasium Hechingen gemeinsam geschafft.
private Interessen war natürlich stark begrenzt. Dennoch war immer ein bisschen Zeit da, um Freunde zu treffen oder anderen Interessen nachzukommen, wenn auch nicht so häufig. N.S.: Wie geht es mit Ihnen (Mutter bzw. Mutter/Kind) weiter? Wie wird die Betreuung Ihres Kindes geregelt sein? K.B.: Voraussichtlich werde ich ab kommenden Herbst Englisch studieren, bevorzugt in Tübingen, also in der Nähe. Das würde es mir ermöglichen, weiterhin zuhause zu wohnen und dann zu pendeln. Die Betreuung wird durch den Kindergarten ideal abgedeckt, ab Herbst besteht die Möglichkeit, dass mein Sohn den ganzen Tag dort betreut wird. Norbert Speidel Kaufmännische Schule Hechingen
Gemeinsam sind wir stärker!
22
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Kaufmännische Bildung
Ehrenmitglied Dr. Hans Glatz verstorben am 27. Juli 2011 verstarb uns Ehrenmitglied Dr. Hans Glatz. Fünfundvierzig Jahre war Dr. Glatz Mitglied im Verband, etwa ein Viertel Jahrhundert davon als Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand des VLW Baden-Württemberg. Dr. Glatz war ein profilierter Vertreter der kaufmännischen Bildung. Maßstab für sein hohes Ansehen und seine Wertschätzung waren sein Engagement für den Verband und zugleich für die Direktorenvereinigung. Ergebnis seiner Initiative und Beharrlichkeit war das erste „Taschenbuch“, das der VLW Baden-Württemberg herausgegeben hat. Neben der Bildungspolitik galt sein Interesse auch dem Dienstrecht. Dr. Glatz war viele Jahre Mitglied im Rechtsausschuss. Dr. Glatz war nach seiner Tätigkeit im Oberschulamt Freiburg von 1982 bis 1997 Schulleiter der Max-Weber-Schule in Freiburg. Diese Tätigkeit begann er mit der Maxime „Bewährtes bewahren und Neues wagen“. Mit diesem Wahlspruch knüpfte er an die Arbeit seiner Vorgänger an und er- Dr. Hans Glatz öffnete für seine Zeit die Möglichkeit der zeitgemäßen Schulentwicklung. Die Institution Schule wurde während seiner Schulleiterzeit sachte in mehr Eigenständigkeit entlassen. Die Max-Weber-Schule hatte großes Glück, in dieser Zeit, als die Verantwortung für die Gestaltung der Schule vermehrt auf die Schulleitung übertragen wurde, Dr. Glatz an ihrer Spitze gehabt zu haben. So wurden unter seiner Leitung neue Schularten eingeführt, innovative Ausbildungsberufe kamen dazu, Projekt- und Sporttage brachten eine andere Seite der Max-Weber-Schule zum Leben. Nach der Pensionierung und dem Ausscheiden aus der aktiven Verbandsarbeit blieb Dr. Glatz der kaufmännischen Bildung weiterhin eng verbunden. Regelmäßig suchte er Kontakt zu seinen Nachfolgern im Verband. Seine Ratschläge, seine Tipps und seine Einschätzungen waren stets gefragt, ausgewogen und anerkannt. Der VLW Baden-Württemberg würdigte Dr. Glatz großes standespolitisches Engagement. Für seine Verdienste um die kaufmännische Bildung wurde Dr. Glatz 1998 zum Ehrenmitglied ernannt. Wir werden Dr. Glatz, seine Leistungen und die vielen Geschichten, die bis heute über ihn und seine Arbeit im Verband immer wieder erzählt werden, dankbar in Erinnerung behalten. Herbert Huber Fachbereich Kaufmännische Bildung
Fachbereich Technik und Gewerbe
Fleisch macht Schule – Imagekampagne zur Nachwuchsförderung im Fleischerhandwerk
Die Auszubildenden, der Obermeister und die Lehrkräfte freuen sich über den erfolgreichen Aktionstag und die Facebook-Fangemeinde.
Mit dem Projekt „Fleisch macht Schule“ begegnet die Innung des Main-TauberKreises zusammen mit der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim den Vorurteilen im Fleischerhandwerk. Nach einer Umfrage war klar, die Betriebe finden BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
keinen Nachwuchs, weil die Berufsbilder mit vielen Irrtümern verbunden sind. „Igitt, Du tötest Tiere!“ – ist eine weit verbreitete Fehlannahme. Durch EU-Vorgaben dürfen viele Betriebe nicht mehr schlachten und kaufen frisches Fleisch,
um es zu veredeln. Wegen der schlechten Reputation der Berufe bleiben immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei geht es bei den Berufen nicht nur um das Zerlegen von Fleisch, sondern vielmehr um die Herstellung vielfältiger und schmackhafter Wurstwaren, Ernährungsberatung, abwechslungsreiche Gerichte für Partyservice und Imbiss und das Herstellen von dekorativen Platten. So haben die Fachlehrerinnen Kerstin Lanig-Wyes und Susanne Thienel mit der Fleischerinnung eine Imagekampagne aus der Taufe gehoben, um junge Menschen für einen traditionellen und kreativen Handwerksberuf zu begeistern. Eine Fangemeinde hat sich auch schon auf einer Facebook-Seite1 gebildet, die von den Fachlehrerinnen gepflegt wird. So war die schulische Informationsund Aktionsveranstaltung, die von den Fleischerei-Auszubildenden, den Lehrkräften der Gewerblichen Schule Susanne Thienel, Kerstin Lanig-Wyes, Nina
23
Fachbereich Technik und Gewerbe Klingert und Kurt Rüdinger und dem Innungsobermeister Jürgen Sendelbach begleitet wurde, ein riesiger Erfolg. Die Interessenten konnten sich vom kreativ gestalteten Buffet überzeugen, das Zubereitete verkosten und an einem interessanten Quiz teilnehmen. Die Begeisterung der Auszubildenden wirkte anregend auf die Ausbildungssuchenden. Flankierende Maßnahmen sind Betriebs-
praktika, die Vorstellung des Berufes in allgemeinbildenden Schulen und Messeveranstaltungen, Flyer, Plakate und T-Shirts mit dem Logo und der Losung der Imagekampagne. Es bleibt zu hoffen, dass der Imagewandel gelingt und die Berufe Fleischer/in und Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Bereich Fleisch wieder Nachwuchs erhalten. Einen Preis von 6000 Euro verlost die Gilde
Aufbau einer Voltaikanlage in Indien Indien zu bereisen bedeutet, sich einem Wechselbad der Gefühle auszusetzen, täglich, ja fast stündlich. Gleichgültig lässt Indien niemanden – irgendwann wird jeder Indienreisende mit der Frage konfrontiert: „Nie wieder“ – oder – „immer wieder“ Indien!
Das Dach auf dem die Voltaikanlage installiert wurde.
Im Zuge ihrer Technikerarbeit haben fünf Bautechniker – Sven Carle, Uli Kronmüller, Michael Möller, Matthias Schaub und die Bautechnikerin Marion Zimmer – sowie der Leiter der Fachschule für Bautechnik Schwäbisch Hall, Siegfried Radke, in Khurda Uppahar – Indien eine Voltaikanlage installiert, um in einem Waisenhaus und einer angeschlossenen Privatschule die Stromversorgung zu verbessern. Alles begann im Sommer 2010 mit der ersten Begegnung zwischen dem Schulleiter der Gewerblichen Berufsschule Schwäbisch Hall, Herrn Oberstudiendirektor Baumann, dem Geschäftsführer iPLON, Herrn Thamburaj, der Familie Pani und dem Leiter der Bautechnikerschule, Herrn Radke. Bereits über viele Jahre besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der Technikerschule und dem Unternehmen iPLON
24
Schwäbisch Hall auf dem Gebiet des Facility Management, Schwerpunkt Energiewirtschaft, Automatisierungstechnik. Herr Thamburaj ist selbst Inder und beabsichtigt, auf dem indischen Markt für regenerative Energieversorgung und deren Überwachung eine Niederlassung zu gründen. Vor diesem Hintergrund war man sich rasch einig, in Indien Uppahar eine autarke Stromversorgungsanlage zu installieren. Herr Radke fand auch schnell vier Bautechniker, die bereit waren, beim Abenteuer „Indien“ mitzumachen und darüber ihre Technikerarbeit zu schreiben. Wie viele Steine bis zum Abflug im März 2011 noch aus dem Weg geräumt werden mussten, hat damals noch niemand geahnt. Erste Planungen gingen davon aus, dass
Stiftung des Fleischerhandwerks für die beste Fördermaßnahme. „Wir hoffen in die engere Auswahl zu kommen!“, resümiert das „Fleisch macht Schule“-Team. Kerstin Lanig-Wyes Susanne Thienel 1
www.facebook.de/fleischmachtschule
die Anlage ca. 15.000.- EUR kosten würde. Die Module und die Einzelteile Wechselrichter, Batterieblock, Leitungsführungen, kosten etwa genau so viel wie hier in Deutschland. Die erste große Hürde war die Suche nach einem verlässlichen Partner in Indien, mit dem eine Zusammenarbeit möglich wäre. Schnell war klar, dass die Anlagenkomponenten in Indien gekauft werden müssen, damit Einfuhrbestimmungen und Zollauflagen das Projekt nicht unnötig verteuern. Zudem werden Hilfsprojekte mit christlichem Hintergrund gezielt von den indischen Behörden boykottiert und verschleppt. Unser erster indischer Partner entpuppte sich als geschickter Taktierer und bei jedem neuen Angebot kletterte der Preis in die Höhe. So war es zwangsläufig – wir brauchten einen neuen Partner. Hier war Herr Thamburaj mit seinen Kontakten nach Indien sehr hilfreich und wir nahmen erste Verhandlungen mit Herrn Director Adarsh S. Vansay in Bangalore auf. Auch hier ging es nur langsam vorwärts, da es sehr schnell zu erkennbaren Lieferengpässen und dadurch bedingten zeitlichen Verzögerungen kommen sollte. Die Anlage verteuerte sich so auf einen Betrag von 33.000,- EUR. Da die Anlage ein Referenzprojekt für Herrn Director Vansay war, führten intensive Preisverhandlungen zu einem endgültigen Preis von 27.000,- EUR. Um vor Ort die Besonderheiten zu erkunden und um unsere Planungen auf verlässlichere Daten gründen zu können, wurde Anfang 2011 beschlossen, dass die beiden Bautechniker Sven Carle und Uli Kronmüller nach Indien reisen würden. Viele Fragen stellten sich: „Auf welchem Dach werden die Module installiert? Wie ist die Leitungsführung? Wie teuer wird BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Technik und Gewerbe
Die Anlage ist aufgebaut und funktioniert.
das Gesamtprojekt?“ - Wünsche und Realität mussten abgeglichen werden. Die Wunschvorstellungen der Leitung von Uppahar hätten Investitionsaufwendungen in Höhe von 190.000,- EUR ausgelöst – utopisch! Die Einrichtung Uppahar liegt im Bundesstaat Orissa im Osten von Indien etwa 400 km südwestlich von Kolkata (Kalkutta) in der Nähe der Stadt Kurda. Der Bundesstaat Orissa zählt zu den ärmsten Staaten in Indien. In diesem Bundesstaat wurden in den letzten Jahren Bodenschätze gefunden, damit könnte in den kommenden Jahren ein wirtschaftlicher Aufschwung eintreten. Ob die einsetzende wirtschaftliche Entwicklung der einheimischen Bevölkerung zu gute kommen wird, ist eher fraglich. Uppahar besteht aus einem Waisenhaus und einer angeschlossenen Privatschule. Diese Einrichtung wird von der Familie Pani betreut und stetig mit Spendengeldern aus Deutschland erweitert. In dem Waisenhaus werden heute ca. 350 Kinder betreut, d.h. die Kinder bekommen täglich drei Mahlzeiten und sie haben einen sauberen Schlafplatz. Das ist keineswegs selbstverständlich für indische Verhältnisse. So ist es auch zu erklären, warum die Heimkinder kein Heimweh verspüren. Gleichzeitig besuchen die Kinder die Schule auf dem Campus. Die Kosten von täglich 1.50 $ werden durch die Übernahme von Patenschaften aus Deutschland finanziert. Im Moment haben ungefähr 50 % der Waisenkinder Paten. Da nicht alle Kinder Paten haben, werden die eingehenden Spendengelder gleichmäßig auf alle Waisenkinder verteilt. Die angeschlossene Privatschule beschult ca. 1250 Jugendliche bis zur 10. Klasse und schließt mit der Mittleren ReiBLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
fe ab. Anschließend gehen die Schüler auf ein College in der Umgebung. Die Schüler /- innen werden nach englischer Schulordnung unterrichtet. Die Schuluniform ist selbstverständlich und die Schüler sind mit großem Eifer dabei, dem Unterricht zu folgen. Respektloses Verhalten gegenüber dem Lehrer ist undenkbar. Bildung ist für diese jungen Menschen die einzige Chance, um gesellschaftlich aufzusteigen. Für die Zukunft ist geplant, auch ein College in Uppahar einzurichten. Dafür müssen erst noch die Räumlichkeiten gebaut werden. Die Schüler und Schülerinnen zahlen je nach Einkommen der Eltern Schulgeld. Diese Schule genießt in der Gegend hohes Ansehen, so dass nicht alle Bewerber aufgenommen werden können. Die Installation der Voltaikanlage in Uppahar dient dazu, die jungen Inder auf eine nachhaltige Energiegewinnung aufmerksam zu machen. Die Schüler können am direkten Objekt die Funktionsweise einer Voltaikanlage studieren. Unsere Anlage ist im Umkreis von ca. 300 km die einzige ihrer Art. In Indien gibt es 14 Atomkraftwerke, die zur Energieerzeugung eingesetzt werden; die Stromversorgung ist aber nicht verlässlich. Die Voltaikanlage wurde installiert, um den ständigen Stromausfall, besonders in den Sommermonaten, mit einem autark arbeitenden Netz zu überbrücken. Anfänglich war keine Rede davon, ein autark arbeitendes Netz zu installieren. Es war aber technisch der richtige Weg, den wir dann konsequent verfolgten und in unsere finanzielle Überlegungen einplanten. Für den Aufbau eines autarken Netzes ist ein Batterieblock notwendig. Diese Bat-
terie hat ein Gewicht von 2500 kg und kostet ca. 9000,- EUR. Damit können die Ventilatoren durchgehend laufen und der Strom für den Computerunterricht fließt gleichmäßig. Im Moment ist es in dieser Region bis zu 50° C heiß bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 – 90 %. Bei diesen Temperaturen kann ohne ständige Kühlung durch laufende Ventilatoren kein Unterricht stattfinden. Hier ist eine autarke Stromversorgung sehr wichtig. Auch der Unterricht in den Computerräumen kann dank der gleichmäßigen Stromversorgung nun reibungslos erfolgen. Die Investitionssumme von ca. 27000 EUR, wurde ausschließlich von Sponsoren aufgebracht, überwiegend namhafte Unternehmen aus der Region Schwäbisch Hall/Hohenlohe. Herr Radke hatte diese Aufgabe übernommen. Bis die Summe zusammengetragen war, musste er sich seine Schuhsohlen neu besohlen lassen (Originalton Radke). Seit dem 14. April 2011 läuft die Anlage mit großem Ertrag und produziert etwa 170 % soviel Strom als eine vergleichbare Anlagengröße in Deutschland. Alle Teilnehmer, die an diesem Projekt aktiv beteiligt waren, haben ihre Auslagen (ca. 1100.- EUR), wie z.B. eigene Flugkosten, selbst finanziert. Somit wurde jeder gespendete Euro zu 100 % für das Projekt eingesetzt. Als wir aus Indien wieder zurückgekehrt waren, war die Welt nicht mehr so wie sie vor unserem Abflug war. Wir müssen und dürfen dankbar sein, wie es uns in Deutschland geht; unsere Probleme sind verschwindend klein gegenüber dem täglichen Überlebenskampf der einfachen Landbevölkerung in Indien und trotz all dieser Probleme sind die Menschen doch lebensfroh und wirken glücklich.
25
Fachbereich Technik und Gewerbe In diesem Land und in den dort lebenden Menschen liegt eine enorme Kraft des Wollens, der Disziplin und einer Zukunftszuversicht, die wir in den kommenden Jahrzehnten in Europa deutlich zu spüren bekommen werden. Allen Projektteilnehmern und allen Spendern, die unser Projekt Indien - Uppahar mit einer großzügigen Spende unterstützt haben, sage ich noch einmal herzlichen Dank. Siegfried Radke + fünf Bautechniker Projektleiter
Übernahme von Patenschaften: Uppahar Deutschland e.V. Familie Wieland Künsbach-Gaisbach Voba Hohenlohe, BLZ 620 918 00
[email protected] (Frau Pani)
Die vier Bautechniker und eine Bautechnikerin (Frau Marion Zimmer) und der Fachleiter S. Radke.
Die Einrichtung Uppahar wird überwiegend von Spendern aus der Region finanziert, z. B. Schulklassen sind mit Aktionen auch dabei. Frau Annegret Pani leitet das Waisenheim Uppahar mit ihrem Mann Rajat Pani. Frau Pani kommt aus der Ortschaft Künsbach, ihre Eltern leben in Künsbach und führen den Verein Uppahar e.V. Sie können auch auf der Homepageseite: bautechnikerschule.de über den Zeitungsbericht noch einiges nachlesen. Otto Deubel . Lehrer an der Gewerblichen Schule Max-Eyth-Str. 9 . 74523 Schwäbisch Hall
Erfolgreiche Bildungsbiografie Im Portrait: Beatrice Kaltenbach-Holzmann, TG-Lörrach T.W: Wo sind Sie geboren und aufgewachsen? B.K.-H.: In Lörrach, im Dreiländereck, bin ich am 1. Februar 1962 geboren und aufgewachsen. T.W: Welche Schulen haben Sie besucht? B.K.-H.: Ich bin 1968 zum ersten Mal in die Grundschule in Lörrach-Stetten eingeschult worden. Nach einem halben Jahr stelle sich heraus, dass ich den Anforderungen nicht gewachsen war und so habe ich für ein halbes Jahr die Vorschule besucht. Danach bin ich in einer Klasse mit 42 Schülern, bei einer hervorragenden und erfahrenen Lehrerin, nochmals ge-
26
startet. Nach der Grundschule besuchte ich für ein halbes Jahr das humanistische Gymnasium in Lörrach und musste es verlassen, da meine Leistungen in Rechtschreibung mangelhaft waren! Anschließend ging ich für ein weiteres halbes Jahr in die Rudolf-Steiner-Schule nach Basel. Wieder zurück in Lörrach, stieg ich in die 6. Klasse der Realschule ein und absolvierte mit gutem Erfolg die mittlere Reife. Die nächste Etappe war das Technische Gymnasium in der Gewerbeschule Lörrach. Wir waren damals nur 2 Mädchen von insgesamt 32 Schülern. Die Klasse war sehr engagiert und originell. Inzwi-
Beatrice KaltenbachHolzmann
schen hat mein ältester Sohn das Abitur am TG Lörrach abgelegt und der jüngste Sohn ist zurzeit auch auf dem TG. Meinen Mann habe ich damals auf dem TG kennen gelernt. Wir sind somit fast eine reine TGFamilie. T.W: Welche Überlegungen spielten für Sie eine Rolle, auf das TG zu gehen? B.K.-H.: Ich wollte unbedingt das Abitur machen und da ich gerne handwerklich tätig war und Technik mich begeisterte, war das TG nahe liegend. Das, was mich BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Technik und Gewerbe am TG überzeugt, ist der Praxisbezug, der in den meisten Fächern umgesetzt werden kann. Die Praxis an sich könnte jedoch noch viel stärker und greifbarer in den Mittelpunkt gestellt werden. T.W: Welchen beruflich/schulischen Weg haben Sie nach dem TG eingeschlagen? B.K.-H.: Zuerst bin ich für zwei Semester an die Berufsakademie (heute: Duale Hochschule) in Lörrach, Fachbereich Maschinenbau, gegangen. Ich wollte dann von zu Hause unabhängig leben und habe deshalb an die FH in Karlsruhe gewechselt und dort Wirtschaftsingenieurwesen studiert. 1987 habe ich mein Diplom abgelegt. Um Auslandserfahrungen zu sammeln, bin für ein Jahr nach England gegangen. Zwei Jahre habe ich im Controlling eines mittelständischen Interface-Unternehmens in Detmold gearbeitet und meine ersten echten Berufserfahrungen gemacht. T.W: Wie beurteilen Sie im Rückblick Ihren doch ungewöhnlichen schulischen Werdegang? B.K.-H.: Auf Grund meines häufigen Schulwechsels habe ich gelernt, mich immer wieder schnell auf neue Verhältnisse einzustellen. Vertrauensbildende Gespräche zwischen Eltern und Lehrer
und Schüler sind notwendig und können wichtige Entscheidungen voranbringen. Meine Devise lautet: je schneller und konsequenter man erkennt, dass die Umstände nicht passen und den Mut und die Energie hat zu korrigieren, desto zufriedener ist man und kann seine Fähigkeiten besser einbringen und wird vielseitiger, ohne dabei sprunghaft und unkonzentriert zu sein. T.W: Wo liegt Ihr heutiges Betätigungsfeld? B.K.-H.: Mir war es ein großes Anliegen eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Die schulische Betreuung der Kinder nimmt viel Zeit und Kapazitäten in Anspruch. Ich konnte mir jedoch viel Wissen durch das ständige Lernen mit meinen Kindern aneignen und wieder wach rufen. Soweit es mir möglich ist, bin ich immer irgendwie außerhalb des Hauses tätig. Als Vorsitzende einer Stiftung und einer kommunalpolitischen Vereinigung, sowie in der Elternarbeit verschiedener Schulen, besteht meine Arbeit heute darin Projekte, die der Meinungsbildung und dem Austausch zu bestimmten Themen dienen, konzeptionell zu entwickeln und umzusetzen. Seit einiger Zeit bin ich als Mediatorin tätig. T.W: Welche schulischen Inhalte sind für
Sie heute von Bedeutung? B.K.-H.: Allgemeinbildung und logisches Denken sind für mich heute die Inhalte, die ich aus meiner Schulzeit mitbringe und nutze. Außerdem habe ich in der Schule und im Studium erfahren, dass ich mich in fast jedes neue Fachgebiet einarbeiten kann. T.W: Sie haben erwähnt, dass Ihr Mann, Michael Holzmann, auch Schüler des TG war. Was ist sein heutiges Betätigungsfeld? B.K.-H.: Nachdem er zwei Jahre bei der Bundeswehr war, hat er an der FH Karlsruhe Maschinenbau studiert. Seine Diplomarbeit hat er bei einem Interface Unternehmen in Baden-Baden gemacht und dabei ein Laserabstandsmessgerät entwickelt. In einem Maschinenbauunternehmen in Lörrach war er anschließend für zwei Jahre in der Entwicklung tätig und seit zehn Jahren haben wir ein kleines Unternehmen mit zehn Mitarbeitern. Wir kaufen gebrauchte Sägemaschinen, renovieren diese, kombinieren die verschiedenen Zubehöre neu und verkaufen die Anlagen weltweit. Technik und Umweltbewusstsein hat in unserem Unternehmen einen hohen Stellenwert. Thomas Waldhecker
Gerd Baumer: Fragen an die Referatsleiterin Technik und Gewerbe Renate Granacher-Buroh, Schulleiterin der Karl-Arnold Schule Biberach G.B.: Seit wann bist Du Schulleiterin der Karl- Arnold Schule in Biberach? R.G.-B.: Zum Schuljahr 2008/2009 habe ich diese Aufgabe in Biberach übernommen. G.B.: Wie groß ist Deine Schule? Wie viele Kolleginnen und Kollegen und wie viel Schulträgerpersonal ist an der Karl-Arnold Schule beschäftigt? R.G.-B.: An der Karl-Arnold Schule werden ca. 3200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Das Kollegium der Karl-Arnold-Schule umfasst zurzeit 151 Kolleginnen und Kollegen. Etwa 20 % des Kollegiums sind Frauen, dieses Verhältnis entspricht auch den Anteilen der Schülerinnen und Schüler. Die unmittelbare BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Schulverwaltungsarbeit im Sekretariat bewältigen drei Sekretärinnen, die hervorragende Arbeit leisten. Vielleicht muss ich hier auch erklären, dass das Berufsschulzentrum in Biberach auch eine besondere Struktur in der Schulverwaltung hat. Die Schulverwaltung des Kreises als Schulträger ist bei uns im Haus und betreut alle drei Schulen, also die gewerbliche, die hauswirtschaftliche und die kaufmännische Schule. Von hier unterstützen uns fünf Mitarbeiter des Landratsamts und die insgesamt acht Hausmeister und Maschinentechniker. Mein Schulträger, der Landkreis Biberach, unterstützt uns als berufliche Schulen in sehr guter Weise und ist von
Renate GranacherBuroh
der Bedeutung der beruflichen Bildung und der beruflichen Schulen als wichtigem Standortfaktor für den Landkreis überzeugt. Das betrachte ich als große Unterstützung und war für mich auch einer unter mehreren Gründen die Aufgabe der Schulleiterin in Biberach zu übernehmen. G.B.: Wie viele Berufsfelder hat Deine Schule? R.G.-B.: Wir unterrichten in den acht Berufsfeldern Metalltechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Bautechnik, Farbe- und Raumgestaltung, Elektrotechnik, Che-
27
Fachbereich Technik und Gewerbe mie, Körperpflege, und Nahrung in insgesamt neun Schularten. Jeweils die Hälfte der Schülerinnen und Schüler kommen aus Industrie und Handwerklichen Berufen. Unser „Flaggschiff“ ist die Berufsschule mit ca. 2400 Schülern. In den Vollzeit-Schularten werden ca. 800 Schüler unterrichtet. In unserem Einzugsbereich bilden neben vielen Handwerksbetrieben namhafte Weltfirmen wie Liebherr, Handtmann oder Böhringer Ingelheim aus. Die Zusammenarbeit und die Lernortkooperation funktionieren sehr gut, wir arbeiten konstruktiv an unserem gemeinsamen Ziel, Jugendlichen eine berufliche und gesellschaftliche Perspektive zu schaffen. G.B.: Wie sieht das Management an Deiner Schule aus? R.G.-B.: Die Karl-Arnold-Schule ist in sechs Abteilungen gegliedert. Das Schulleitungsteam besteht aus den sechs Abteilungsleitern, einem Direktionsassistenten, der Beauftragten für Chancengleichheit, dem stellvertretenden Schulleiter und mir. Wir besprechen uns jeden Montag, je nach Thema werden auch die beiden (Vertretung-) Stundenplaner hinzugezogen. Ab diesem Schuljahr wird auch der OES-Koordinator einmal im Monat an der Sitzung teilnehmen. Daneben gibt es noch die regelmäßigen Besprechungen mit dem örtlichen Personalrat, dem Arbeitsschutzausschuss und dem Kriseninterventionsteam. Es ist in der Tat eine Frage, wie man 150 Lehrerinnen und Lehrer als Kollegium organisiert. Auf der einen Seite sind da sechs traditionsgemäß recht eigenständige Abteilungen, andererseits legen wir Wert darauf, dass die Kolleginnen und Kollegen möglichst in zwei Abteilungen eingesetzt werden und damit viele Kontakte untereinander entstehen. Unser Leitsatz „so viel gleich wie möglich und so viel abteilungsspezifisch wie nötig“ fordert uns gelegentlich schon und wird auch häufig in der ALRunde diskutiert. Ganz wichtig aber ist: Die Karl-Arnold-Schule ist mehr als das Nebeneinander von sechs Abteilungen. Wir geben uns viel Mühe, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen an der KarlArnold-Schule einen guten Start haben und sich schnell integrieren können. Ich freue mich sehr, dass das Kollegium eine überaus hohe Integrationskraft hat und
28
die bestehende Kollegialität und Hilfsbereitschaft auch als wichtigen Wert für unsere Schule pflegt und bewahrt. Mit dem jährlichen Kollegenausflug, Weihnachtsfeiern, Schulabschlussfeier, einem schulübergreifenden Lehrerfest, einem Sozialraum, dem Lehrersport, abteilungsinternen Veranstaltungen und Festen versuchen wir dies zu unterstützen. Auch durch die Diskussion über Lehrergesundheit wird deutlich, dass gemeinsame Veranstaltungen und der Zusammenhalt eines Kollegiums eine größere Bedeutung haben, als uns vielleicht bisher bewusst war. Ich wünsche mir und möchte es, wo ich kann, ermöglichen, dass die Kolleginnen und Kollegen der Karl-Arnold-Schule gerne hier arbeiten und sich als wichtigen Teil unserer Schule identifizieren können. Arbeit, die Freude macht, ist immer auch gute Arbeit. Ich möchte aber ausdrücklich hinweisen, dass dies nur eine Facette des riesigen Themas Lehrergesundheit und Unterrichtsqualität darstellt. G.B.: Wie ist die Hierarchie an Deiner Schule aufgebaut? R.G.-B.: Sicher. In einer Organisation dieser Größe spielen klare Zuständigkeiten und Kompetenzen eine wichtige Rolle. Wir arbeiten daran und beschreiben die entsprechenden Aufgaben. Im Vergleich zu meiner vorherigen Aufgabe als Schulleiterin in Rottenburg bin ich von den Schülerinnen und Schülern weiter entfernt: Auch sehe ich nicht einmal ein Drittel meiner Kolleginnen und Kollegen täglich. Wer allerdings Gesprächsbedarf hat, kann jederzeit kommen, meine Tür ist in der Regel offen. Ich versuche, viel im Haus unterwegs zu sein und so auch mal „gschwind“ ansprechbar zu sein – klappt aber nicht immer, da mein Terminplan sehr voll ist. Für das Tagesgeschäft übernehmen die Abteilungsleiter diese Aufgabe. Die Unterrichtsbesuche und die zuvor stattfindenden Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen machen wir, Abteilungsleiter und ich, gemeinsam, die Rückmeldung der Abteilungsleiter, vor allem in fachlichen Fragen, fließt zu einem großen Teil in die Beurteilung ein. Nach dem Unterrichtsbesuch erhält der Kollege, die Kollegin eine kurze Rückmeldung, das endgültige Beurteilungsgespräch führe ich. Wir haben diesen Ablauf als Prozess beschrieben und sind bisher sehr zufrieden mit
dem Ablauf und der Akzeptanz. Aus der Diskussion, welche Kriterien für guten Unterricht wir als Beurteiler zugrunde legen, haben wir in der Abteilungsleiterrunde begonnen, uns Führungsgrundsätze zu erarbeiten. Die eigentliche Leitungsaufgabe spielt sich also hauptsächlich in der Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitern ab. Wir haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis und können uns auf uns verlassen, was ich als großes Glück und ungemein entlastend empfinde. Es ist eine Illusion zu glauben, dass ich zu jedem Augenblick weiß, was irgendwo in der Schule passiert. Die ganz normale tägliche Arbeit birgt schon ihre Tücken. Sie hat das Potential, einem mit vielen kleinen Verwaltungsdingen den Blick auf das Ganze zu verbauen. Ich versuche deshalb, mir Freiräume im Kalender zu bewahren. Die Kollegen und die Schüler haben Vorrang. G.B.: Welche Rolle spielt das QM und gab es dadurch schon Verbesserungen? R.G.-B.: Nach anfänglicher Skepsis bin ich heute von OES überzeugt. Es hat allerdings eine Zeit (seit 2006!) gedauert, bis mir die Begrifflichkeit geläufig wurde und ich die Thematik soweit gedanklich abgerundet hatte, dass ich sie individuell auf die Situation an der Schule anwenden konnte. Die Karl-Arnold-Schule macht seit Sommer 2010 in der letzten OES-Runde mit, auch das hat seine Vorteile. Wir können auf viele Erfahrungen anderer Schulen zurückgreifen. Die Herausforderung einer so großen und differenzierten Schule wie der KarlKarl-Arnold-Schule ist es, sechs starke Abteilungen in die gemeinsame Qualitätsentwicklung zu integrieren, ohne ihre eigene Prägung aufs Spiel zu setzen. Uns ist sehr wichtig, dass wir Schulentwicklung in Bereichen machen, die wir als Kollegium festlegen können und die uns wichtig sind. Unser Ziel muss bei der Schulentwicklung immer sein, dass sie unseren Schulalltag entlastet und unsere Unterrichtsqualität weiter verbessert. Bisher haben wir diese beiden Grundsätze für uns erfolgreich einhalten können. Auch hier kann ich das Kollegium nur loben. Viele bringen sich ein, gelegentlich wird intensiv diskutiert, manche zeigen ein freundliches Interesse, aber alle zeigen sich offen, zumal QM in Industrie und Handwerk auch zu
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Technik und Gewerbe
Die Karl-Arnold Schule in Biberach
den Ausbildungsinhalten gehört. Es gibt schon den Aha-Effekt, dass vieles, was wir bereits machen, Bestandteil von QM ist. Wir haben mit der Einrichtung eines Intranets eine der wichtigsten Forderungen des Kollegiums nach einem guten Informationsfluss erfüllen können, einige Prozesse beschrieben und das Wissen über ein gutes Projektmanagement ins Kollegium getragen. Viele Kolleginnen und Kollegen haben gute und klare Vorstellungen und Ideen, was man an der Schule verbessern kann. Unsere Qualitätsentwicklung gibt uns nun die Möglichkeit, entsprechende Vorschläge transparent auszuwählen, mit Ressourcen zu versehen und sie umzusetzen. Langsam sehen wir die Veränderung des Berufsbildes eines Lehrers oder Lehrerin vom Einzelkämpfer zum Teamspieler. Zusammenfassend: QM macht Freude – aber auch Arbeit, zumindest in der Anfangsphase. G.B.: Wie geht es einer Schulleiterin, die Allgemeinbildnerin ist an einer Gewerblichen Schule? R.G.-B.: Sehr gut. Das mit der Allgemeinbildnerin stimmt so nicht ganz. Meine Unterrichtsfächer sind Nahrung – als ein berufsbezogenes Fach- und Geschichte/Gemeinschaftskunde. Im Rahmen meiner Unterrichtsverpflichtung von vier Stunden unterrichte ich allerdings Deutsch und Gemeinschaftskunde in Berufsschulklassen. Als ich 1983 an einer gewerblichen Schule begann, war nach meinem Eindruck schwer vorstellbar, dass ein Schulleiter (!) einer gewerblichen Schule nicht aus der Metalloder Elektrotechnik kommen könnte. Mittlerweile sehen das, glaube ich, alle viel entspannter. Nach so vielen Jahren im gewerblichen Bereich habe ich mir viel Fachwissen angeeignet und falls es in der Tiefe fehlt, kann ich Fachleute hinzuziehen. Wichtiger als die FachBLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
kompetenz ist für mich Kreativität in der Leitungsaufgabe, die soziale Kompetenz und Kenntnisse bzw. Erfahrungen im Bereich der Organisationsentwicklung. G.B.: Worin liegt der Reiz, eine solch große Schule zu führen? R.G.-B.: Die Karl-Arnold-Schule ist mit acht Berufsfeldern und zwölf Schularten eine der differenziertesten Schulen in Baden-Württemberg. Für mich bildet diese Vielfalt einen Reiz, sowohl inhaltlich, als auch von der Vielfalt im Kollegium her gesehen. Ich habe als Personalreferentin im Regierungspräsidium u.a. auch die Karl-Arnold-Schule betreut und kannte ihre schlechte Situation in der Lehrerversorgung, auch das hat mich herausgefordert. Mit der sehr guten sächlichen Ausstattung durch den Schulträger und der sich langsam verbessernden Lehrerversorgung lässt sich an dieser Schule vieles bewegen und gestalten. Ich hatte jedenfalls noch keine Minute Langeweile. G.B.: Seit März 2011 bist Du Referatsleiterin des Fachbereichs Technik und Gewerbe im BLV, was hat Dich bewogen diese zusätzliche ehrenamtliche Tätigkeit anzunehmen? R.G.-B.: Da kommen für meine Entscheidung, wieder aktiv im Verband mit zu arbeiten, sicherlich mehrere Gründe zusammen. Ich fange mal mit den persönlichen Gründen an. Ich habe mein Fach Geschichte/ Politik aus Interesse studiert und halte mich für einen politisch denkenden Menschen. Die Arbeit im Verband gibt mir die Möglichkeit mitzugestalten. Außerdem trifft man viele interessante und nette Menschen und ist immer aktuell informiert. Auf der anderen Seite habe ich mich auch gerne in die Pflicht nehmen lassen. Es ist wichtig, dass wir „Berufler“ in der Landespolitik gehört werden und entsprechend unserer Bedeutung für das Land wahrge-
nommen werden. Dafür braucht es einen Verband, der das leisten kann und der braucht wiederum Menschen, die sich einbringen. Ich fand, da kann man nicht nur Engagement von anderen fordern, sondern muss es auch selbst bringen. An der Karl-Arnold-Schule sind außerdem so viele Berufsfelder und Schularten vereint, dass ich in vielen Bereich mein Wissen und meine Erfahrungen einbringen kann. G.B.: Was sind Deine Ziele oder Visionen an der Karl Arnold-Schule in Biberach? R.G.-B.: Da fällt mir immer das Wort von Altkanzler Helmut Schmidt ein: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Im Ernst: Der Begriff der Vision ist schon ein sehr umfassender, ich würde vielleicht lieber „ Traum“ verwenden, wenn es um so weitreichende Entwicklungen, für die es keine konkrete Realisierungsschritte gibt, gehen soll. Mein Traum: Es wird für Schulleitung und Kollegen möglich, jederzeit in jeden Unterricht zu gehen und die besuchten Lehrer kümmert dies überhaupt nicht, im Gegenteil, sie freuen sich über das Interesse und den Austausch und freuen sich, dass sie zeigen können, wie gut sie sind. Ich weiß, jetzt laufen vielen beim Lesen Schauer über den Rücken – es ist eben ein Traum. Zurück zur Realität und den Zielen: Wir haben im letzten Schuljahr ein Leitbild für die Karl-Arnold-Schule entwickelt, auf das ich sehr stolz bin, vor allem auf den Weg, den wir dazu gegangen sind. Es führte sicher zu weit, hier diese Ziele aufzuführen. Aus meinem Führungsverständnis kann ich für mich als Ziel formulieren: An „meiner“ Schule soll eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung die Grundlage für die tägliche, hochprofessionelle Arbeit sein. Vertrauen bindet – das gilt für Schüler, Lehrer und Führungsteam.
29
Fachbereich Technik und Gewerbe
Ablauf eines Modelltags in der Berufsfachschule für Körperpflege In der einjährigen Berufsfachschule für die Ausbildung zum Friseur wird nach dem Lernfeldprinzip unterrichtet. In der berufspraktischen Kompetenz werden die Inhalte und Ziele an Übungsmedien sowie an Modellen (d.h. Kunden) erarbeitet. Die fachpraktischen Arbeiten werden am Schuljahresanfang an Übungsköpfen, Übungshänden durchgeführt (eingeübt). Entsprechen die Qualität und der Zeitfaktor dem vereinbarten Ziel, werden die Arbeiten an Modellen, d.h. Kunden durchgeführt. Um einen realitätsnahen Salonalltag durchzuführen, werden durch den Einsatz von „lebenden Modellen/ Kunden“ realistische Arbeitsbedingungen hergestellt. Durch diese Art der Ausbildung erhält der Schüler einen realitätsnahen Bezug. Die nachfolgend aufgeführten Punkte gliedern einen Arbeitsprozess am Kunden im Detail. Ziel des Modelltages ist es, den Salonablauf realistisch durchzuführen. Der Modelltag umfasst mindestens 5 Unterrichtsstunden und dauert im Idealfall 8 Unterrichtsstunden. Die Schüler vereinbaren selbständig Termine mit den Modellen. Wünschenswert sind mehrere Kunden am Tag; was dem Salonalltag entspricht. Die Modelle kommen zu dem vereinbarten Termin. Kundenempfang Der Modelltag beginnt mit dem Kundenempfang, d.h. die Kunden werden in Empfang genommen und mit dem Namen begrüßt. Handelt es sich dabei um einen Neukunden, stellt sich der Schüler mit
30
dem eigenen Namen vor, nimmt evtl. den Mantel ab und begleitet den Kunden zum Bedienungsplatz. Kundenwunschermittlung Im zweiten Schritt wird der Kunde beraten und betreut. Hier wird zuerst der Kundenwunsch ermittelt und anschließend von dem Schüler erläutert und zusammengefasst. Jetzt kann der Arbeitsplatz vorbereitet werden. Der Schüler macht sich Gedanken, welche Arbeitsmittel, Produkte und Werkzeuge benötigt werden und richtet diese vor Arbeitsbeginn. Dabei hat der Schüler darauf zu achten, dass die verwendeten Umhänge, Handtücher, sowie die Werkzeuge in einem hygienisch einwandfreien Zustand sind. Haar- und Kopfhautbeurteilung Am Kunden wird Haar- und Kopfhaut beurteilt. Auf Grundlage dieser Beurteilung werden die notwendigen Produkte ausgewählt, dem Kunden erläutert und die Auswahl begründet. Die Haarwäsche wird durchgeführt; im Anschluss wird je nach Haar- und Kopfhautzustand ein Haarpflegeprodukt aufgetragen oder eine Kopfmassage durchgeführt. Beratung Ziel ist es, gemeinsam mit dem Kunden die geplante Frisur, Umformung, Farbveränderung, den Haarschnitt, bzw. das Ergebnis der Hand- und Nagelpflege zu besprechen. Dafür werden unterschiedliche Beratungshilfen eingesetzt. Das sind Farb-
Christina Böse-Pisch
karten, Frisurenbücher, Produkte, usw. um die wichtigsten Beispiele zu nennen. Kundenkartei Von den Kunden wird eine Kundenkartei angelegt. In dieser Kartei sind allgemeine Daten (z.B. Name, Adresse, usw.), Zustand und Beschaffenheit des Haares und der Kopfhaut, sowie Wickeltechniken, Präparate und die jeweilige Einwirkzeit bei der dauerhaften Umformung und für farbverändernde Behandlungen wiederum die Arbeitstechnik, Präparate und die Einwirkzeit festgehalten. Weitere Dienstleistungen Im Verlauf des Schuljahres variieren die angebotenen Dienstleistungen; wie z.B. Frisurengestaltung, Hand- und Nagelpflege, dauerhafte Umformung der Haare, Basishaarschnitte und Farbveränderungen des Haares. Maßnahmen des Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzes Beim Produkteinsatz ist darauf zu achten, dass die erforderliche Menge auf die Haarlänge abgestimmt ist, für Trockenzeiten der Haare gilt dasselbe (ökonomischer Einsatz, sowie Beachtung des Umweltschutzes wird trainiert). Das Bewusstsein für ergonomisches Arbeiten wird sensibilisiert. Die Schüler
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Technik und Gewerbe bringen den Bedienungsstuhl des Kunden in die für sie geeignete Position; verwenden zur eigenen Entlastung Arbeitshocker und achten während der Arbeit auf die entsprechende Körperhaltung. Abschluss Ist die Frisur fertiggestellt, wird das Er-
gebnis dem Kunden gezeigt. Dabei wird der Kunde gefragt, ob er mit dem Ergebnis zufrieden ist, wenn nicht wird eine Korrektur vorgenommen. Der Kunde wird zur „Rezeption“ begleitet. Dort vereinbart der Schüler einen neuen Behandlungstermin und trägt diesen in den Terminkalender ein. Dabei ist
die Art der Dienstleistung einzutragen und die dafür benötigte Zeit zu reservieren. Der Schüler bedankt sich beim Modellkunden für den Besuch, hilft in den Mantel und verabschiedet sich. Christina Böse-Pisch
Fünf auf einen Streich: Neue Medienberufe für eine digitalisierte Arbeitswelt
PM 26, Bonn 26.05.11
Die Arbeitsabläufe in der Druck- und Medienbranche werden immer komplexer, die Verzahnung von Print- und elektronischen Medien, die Digitalisierung und neue Steuerungs- und Regeltechniken haben die meisten Produktionsprozesse massiv verändert. Gebraucht werden Technologen, die diese Prozesse steuern - und genau so heißen denn auch vier der fünf neugeordneten Ausbildungsberufe, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der Bundesregierung und gemeinsam mit den Sozialpartnern und Vertretern der Länder erarbeitet hat. Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. August werden die Ausbildungsberufe „Medientechnologe/-technologin Druck“, „Medientechnologe/-technologin Siebdruck“, „Medientechnologe/-technologin Druckverarbeitung“, „Buchbinder/-in“ und „Packmitteltechnologe/-technologin“ in Kraft treten. Damit verfügt die Branche über moderne Berufe mit zeitgemäßen Ausbildungsinhalten und Bezeichnungen. Für die künftigen „Medientechnologen und Medientechnologinnen Druck“ (ehemals „Drucker/Druckerin“) werden neben dem Planen, Steuern und Regeln von Druckprozessen auch Kompetenzen aus den Bereichen Mechanik, Elektronik und Instandhaltung von Druckmaschinen immer bedeutender. Daher wurden diese Ausbildungsinhalte ausgeweitet. Eine Besonderheit der neuen Ausbildungsordnung ist die Möglichkeit der Zusatzqualifikation in einer weiteren Druckverfahrenstechnik. Dieses Angebot soll insbesondere leistungsstärkeren Jugendlichen einen zusätzlichen Anreiz bieten. Neben den typischen Qualifikationen des Siebdrucks - wie zum Beispiel dem standardisierten Siebdruck, der Druckveredelung und -weiterverarbeitung sowie der Schneidplotttechnik (rechnergestützte Schneidetechnik) - können die künftigen „Medientechnologen und Medientechnologinnen Siebdruck“ (ehemals „Siebdrucker/Siebdruckerin“) jetzt neu die Wahlqualifikation der Kundenberatung wählen. Für Auszubildende, die den Tampondruck (Verfahren zum Bedrucken von Kunststoffkörpern) oder großformatigen Digitaldruck nicht im Rahmen ihrer regulären Ausbildungszeit gewählt haben, stehen diese als Zusatzqualifikation zur Verfügung. Aus dem früheren Berufsbild des Buchbinders werden nun zwei Berufe: In der handwerklichen Ausbildung „Buchbinder und Buchbinderin“ wird es künftig die Berufsprofile „Einzel- und Sonderfertigung“ sowie „Maschinelle Fertigung“ geben. Um qualifiziertes Fachpersonal, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Unternehmensnachfolge, ausbilden zu können, wurden zudem Wahlqualifikationen geschaffen, die kaufmännische Inhalte wie Auftragsbearbeitung und unternehmerisches Handeln in die Ausbildung integrieren. Neben dem handwerklichen Buchbinder wurde neu der Beruf „Medientechnologe und Medientechnologin Druckverarbeitung“ geschaffen, um der zunehmenden Prozessorientierung und maschinengestützten Fertigung in der industriellen Druckverarbeitung Rechnung zu tragen. Gemeinsam mit dem Betrieb legen die Auszubildenden in diesem Bereich ihr Berufsprofil in der Zeitungs-, Akzidenz- (Erstellung von Prospekten, Broschüren, Visiten- und Eintrittskarten) oder Buchproduktion fest. Außerdem wurde hier die Qualifikation der Versandraumtechnik neu in die Ausbildung integriert, um komplexe logistische Prozesse zur Versendung von Zeitungen zu steuern. Die strukturelle und inhaltliche Verwandtschaft beider Berufe ermöglicht einen gemeinsamen Berufsschulunterricht in weiten Teilen der Ausbildung. Auch in der papierverarbeitenden Industrie gewinnt die Steuerungstechnik zunehmend an Bedeutung. Deshalb wird auch hier das Planen, Steuern und Überwachen von Produktionsprozessen mit Leitstandtechnologie in der Ausbildung künftig eine größere Rolle spielen. Die neue Ausbildung zum „Packmitteltechnologen“/zur „Packmitteltechnologin“ (ehemals „Verpackungsmittelmechaniker/-in“) sieht bereits vor der Zwischenprüfung eine Spezialisierung in Richtung der Herstellungsprozesse des Ausbildungsbetriebes vor. So erfordert eine Ausbildung in der Wellpappenindustrie mehr Zeit für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten als in der Faltschachtelindustrie, die insbesondere auf die Entwicklung und Gestaltung von Packmitteln Wert legt. Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/neue-berufe-2011 Ansprechpartnerinnen im BIBB: Miriam Mpangara, Dr. Heike Krämer
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
31
Fachbereich Technik und Gewerbe
Vom Zeichenbrett in die CAD-Welt: Start in eine neue Ausbildung im Konstruktionsbereich
PM 37, Bonn 28.07.11
Ohne sie läuft so gut wie nichts: Immer dann, wenn ein neues Produkt – egal ob Fön, Auto oder Werkzeugmaschine – entworfen, gestaltet und konstruiert werden muss, ist die Arbeit von Technischen Zeichnern gefragt. Aber das gute, alte Zeichenbrett hat ausgedient, moderne CAD-Technik („computer-aided-design“, computergestütztes Entwerfen) sowie zwei- und dreidimensionales Konstruieren gehören längst zum Standard. Um diesen veränderten technologischen und arbeitsorganisatorischen Abläufen bereits in der Ausbildung gerecht zu werden, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der Bundesregierung gemeinsam mit den Sachverständigen der Sozialpartner und Vertretern der Länder zwei neue, hochmoderne Ausbildungsberufe im Konstruktionsbereich erarbeitet. Die neuen Ausbildungsordnungen Technische/-r Produktdesigner/-in und Technische/-r Systemplaner/-in treten am 1. August in Kraft. Sie lösen die „alte“ Ausbildung zum Technischen Zeichner ab. Im vergangenen Jahr haben rund 3.000 Auszubildende in diesem Bereich einen neuen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt bei knapp 40 %. Das „Erbe“ des Technischen Zeichners treten zwei Konstruktionsberufe an, die durch gemeinsame Inhalte eng miteinander verbunden sind. Darüber hinaus gliedern sich die Ausbildungen in unterschiedliche Fachrichtungen: Technische Produktdesigner/-innen erstellen nach Gestaltungs- und Kundenvorgaben mit Hilfe von computergestützten Konstruktionsprogrammen 3-D-Datensätze und technische Dokumentationen für die Fertigung von Produkten: In der Fachrichtung Produktgestaltung und -konstruktion werden mit Hilfe von CAD-Systemen zum Beispiel Konsumgüterprodukte wie Autos, Staubsauger oder Küchenmöbel konstruiert. Gestalterische Aspekte fließen verstärkt in die Aufgabenstellung ein. Arbeitsplätze bieten Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen von Industrieunternehmen, Konstruktionsund Ingenieurbüros, insbesondere des Automobil-, Flugzeug-, Möbel- und Innenausbaus, sowie die Medizintechnik und die Konsumgüter- und Verpackungsindustrie. In der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion werden mit Hilfe von CAD-Systemen detaillierte Konstruktionsund Montagepläne erstellt. Beschäftigungsmöglichkeiten bieten Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen, insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau, im Apparate-, Schiffs-, Fahrzeug- und Flug-zeugbau sowie in der Verpackungsindustrie. Die Arbeit von Technischen Systemplanern/Technischen Systemplanerinnen konzentriert sich im Wesentlichen auf die Konstruktion von technischen Ausrüstungen für Gebäude und Anlagen. Hierzu fertigen sie ebenfalls mit Hilfe von CAD-Programmen technische Unterlagen für die Herstellung und Montage von Gebäudetechnik an. Je nach Fachrichtung sind sie auf unterschiedliche Gewerke spezialisiert. Unterschieden wird dabei zwischen den Fachrichtungen Versorgungs- und Ausrüstungstechnik, Stahl- und Metallbautechnik und Elektrotechnische Systeme. Nachgefragt wer-den Technische Systemplaner in Konstruktions-, Planungs- und Ingenieurbüros, die sich mit Herstellung, Montage und Betrieb von Gebäude- und Anlagentechnik, Stahl-, Fassaden- und Metallbautechnik sowie mit Elektroinstallationen befassen. Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/neue-berufe-2011 Ansprechpartnerin im BIBB: Marlies Dorsch-Schweizer, E-Mail:
[email protected]
Information des Kultusministeriums Baden-Württemberg, welche Fachrichtung durch welche neue Bezeichnung ersetzt wird: Technischer Produktdesigner/Technische Produktdesignerin in den Fachrichtungen Produktgestaltung und -konstruktion (ehem. „Produktdesigner“ sowie „Technischer Zeichner Fachrichtung Holztechnik“) Maschinen- und Anlagenkonstruktion (ehem. „Technischer Zeichner Fachrichtung Maschinen- und Anlagentechnik“) Technischer Systemplaner/Technische Systemplanerin in den Fachrichtungen Versorgungs- und Ausrüstungstechnik (ehem. „Technischer Zeichner Fachrichtung Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik“) Stahl- und Metallbautechnik (ehem. „Technischer Zeichner Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik“) Elektrotechnische Systeme (ehem. „Technischer Zeichner Fachrichtung Elektrotechnik“)
32
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachbereich Technik und Gewerbe
„Pforte zur Menschenbildung“: Gewerbeschulen für das ganze Volk Ein Beitrag zur Entwicklung des beruflichen Schulwesens Dieser Beitrag ist eine stark gekürzte Fassung der beiden Autoren aus dem Buch: „Im Zeichen der Vereinigung – Kehl im deutschen Kaiserreich“, herausgegeben von der Stadt Kehl 2010. Aus diesem Grund erscheinen mehrfach der Bezug und die Beispiele aus Kehl am Rhein. Im Großherzogtum Baden setzte sich die Idee der Gewerbeschule schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch. 1809 wurde in Lahr die erste Gewerbeschule gegründet; in den 1830er-Jahren hatte sich die neue Schulart bereits auf breiter Front durchgesetzt. Am 15. Mai 1834 wurde es amtlich: Großherzog Leopold erließ die Verordnung „Über die Errichtung von Gewerbeschulen in den gewerbereicheren Städten des Großherzogthums“ mit dem Ziel, jungen Menschen in der Ausbildung „diejenigen Kenntnisse und graphischen Fertigkeiten beizubringen, die sie zum verständigen Betriebe dieses Gewerbes geschickt machen“.1 Schulische Bildung und berufliche Ausbildung wurden so in den liberalen deutschen Kleinstaaten wie Baden bald zur Selbstverständlichkeit. 1888 wies Friedrich Rücklin – Vorstand der Gewerbeschule Pforzheim – darauf hin, dass Gewerbeschulen für das ganze Volk und nicht nur für eine kleine städtische Elite eingerichtet werden sollten. Rücklin wollte eine obligatorische Volksgewerbeschule für alle Lehrlinge, auch für die unbemittelten. Der Pädagoge Georg Kerschensteiner griff die Idee der „Arbeitsschule“, wie er sie übergreifend nannte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf und bezeichnet beruf-
liche Bildung sogar als „ Pforte zur Menschenbildung“. Im Großherzogtum Baden stellte so die „Landesherrliche Verordnung die Gewerbeschulen betreffend“ vom 20. Juli 1907 klar die Weichen. Dort hieß es, dass neben dem „in unmittelbarer Fühlung mit der Meisterlehre“ zu erteilenden theoretischen Unterricht auch diejenigen Fertigkeiten zu vermitteln seien, „zu deren Aneignung in den Gewerbebetrieben nach den allgemeinen örtlichen Verhältnissen nicht genügende Gelegenheit geboten ist“.2 In der näheren Umgebung von Kehl machte die Landwirtschaft den ersten Schritt: Schon 1876 eröffnete die Landwirtschaftliche Kreiswinterschule in Offenburg. Der Kehler Grenzbote berichtete am 12. November: „In Offenburg fand am 4. November die Eröffnung der landwirtschaftlichen Winterschule mit 18 Zöglingen im Beisein des Großh. Amtsvorstandes, des Bürgermeisters und einer Anzahl anderer Herren statt“. Insgesamt bildeten diese Bemühungen um berufliche Aus- und Weiterbildung in Baden die Grundlage für das aufkommende System von Fortbildungs- und Gewerbeschulen. Staat, Wirtschaft und Handwerk kümmerten sich schon früh um diese Frage. Neben die Polytechnika als Stätten höherer technischer Bildung traten bereits im 19. Jahrhundert die Fortbildungsschulen, die es in ersten Ansätzen bereits 1806 auf der Ebene der niederen technischen Qualifikation gab. Auch in Kehl existierte in den 1830er-Jahren des 19. Jahrhunderts zeitweilig eine Sonnund Feiertagsschule für Handwerker, die
Die beiden Autoren Hartmut Ahrens und Gerd Baumer
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
bereits den Namen Gewerbeschule trug.3 Diese bot anfangs nur eine unspezifische Festigung, allenfalls eine Vertiefung des Elementarwissens. Der lange Weg zur Kehler Gewerbeschule In Kehl hatte die geschilderte Entwicklung entsprechende Konsequenzen. Auch hier war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine überwiegend positive Entwicklung eingetreten, die eine berufsbegleitende Aus- und Fortbildung begünstigte. Die Verkehrsadern Rhein und Eisenbahn bildeten gute Entwicklungsgrundlagen und Standortvorteile. So siedelten sich leistungsfähige Industriebetriebe an. Seit 1871 war Kehl nicht mehr Grenzstadt und Brückenkopf zwischen den Fronten, sondern es besaß nun mit dem Elsass ein wertvolles Hinterland für Handel und Wandel. Nicht von ungefähr wurde 1881 die Stadt durch die Verlegung des Amtssitzes von Kork hierher aufgewertet. Im engeren Umkreis von Kehl entstand, wie oben ausgeführt, zuerst eine berufsbegleitende Landwirtschaftliche Kreiswinterschule in Offenburg, was dem ländlichen Charakter von Kehl-Dorf und Sundheim entgegenkam. Neben den Industrieschulen privater Natur wurde 1874 in der Stadt Kehl endlich eine Fortbildungsschule eingerichtet, nach langem Hinund Her 1912 dann eine Gewerbeschule und schließlich 1924 eine Handelslehranstalt.4 Parallel dazu wurde über die Qualität der Ausbildung eifrig diskutiert. Schon 1891 sorgte sich der Landesverband badischer Gewerbevereine um „die Prüfung zeitgemäßer Fragen, deren ersprießliche Lösung günstig auf den Stand der Gewerbetreibenden einwirkt, [unter anderem die] Gewerbeschul-Frage“. Erstrebt werden müsse „eine tüchtige berufliche Ausbildung der Jugend, [wozu] neben Erlernung einer vollendeten Technik auch eine weitgehende Schulbildung“ gehöre: „Man kann wohl sagen, dass nachgerade dieses
33
Fachbereich Technik und Gewerbe Bedürfnis nach erhöhter Schulbildung in Handwerkerkreisen allseits gefühlt wird, und dass diese Erkenntnis sowohl zur Neueinrichtung gewerblichen Unterrichts als zur Erweiterung desselben in den bereits bestehenden Fortbildungs- und Gewerbeschulen eifrig anregt.“5 Tatsächlich bedeutete die Einrichtung der Fortbildungsschulen in Dorf und Stadt Kehl eine grundlegende Veränderung: Die Lehrlinge wurden erstmals aus ihrem Ausbildungsbetrieb, aus der Familie des Meisters, der bisher die gesamte praktische, theoretische und auch erzieherische Ausbildung gegen Entgelt übernommen hatte, in eine Schule abgegeben, in welcher theoretische Kenntnisse vermittelt wurden. Leider findet sich in den Aufzeichnungen der Stadt Kehl kein Hinweis darauf, welche Berufe damals als erste dieser Ausbildung zugeführt wurden. Die Lehrlinge der verschiedenen Berufe saßen allerdings damals in einer Klasse und konnten nur in geringem Umfang berufsspezifisch unterrichtet werden. Zum Unterrichtsstoff gehörten aber immerhin: Aufsatz, einfache Buchführung, gewerbliches Rechnen, geometrisches Zeichnen mit Projektionszeichnen, Fachzeichnen und Freihandzeichnen. Die bestehende Schulpflicht bis zum 14. Lebensjahr und anschließende Fortbildungsschulpflicht bis zum 16. Lebensjahr verpflichtete alle Schulentlassenen zum abendlichen und sonntäglichen Unterricht. Es unterrichteten die ortsansässigen Volksschullehrer, die sich ihre Fachkenntnisse über jährliche Fortbildungskurse erarbeiten mussten. Daraus entwickelten sich allmählich hauptamtliche gewerbliche Fortbildungslehrer.“6 Auch in der Schule von Dorf Kehl wurde gewerblicher Fortbildungsunterricht erteilt. Der 1. Oktober 1898, wie von dem Kehler Chronisten Otto Rusch angegeben, lässt sich als Gründungsdatum nicht verifizieren.7 Vielmehr ist davon auszugehen, dass auch in der Dorf-Kehler Volksschule – heute: Hanauer Museum – nach der
Verordnung der Fortbildungsschulpflicht im Jahr 1874 gewerblicher Unterricht erteilt wurde. Hätten sich die Dorf-Kehler dieser Verordnung über 20 Jahre lang widersetzt, wäre dies bei der Regierung in Karlsruhe sicherlich nicht unbemerkt geblieben. Am 21. November 1911 beschloss der Gemeinderat der 1910 „vereinigten“ Stadt endgültig die Errichtung einer Gewerbeschule „auf Ostern 1912“.8 Damit wurde die gewerbliche Fortbildungsschule zur Gewerbeschule.9 Sie wurde im Frühjahr 1912 im Gebäude Schulstraße 1 (ehemalige Mittelschule) feierlich eröffnet. Hier fand eine Entwicklung ihren vorläufigen Abschluss, die in Kehl – nach strengen historischen Maßstäben – nicht erst 1874, sondern eigentlich schon 1833 (!) begonnen hatte. Fünf Jahre lang nämlich unterhielt die Stadt damals eine Sonn- und Feiertagsschule für Handwerker. Als Fächer wurden „Freihandzeichnen“ und „Geometrie für das Gewerbe“ genannt.10 Das neue Institut war von Anfang an von Einwänden begleitet. Mit Wirkung vom 30. September 1838 musste es schließlich aufgelöst werden – offensichtlich unter recht dramatischen Umständen. Per Erlass verfügte das Ministerium die Schließung, indem es sich auf einen Bericht der großherzoglich badischen Regierung des Mittelrheinkreises in Rastatt bezog. Dort hieß es: „Die 4 Lehrer dieser Gewerbschule haben [...] erklärt, ihre Stelle an dieser Schule, weil diese den Lehrmeistern und Schülern verhaßt sey, und weil sich die Lehrer mit der Gemeinde zu verfeinden fürchten, niederlegen zu wollen, und der auf unsere Veranlassung vernommene Gemeinderath und Gewerbeschulvorstand ist mit ihrer Erklärung und somit, da es an andern Lehrern fehlt, mit der Aufhebung dieser Gewerbeschule einverstanden.“11 1912 hingegen verlief alles in geordneten Bahnen. Das Großherzogtum Baden war personeller Träger für die „etatmäßigen Lehrer“, die Stadt für etwaige Nebenlehrer (mit Genehmigung des Landesgewerbeamtes) zuständig. Das Deputat der Gewerbelehrer betrug „mindestens 25 Stunden wöchentlich“.12 Sächlicher Schulträger war Kehl; einige Kosten, wie zum Beispiel die Wohnungsmiete der Lehrer, übernahm Die alte Fortbildungssschule in Kehl, heute Hanauer Museum die Staatskasse. In diesen zum
34
Teil erheblichen Aufwendungen von Seiten der Stadt und in der Pflicht zum Schulbesuch (Schulzeit = Arbeitszeit!) mögen die eigentlichen Gründe der jahrelangen Verzögerung bis zur Einrichtung der Gewerbeschule 1912 gelegen haben. Dass der Erste Weltkrieg auch in die schulischen Belange eingriff, versteht sich von selbst. Nach Kriegsende konnte der Unterrichtsbetrieb jedoch trotz schwierigster Verhältnisse in Kehl bereits „auf Ostern 1922“ wieder aufgenommen werden, wie die Stadt Kehl dem Lahrer Kreisschulamt schon am 4. April 1921 mitteilte.13 Grundlage war das „Gesetz über den Fortbildungsunterricht“, das noch während des Krieges am 19. Juli 1918 verkündet wurde. Das spezifische Kehler Ortsstatut dazu wurde allerdings erst 1923 verabschiedet.14 Trotz der Fährnisse, die Kehl in der neueren Geschichte – besonders nach den Weltkriegen – beschieden waren, hat sich die Stadt vor allem nach dem jüngst verabschiedeten Schulentwicklungsplan des Ortenaukreises als gesicherter Berufsschulstandort gehalten. Die Beruflichen Schulen Kehl (BSK) sind auch bei den derzeit zurückgehenden Schülerzahlen für die Zukunft ein Garant dafür. Großherzoglich-Badisches Staats- und RegierungsBlatt 27 (1834), S. 217. 2 Zit. nach: Gewerbeschulen. 150 Jahre in Baden 18341984 / 75 Jahre in Württemberg 1909-1984. Jubiläumsschrift, hg. vom Bundesverband der Lehrer an Beruflichen Schulen, Landesverband Baden-Württemberg e.V., Stuttgart 1984, S. 12. 3 Direction der Polytechnischen Schule an Innenministerium vom 28.6.1838, in: GLAK 237/27455. 4 Kehler Grenzbote vom 2.5.1874; Gemeinderatsprotokolle vom 21.11.1911 und 10.4.1912, in: StadtAK; Rusch, Otto: Chronik der Stadt Kehl, Kehl [1939], S. 34. 5 Jahresbericht des Landesverbandes, zit. nach: Kehler Wochenblatt vom 26.11., 3.12. und 10.12.1892. 6 100 Jahre Gewerbeschule Kehl 1898-1998, hg. von den Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schulen Kehl, Kehl 1998, S. 66. 7 Rusch: Chronik (wie Anm. 4), S. 22. 8 Gemeinderatsprotokoll vom 21.11.1911, in: StadtAK. 9 Den Unterricht übernahm als erster Gewerbelehrer Krumm, erster Direktor war O. Fischer. Siehe Rusch: Chronik (wie Anm. 4), S. 25f. 10 Großherzogl. Badische Regierung des Mittel-Rheinkreises an Innenministerium vom 5.10.1833, in: GLAK 237/24755. 11 Großherzogl. Badische Regierung des Mittel-Rheinkreises an Innenministerium vom 11.8.1838, in: Ebd. 12 Statut der Gewerbeschule Kehl von 1912, in: GLAK 237/24756. 13 Bürgermeisteramt an Kreisschulamt Lahr vom 4.4.1921, in: Stadt AK A 240-00/1 14 Ortssatzung vom 7.3./28.5.1923, in: Ebd. 1
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachtagung
„arge-alp Berufsbildung“ tagte in Luzern
Referat des Vizedirektors des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie, Dr. Hugo Barmettler
Luzern/Schweiz – „Wir hatten erneut einen fachlichen Austausch auf sehr hohem Niveau“, resümierte der Fachbereichsvorsitzende Technik und Gewerbe Gerd Baumer am Ende der 27. Jahrestagung der arge-alp Berufsbildung im schweizerischen Luzern. Die Kollegin und die Kollegen aus der Schweiz organisierten ein sehr interessantes Programmpaket mit interessanten Referaten, bildungspolitischen Gesprächen und einem tollen Rahmenprogramm, bei dem man auch die wunderschöne Stadt Luzern kennenlernen konnte. Elementarer Bestandteil der Tagung war erneut der fachliche Austausch über aktuelle Entwicklungen in der Berufsbildungslandschaft in den einzelnen Teilnehmerländern. Dabei setzte das Organisa-
tionsteam um Beat Wenger sehr gezielt die Schwerpunkte „Möglichkeiten und Grenzen der Integration“, „Umgang mit Lernschwächeren“ und „Unternehmertum in der Berufsbildung“. Die Idee einer länderübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen des EU-Programmes Leonardo da Vinci nahmen die Teilnehmer der arge-alp Berufsbildung mit großer Begeisterung auf. Interessant waren erneut die Länderberichte über aktuelle berufsbildungspolitische Entwicklungen in den Teilnehmerländern. Baden-Württemberg – nach Regierungswechsel: Stellenwert der beruflichen Bildung weiter verbessern Angesichts des Regierungswechsels in Baden-Württemberg sehen die Kollegin-
nen und Kollegen des fusionierten Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg e.V. (BLV) eine ihrer Hauptaufgaben darin, die neu gewählten Bildungspolitiker über die Leistungen der beruflichen Bildung umfassend zu informieren. Dabei gelte es, den bislang erreichten höheren Stellenwert im gesamten Bildungssystem zu sichern. Sichtlich zufrieden war der Fachbereichsvorsitzende Gerd Baumer, dass sich der Landtag im vergangenen Jahr intensiv in der Enquêtekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ mit den Perspektiven der beruflichen Bildung im Ländle beschäftigt hat. Auch in den aktuellen Koalitionsvereinbarungen seien erstmalig die Beruflichen Schulen erwähnt. SPD und Grüne bekannten sich zur Gleichstellung des allgemeinen und beruflichen Bildungswesens. Außerdem soll für Realschulabsolventen ein Rechtsanspruch für einen Platz an einem Beruflichen Gymnasium geschaffen werden. Dennoch stehe nach den Worten Baumers immer noch der Abbau der angesammelten Überstunden (Bugwelle) und die Neueinstellung von Lehrkräften an beruflichen Schulen im Vordergrund der verbandspolitischen Arbeit. Derzeit betrage das Unterrichtsdefizit an den beruflichen Schulen 4,5 %, wohingegen sich die Gymnasien über eine Lehrerversorgung von 106 % erfreuen dürfen. Die Überstunden der Lehrkräfte an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg hätten aktuell einen Umfang von über 1.600 Deputaten. Mit Blick auf das neue Dienstrecht konnte Gerd Baumer berichten, dass in Baden-Württemberg nicht nur eine Lebensarbeitszeitverlängerung bis 2029 umgesetzt werden soll, sondern auch Technische Lehrer
Optimistischer Blick in die Zukunft. Die Teilnehmer der arge-alp-Tagung 2011
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
35
Fachtagung
Gerd Baumer referiert über die Bildungspolitik in Baden-Württemberg
neuerdings im Rahmen einer Weiterqualifizierung bis in die Besoldungsgruppe A13 „gehobener Dienst“ befördert werden können. Außerdem dürfen in Zukunft die Lehrkräfte mit „gesünderen Arbeitsplätzen“ rechnen, weil ein Arbeitsschutzmanagement-System an den Schulen jetzt endlich eingeführt werde, bei dem Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit die Lehrkräfte beraten und unterstützen. Bis 2014 soll dieses Konzept umgesetzt werden. Bayern – Ressourcenausstattung der beruflichen Schulen verbessern Der VLB-Landesvorsitzende Jürgen Wunderlich formulierte gleich zu Beginn seiner Ausführungen sein zentrales Anliegen: „Berufliche Schulen brauchen nicht nur Lob und Anerkennung, sie benötigen auch mehr Ressourcen und Planstellen.“ Genauso wie sein Kollege aus Baden-Württemberg verglich der Landesvorsitzende die Situation an den bayerischen Fach- und Berufsoberschulen mit der an den Gymnasien. Mit 58.000 Schülerinnen und Schüler ist die Zahl kaum niedriger als an der Kolleg-
Beat Wenger beim Vortrag
36
Interessante Vorträge und Diskussionen in der Berufsfachschule Luzern
stufe der Gymnasien. Dennoch stünden der Beruflichen Oberschule nicht annähernd so viele Ressourcen zur Verfügung. Diese seien dringend notwendig, etwa um den Übergang an die Berufliche Oberschule zu verbessern. Als Beispiel führte er die Vorkurse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch an. Nur auf diese Weise werde es gelingen, die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Hochschulzugangsberechtigung zu erhöhen. Weiterhin berichtete Jürgen Wunderlich ausführlich über die Anhörung im Bayerischen Landtag zu den „Perspektiven der Beruflichen Bildung“. Weitere Themen waren die Reform der Lehrerbildung, bei der es darum geht, die einzelnen Phasen wie Studium, Referendariat und Fort- und Weiterbildung im Beruf besser zu verzahnen, die Inklusion sowie die eigenverantwortliche Schule im Rahmen des Schulversuchs „Profil 21“. Der Landesvorsitzende machte weiterhin deutlich, dass in manchen Regionen Bayerns, der Schülerrückgang so ausgeprägt sei, dass an einzelnen Schulen bestimmte Fachklassen nicht mehr gebildet werden
können. Als Maßnahme zur Standortsicherung stellte er das bayerische Konzept der Beschulung in Berufsgruppen vor. Die Teilnehmer der arge-alp-Länder wunderten sich über die extreme Spezialisierung und Zersplitterung in derart viele verschiedene Ausbildungsberufe in Deutschland. Wunderlich forderte ein, dass der Bund und die Sozialpartner, die große Zahl der Ausbildungsberufe endlich eindämmen. Der stellvertretende Landesvorsitzende Wolfgang Lambl erläuterte, wie es dem VLB gelungen ist, im Bayerischen Landtag wie auch beim Bayerischen Ministerpräsidenten persönlich, die Interessen der Lehrkräfte an den beruflichen Schulen zu vertreten. Als Beispiel führte Lambl einige positive Neuerungen des bayerischen Dienstrechts an, wie etwa die Möglichkeit des Aufstiegs, bei dem ein Überschreiten der Laufbahngrenzen möglich ist. BLBS – Bund Europäischer Qualifikationsrahmen: KMK ist gefordert Berthold Gehlert, Bundesvorsitzender des BLBS, konnte die Tagungsteilnehmer kompetent und aus erster Hand über die bildungsbereichsübergreifenden Diskussionen zum Europäischen Qualifikationsrahmen wie auch zum Nationalen Qualifikationsrahmen informieren. Er forderte die Kultusministerkonferenz der Länder auf, das Abitur in die Qualifikationsrahmen einzustufen. Nur dann könne die Frage geklärt werden, auf welcher Stufe die Bildungsgänge der Beruflichen Bildung anzusiedeln sind. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass die Gleichwertigkeit der Beruflichen Bildung zur Allgemeinen Bildung erhalten bleibt. Positiv sieht Gehlert die Tatsa-
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachtagung
Die schweizer Gastgeber bei der Verabschiedung
che, dass die berufliche Bildung in den Lehrplänen die Vermittlung von Handlungskompetenz betone. Dies werde bei der Einstufung in die Qualifikationsrahmen positiv gewürdigt. Außerdem stellte der Bundesvorsitzende die Frage, wie Schule in Zeiten des demographischen Wandels künftig organisiert werden müsse. Einerseits gelte es, an den Berufsschulen die fachspezifische Ausbildung zu erhalten, andererseits müsse die Existenz vieler Schulen durch ausreichende Schülerzahlen gesichert werden. Österreich: „Kampf um beste Talente hat begonnen“ Doris Wagner, Berufsschulinspektorin, brachte den auch in Österreich drohenden Fachkräftemangel zu Beginn ihres Referates auf den Punkt: „Der Kampf um die besten Talente hat begonnen“, sagte die Niederösterreicherin mit Blick auf „Einbrüche“ der Schülerzahlen an Berufsschulen von teilweise 40 – 50 %. Die Folge sei ein intensives Bemühen der Betriebe um die Jugendlichen. Ursache dafür sei auch in Österreich der umfassende demografische Wandel. Um in Österreich die Berufsvielfalt zu reduzieren, arbeite man derzeit an einem modularen Beschulungskonzept, bei dem bestimmte Grundmodule mit so genannten Haupt- und Spezialmodulen ergänzt werden. Ziel sei es dabei, die Zahl der Ausbildungsberufe von 250 auf 200 zu reduzieren und gleichzeitig während der gesamten Ausbildung „in der Tiefe“ auszubilden. Allerdings stehe man erst „am Beginn der Sache.“ Ausführlich ging Wagner auch auf die Entwicklung des österreichischen Qualifikationsrahmens ein. Wie Berthold Gehlert es für
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
die deutschen Bundesländer ausgeführt hat, gehe es auch in Österreich darum, erst die Matura richtig zuzuordnen. Grundlage für sämtliche Einstufungen im nationalen Qualifikationsrahmen sei dabei stets die Orientierung an den Lernergebnissen. Hauptschwierigkeit sei, dass viele Qualifikationen derzeit noch nicht lernergebnisorientiert beschrieben seien, weswegen zusätzliche Informationen herangezogen werden müssten. Dies gelte ganz besonders auch für Qualifikationen, die nicht im formalen Bereich erworben werden. Mit Blick auf die noch zu lösenden Problemstellungen, sagte Doris Wagner treffend: „Es fließt noch viel Wasser die Donau runter, bis wir soweit sind“. „Wir müssen in Europa gemeinsam das System der dualen Berufsausbildung verteidigen“, formulierte die Berufsschulinspektorin abschließend ein sehr gut passendes Ziel für die arge-alp. Südtirol: Rolle der Berufsbildung neu definiert Dr. Markus Costabiei berichtete über aktuelle Veränderungen im Berufsbil-
dungssystem Südtirols. Ausgangspunkt war die Verlängerung der Schulpflicht um zwei Jahre. In Südtirol können die zwei neuen Pflichtschuljahre nach der Mittelschule auch im Rahmen der Berufsbildung absolviert werden. Darüber hinaus bleiben das Recht und die Pflicht zur Bildung bis zum 18. Lebensjahr aufrecht. Am Ende des 10. Schuljahres sollen die Schüler/-innen über die Schlüsselkompetenzen verfügen, wie sie nach der Empfehlung des Rates der EU vom 18. Dezember 2006 als unverzichtbare Grundlage für das lebenslange Lernen formuliert wurden. Das Unterrichtsministerium hat den diesbezüglichen Referenzrahmen, der acht Schlüsselkompetenzen umfasst, in vier sog. „Assi culturali“ (Bildungsfelder) zusammengefasst: Sprachliches, Mathematisches, Wissenschaf tlich-technologisches, Geschichtlich-gesellschaftliches Bildungsfeld. Diese Bildungsfelder beschreiben vier unterschiedliche Bereiche von Grundkompetenzen (Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse). Die Verbindung dieser vier Bildungsfelder soll zu jenen Schlüsselkompetenzen
Blick ins Plenum
37
Fachtagung führen, welche für die weitere Bildungsund Berufslaufbahn und für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wichtig sind: Lernen lernen Entwerfen, Planen, Gestalten Kommunizieren Kooperieren und Teilnehmen Autonom und verantwortlich Handeln Problemlösen Beziehungen und Zusammenhänge wahrnehmen Informationen aufnehmen und verarbeiten. Die Vermittlung dieser Kompetenzen ist das Ziel des 9. und 10. Pflichtschuljahres an allen Schul- und Bildungstypen. Sehr interessant waren auch Costabieis Ausführungen zur Inklusion. In Italien wie auch in Südtirol gelte generell die Vorgabe, dass es keine Sonderschulen geben dürfe. Problematisch sei deswegen in Südtirol die Tatsache, dass es an den beruflichen Schulen nicht nur zu wenig Lehrpersonal, sondern auch zu wenig Betreuungspersonal gibt. Schweiz – Herausforderung: Sicherung des Berufsnachwuchses Dr. Hugo Barmettler, seines Zeichens Vizedirektor des Bundesamtes für Berufs-
Die Übergabe der arge-alp-Glocke an das nächste Gastgeberland Baden-Württemberg
bildung und Technologie (BBT) bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, formulierte das Thema „Nachwuchssicherung“ als eine der größten Herausforderungen in der schweizerischen Berufsausbildung. Barmettler, der als „Vater des schweizerischen Berufsbildungsgesetzes“ gilt, machte jedoch auch darauf aufmerksam, dass die Prognosen immer wesentlich schlechter waren, als der tatsächliche Rückgang der Zahl der Lernenden in der beruflichen Bildung. „Die Attraktivität der Beruflichen Bildung ist regelmäßig gestiegen“, begründete Barmettler die Entwicklung. Die Jugendarbeitslosigkeit in der
Schweiz betrage derzeit rund 7,5 %. Als einen der Schlüssel zur Nachwuchssicherung sieht Barmettler die Integration möglichst vieler Jugendlicher in das System der Berufsbildung. Diese erreiche man mit folgenden Maßnahmen: Lehrstellenförderung, Mentoring, Brückenangebote, individuelle Begleitung sowie mit einer „Case-Management Berufsbildung“. Um die Anschlüsse an das formale Bildungssystem zu verbessern müsse eine bessere „Validierung von Bildungsleistungen“ in der beruflichen Bildung erfolgen. Auch für nicht akademische Bildungsgänge sei es das Ziel, entsprechende Karrieremöglichkeiten
Die BLV-Delegation aus Baden-Württemberg
38
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Fachtagung zu eröffnen. 17 % der Erwerbsfähigen absolvierten eine Weiterbildung im Rahmen einer „Höheren Berufsausbildung“. Dies entspreche dem gleichen Anteil wie an den Hochschulen. In der Schweiz gehen derzeit ca. 2/3 der Jugendlichen ins duale System der Berufsausbildung. Innerhalb der beruflichen Schulen gehen 84% in eine Betriebslehre und 16% der jungen Menschen besuchen Vollzeitberufsschulen. Sehr überzeugend machte der Vizedirektor deutlich, dass in der Schweiz der Arbeitsmarktbezug und die Durchlässigkeit des Schulsystems eine zentrale Rolle spielt. Ergänzend zu den sehr informativen Referaten konnten sich die Tagungsteilnehmer vor Ort von den Kompetenzen der schweizerischen Auszubildenden überzeugen. Beeindruckend war das von Kollege Andreja Torriani im Unterricht durchgeführte Projekt zur Förderung des Unternehmertums (Entrepreneur-
arge-alp Berufsbildung Die arge-alp Berufsbildung ist eine Arbeitsgemeinschaft von Vertretern der Berufsschullehrerschaft aus den deutschsprachigen Ländern BadenWürttemberg, Bayern, Österreich, Südtirol und der Schweiz. Alle diese Länder bilden nach dem dualen System aus. Ziele und Aktivitäten Die arge alp Berufsbildung wurde vor 27 Jahren gegründet. Beschlossen wurde ein jährliches Treffen der Mitgliederverbände, und zwar üblicherweise im Mai. Hauptziel ist eine Institutionalisierung des Gedankenaustauschs unter den Verbänden der Lehrerschaft an beruflichen Schulen in den deutschsprechenden Ländern, Bundesländern und Kantonen des Alpenraums. Damit sollen die Berufsbildung und das duale System der Berufsbildung gestärkt werden.
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
ship) bei dem Schüler das LifestyleGetränk „Taitu“ entwickelt, hergestellt, vermarktet und verkauft haben. Die Tagungsteilnehmer konnten sich vor Ort von der Produktqualität überzeugen. Außerdem beeindruckten Auszubildende mit ihrem Unterrichtsprojekt „Trockenbaumauer“. Fazit Im Verlauf der Fachtagung hat sich gezeigt, dass der bildungspolitische Austausch über Ländergrenzen hinweg für alle Beteiligten sehr gewinnbringend ist. Gemeinsame Herausforderungen der Teilnehmerländer sind etwa der Europäische Qualifikationsrahmen, die Versorgung der beruflichen Schulen mit den notwendigen Ressourcen, die Inklusionspädagogik, der demografische Wandel, die Neuordnung der Ausbildungsberufe, aber auch der Umgang mit den zusätzlichen Aufgaben und den Lehrkräften. In allen an der arge-alp Berufsbildung teilnehmenden Ländern wird das duale System der Berufsausbildung
praktiziert. Mit Blick auf die Entwicklungen auf EU-Ebene gilt es, dieses bewährte System zu verteidigen, im Qualifikationsrahmen angemessen einzuordnen und zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Länderübergreifende Arbeitsgruppen, wie etwa die arge-alp Berufsbildung, können dazu einen Beitrag leisten. Während der Tagung gelang es Beat Wenger, die Partnerländer für ein gemeinsames Leonardo da Vinci Projekt zu begeistern. Man kann Gerd Baumer nur zustimmen, wenn er sich am Ende der Tagung beim Schweizer Organisationsteam um Beat Wenger und Andreja Torriani für die „sehr gelungene und professionelle Tagung“ bedankte und sich bereits jetzt auf einen „fachlichen Austausch auf hohem Niveau“ im nächsten Jahr bei den Kolleginnen und Kollegen in BadenWürttemberg in der Ortenau freut. Günther Schuster Gerd Baumer
Teilnehmer der Jahrestagung 2011 Baden Württemberg: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg e.V. (BLV): Margarete Schäfer (Landesvorsitzende), Gerd Baumer (stellv. Landesvorsitzender und Fachbereichsvorsitzender Technik und Gewerbe), Iris Fröhlich (HPR-Vorsitzende) Waldemar Futter (Ehrenvorsitzender) Fritz Graser (Pressereferent), Michael Schmidt (Redaktionsleiter), Christa Holoch (Chancengleichheitsbeauftragte), Marion Peter (BPR-Vorsitzende Karlsruhe), Sophia Guter (BPR-Vorsitzende Stuttgart).
Landesvorsitzender), Manfred Greubel (Referent für Bildungspolitik), Günther Schuster (Schriftleiter vlb-akzente) BLBS: Berthold Gehlert (Bundesvorsitzender)
Bayern: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Beruflichen Schulen (VLB): Jürgen Wunderlich (Landesvorsitzender), Wolfgang Lambl (Stellvertretender
Österreich: Doris Wagner (Berufsschulinspektorin), Norbert Aicholzer (Direktor)
Schweiz: Beat Wenger (Zentralpräsident Berufsbildung Schweiz), Thomas Etter, Christoph Gerber, Dr. Christoph Thomann, Andreja Torriani (alle Zentralvorstand Berufsbildung Schweiz) Südtirol: Autonome Provinz Bozen, Abteilung Deutsche und ladinische Berufsbildung: Dr. Markus Costabiei
39
Aus der Geschäftsstelle
Gruppen-Unfallversicherung: Exklusiv für Mitglieder - zum günstigen Tarif! Unfälle geschehen bei der Arbeit, in der Freizeit, beim Sport, im Urlaub, zu Hause oder im Straßenverkehr. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie im Falle eines Unfalls abgesichert sind? Eine private Unfallversicherung kann Sie zwar nicht vor Unfällen schützen, wohl aber die finanziellen Folgen absichern – zu jeder Zeit, an jedem Ort. Der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen in BadenWürttemberg e.V. (BLV) hat für seine Mitglieder einen Gruppenvertrag mit der Württembergischen Gemeinde-Versicherung a.G. (WGV) abgeschlossen. Versicherte Personen Sämtliche Mitglieder des Berufsschullehrerverbands Baden-Württemberg sowie deren Familienangehörige können dieser Gruppen-Unfallversicherung beitreten, sofern die zu versichernde Person zum Eintrittszeitpunkt das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Eine Gesundheitsprüfung ist nicht erforderlich. Versicherungsdauer Sie können zum 01.01. des kommenden Jahres in die Versicherung eintreten, sofern Ihre Anmeldung am 15.11.2011 der Geschäftsstelle vorliegt. Die Laufzeit
Sie können zwischen zwei Varianten wählen: Versicherungsleistungen Invaliditätsfall
Standard TOP 60.000 EUR 120.000 EUR
(Progression 300 %)
Todesfall
5.000 EUR
10.000 EUR
10.000 EUR
10.000 EUR
Kosten für kosmetische Operationen bis
5.000
5.000 EUR
Kurkostenbeihilfe bis
1.500
1.500 EUR
26,- EUR
52,- EUR
Serviceleistungen bis (früher Bergungskosten)
Versicherungsbeitrag/Jahr (einschl. gesetzliche Versicherungssteuer)
der Versicherung verlängert sich darüber hinaus jeweils um ein weiteres Jahr, sofern nicht eine schriftliche Kündigung bis 15.09. des laufenden Jahres in der Geschäftsstelle eingeht. Sofern die Mitgliedschaft während eines Kalenderjahres gekündigt wird, bleibt der Versicherungsvertrag bis zum Jahresende bestehen. Der Versicherungsschutz des einzelnen versicherten Mitgliedes endet automatisch zum 31.12. des Kalenderjahres, in dem es das 75. Lebensjahr vollendet hat. Angemeldete Familienangehörige der Mitglieder bleiben nach dem Tode des Mitgliedes oder nach Vollendung des eigenen 75. Le-
bensjahres oder des 75. Lebensjahres des Mitgliedes noch bis zum 31.12. des Jahres, in dem der Tod des Mitgliedes bzw. in dem das Mitglied oder der Familienangehörige das 75. Lebensjahr vollendet hat, mitversichert. Versicherungsumfang Versicherungsschutz besteht weltweit bei Unfällen außerhalb und innerhalb des Be rufes (24 h-Deckung). Die Leistungen bei Invalidität sind abhängig von dem Grad der unfallbedingten Invalidität. Die progressive Invaliditätsstaffel von 300 % bedeutet beispielsweise:
Unfallbedingter Invaliditätsgrad
= 40 %
= 60 %
100 %
Leistungssumme aus der Versicherungssumme
= 70 %
= 140 %
300 %
d. h. beim TOP-Angebot
= 84.000 EUR
= 168.000 EUR
360.000 EUR
Sonderregelungen bei Dienstunfähigkeit Wird ein Mitglied aufgrund eines Unfalls dienstunfähig und aus dem Schuldienst entlassen, gewährt der Versicherer (WGV) eine Mindestleistung im Invaliditätsfall je nach vereinbarter Alternative von 60.000 EUR beim Standard-Angebot und 120.000 EUR beim TOP-Angebot, ohne Berücksichtigung der progressiven Invaliditätsstaffel. Diese Sonderregelung gilt ausdrücklich nur für versicherte Mitglieder in Dienst- bzw. Arbeitsverhältnissen und nicht für mitversicherte Familienangehörige oder bereits aus dem Dienst- oder Arbeitsverhältnis ausgeschiedene Mitglieder.
40
Versicherungsbedingungen Es gelten folgende Bedingungen: a) Allgemeine Unfallversicherungs-Bedingungen (AUB 2001) b) Besondere Bedingungen für die Versicherung von Serviceleistungen in der Unfallversicherung (BB Unfallservice 2001) c) Besondere Bedingungen für die Versicherung der Kosten für kosmetische Operationen in der Unfallversicherung (BB KosmOp 2001) d) Besondere Bedingungen für die Versicherung einer Kurbeihilfe in der Unfallversicherung (BB Kurbeihilfe 2001) e) Besondere Bedingungen für die Unfallversicherung mit progressiver Invalidi-
tätsstaffel (BB Progression 2001 – 300 Prozent) f) Besondere Bedingungen für den Einschluss von Bewusstseinsstörungen in der Unfallversicherung g) Besondere Bedingungen bei Infektionen durch Zeckenbiss 2004 Sollten Sie Interesse an einem Beitritt zu dieser Versicherung haben, senden wir Ihnen diese Versicherungsbedingungen gerne zu. Eine Faxvorlage für eine Anmeldung befindet sich in diesem Heft sowie auf unserer Homepage: http://www.blvbw.de Es grüßt Sie das Team der BLV-Geschäftsstelle! BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
Aus der Geschäftsstelle An BLV Geschäftsstelle Schwabstr. 59 70197 Stuttgart Fax: 0711 / 489837-19
ANMELDEFORMULAR für individuelle Versicherung 1. Antrag auf Abschluss einer Gruppenunfallversicherung (WGV) Ich beauftrage die Geschäftsstelle des BLV für mich eine Gruppenunfallversicherung zum
01.01.2012
abzuschließen.
Leistungen: Invalidität
(progressive Staffelung mit 300 %)
Standard 60.000 EUR
TOP 120.000 EUR
Todesfall Serviceleistungen bis Kosten f. kosmetische Operationen bis Kurkostenbeihilfe bis
5.000 EUR 10.000 EUR 5.000 EUR 1.500 EUR
10.000 EUR 10.000 EUR 5.000 EUR 1.500 EUR
Prämie pro Jahr und Person (einschl. Versicherungssteuer)
26,- EUR
52,- EUR
Ein Vertrag soll abgeschlossen werden für:
Name, Vorname
Geburtsdatum
Standard TOP
1. Mitglied: 2. Ehe-/Lebensp.: 3. Kinder: Die Jahresprämie beträgt für die zu versichernden Personen insges.
Euro
Abgabetermin 15.11. des laufenden Jahres. 2. Abbuchungsermächtigung Der Betrag wird jeweils vom Konto abgebucht: Konto-Nr.:
BLZ
Bank:
Datum Unterschrift des Mitgliedes
BLV-MAGAZIN Ausgabe 4/2011
41
Allgemeinbildung Hinweis: Der Bericht über die Fachtagung Inklusion in Esslingen am 08.07.2011 erscheint neben weiteren Artikeln (u.a. Praxisbericht zur integrativen Berufsbildung im Kanton Zug in der Schweiz) als Schwerpunktthema im nächsten BLV-Magazin.
Teil 5: Jugendkriminalität und Drogen Es ist spannungsreich im Herbst einen Artikel über Drogen zu schreiben: Einerseits finden allerorten Bier- und Weinfeste statt, andererseits gilt es (nicht nur dort) auf Gefahren des Konsums hinzuweisen. Drogen (psychotrope Substanzen) können die Psyche, das Bewusstsein oder die Wahrnehmung beeinflussen. Es sind Genussmittel, Medikamente aber auch Rauschgifte. Und sie können zu süchtigem Verhalten führen (der Begriff „Sucht“ stammt am Rande erwähnt sprachgeschichtlich nicht von „Suche“ ab, sondern von „Siechen“). Mit Bezug auf die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte
zwischen „schädlichem Konsum“ (tatsächliche Gesundheitsschädigung / keine Abhängigkeit) und dem „Abhängigkeitssyndrom“ unterschieden werden1. Dies ist nicht nur bedeutsam, um das akademische Niveau hoch zu halten. Vielmehr sind die Begriffe „Sucht“, „Krankheit“, „Missbrauch“ oder „Abhängigkeit“ allesamt auch emotional besetzt und verweisen auf Fragen des gesellschaftlichen Umgangs mit einzelnen Substanzen, aber auch auf individuelle Schicksale. Aktuell scheint fachlich der Begriff der „stoffgebundenen Abhängigkeit“ dominant. In öffentlichen Debatten wird hingegen häufig von „Sucht“ gesprochen. Die meisten Leser werden dabei schnell auch an
Wenn man nach einzelnen (illegalen) Schwieriger ist die Tendenz bei „neuen“ und biogenen Drogen zu bestimmen. Hier Substanzen differenziert und ebenfalls 2003 als 100% festlegt, ergeben sich für gibt es Trends (zum Beispiel zu syntheti2010 folgende Veränderungen: schen Drogen) und Moden (zum Beispiel Amphetamine (Pulver und flüssig) 134,6% ?CA die sogenannten „legal highs“) und bei niedrigen Ausgangszahlen lesen sich die Cannabis 49%