Kaufberatung W126 - S-Klasse Club e.V.

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Mercedes-Benz Baureihe 126 .... sind weder der Mercedes-Benz S-Klasse Club .... 280 SE. k.a.. 7.800 EUR. 4.900 EUR. 2.600 EUR. 1.000 EUR. 40.800 DEM.
Kaufberatung Mercedes-Benz Baureihe 126

www.s-klasse-club.de

Inhalt

KLASSE

Kaufberatung W126 Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Was kostet ein W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1 W126 Anschaffung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Exkurs „Wert lt. Gutachten“ oder „Wert lt. Schwacke“. . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1.1 Was kostet ein sammlungswürdiger W126?.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.1.2 Der korrekte Preis für „Ihren“ W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2 W126 Unterhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2.1 Kraftstoffverbrauch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Version 01.02.2010 2. Auflage Februar 2010

Autor: Co-Autor: unter Mitarbeit von:

Ingolf M. Bogus Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. Dr. Wolfgang Wagner Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. Bernd Dammann Robert Hartl Wolfgang Kreil Erich Matzek Gerben van Vlimmeren Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.

Bildernachweis:

Alle Fotos im vorliegenden Text mit freundlicher Genehmigung von: Daimler AG (Archiv) Ingolf Bogus Bernd Dammann Robert Hartl Erich Matzek



© Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.

Exkurs: wollen Sie „günstig Gas geben“?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.2.2 Steuer und Versicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.2.3 Versicherungsbeispiel Youngtimer W126 Bj. 1986. . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2.4 Reparatur und Wartung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2.5 Nebenkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2.6 Beispielrechnung für eine Achtzylinder-Limousine 420SE. . . . . . . . 11 2. Sammler-, Hobby- oder Alltagsfahrzeug; was für ein Käufer sind Sie?. . 11 Exkurs: Die Sache mit der ersten und zweiten Serie; Herbst 1985 . . . . . . 12 3. Motorvarianten des W126, Gleiter oder Sportler?. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.1 Die Sechszylinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.2 Die Achtzylinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.3 Die Dieselmotoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.4 Übersicht der Baumuster und Motoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. Coupé oder Limousine, kurz oder lang?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 5. „Buchhalter“ oder Vollausstatter, welche Sonderausstattungen?. . . . . . 17 5.1 Hydropneumatische Federung, Niveau-Regulierung. . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.2 Klimaanlage, Klimaautomatik, Standheizung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.3 Zentralverriegelung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.4 Fensterheber, Stahlschiebe- oder Schiebehubdach. . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.5 Gurtbringer, elektrisches Rollo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.6 Airbags, Reiserechner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.7 ABS, ASR, ASD. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.8 Radio/CD-Player, Autotelefon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.9 Stoff, Velours, Leder, Amaretta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5.10 Leichtmetallfelgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5.11 Anhängerkupplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6. Schwachstellen des W126 - worauf ist beim Kauf zu achten?. . . . . . . . . 22 6.1 Motor und Motorelektrik, Nebenaggregate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6.3 Abgasanlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6.4 Fahrwerk und Lenkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 6.5 Bremsanlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6.6 Karosserie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6.7 Innenausstattung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 7. Wo und wie kaufe ich eine „alte“ S-Klasse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 7.1 Wo und wie finde ich meinen W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 7.2 Allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 7.3 Zweifelsfreie Fahrzeugidentifikation - die FIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 7.4 Zusatzinformationen auf dem Typenschild. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Diese Kaufberatung ist sorgfältig erstellt worden. Der Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. sowie dessen Autoren übernehmen jedoch keine Gewähr für getroffene Aussagen, technische Anleitungen oder Empfehlungen. Für unsachgemäß durchgeführte Arbeiten und/oder Reparaturen am Fahrzeug sowie für jegliche dadurch entstandene Schäden und/oder Folgeschäden sind weder der Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. noch seine Autoren haftbar zu machen. Diese Kaufberatung ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigungen gleich welcher Art, auch auszugsweise, sind ohne Genehmigung des Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. untersagt.

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8. Den Stern gefunden? Empfehlungen für „nach dem Kauf“. . . . . . . . . . . 34 9. Anhang: Checkliste zur Kaufberatung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Zu guter Letzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Kaufberatung W126

Kaufberatung W126

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Vorwort Die Mercedes-Benz S-Klasse der 80er Jahre, die Baureihe W126, ist bis heute die erfolgreichste aller Zeiten geblieben. Mit 818.036 Limousinen (SE, SEL) und 74.060 Coupés (SEC), die von 1979 bis 1992 das Werk in Sindelfingen verließen, hält sie den Rekord an gebauten Fahrzeugen in der Mercedes Oberklasse. Längst ist der W126 zu einem beliebten Youngtimer geworden. Obwohl frühe Exemplare dieser Baureihe im Jahr 2009 das magische Alter von 30 Jahren und damit schon den Oldtimer-Status erreicht haben, fallen sie dem Laien nicht unbedingt auf den ersten Blick als „alte“ Autos auf. Das ist wohl dem genial zeitlosen und gleichzeitig klassisch eleganten Erscheinungsbild zu verdanken, welches der damalige Mercedes Chef-Designer Bruno Sacco diesen Fahrzeugen verliehen hat. Verbunden mit seiner soliden Verarbeitung, einem guten Korrosionsschutz und ausgerüstet mit einer leistungsfähigen langlebigen Technik, kann ein W126 die hohen Erwartungen, die an eine S-Klasse gestellt werden, auch nach deutlich über 20 Jahren immer noch bestens erfüllen. Dabei prädestiniert der im Vergleich mit moderneren Fahrzeugen noch relativ sparsame Einsatz von empfindlicher und komplizierter Elektronik die Baureihe 126 auch zunehmend als Sammler-Objekt. Möglicherweise könnte dieser Aspekt einmal ausschlaggebend dafür werden, dass der W126 zur letzten S-Klasse wird, die

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1. Was kostet ein W126? mit noch verhältnismäßigem Aufwand als Oldtimer und damit als „automobiles Kulturgut“ erhalten werden kann. Die gegenwärtig noch relativ große Anzahl der auf dem Markt befindlichen Fahrzeuge der Baureihe 126 bietet dem passionierten Liebhaber einen recht günstigen Einstieg in dieses Hobby. Sowohl bei der Anschaffung „seines Sterns“ als auch bei der Ersatzteilversorgung kann er zweifellos von der produzierten Stückzahl profitieren. Allerdings wird er sich auch mit dem Problem konfrontiert sehen, sich in der Vielzahl der Angebote zurecht zu finden, unterschiedliche Modelle und Ausstattungen gegeneinander abzuwägen, den Erhaltungszustand des Fahrzeugs objektiv einzuschätzen und sammlungswürdige Fahrzeuge von aufgehübschten km-korrigierten „Blendern“ abzugrenzen. Die vorliegende Kaufberatung soll bei Fahrzeugauswahl, -beurteilung und -kauf eine hilfreiche Unterstützung bieten. Sie beleuchtet einige kritische Aspekte und weist auf überprüfbare Schwachstellen eines W126 hin. Da der überwiegende Teil möglicher Mängel sowohl bei den Limousinen als auch bei den Coupés (z.T. als W126C oder C126 bezeichnet) zutreffen kann, wird nur im speziellen Fall zwischen den einzelnen Modellen unterschieden. Was nun dem einen Leser als zu allgemein oder als ohnehin selbstverständlich erscheinen mag, wird dem anderen vielleicht schon zu sehr ins Detail gehen.

Deshalb wurde hier versucht, einen Kompromiss zu finden zwischen „allgemeiner Kaufberatung“ und Dokumentation zur Baureihe W126. Selbstverständlich kann und möchte die vorliegende Kaufberatung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Selbst wenn der letzte produzierte W126 vor nunmehr 17 Jahren vom Band rollte, werden ständig neue Erkenntnisse zur Alterung von Baugruppen, auftretenden Fehlfunktionen der eingesetzten Elektronik oder z.B. zur zeitabhängigen Alterung von Kunststoff-Bauteilen gewonnen. Dem gegenüber steht ein sich erweiternder Markt an Nachrüst- und Pflegeartikeln, aber auch die natürliche Verknappung bestimmter originaler Ersatzteile. Aufgrund des ständigen Erkenntniszuwachses und Meinungsaustausches von Sammlern, professionellen Spezialisten der KFZ-Branche, vielen passionierten „Hobby-Schraubern“ sowie Freunden des Mercedes-Benz S-Klasse Clubs „lebt“ diese Kaufberatung und wird von Zeit zu Zeit auf einen aktuellen Stand gebracht. Um in der Zwischenzeit auf „Ballhöhe“ zu bleiben, wird parallel das Studium anerkannter Fachzeitschriften, einschlägiger Internet-Foren oder, noch besser, eine Mitgliedschaft in einem der anerkannten Marken- oder Oldtimer-Clubs, z.B. im Mercedes-Benz S-Klasse Club, empfohlen.

Kaufberatung W126

KLASSE

Eine Bemerkung vorneweg: ein W126 ist und bleibt auch nach 30 Jahren eine SKlasse. Als „Sonderklasse“ bezeichnete die Daimler-Benz AG seit 1972 die Baureihen von Oberklasse-Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz.

(40% Überdeckung mit dem Hindernis) mit einer Geschwindigkeit von 55 km/h schadlos überstehen konnten. Der FahrerAirbag und das Antiblockiersystem (ABS) waren zunächst gegen Aufpreis lieferbar. Ab 1981 gab es die pyrotechnischen Gurtstraffer, und 1987 feierten automatisches Zum Zeitpunkt seines Erscheinens warte- Sperrdifferenzial (ASD) und Antischlupfte der W126 mit einigen bahnbrechenden regelung (ASR) Premiere im W126 als technischen Neuheiten auf. Er war der Aufpreis-pflichtige Sonderausstattungen. weltweit erste Serien-Pkw mit einer nach neuen Gesichtspunkten konstruierten Si- Diese und andere Neuerungen schlugen cherheits-Fahrgastzelle, in der die Passa- sich natürlich auch in den Kosten nieder. giere einen asymmetrischen Frontaufprall Man kann heute sicher günstiger AutofahModell

Zustand 1

ren, das „Preis-Leistungsverhältnis“ des W126 ist jedoch auch heute noch konkurrenzfähig. Sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt ist der W126 ein durchaus erschwingliches Auto geworden. Als grobe Orientierungshilfe zum derzeitigen Marktwert sind in der nachstehenden Tabelle die Wertansätze für ausgesuchte W126-Modelle laut Oldtimer-Katalog 2009 vom Verlag Heel / Classic Data GmbH Castrop-Rauxel angegeben.

Zustand 2

Zustand 3

Zustand 4

Zustand 5

Neupreis

260 SE

k.a.

8.000 EUR

5.000 EUR

2.900 EUR

1.100 EUR

53.200 DEM

280 S

k.a.

6.400 EUR

4.100 EUR

2.300 EUR

800 EUR

37.800 DEM

280 SE

k.a.

7.800 EUR

4.900 EUR

2.600 EUR

1.000 EUR

40.800 DEM

300 SE

k.a.

9.500 EUR

6.000 EUR

3.100 EUR

1.100 EUR

57.600 DEM

380 SE

k.a.

8.400 EUR

5.400 EUR

3.000 EUR

1.100 EUR

46.700 DEM

420 SE

k.a.

10.300 EUR

6.400 EUR

3.400 EUR

1.100 EUR

70.700 DEM

500 SE VorMopf*

k.a.

10.000 EUR

6.100 EUR

3.200 EUR

1.100 EUR

50.700 DEM

500 SE NachMopf*

k.a.

12.200 EUR

8.300 EUR

4.100 EUR

1.200 EUR

76.400 DEM

560 SEL

k.a.

16.700 EUR

10.800 EUR

5.300 EUR

1.300 EUR

121.400 DEM

420 SEC Kat

k.a.

14.100 EUR

9.200 EUR

4.900 EUR

1.200 EUR

94.600 DEM

500 SEC

k.a.

13.200 EUR

8.700 EUR

4.800 EUR

1.200 EUR

100.400 DEM

560 SEC

k.a.

20.200 EUR

12.200 EUR

6.500 EUR

1.400 EUR

133.600 DEM

Zusammenstellung I.M. Bogus, MB S-Klasse Club *Mopf: Modellpflege

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1.1 W126 Anschaffung Bezüglich der Anschaffungskosten sind besonders gleich vier Aspekte zu würdigen, die nachstehend näher ausgeführt werden. Erstens: Was war der Grundpreis des Fahrzeugs? Als im Jahr 1979 der W126 debütierte, konnte man einen 280 S für DEM 37.800 erstehen. Im Jahr 1991, dem letzten Produktionsjahr der Baureihe 126, wurde ein voll ausgestatteter 560 SEL für knapp DEM 200.000 verkauft. Soviel kostete im Jahr 1986 auch die gepanzerte Sonderschutzversion eines 560 SEL. Da diese Ausführung bezüglich Einsatz, Ausstattung und Preis quasi Einzelstück-Charakter hat, wird sie in der vorliegenden Kaufberatung nicht weiter betrachtet. Wenn wir einmal das Jahr 1985 zugrunde legen, so konnte man sich damals in der Stuttgarter Niederlassung in der Türlenstraße für wenig mehr als DEM 50.000 eine freilich „nackte“ 260 SE Sechszylinder-Limousine kaufen. Für den stolzen Preis von DEM 134.000 gab es ein 560 SEC-Coupé in der Grundausstattung. Innerhalb der Baureihe stieg demnach der vom jeweiligen Modell abhängige Kaufpreis bis auf das 2,7-fache des Basismodells. Ein Teil des Mehrpreises kommt dabei allerdings durch die erheblich bessere Grundausstattung der teureren Modelle zustande. Somit ist ein solcher direkter Vergleich nicht ganz objektiv. Auch wenn die Jahre an den Anschaffungskosten der Topmodelle stärker geknabbert haben als an denen der Einstiegsmodelle, so ist ein Teil dieses Preisunterschieds natürlich immer noch vorhanden. Zweitens: Was wurde an Sonderausstattungen geordert? Kaum eine Marke besitzt eine längere Sonderausstattungsliste als MercedesBenz und naturgemäß ist diese bei der S-Klasse besonders ausgeprägt. Überproportional viele Fahrzeuge wurden mit umfangreichen Sonderausstattungen geordert. Diese waren unter anderem darin begründet, dass zum damaligen Zeitpunkt für die S-Klasse luxuriöse und sicherheitstechnisch wünschenswerte Neuheiten (z.B. Klimaanlage, CD-Radio, Tempomat, Fahrer-Airbag, Antischlupfregulierung oder Katalysator) genauso möglich waren wie bereits erprobter Luxus oder für den gewerblichen Nutzer sinnvolle Ergänzungen (z.B. hydropneumatische Federung, Autotelefon, Kühlbox

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im Kofferraum, elektrisch einstellbare und beheizte Sitze). Als Beispiel sei nur das Becker-Autotelefon erwähnt, welches mit einem Aufpreis von knapp DEM 20.000 zu Buche schlug. Auf Wunsch war im Fond sogar ein komplettes mobiles Büro erhältlich mit ausklappbaren Arbeitskonsolen, IBM-PC, Telefon-Modem, Fax und Thermodrucker. Kurioser Weise waren jedoch die heute selbstverständlichen Dinge wie z.B. der rechte Außenspiegel oder Kopfstützen im Fond in den 1980ern Aufpreis-pflichtig.

KLASSE

gesagt: „Unverbastelte“, d.h. absolut originale Fahrzeuge sind deutlich seltener anzutreffen und daher im Allgemeinen auch wertstabiler und sammlungswürdiger als „individuell nachgerüstete“ Exemplare. Das gilt sogar für die sogenannten „Buchhalter“, also Fahrzeuge, die mit einer relativ bescheidenen Ausstattung ausgeliefert worden sind.

Zu beachten ist, dass bestimmte Nachrüstungen zwar optisch attraktiv und durchaus verkehrssicher sein mögen, das Fahrzeug aber auch über Gebühr beanspruchen können. Damit ist ein erDrittens: Wie beliebt und wie selten höhter Verschleiß vorprogrammiert, der sind bestimmte Modell-, Farb- und den Wert senken und Folgekosten verurAusstattungsvarianten, welcher Status sachen kann. ist damit für einen Young- oder Oldtimer verbunden? Dazu ein Beispiel: Gemessen an Fahrzeuggröße und MotoriVom Sammler wird Seltenes, wie z.B. sierung, steht der W126 ab Werk auf relader nur sehr sporadisch georderte Reise- tiv „schmalen Füßen“. Viele Fans, vor alrechner, teilweise erheblich höher wert- lem solche von Coupés, nahmen dies zum geschätzt als ein häufig vorhandenes Anlass, ihren Wagen „breitere Schlapund leicht nachrüstbares Zubehör, z.B. pen“ zu spendieren, also die originalen die Original-Leichtmetallfelgen „Gullide- 205er Reifen (215er beim 560er) gegen ckel“. breitere auszutauschen. Nun muss man wissen, dass der Vorderwagen eines Auch der Status eines Modells spielt W126-Achtzylinders relativ schwer ist, eine gewichtige Rolle. Immer status- wodurch das Lenkgetriebe und die Spurträchtig sind die Langversionen der stangen ohnehin stark beansprucht werLimousinen. Wer einmal einen SEL in den. Kommen nun breitere Reifen zum der Sonderlackierung 040 „schwarz“ in Einsatz und wird vielleicht auch noch Natura gesehen hat, der weiß, wie eine häufig im Stand gelenkt, so beschleunigt Staatslimousine auszusehen hat. Für das die ständige Überlastung der LenkungsAuge etwas gewöhnungsbedürftiger ist teile deren Verschleiß wie im Zeitraffer. vielleicht eine Limousine in der Metallic- Vorzeitige teure Reparaturen sind die Lackierung 587 „pajettrot“. Die weinrote Folge. Velours-Innenausstattung wurde auch schon mit Kommentaren wie „Augs- Mussten für die Überdimensionierung burger Puppenkiste“ bedacht. So kann von Felgen und/oder Reifen auch noch ein vergleichbar ausgestattetes Modell die Falze in den Radläufen gebördelt, allein aufgrund der unterschiedlichen d.h. umgelegt werden, so ist dem Rost Farbkombination einen gänzlich anderen eine ideale Brutstätte geschaffen worden. Kaufpreis erzielen. Schmutz und Feuchtigkeit können sich dort leicht festsetzen, da eine gründliche Reinigung der Falze nun praktisch fast Viertens: Wie gut ist der Erhaltungs- unmöglich ist. grad des Fahrzeugs? Die Abnutzung, die ein Fahrzeug erfahren Dieser Aspekt ist mit Sicherheit der we- hat, ist mit Sicherheit von der Laufleissentlichste. Zwei Kriterien sind dabei zu tung und vom Fahrzeugalter abhängig, unterscheiden: Originalität und Abnut- aber auch von Wartung und Pflege durch zung. den/die Vorbesitzer. Naturgemäß leiden durch hohe Laufleistungen (500.000 km Bezüglich der Originalität scheiden sich sind beim W126 keine Seltenheit) die oft die Geister, auch unter Kennern. Wäh- Bezugsstoffe im Innenraum genauso wie rend ein modernes Radio mit Navigation alle mechanisch beanspruchten Komfür den einen Interessenten sogar wüns- ponenten. Der Zustand der Sitzwangen chens- und folglich geldwert ist, wendet (besonders am Fahrersitz), die Gurte, das sich ein anderer Interessent mit Grau- Lenkrad, der Schaltknauf, die Pedalgumsen ab, da er auf einem dem Baujahr des mis, … sind daher probate Stellen, um die Fahrzeugs entsprechendem Gerät vom „wahre“ Laufleistung mit der auf dem TaErstausrüster besteht. Ohne hier eine cho aktuell angezeigten „abzugleichen“. Wertung abzugeben, sei dazu Folgendes Ein komplett abgegriffenes Lenkrad

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und teilweise vollständig abgeriebene Velours-Polster vertragen sich eben nicht mit einer angegebenen Laufleistung von „nur“ 100.000 km. Ein im Innenraum stark verwahrlostes Fahrzeug lässt in den meisten Fällen auch auf den entsprechenden technischen Zustand schließen.

W126 kann für ganz kleines Geld über das Internet erworben werden. Durch ein paar Unterschriften mit unterschiedlichen Kugelschreibern, ein paar Stempel vom befreundeten Tankstellenpächter und einen Hauch „künstlicher Patina“ wird jeder W126 „Scheckheft gepflegt“. Darum gilt auch hier: Augen auf und Noch ein Wort zum Thema „Scheckheft vergleichen! Reparaturbelege, Rechnungepflegt“. Ein neues Scheckheft für den gen, TÜV-Gutachten, AU-Nachweise, ver-

schiedene Aufkleber, Ölwechselanhänger usw. geben Hinweise, ob das Scheckheft glaubhaft ist. Generell gilt: Der Erhaltungsgrad, also Originalität und Abnutzung, sollten ein ganz entscheidendes Kriterium für Preisverhandlung und Kauf sein.

Exkurs: „Wert lt. Gutachten“ oder „Wert lt. Schwacke“ Vergessen Sie bei der Anschaffung „Ihres“ Wagens Preisvergleichssysteme wie DAT oder Eurotax-Schwacke! Diese dienen hauptsächlich zur Preisermittlung beim An- und Verkauf durch Gebrauchtwagenhändler. Sammlungswürdige W126er spielen auf diesem Markt jedoch praktisch keine Rolle mehr. Auch bei MBHändlern tendieren Inzahlungnahme und Angebot solcher Fahrzeuge gegen Null. Folglich sind die genannten Preislisten für eine reelle Wertermittlung gut erhaltener W126er wenig aussagekräftig. Wenn Sie sich einen „Marktüberblick“ verschaffen wollen, dann liefern die Youngtimer-Sonderhefte einiger bekannter Autozeitschriften meistens bessere Anhaltspunkte, aber eben auch nur Anhaltspunkte. Oft wird der vermeintliche Marktwert eines W126 an einem Gutachten festgemacht. Viele dieser Gutachten (z.B. von Classic Data oder Olditax) werden jedoch nur zum Zweck einer Kasko-Versicherung des Fahrzeugs angefertigt. Dabei wird für Young- und Oldtimer gewöhnlich nicht der sogenannte Wiederbeschaffungswert angesetzt, sondern eine Entschädigungsobergrenze festgelegt. Der Wiederbeschaffungswert würde im Falle eines Totalschadens nur den Kaufpreis für ein etwa gleichwertiges gebrauchtes Fahrzeug berücksichtigen. Der auf einem Gutachten basierende, geschätzte Fahrzeugwert ist in der Regel höher, weil auch ein „ideeller“ Wertanteil des Young- oder Oldtimers hinzugerechnet wird, der z.B. auf dem besonderen „Seltenheitswert“ des begutachteten Fahrzeugs, dessen Originalität, dem außergewöhnlichen Zustand usw. beruhen kann. Welchen Preis das Fahrzeug bei einem Verkauf dann tatsächlich erzielt, ist daraus nicht direkt abzuleiten. Hier kommen Angebot und Nachfrage ins Spiel.

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Der durch ein Gutachten beurkundete Fahrzeugwert darf deshalb als „wohlwollend“ angesehen werden. Der tatsächliche Marktwert (Kaufpreis) kann durchaus mehr als 30% darunter liegen. Hierzu wurden unter Pkt. 1.1 bereits einige generelle Aspekte beleuchtet. Interessanter als der geschätzte Wert ist die im Gutachten ermittelte Zustandsnote. Ein gepflegtes Fahrzeug sollte mindestens mit der Note 3 bewertet worden sein. Note 2 bedeutet quasi „neuwertig“ und ist eher die Ausnahme als die Regel. Die Note 1 (Neuzustand) kommt mit Sicherheit äußerst selten vor, und der Kaufpreis wird hier auch außerhalb der nachfolgend angegebenen Spannweite liegen. Abschließend noch ein paar Worte zu den Zustandsangaben in Zeitungsannoncen oder auf einschlägigen Verkaufsplattformen im Internet. Die meisten dort offerierten Fahrzeuge stellen reine „Lockangebote“ dar. Der tatsächliche Zustand steht nicht selten in krassem Missverhältnis zum beschriebenen. Rostruinen werden als „nahezu rostfrei“ annonciert, Fahrzeuge mit Unfallschäden als „unfallfrei“ deklariert oder deutliche technische und optische Mängel durch den Begriff „neuwertig“ kaschiert. Vokabeln wie „Spitzenzustand“, „SammlerFahrzeug“ oder „1A-Zustand“ sind wenig vertrauenswürdig und der reinen Phantasie entsprungen. In den meisten Fällen werden die angebotenen Fahrzeuge einer solchen Bezeichnung nicht gerecht. Wird jedoch ein Gutachten (nicht älter als ein Jahr) und eine Zustandsnote zwischen 2+ und 3- angeben, so könnte sich eine Besichtigung lohnen. Plus und Minus sind hierbei übliche Auf- oder Abwertungen zur feineren Differenzierung, die durchaus ein paar Tausender ausmachen können.

Zustandserklärung Zustand 1 Mängelfreier Neuzustand in Bezug auf Technik und Optik. Sehr seltene Fahrzeuge der Spitzenklasse. Zustand 2 Fahrzeuge in gutem Zustand. Entweder seltener, unrestaurierter Originalzustand oder fachgerecht restauriert. Technisch einwandfrei mit leichten Gebrauchsspuren. (Erfahrungsgemäß trifft diese Zustandsnote für die meisten Fahrzeuge zu, welche als „Note 1“- Exemplare angeboten werden). Zustand 3 Fahrzeuge in gepflegtem, fahrbereiten Gebrauchszustand, ohne größere technische und optische Mängel. Zustand 4 Fahrzeuge mit deutlichen Gebrauchsspuren, nur bedingt oder nicht fahrbereit. Technische und optische Mängel mit dem Restrisiko verdeckter Schäden. Sofortige Maßnahmen zur erfolgreichen Abnahme gemäß §29 StVZO sind nötig. Zustand 5 Fahrzeuge in mangelhaftem, nicht fahrbereiten Gesamtzustand. Umfassende Restaurierung erforderlich.

In Anlehnung an: Olditax Deutschland GmbH Altenbochumer Straße 5 44803 Bochum

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1.1.1 Was kostet ein sammlungswürdiger W126? Aus dem bereits Gesagten folgt, dass eine pauschale Wertangabe nur unseriös sein kann. Die ehrliche Antwort kann nur lauten: „Es kommt darauf an.“ Um aber nicht weiterhin ganz im Dunkeln zu tappen, sollen an dieser Stelle wenigstens einige Eckdaten zur Orientierung genannt werden.

Reparaturbedarf zu bekommen. Andererseits sind Fahrzeuge mit einem Wert über EUR 15.000 eher die seltene Ausnahme. Diese sollten dann schon die Spitze bezüglich Erhaltungsgrad und Ausstattung darstellen.

Dazwischen gibt es nahezu alles, vom abMit großer Wahrscheinlichkeit ist derzeit soluten Schnäppchen aus erster Rentnerunter EUR 4.000 nur ein Fahrzeug mit hand bis zum hoffnungslos überteuerten hoher Laufleistung und/oder erheblichem Groschengrab. Ab einem Kaufpreis von

EUR 8.500 sollte das Fahrzeug keinen Anlass zu Kompromissen geben. Auch die Fahrzeughistorie sollte sich dann lückenlos und zweifelsfrei belegen lassen. Die Erfahrung lehrt: besser und oftmals günstiger kauft man vom Privatanbieter. Schließlich muss jeder Händler etwas verdienen und das Risiko eines eventuellen Gewährleistungsanspruchs einkalkulieren, Steuern bezahlen muss er auch noch.

1.1.2 Der korrekte Preis für „Ihren“ W126? Die klare Aussage lautet: Überlegen und vergleichen Sie sorgfältig! Wenn Sie „Ihre“ Wahl getroffen haben, dann bezahlen Sie genau so viel, wie Ihnen genau dieser Wagen wert ist! Denn einen zweifelsfrei korrekten Preis gibt es nicht. Die Vielzahl der Preis bildenden Faktoren und deren Kombinationsmöglichkeiten lassen sich nicht in einer simplen Preistabelle abbilden.

Kalkulieren Sie zur Ankaufsrechnung getrost noch ein oder zwei Tausender hinzu! Wenn Ihr Fahrzeug teure und anfällige Extras hat (siehe Pkt 5.), dann darf es ruhig etwas mehr sein. Erste und kurzfristig vorzunehmende Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten lassen gewöhnlich nicht lange auf sich warten. Denken Sie auch daran, dass z.B. eine professionelle Fahrzeugaufbereitung oder Hohlraumkonservierung oft wünschenswert ist.

Danach vergessen Sie am besten den Kaufpreis! Denn alle nachträglichen Vergleiche sind müßig, weil es kaum zwei komplett vergleichbare W126er gibt. Lassen Sie sich nicht durch die Einschätzung von selbst ernannten Fachleuten irritieren oder dadurch die Freude an Ihrem Neuerwerb vergällen. Diese ist ebenso subjektiv wie die Ihrige und Sie haben das bezahlt, was Ihnen genau dieses Fahrzeug in diesem Zustand wert war.

KLASSE

Exkurs: Wollen Sie „günstig Gas geben“? Soll das Fahrzeug über das Hobby hinaus als Alltagsfahrzeug genutzt werden? Dann könnte sich ggf. als zusätzliche Anschaffung eine Gasanlage bezahlt machen. Generell lässt sich sagen: Je höher Kraftstoffverbrauch (Motorisierung) und die jährliche Laufleistung sind, desto rentabler wird eine Umrüstung. Diese ist beim W126 relativ einfach zu bewerkstelligen, da es eine gute Auswahl an Herstellern, Systemen und professionellen Umrüstfirmen gibt. Eine Einschränkung muss bei Typen mit der kleinen 6-Zylinder-Motorisierung der ersten Serie (M110, Typen 280S und 280SE) gemacht werden. Hier sind wegen der Backfire-Problematik nur elektronisch geregelte Anlagen zu empfehlen. Außerdem wird ein häufigeres Nachstellen der Ventile erforderlich sein. Ist die Nachrüstung einer Gasanlage beabsichtigt, so sind andere Typen des W126 eher anzuraten. Es folgt nun ein einfaches Beispiel zur Berechnung der Rentabilität einer LPG-Anla-

1.2 W126 Unterhalt Natürlich richten sich die Unterhaltskosten eines W126 stark nach Erhaltungszustand, Motorisierung, Sonderausstattung, Kilometerleistung und Fahrweise. Trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle zu zwei weit verbreiteten Vorurteilen äußern:

„Der Unterhalt einer S-Klasse ist sehr teuer“ und „Alte Autos sind im Unterhalt billig“. Die Wahrheit liegt, wie fast immer, in der Mitte. Der W126 war zu seiner Zeit ein luxuriöses Auto mit sehr hohem Fahrkomfort und angemessen dimensionier-

ter Leistung, daran hat sich bis heute nichts geändert. Trotzdem war er damals schon ein sehr fortschrittliches Fahrzeug und kann gegenüber dem Unterhaltsaufwand anderer, auch erheblich jüngerer Gebrauchtwagen heute noch locker mithalten.

1.2.1 Kraftstoffverbrauch Ein Wagen mit 6 oder 8 Zylindern, bis zu 5,6 Litern Hubraum und einer Länge von über 5m fährt sich sehr angenehm, benötigt aber auch ausreichend Treibstoff. Eine S-Klasse ist kein „Säufer“, aber bei entsprechender Fahrweise „atmet sie halt etwas tiefer“ als andere Fahrzeuge. Aufgrund der umfangreichen Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung infolge der Ölkrise war der W126 zu seiner Zeit eine kleine Revolution. Im Vergleich zu seinem Vorgänger W116 und vielen Mit-

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bewerbern verbrauchte er bis zu 30% weniger Kraftstoff, und das bei teilweise sogar gesteigerter Leistung. Abhängig von Motorisierung, Fahrstil, Kurz-/Langstrecke und Sonderausstattungen (Automatik, Klimaanlage, …) kann beim Sechszylinder von einem Durchschnittsverbrauch um die 12 Liter und beim Achtzylinder um die 14 Liter ausgegangen werden. Natürlich ist es kein Problem, einen 560er mit Vollgas auf der Autobahn über die 20 Liter zu

treiben. Es ist aber ebenfalls möglich, den kleinen Achtzylinder beim reinen Gleiten unter 12 Litern zu halten. Die relativ seltenen Turbodiesel (USA-Exporte) liegen mit ihren Verbrauchswerten etwa 2 Liter unter denen der Sechszylinder-Benziner. Kraftstoffverbrauchs-Foren im Internet halten dabei die unterschiedlichsten Erfahrungen von W126-Fahrern in nachvollziehbarer Weise fest.

Kaufberatung W126

ge (bei Anschaffung einer hochwertigen Gasanlage, fachgerechter Montage und ohne Regelwartungskosten): • Angenommener Durchschnittsverbrauch bei Benzinbetrieb 6-Zylinder: 12 l / 100 km 8-Zylinder: 14 l / 100 km • Faktor für Mehrverbrauch bei Gasbetrieb: 1,2 z.B. 6-Zylinder: 12 l  1,2 = 14,4 l LPG / 100 km • Angenommene Kraftstoffkosten: Super 1,30 EUR / l ; LPG 0,60 EUR / l • Die Ersparnis pro 100 km beträgt 6-Zylinder: EUR 6,96 8-Zylinder: EUR 8,12 • Kosten für die Nachrüstung der Gasanlage 6-Zylinder: ca. EUR 2.200 8-Zylinder: ab EUR 2.500 • In beiden Fällen amortisiert sich die Gasanlage nach ca. 30.000 km Nun rechnen Sie selbst anhand Ihrer kmJahresfahrleistung! Bei einem 6-Zylinder und 20.000 km / Jahr ist die Anlage z.B. nach ca. 1½ Jahren durch die Einsparung an Kraftstoffkosten bezahlt.

Allerdings fällt bei überwiegender Kurzstreckenfahrt je nach Gasanlagentyp auch ein geringer Benzinverbrauch an, der zu berücksichtigen ist. Es gibt nämlich nur wenige Anlagen, mit denen man den Motor sofort mit Flüssiggas starten kann. Gewöhnlich muss der Verdampfer erst durch das Kühlwasser auf etwa 30-40°C erwärmt werden, ehe die Anlage automatisch auf Gasbetrieb umschaltet. Ein subjektiver, auch bei geringerer kmLeistung gültiger Aspekt ist folgender: Man fährt einfach öfter und „entspannter“, wenn man für 0,60 EUR / l tankt. Und das vor allem dann, wenn schon wegen des Hubraums ein relativ hoher Kraftstoffverbrauch anfällt. Aber nun kommt doch noch die Gretchenfrage, die es sowohl bei der Anschaffung eines Fahrzeugs mit installierter Gasanlage als auch bei einer beabsichtigten Nachrüstung zu beantworten gilt: Ist eine S-Klasse mit oder ohne Gasanlage mehr wert? So sind derzeit leider noch keine HKennzeichen/07er-Kennzeichen für umgerüstete Fahrzeuge erhältlich.

1.2.2 Steuer und Versicherung Die günstigste Lösung für einen Oldtimer, der auch nur als solcher genutzt wird, ist das so genannte H-Kennzeichen, „H“ steht hierbei für „historisch“. H-Kennzeichen sind seit Herbst 2009 für die ersten gebauten W126 interessant. Achtung, dafür ist eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen. Das fängt beim MindestFahrzeugalter von 30 Jahren an, geht über einen nachweislich technisch nicht veränderten originalen und guten Erhaltungszustand und endet bei empfindlichen Nutzungseinschränkungen im Gebrauch. So dürfen steuerbegünstigte und von der Abgasuntersuchung (AU) befreite Fahrzeuge mit H-Kennzeichen nicht auf öffentlichen Parkplätzen (z.B. Supermarkt oder Innenstadt) abgestellt werden. Das gilt nicht für sog. Fahrten „zur Pflege des automobilen Kulturguts“, d.h. bei als solchen gekennzeichneten automobilen Veranstaltungen. Wartungs- und Erprobungsfahrten sind ebenfalls zulässig, jedoch kein Alltagsgebrauch. Je nach Bundesland und zuständigem Landratsamt werden diese Vorschriften sehr unterschiedlich gehandhabt. Ein offensichtlicher Verstoß gegen die Regeln kann teilweise mit

Kaufberatung W126

einem empfindlichen Bußgeld sowie weiteren Auflagen (z.B. Führen eines Fahrtenbuchs) verbunden sein, vor allem, wenn der Verdacht des Missbrauchs (d.h. der Steuerhinterziehung) besteht. Der hier zugrunde gelegte Sachstand stammt von den Landratsämtern Ludwigsburg, Esslingen und Göppingen, alle im Großraum Stuttgart (BW) gelegen. Aber selbst zwischen diesen drei Landratsämtern gibt es noch kleine Unterschiede. Dies liegt darin begründet, dass die „Durchführung“ Ländersache ist (wie z.B. auch die Polizei, Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten usw.). Die Verwaltungsvorschriften einzelner Landkreise sind teilweise tatsächlich unterschiedlich. Offensichtlich gibt es hier sogar ein merkliches „Nord-/Südgefälle“. Dazu ein weiteres Beispiel zum Wechsel der Schadstoffklasse. Bei der Nachrüstung eines Kaltlaufreglers (KLR) ist im Landkreis Esslingen für die Eintragung der Euro2 ein Gang zum Landratsamt unerlässlich und freilich mit den entsprechenden Gebühren verbunden. Im Einzelfall wird sogar die Typklasse geändert, eine neue Zulassungsbescheinigung Teil2 (ehemals Kfz.-Brief) ausgestellt und ein Formular an das Finanzamt geschickt. In anderen Bundesländern, z.B. in NRW, reicht es aus, wenn die Einbaubescheinigung einer

Fachwerkstatt direkt an das Finanzamt gefaxt wird. Eine relativ günstige Versicherungsmöglichkeit eines W126 ist eine Youngtimer-Versicherung. Wie bereits weiter oben behandelt, wird bei der Kasko-Versicherung eines Old- oder Youngtimers eine Entschädigungsobergrenze festgesetzt, die auf einem Gutachten basiert. Der Fahrzeughalter muss in der Regel mindestens 25 Jahre alt sein (bitte nicht mit dem Fahrzeugalter verwechseln!). Andere Auflagen wie zum Beispiel Jahreshöchstfahrleistung, abschließbare Einzelgarage, parallel angemeldetes Alltagsfahrzeug und anderes können hinzukommen. Schadensfreiheitsstufen und Regionalklassen gibt es dabei in der Regel nicht. Solche Versicherungen werden ab Haftpflicht (hier reicht oft ein sogenanntes Kurzgutachten), über Teilkasko bis zur Vollkasko angeboten. Versicherungsanbieter mit Youngtimer-Tarifen sind u.a. die Kfz-Versicherer ADAC, Allianz, AXA, Gothaer, Sicherdirekt, Zurich, …. Es gibt sogar auf Young- und Oldtimer spezialisierte Versicherungsmakler wie z.B. OCC, die weitere interessante Versicherer im Portfolio führen.

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1.2.3 Versicherungsbeispiel Youngtimer W126 Bj. 1986 W126 420 SE, Marktwert Gutachten EUR 10.000, Zustandsnote 2, Stand OCC 2009:

eine 420er-Limousine, ausgeführt im Jahr 2008 in einer MB-Werkstatt:

Haftpflicht mit 100 Mio. Deckungssumme: EUR 119,00 / Jahr Teilkasko mit EUR 150 Selbstbeteiligung: EUR 61,52 / Jahr Vollkasko mit SB EUR 500 / EUR 150 TK: EUR 159,46 / Jahr

Kaltlaufregler Grüne Umweltzonen-Plakette Lohn bei 18 AW Abgasuntersuchung Landratsamt-Gebühren Gesamtkosten:

Steuerlich gilt für einen W126 generell das Gleiche wie für andere Kraftfahrzeuge. Ist bereits ein geregelter Katalysator eingebaut (beim W126 vor 1986 als Sonderausstattung / ab 1986 in Serie möglich / auch als Nachrüstung), wird die Aufrüstung eines Kaltlaufreglers (KLR) interessant, um das Fahrzeug auf die steuerlich günstigere Euro2-Norm umschlüsseln zu können. Ab Baujahr 1986 muss meistens nur der Kaltlaufregler nachgerüstet werden, wenn es kein sog. RÜF ist.

Damit sank die Kfz-Steuer für den 420er von EUR 635 auf EUR 309 pro Jahr. Der KLR amortisierte sich also nach 1½ Jahren.

Beispiel zur Nachrüstung des KLR bei werksseitig montiertem Katalysator für

EUR 270,00 EUR 5,00 EUR 126,00 EUR 50,00 EUR 15,60 EUR 466,60

Generell gilt zur steuerlichen Einstufung der Schadstoffklasse, dass bei Fahrzeugen (Benzinern) mit Katalysator und KLR die Euro2-Norm erreicht werden kann. Für Fahrzeuge ohne Katalysator (8-Zylinder-Motoren M116 und M117) bietet die Firma GAT-KAT einen Nachrüstsatz an. Beim 6-Zylinder Motor M103 ist sogar Euro2-D3 möglich, das heißt ein Steuersatz von EUR 6,75 / 100ccm Hubraum.

1.2.6 Beispielrechnung für eine Achtzylinder-Limousine 420SE

Achtung! D3 nicht mit Euro3 verwechseln! Diese Norm wurde erst 1998 eingeführt. Ausnahmen bilden der W126 280S, hier kann kein Katalysator nachgerüstet werden, sowie leider auch einige 500erMotorenvarianten bis 08/1987. Für diese wurden die Typzulassungen bezüglich einer KLR-Nachrüstung nicht aufgestockt. Daher sind sie nicht auf Euro2 aufrüstbar. Besonders der 500er-Motor, der über den gesamten Produktionszeitraum des W126 gebaut wurde, erfuhr zahlreiche Veränderungen. Deshalb muss hier im Einzelfall sorgfältig geprüft werden, ob eine steuerlich günstigere Schadstoffklasse überhaupt erreicht werden kann. Problematisch sind auch die USA-Turbodiesel sowie Dieselumbauten. Dafür ist keine steuerreduzierte Schadstoffklasse zu erhalten. Es muss also der höchste Steuersatz bezahlt werden, was solche Fahrzeuge für die meisten Halter in Deutschland der hohen Kosten wegen uninteressant macht.

ausstattungen im Fahrzeug verbaut sind, umso mehr kann defekt werden. Natürlich ist die jährliche km-Laufleistung des Fahrzeugs zu berücksichtigen. Auch die Bereitschaft und die Fähigkeit, bei kleineren Reparaturen selbst Hand anzulegen, spielt eine Rolle. Überlegen Sie, ob Sie mit größeren Arbeiten an Karosserie und/oder Motor zur nächsten MercedesWerkstatt gehen wollen oder ob eventuell eine kleinere freie Werkstatt, die sich auf solche Fahrzeuge spezialisiert hat, in Betracht kommt. Die Preis- und Leis-

tungsunterschiede können dabei ganz erheblich sein. Wenn man bei einem reinen LiebhaberFahrzeug mit relativ bescheidener Ausstattung, ohne Wartungsstau und bei ein paar tausend km Fahrleistung im Jahr mit EUR 500 gut gerüstet ist, so kann bei einem täglich genutzten Alltagswagen mit gehobener Ausstattung (Klimaanlage, hydropneumatische Federung usw.) durch die höhere Laufleistung ohne Weiteres das Mehrfache dieses Betrags anfallen.

Aus dieser Kalkulation ergeben sich laufende monatliche Kosten von EUR 220. Wer beim Anschaffungspreis (zum günstigen Zeitpunkt, mit guter Substanz, geringe Laufleistung, ohne reparaturanfällige Extras, ohne Reparaturstau) nicht allzu sehr spart und nicht auf den Alltagsbetrieb des Fahrzeugs angewiesen ist, der kann mit dem W126 auch für verhältnismäßig „kleines Geld“ S-Klasse fahren.

Allerdings wurden hier keine umfangreicheren Reparaturen oder Instandsetzungen einbezogen. Darum ist es nicht falsch, wenn noch ein bis zwei Tausender in Reserve bereit liegen, falls mal etwas „Größeres“ ansteht. Bei einem FreizeitFahrzeug kann dies ja auch „geplant“ werden.

2. Sammler-, Hobby- oder Alltagsfahrzeug; was für ein Käufer sind Sie? Vor der Differenzierung möglicher Motor-, Karosserie- und Ausstattungsvarianten sollten Sie sich im Klaren darüber sein, zu welchem Zweck „Sie“ einen solchen Wagen kaufen wollen. A. Suchen Sie ein „Winterfahrzeug“, weil Sie Ihr Motorrad oder Cabrio mit Saisonkennzeichen fahren und im Winter still legen?

1.2.4 Reparatur und Wartung Um einen W126 bei guter Kondition zu halten, sind wie bei jedem anderen Kfz regelmäßige Wartungsarbeiten notwendig. Dazu gehört z.B. der jährliche Austausch des Motoröls, die Verschleißkontrolle bzw. Instandsetzung der Bremsanlage, bei besonders gepflegten Fahrzeugen vielleicht auch eine professionelle Fahrzeugaufbereitung. Wenn dieser Posten mit ca. EUR 500 noch im Rahmen bleibt, so wird eine Kalkulation zu erwartender Reparaturen schon erheblich schwieriger. Als Faustregel gilt hier: Je mehr Sonder-

• Steuer (Euro2) und Versicherung (Haftpflicht/Vollkasko): EUR 630,00 • zusätzliche Garage für 12 Monate (EUR 45,-/Monat): EUR 540,00 • Superkraftsoff für ca. 3.000 km/Jahr (Freizeit-Fahrzeug): EUR 530,00 • Ölwechsel und Fahrzeugpflege: EUR 440,00 • Ersatz- und Verschleißteile (pauschal): EUR 500,00 • Gesamtkosten pro Jahr: EUR 2.640,00

KLASSE

B. Soll es ein Gebrauchs- und Alltagsfahrzeug werden, welches das ganze Jahr im Einsatz ist und eine entsprechende Kilometer-Fahrleistung erbringen muss? C. Wird das Fahrzeug als Zweitwagen oder Hobbyfahrzeug geplant, also zur Freizeitbeschäftigung und für Fahrspaß?

D. Spekulieren Sie eventuell auf das Wertsteigerungspotenzial eines reinen Sammler-Fahrzeugs? So verschieden wie die aufgezeigten Kaufgründe, so unterschiedlich werden auch die Anforderungen sein, die Sie an „Ihren“ W126 stellen. Im Rahmen dieser Kaufberatung ist es unmöglich, alle Aspekte ausführlich zu behandeln, alle möglichen Farb-Kombinationen und Ausstattungsmerkmale zu beschreiben oder einer Fahrzeug-Dokumentation auch nur nahe zu kommen. So wird diese wohl hauptsächlich von potenziellen Käufern der Kategorien B und C zur Hand genommen werden.

Käufer der Kategorie A werden sich kaum die Mühe einer tiefer gehenden Beschäftigung mit dem W126 machen wollen. Für diesen Zweck gibt es sicher günstigere und besser geeignete Fahrzeuge. Ein Sammler der Kategorie D handelt aus ganz spezifischen Beweggründen. Ihm werden die hier angebotenen Informationen größtenteils bekannt sein, ja er wäre bestimmt in der Lage, selbst eine Kaufberatung zu schreiben. Aus den vorstehenden Gründen sind die folgenden Seiten bezüglich Informationsbreite und Detaillierung vor allem auf die Käufer der Kategorien B und C zugeschnitten und werden für diese interessant sein. Sie sollen eine Hilfe anbieten beim Einstieg in das Thema oder vielleicht sogar das neue Hobby „W126“.

1.2.5 Nebenkosten Abhängig von der beabsichtigten Nutzung des Fahrzeugs lohnt es, sich vor dessen Anschaffung auch ein paar Gedanken zu den sonstigen Nebenkosten zu machen. Ist eine Garage vorhanden oder wird zusätzlich eine benötigt? Falls das Fahrzeug nicht das ganze Jahr über angemeldet sein soll (z.B. mit Saisonkennzeichen), ist zumindest ein Stellplatz auf privatem Grund notwendig. In vielen Fällen kann auch ein Stellplatz in einer öffentlichen

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Tiefgarage (z.B. bei Banken, Supermärkten, Shopping-Centers usw.) saisonal gemietet werden, was oft günstiger ist. Die Kosten dafür schwanken zwar regional stark, sind aber anhand der örtlichen Miet- und Immobilienanzeigen einfach zu überschlagen. Besteht Interesse an einer Mitgliedschaft in einem Marken-Club? Wie bei vielen Hobbys bringt oft erst das gemeinsame Erlebnis den ganzen Spaß. Organisierte Ausfahrten und Veranstaltungen,

gemeinsame Schrauber- oder Arbeitsnachmittage, regionale Stammtische, die Fachsimpelei und der Austausch mit Gleichgesinnten kann das persönliche Erlebnis mit „Ihrem“ W126 wunderbar ergänzen und abrunden. Viel Know-how kann aus etablierten Fachzeitschriften gewonnen werden. Ersatzteil- und Zubehörquellen sind im Annoncenteil zu finden. Ein Abo ist meist nicht teuer. Mitgliedsbeitrag und Abo-Kosten sollten also auch im Budget berücksichtigt werden.

Kaufberatung W126

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3. Motorvarianten des W126, Gleiter oder Sportler? Exkurs: Die Sache mit der ersten und zweiten Serie; Herbst 1985 Nach 1979 hatten die verschiedenen Typen des W126 zwar bereits einige Modifikationen erhalten, im Herbst 1985 folgte jedoch gleich eine ganze Reihe von grundlegenden Modellpflegemaßnahmen. Diese betrafen sowohl die Karosserie als auch die Palette der angebotenen Triebwerke. Die Innenausstattungen wurden ebenfalls umfangreich überarbeitet. Dadurch erfuhr die Baureihe W126 eine Zäsur, die über eine gewöhnliche „Mopf“ (Abk. für Modellpflege) hinaus ging und zu der in der Praxis üblichen Einteilung in erste und zweite Serie führte. Rein äußerlich kann man die Fahrzeuge der 1. und 2. Serie am leichtesten anhand der Seitenbeplankungen, in Volksmund „Sacco-Bretter“ genannt, unterscheiden. Während diese Kunststoffteile in der 1. Serie mit waagerechten Rillen strukturiert waren, wurden sie in der 2. Serie glattflächig und auch in neuen Farbvarianten gestaltet. Ein weiteres Merkmal sind die neu gestalteten Stoßfänger, bei denen der vordere nun stufenlos in die steiler stehende Bugschürze überging. Mercedes-Benz war übrigens der erste Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen, der sich traute, flächige Kunststoff-Formteile an der Karosserie anzubringen. Chefdesigner Bruno Sacco musste diesen kühnen Schritt auch in den eigenen Reihen verteidigen. Die Modelle des W126 lassen sich wie folgt einordnen:

Zweite Serie (1985-1991) • Sechszylinder-Limousinen: 260SE, 300SE, 300SEL • Achtzylinder-Limousinen: 420SE, 420SEL, 500SE, 500SEL, 560SE, 560SEL • Diesel-Limousinen: 300SDL (nur USA bis 1987) • Achtzylinder-Coupés: 420SEC, 500SEC, 560SEC Seitenbeplankung 1. Serie

Seitenbeplankung 2. Serie

Erste Serie (1979-1985) • Sechszylinder-Limousinen: 280S, 280SE, 280SEL • Achtzylinder-Limousinen: 380SE, 380SEL, 500SE, 500SEL • Diesel-Limousinen: 300SD (nur USA und Japan) • Achtzylinder-Coupés: 380SEC, 500SEC

Welche Serie ist nun die begehrtere, die sammlungswürdigere oder die bessere? Fragen Sie zwei W126-Experten und Sie bekommen garantiert drei Antworten! Dem ursprünglichen Charme der Fahrzeuge aus der 1. Serie stehen die Verbesserungen und Ergänzungen der 2. Serie gegenüber. Wie so oft liegt es im Auge des Betrachters und im persönlichen Geschmack des Einzelnen, welcher Serie der Vorzug gegeben wird. Zum Thema „Korrosion“ werden Sie sogar recht widersprüchliche Aussagen bekommen. Ich bin geneigt, der folgenden Variante Glauben zu schenken. Aufgrund umfangreicher Rostschutzmaßnahmen stehen Fahrzeuge der 2. Serie oftmals „besser im Blech“. Dies trifft besonders für die Qualität der Chrom- und Zierteile zu. Aus diesem Grund liegt momentan auf dem Markt das Preisniveau der Zweitserien über dem der Erstserien.

Die verschiedenen Motorvarianten der Baureihe W126 lassen sich einteilen in die Reihen-Sechszylinder, die V-Achtzylinder und die Diesel-Motoren. Letztere hatten zunächst fünf und dann sechs Zylinder, und beide Aggregate waren mit einem Abgas-Turbolader versehen. Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den Triebwerken der 1. und 2. Serie. Bei allen Motoren außer dem Reihen-Fünfzylinder OM 617 im 300 SD (OM steht für Oelmotor, also Diesel) treffen Sie auf überquadratische Verhältnisse. Das bedeutet, dass der Durchmesser der Zylinderbohrung größer ausgelegt ist als der Hub. Es handelt sich also um sog. „Kurzhuber“.

Es stellt sich nun für Sie die Frage, welchen Fahrstil Sie bevorzugen. Sind Sie eher ein „Gleiter“ oder ein „Sportler“? Die 272 PS der 5,6-Liter-Maschine (RÜFVariante des M117) bescherten einem

Generell waren alle Otto-Motoren der 2. Serie als leistungsreduzierte Kat-Versio-

Aufgrund seines Konzepts zeigt ein W126 gediegenes Understatement. Er wurde sicher nicht geschaffen für Autorennen oder Ampel-Rallyes. Neben seinem hohen Komfort verlieh ihm u.a. eine angemessene Motorisierung mit jederzeit souveräner und eleganter Kraftentfaltung die damals unübertroffene Reisetauglichkeit.

nen oder als etwas stärkere, sogenannte Rückrüst-Varianten (RÜF), d.h. ohne den Katalysator, lieferbar. Eine Ausnahme bildet hier der 5,6-Liter-Motor M117. Dieser konnte im europäischen Ausland gegen Aufpreis auch als sog. ECE-Version mit der Spitzenleistung von 299 PS (in der Literatur oft mit 300PS angegeben) erworben werden. Die Komplexität der Maschine sowie die damit verbundenen Kosten bei einer möglichen Reparatur, bei der Wartung oder allein durch den Kraftstoffverbrauch wird folglich bei der Auswahl des Triebwerks auch eine Rolle spielen. Suchen Sie womöglich einen Schaltwagen, entgegen der überwiegenden Mehrheit der S-Klasse-Fahrer, die ein Automatik-Getriebe bevorzugen? Dieses wäre in der Motorenauswahl zu berücksichtigen, ein Schaltgetriebe gab es nur für die Sechszylinder. Natürlich konnten auch die Sechszylinder gegen Aufpreis mit einem Automatik-Getriebe geordert werden. Falls Ihr Herz sowieso nur für eines der gediegenen 126er-Coupés schlagen sollte, überlesen Sie die Sechszylinder, die SECs gab es nur als Achtzylinder.

3.1 Die Sechszylinder Der Sechszylinder-Motor der 1. Serie, besser bekannt unter seinem HerstellerKürzel M110 oder dem Spitznamen „Doppelnocker“, ist für Mercedes-Fans schon legendär. Und das aus gutem Grund. Der fast „turbinenartige“ Lauf dieses 2,8-Liter-Reihensechsers bietet eine Menge Fahrspaß und gilt als nahezu „unzerstörbar“. Aus verkaufspolitischen Gründen wurde die theoretische Leistungsfähigkeit des M110 nicht ausgereizt und durch konservative Steuerzeiten (sog. „zahme Nockenwelle“) auf 185 PS begrenzt. Das danken diese Motoren mit einer langen Lebensdauer. Trotzdem wirken sie durch ihre Drehfreudigkeit sehr lebhaft.

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W126 durchaus Sportwagen-Qualitäten. Nicht wenige 560er, besonders jedoch die bärenstarken 560SECs, waren oft als „Porsche-Jäger“ unterwegs und wilderten mit ihren überlegenen Fahrleistungen im Sportwagen-Segment. Andererseits sind die 185 PS eines 280SE (M110) zum bequemen Reisen in einer knapp 1,6 Tonnen schweren Limousine völlig ausreichend. Hier konnte sich der W126 vor allem als komfortabler Gleiter ohne jegliche sportliche Ambitionen beweisen. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Motorisierung „Ihres“ W126 könnte eine mögliche oder die bereits vorhandene Einstufung in eine günstige Schadstoffklasse sein (Euro2-Norm durch Kat und KLR). Hierbei geht es immerhin um die Halbierung der Kfz-Steuer. Zur Erteilung einer grünen Umweltschutzzonen-Plakette der Klasse 4 (grün), ohne die ab 2012 in vielen Innenstädten Fahrverbote drohen, reicht allerdings schon ein Lambda-geregelter Katalysator und die Euro1-Einstufung.Da die ersten W126 erst seit Herbst 2009 Anrecht auf ein H-Kennzeichen haben, wird dies über die nächsten 10 Jahre hinweg für viele Fahrzeuge ein Thema sein.

Den M110 gab es im 280S auch mit SolexDoppelregister-Vergasern. Das ist eher etwas für Liebhaber, wobei dies sowohl technisch als auch bezüglich der gemütlichen Fahrweise gemeint ist. Seine 156 PS wirken in der schweren Limousine etwas überfordert. Eine manchmal wünschenswerte Leistungsreserve ist nicht vorhanden. Dazu kommt, dass kein Katalysator nachgerüstet werden kann.

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KLASSE

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Die Sechszylinder-Motoren der 2. Serie (M103) hatten ihren Dienst als 2,6- und 3-Liter-Versionen im 260SE, 300SE und 300SEL zu verrichten. Die 160 PS im 260SE mit Katalysator empfehlen sich nur für „Gleiter“. Bei etwas zügigerer Fahrweise ist ein 300er die bessere Wahl. Er harmoniert ganz ausgezeichnet mit Wagengewicht und Getriebeabstufung und glänzt durch sehr ruhige Laufeigenschaften.

Die Sechszylinder-Motoren im Überblick Typ Produktionszeit

280S

280SE, 280SEL

260SE

300SE, 300SEL

1979-1985

1979-1985

1985-1991

1985-1991

Motor

M110

M110

M103

M103

Hubraum in ccm

2746

2746

2599

2962

Leistung in PS (RÜF)

156

185

166

188

Leistung in PS (KAT)

-

-

160

180

200

210

200-205

205-210

Höchstgeschw. in km/h

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3.2 Die Achtzylinder

KLASSE

in 1. und 2. Serie) produziert wurde. Dies bescherte dem 500er auch die größte Anzahl an unterschiedlichen Modifikationen. Leider sind dabei nicht alle Versionen problemlos mit einem Kat nachrüstbar. Es ist ohne exakte Kenntnis der Typen- und Motorbezeichnung kaum zu entscheiden, ob eine angebotene Ausführung nachrüstbar ist oder nicht. 500er, die ab 1989 gebaut worden sind, können in jedem Fall mit einem Katalysator aufgerüstet werden. Trotzdem kann ein 500er immer wärmstens empfohlen werden. Aufgrund der ab 1982 „langen“ Hinterachsübersetzung läuft er auf einem niedrigen Drehzahlniveau, was eine perfekte Laufruhe und eine überdurchschnittliche Langlebigkeit bewirkt. Besonders interessant sind die wegen drohender Kat-Pflicht ab 1987 leistungsgesteigerten 5-Liter-Motoren der 2. Serie, die mit ihrer Fahrleistung dem späteren TopModell, dem 560er, kaum nachstanden. Die Nachfolge des „kleinen Achtzylinders“ der 1. Serie trat 1985 der 420er V8 an. Auch dieser erfuhr 1987 eine Leistungssteigerung, die ihn nun noch besser vom 300er-Sechszylinder absetzte. Eine Besonderheit beim 420er ist die gegenüber 500er und 560er Modellen fehlende Anfahrmoment-Abstützung. Deshalb „tauchen“ die 420er beim Anfahren oder beim Kick-down Als Gegenstück zum „kleinen Achtender“ fun- mit dem Heck stärker ein, was dem Fahrer vor gierte der 5-Liter-Motor, der als einziger über allem bei späten Modellen eine etwas stärkere die komplette Bauzeit des W126 hinweg (also Beschleunigung vorgaukelt. Die V8-Motoren passen wegen ihrer Leistung und der Leistungscharakteristik ohne Frage am besten zum hohen Wagengewicht und Komfortanspruch an eine S-Klasse. Besonders gut korrespondieren die 8-Zylinder mit den noblen Coupés, so dass die SECs auch nur mit dieser Motorisierung erhältlich waren. Das „Gänsehaut-Feeling“ beim Gleiten (die Lüftung ist lauter als das Motorengeräusch) oder der typische V8-Sound beim Anfahren und Überholen können süchtig machen und Grund genug sein, sich für den Achtzylinder zu entscheiden. Beim Cruisen ist zudem der Mehrverbrauch gegenüber dem Sechszylinder relativ gering und wird gern in Kauf genommen. Einstiegsmodelle in die V8-Liga des W126 sind die 380SE/SEL/SEC der 1. Serie. Übrigens konnte ein 380er als einziges Modell der 1. Serie bereits ab Werk mit einem geregelten Katalysator bestellt werden. Da in dieser Zeit das für den Kat-Betrieb benötigte bleifreie Benzin in Deutschland jedoch noch nicht flächendeckend verfügbar war, scheuten sich die meisten Kunden, den erheblichen Aufpreis für dieses damals noch exotische Extra zu zahlen. Aus diesem Grund ist heute ein 380er mit werksseitig ausgerüstetem Kat eine absolute Seltenheit.

Das Highlight und die Top-Motorisierung eines W126 stellt ab 1985 der 560er dar. Wer sich akustisch zu europäischen Achtzylindern hingezogen fühlt, wird hier aufs Feinste bedient. Aus einem heiseren V8-Röcheln heraus steigert sich der M117 beim Gasgeben zur dezent kernigen Sinfonie, jedoch im besten Understatement stets elegant und nie aufdringlich. Seine Mehrleistung holt der 560er aus der gegenüber dem 500er etwas höheren Drehzahl. Das bescherte ihm zu seiner Zeit durchaus Sportwagen-Qualitäten. Ab 1989 gab es eine allgemeine Kat-Pflicht für Kfz. mit Hubräumen über 1.400 ccm. Die bis 1991 produzierte ECE-Version des 560ers stellt hierbei eine Ausnahme dar und war exklusiv erhältlich auf europäischen Märkten, auf denen bleifreies Benzin zu diesem Zeitpunkt noch nicht flächendeckend zur Verfügung stand (z.B. Italien, Spanien, Portugal, …). Generell lässt sich über alle Achtzylinder-Motoren sagen, dass sie über eine hohe Standfestigkeit verfügen. Laufleistungen von mehreren hunderttausend km sind eher die Regel als die Ausnahme. Den Tribut, der für die überlegene Leistungsentfaltung zu erbringen war, bewirkte das hohe Gewicht des Vorderwagens. Besonders in Verbindung mit breiteren Reifen kommt es an Lenkung und Vorderachse oft zu erhöhtem Verschleiß.

Die Achtzylinder-Motoren im Überblick Typ

380SE, 380SEL, 380SEC (ab 1981)

420SE, 420SEL, 420SEC

500SE, 500SEL, 500SEC (ab 1981)

560SE, 560SEL, 560SEC

1980-1985

1985-1991

1980-1991

1985-1991

M116

M116

M117

M117

Hubraum in ccm

3818 ab 1981: 3839

4196

4973

5547

Leistung in PS (RÜF)

218 ab 1981: 204

218

240 ab 1981: 231 ab 1987: 245

272 ab 1987: 300

Produktionszeit Motor

Leistung in PS (KAT)

-

205 ab 1987: 224

223 ab 1987: 252

242 ab 1987: 279

Leistung in PS (ECE)

-

-

-

299

220 ab 1981: 210

210-215

230 / ab 1981: 225 ab 1987: 230

RÜF 235 / KAT 225 ECE 250

Höchstgeschw. in km/h

Zusammenstellung: I.M. Bogus, MB S-Klasse Club

3.3 Die Dieselmotoren Die mittlerweile erstaunliche Karriere des Dieselmotors in der S-Klasse begann im Verborgenen. Assoziierte die Öffentlichkeit mit einem Dieselaggregat seinerzeit doch eher einen Traktor, ein „Bauernauto“ oder bestenfalls ein Taxi, aber keine Nobelkarosse. Ausgerechnet für den US-Markt, wo der Kraftstoffverbrauch lange keine Rolle spielte, wurde der 300 SD konzipiert und in 1. Serie auch nur dorthin und nach Ka-

nada geliefert. Die Gründe dafür sind wohl im Ölpreis-Schock des Jahres 1973 sowie in der Forderung der amerikanischen Regierung nach einem reduzierten Flottenverbrauch zu suchen. Obwohl im Verbrauch nur ca. 2 Liter/100km unter dem 280S angesiedelt, konnte der durchschnittliche Verbrauch der in die Staaten exportierten Mercedes-Flotte doch signifikant gesenkt werden. Nachdem Mercedes dem Die-

selmotor seine typischen Vibrationen ausgetrieben hatte, wurde er schließlich auch einer SKlasse für würdig befunden. 1978 erhielten die Entwicklungsarbeiten dann noch erheblichen Rückenwind, als der mit einem Dieselaggregat ausgerüstete Mercedes-Versuchsträger C111 (in anderer Ausführung auch als Wankel-Mercedes bekannt geworden) in Nardo eine spektakuläre Rekordfahrt vorlegte.

Der OM617 im 300SD kam in den USA sehr gut an. Der 300SD erhielt 1981 sogar den begehrten Preis „Import Car of the Year“ und wurde wegen der engen Abgasvorschriften in Kalifornien dorthin schon mit einem Rußfilter geliefert. Sein würdiger Nachfolger, der OM603, ebenfalls mit einem Garrett-Abgasturbolader ausgerüstet, wurde zusätzlich auch noch nach Japan verkauft, war aber nur in der Lang-Version 300SDL zu ordern. Die originalen US-Ausführungen 300SD und 300SDL sind leicht zu erkennen. Die in den USA vorgeschriebenen Sicherheits-Stoßfänger sind unübersehbar, ebenso die für europäische Augen eigenwilligen Sealed-Beam-Scheinwerfer. Meilen-Tacho und eine dem amerikanischen Markt angepasste Innenausstattung komplettieren die US-Diesel. Dabei war die deutlich beliebtere Langversion SDL seitens der Karosserie mit europäischen Modellen identisch, aber mit 5,28 Metern Länge dank der breiteren Stoßfänger um 14cm länger. Obwohl Ende der 80er Jahre durch Diskussionen über Rußpartikel der „Dieselhype“ in den USA schon vorbei war, versuchte Mercedes-Benz von Jahresmitte 1990 bis zum August 1991, ein neues Dieselmodell zu positionieren. Der Reihen 6-Zylinder Dieselmotor OM603 wurde zum ersten Mercedes mit Rußpartikelfilter. Das „Oxikat“ genannte System unterscheidet sich dabei jedoch von den heute gebräuchlichen. Des Weiteren erhielt der Motor eine Turboaufladung mit Ladeluftkühler und eine Bosch 6-Stempeleinspritzpumpe. Das höhere Drehmoment des 350er-Motors von 310 Nm ist in Verbindung mit der Automatik der größte Vorteil dieser Ausführung, ein Dahingleiten auch auf eher bergigen Strecken war damit durchaus möglich. Der Neupreis eines SDL lag ohne Extras bei knapp unter 50.000 US$. Der erhoffte Erfolg stellte sich leider nicht ein, in 14 Monaten wurden nur 2.066 Stück Kurzversionen und 2.925 Langversionen verkauft. Einer der Gründe lag in der nicht ausreichend hohen Dauer-Belastbarkeit des Motors. Dieser musste, wie alle frühen Turbomotoren, langsam warm gefahren werden und nach längerer oder höherer Belastung durch Nachlaufen abkühlen. So sind auch heute noch auf Autobahnetappen in Europa maximal 145 km/h auf Dauer empfehlenswert. Empfehlenswert ist es ebenfalls, auch die Ölwechselintervalle zu verkürzen, um die Standzeit des Motors zu erhöhen. Trotzdem existieren gepflegte Motoren mit Laufleistungen jenseits der 300.000km. Die Bedeutung der 350er Dieselmodelle ist eine eher historische, da man die Exemplare nur in den USA bzw. Kanada findet. In Europa kann man die originalen „matching numbers“-Exemplare an einer Hand abzählen, dazu kommt, dass OriginalStoßfänger schon sehr knapp werden. Andere Diesel- bzw. US-spezifische Ersatzteile sind noch im gleichen Umfang wie für die europäischen Modelle zu bekommen. Der deutsche Käufer sei aber gewarnt! In Europa sind W126-Diesel ziemlich selten. Wegen der extrem hohen Steuern bei vergleichsweise geringer Motorleistung dürften solche Fahrzeuge für die meisten W126-Interessenten relativ unattraktiv

US-Version Sicherheitsstoßfänger

US-Version Sealed-Beam-Scheinwerfer

werden. Viele der angebotenen W126-Diesel sind außerdem Eigenumbauten, die mit Vorsicht zu genießen sind. Die erfolgte Erstabnahme oder die TÜV-Plakette sagen nur etwas über die allgemei-

ne Verkehrssicherheit des Fahrzeugs aus, aber nichts über die Qualität der „Basteleien“. Daher kann man allgemein von einem Ankauf eines solchen Fahrzeugs nur abraten.

Die Diesel-Motoren im Überblick Typ

300SD

300SDL

1980-1985

1986-1990

OM617

OM603

5Zyl. Turbolader

6Zyl. Turbolader

2998

2997

123 ab 1983: 125

150

170

193

Produktionszeit Motor Zylinder Hubraum in ccm Leistung in PS Höchstgeschw. in km/h

3.4 Übersicht der Baumuster und Motoren Baumuster 126020

Bezeichnung

Motortyp

alternativer Motortyp

260SE

103941

--

126021

280S

110924

110926

126022

280SE

110987

110989

126023

280SEL

110987

110989

126024

300SE

103981

--

126025

300SEL

103981

--

126032

380SE

116961

116963

126043

380SEC

116961

116963

126034

420SE

116965

--

126035

420SEL

116965

--

126036

500SE

117961

23592 3/5

126037

500SEL

117961

23592 3/5

126038

560SE

117968

--

126039

560SEL

117968

--

126043

380SE

116963

--

126044

500SEC

117963

117965

126045

560SEC

117968

--

126046

420SEC

116965

--

126120

300SD(US)

617951

--

126125

300SDL(US)

603961

--

126134

350SD(US)

603970

--

126135

350SDL(US)

603970

--

Zusammenstellung: I.M. Bogus, MB S-Klasse Club

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Kaufberatung W126

Kaufberatung W126

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4. Coupé oder Limousine, kurz oder lang?

KLASSE

Gestatten Sie mir an dieser Stelle noch eine (sicher eher philosophische) Überlegung zum Nutzwert eines Coupés im Vergleich zur Limousine.

Beim W126 sind Karosserieausführung, lieferbare Motorisierung sowie angebotene Innen- und Sonderausstattungen so miteinander verwoben, dass eine fast unüberschaubare Zahl an Kombinationen möglich ist. Aber eben nicht jede! Haben Sie sich schon entschieden, ob es eine Limousine oder ein Coupé werden soll? Traditionell sind die Coupés der S-Klasse in Preis und Ausstattung am oberen Ende der Modell-Familie positioniert. Als der SEC im September 1981 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wurde, galt er als eines der schönsten Automobile nach dem zweiten Weltkrieg. 85mm kürzer als die Limousine wirkt der SEC noch harmonischer proportioniert als der SLC, von dem er seinen Kühlergrill „geerbt“ hat. Die Einzelsitzanlage im Fond, rahmenlosen Scheiben bei fehlender B-Säule sowie eine umfangreiche Serienausstattung komplettierten dieses Reise-Coupé zu einem echten Traumwagen. Elektrische Sitzverstellung, vierfach elektrische Fensterheber, Gurtbringer oder Zentralverriegelung, beim Coupé gehören viele Ausstattungsmerkmale zum Serienumfang, welche in der Limousine Aufpreispflichtig oder gar nicht erhältlich waren. Das Fahrverhalten der Coupés ist nahezu identisch mit dem der Limousinen und kann als mustergültig bezeichnet werden. Durch den kürzeren Radstand wirken die Coupés etwas straffer. Auch die Fahrleistungen von Coupé und Limousine sind vergleichbar, da sie im Wesentlichen durch das verbaute Triebwerk bestimmt werden. In einem Punkt unterscheidet sich das Coupé jedoch erheblich von der Limousine: es ist deutlich seltener. Knapp über 800.000 Limousinen stehen nur rund 74.000 Coupés gegenüber, und was seltener ist, ist meistens auch begehrter. Wegen seiner oft höherwertigen Ausstattung ist das Coupé auch nach über 20 Jahren in der Anschaffung nicht nur merklich teurer sondern in perfektem Zustand auch schwieriger zu finden. Eine Warnung ist noch angebracht: Viele Coupés, vor allem solche mit Spitzenmo-

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torisierung, wurden als „günstiger gebrauchter Sportwagen“ oder „Porsche-Jäger“ ohne Sinn und Verstand „verheizt“. Optisch aufbereitet, sind ihnen die erheblichen technischen Mängel und der übermäßige Verschleiß nicht anzusehen. Es lohnt sich immer, ganz genau zu prüfen, ob der Vorbesitzer wirklich Rentner und 80 Jahre alt oder eher Rennfahrer und 18 Jahre alt war. Die Alternative, eine Limousine, ist absolut nicht „zweite Wahl“. Bei ihrem Erscheinen auf der IAA im September 1979 war sie der Star der Medien und Besucher. Ihr zeitlos elegantes Design vermag selbst heute, nach 30 Jahren, noch zu überzeugen. Damals wartete der W126 mit einer ganzen Reihe technischer Neuerungen und optischer Tricks auf. Sein Designer, Bruno Sacco, folgte wieder dem ursprünglichen Motto der ersten SKlasse: „form follows function“. Das Ergebnis waren klare, fließende Linien, der Verzicht auf den üppigen und nicht mehr zeitgemäßen Chromschmuck des Vorgängers und eine ausgesprochen elegante Erscheinung. Der gegenüber dem Vorgänger (W116) um 14% niedrigere Luftwiderstand war mit dem cw-Wert von 0,35 eine Sensation und für kurze Zeit sogar die Weltbestleistung für Limousinen. Die neu geformten Stoßfänger mit integrierten Schürzen, die „Mongolenfalte“ der komplett neu gezeichneten Scheinwerfer, die glattflächigen Karosserieverkleidungen, die versenkten Scheibenwischer, die Tür-Zuggriffe, das alles war neu und galt nach kurzer Zeit als Maß der Dinge beim Automobildesign. Noch heute werden die W126-Limousinen von der Fachpresse und einem Großteil der Mercedes-Fans als die schönste und eleganteste S-Klasse aller Zeiten bezeichnet.

zung auch besser ausgestattet ist, lohnt es sich, noch über ein paar andere Aspekte nachzudenken. Wenn die „kurze“ Ausführung trotz ihrer 5,02 m Länge noch in den meisten Garagen unterzubringen ist, so können die 5,16 m des SEL schon Probleme bereiten. Als Selbstfahrer werden Sie von den zusätzlichen 14 cm auch nur den optischen Genuss haben, denn diese kommen vollständig der Beinfreiheit der zweiten Sitzreihe zugute. Sollten Sie auf eine Einzelsitzanlage im Fond Wert legen, so kann dieser Wunsch nur durch eine Langversion der Limousine ab Baujahr 1984 erfüllt werden. Die Langversion ist auch für das ungeübte Auge zweifelsfrei zu identifizieren. Schon von Weitem erkennt man die lackierte Zwischenstrebe am Fenster der Fondtür im Gegensatz zur schmaleren der Kurzversion. Die ausladenden Fondtüren sind dem sichtbar vergrößerten Fußraum im Fond geschuldet. Es könnte allerdings auch reizvoll sein, einen der ab September 1988 gebauten „kurzen“ 560er zu besitzen. Diese Wagen haben absoluten Seltenheitswert, denn es wurden davon nur 1.252 Stück produziert. Sollten Sie sich aufgrund einer glücklichen Fügung oder während eines USA-Aufenthalts doch für einen 300 SDL entschieden haben, dann messen Sie Ihre Garage noch einmal genau nach. Die breiteren Stoßfänger der US-Version führen zu einer Wagenlänge von stattlichen 5,28 m.

Haben Sie sich für eine Limousine entschieden, bleibt Ihnen noch die Wahl der kurzen oder langen Ausführung. Auch wenn die Langausführung mit dem „L“ grundsätzlich als die prestigeträchtigere gilt und oft aufgrund gewerblicher Nut-

Kaufberatung W126

Böse Zungen behaupten, das Coupé vereine gegen Aufpreis die Nachteile eines Cabrios mit denen einer Limousine, ohne deren Vorzüge zu besitzen: wenig nutzbarer Raum und nicht mal das Dach lässt sich öffnen! Dazu lässt sich bemerken, dass es schon immer etwas teurer war, einen besonderen Geschmack zu besitzen und für mehr Geld etwas weniger Auto zu bekommen. Eine treffende Antwort gibt ein kurzes Zitat aus Martin Häußermanns Buch „Mercedes-Benz - Die großen Coupés“:

Zwischenstrebe Langversion

Zwischenstrebe Kurzversion

„Ein Coupé, das ist offener Kragen mit feinem Einstecktuch statt dunklem Anzug und gedeckter Krawatte, das ist schlanker Loafer statt Budapester, das ist Fahren statt gefahren werden.“

5. „Buchhalter“ oder Vollausstatter, welche Sonderausstattungen?

Von einer S-Klasse erwartet man Komfort und dazu gehört eine gehobene Ausstattung. Ein gewisser Standard sollte also schon erfüllt sein. Beim W126 betrifft das den Aufpreis-pflichtigen rechten Außenspiegel genauso wie ein Radio oder elektrische Fensterheber, zumindest vorn. Sind die Extras eines W126 damit bereits erfasst, so spricht man wohlwollend von einem „Buchhalter“, getreu der Berufsgruppe, die sich zwar den Einstieg in die S-Klasse leistet, aber bei den Sonderausstattungen dann die Brieftasche geschlossen hält. Im Gegensatz dazu gibt es die sog. Vollausstatter, die nahezu alle oder wenigstes sehr viele der möglichen Sonderausstattungen beinhalten. Jedoch Achtung beim Kauf eines „absoluten Vollausstatters“!

Kaufberatung W126

Den gibt es nämlich nicht. Bei den meisten der so angebotenen Fahrzeuge fehlen mindestens ein halbes Dutzend Extras, von deren Existenz der Verkäufer möglicherweise keine Ahnung hat. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass aufgrund einer reichhaltigeren Grundausstattung die Coupés besser ausgestattet sind als die Limousinen und die Langversionen („Direktionswagen“ und „Chauffeurfahrzeuge“) besser als die Kurzversionen. Auch steigt mit stärkerer Motorisierung meistens auch die Ausstattungsvielfalt. Dazu kommt, dass bestimmte Ausstattungsdetails erst in einer bestimmten Motor- oder Karosserievariante erhältlich sind. Verschiedene Beispiele wurden dazu schon aufgezählt. Natürlich ist es äußerst angenehm, einen

voll ausgestatteten W126 zu fahren. Zu bedenken ist jedoch: Freude machen die Sonderausstattungen nur, wenn sie auch einwandfrei funktionieren. Und genau da liegt meistens der Hase im Pfeffer. Einige Extras werden nach über 20 Jahren anfällig für Fehler, reparaturbedürftig oder funktionieren überhaupt nicht mehr. Und das kann dann richtig ins Geld gehen. Darum sollten Sie sich stets auch vor Augen halten: Was nicht drin ist, kann auch nicht kaputt gehen, und was drin ist, kostet Geld, nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch in der Erhaltung. Um einer größeren Enttäuschungen vorzubeugen, wird hier auf die gängigsten Sonderausstattungen dieser Art eingegangen, deren sorgfältige Prüfung beim Fahrzeugkauf unbedingt notwendig ist.

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5.1 Hydropneumatische Federung, Niveau-Regulierung Das eigentlich wartungsfreie System der HPF kann im Alter undicht werden. Sowohl Verschleißerscheinungen, Undichtigkeiten und fehlende Gummimanschetten an den Hydraulikbeinen als auch

defekte Regelventile sind die Regel und erfordern schnell hohe Reparaturkosten. Da die Stahlfederung des W126 sehr gut abgestimmt und völlig ausreichend ist, kann von dieser Sonderausstattung nur dringend abgeraten werden. Die HPF ist nicht zu verwechseln mit der Niveauregulierung, welche relativ kostengünstig instand gesetzt werden kann. Wenn ein W126 im Stand hinten herunter hängt, sollte als erstes der Kofferraum gecheckt werden. Vielleicht ist das Fahrzeug hecklastig beladen (z.B. mit dem kompletten Satz Winterräder).

HPF Hydraulikbein

Das „Hängen“ kann jedoch auch ein Hinweis auf eine falsch eingestellte oder defekte Niveauregulierung sein. Die weicheren Federn, die durch die Regulierung unterstützt werden, lassen das komplette Fahrzeug vorerst etwas tief hängen. Bei der Beurteilung sollte man sich jedoch bei laufendem Motor ein paar Sekunden Zeit lassen. Die Niveauregulierung arbeitet mit einer geringen zeitlichen Verzöge-

5.3 Zentralverriegelung

rung, damit nicht jede Bodenwelle ausgeregelt wird. Sollte ein mit Niveauregulierung ausgestattetes Fahrzeug bei der Probefahrt „hüpfen und springen“, so könnte die Ursache in den Federspeichern, umgangssprachlich „Bulleneier“, liegen. Oftmals hilft hier schon eine Entlüftung oder Neubefüllung für kleines Geld. Sollte jedoch ein kompletter Tausch erforderlich sein oder ein Defekt bei der Ölpumpe vorliegen, wird es entsprechend teurer.

Niveauregulierung, Federspeicher

5.2 Klimaanlage, Klimaautomatik, Standheizung Auch die Klimaanlage weist nach vielen Jahren gerne Undichtigkeiten auf oder ist sogar komplett außer Funktion. Um sie wieder in Betrieb zu nehmen, werden viele Werkstätten sie auf FCKW-freien Betrieb (Kältemittel 134a) umrüsten wollen. Dies ist mittlerweile jedoch ebenfalls kritisch zu sehen, da aufgrund einer neuen EU-Richtlinie das Kältemittel 134a voraussichtlich ab Jahresende 2010 ebenfalls verboten wird. Dazu kommt, dass es nicht mit dem Ablassen und Neubefüllen des Kältemittels getan ist, weil das notwendige synthetische Öl die Dichtungen fortschreitend angreift. Eventuelle Undichtigkeiten müssen durch Abdrücken festgestellt und behoben werden. Auch der Kompressor ist zu kontrollieren und ggf. instand zu setzen.

Klimaanlage, Bedieneinheit

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Alternativ ist auch eine Neubefüllung mit dem Kältemittel R413a möglich. Hierbei handelt es sich um ein R12-Ersatzmittel, welches durchaus zu einem guten, aber dennoch günstigen Betrieb der Klimaanlage führt. Eine defekte Klimaanlage umzurüsten und wieder in Betrieb zu nehmen, kann jedoch schnell einen Tausender oder mehr kosten. Bei niedrigen Außentemperaturen (ab ca. 5°C) kann es sein, dass sich der Klimakompressor nicht automatisch einschaltet. Zur Überprüfung sollte daher der Schalter nach oben gelegt werden (Scheibentrocknung). Sollte er dennoch nicht einschalten, kann dies ein Hinweis auf eine Undichtigkeit des Systems sein, denn der Kompressor besitzt dafür eine Schutzschaltung. Etwas problematischer als die konventionelle Klimaanlage ist die Klimaautomatik mit ihrer etwas anfälligen Steuerung. Der ggf. notwendige Tausch der Steuereinheit ist recht kostenintensiv. Gegenüber der Klimaanlage bietet die Klimaautomatik nur den Vorteil einer automatischen Gebläseregelung, denn aufgrund der Heizmatik verfügt auch die konventionelle Klimaanlage über eine Temperaturregelung mit automatischer Kompressorabschaltung. Über die Heizmatik lässt sich bei konventioneller Klimaanlage jedoch die

Temperatur für Fahrer- und Beifahrerseite getrennt einstellen, was bei der Klimaautomatik nicht möglich ist. Eine Standheizung, welche in der Sonderausstattungsliste unter der Bezeichnung „Zusatzheizung“ geführt wurde, wird nach längerer Pause nicht mehr ohne Überholung in Betrieb zu nehmen sein. Beim Funktionstest sollte zunächst das Tackern der Kraftstoff-Förderpumpe zu hören sein. Nach der Zündung des Brenners ist dann ein turbinenartiges Fauchen zu hören. Die Standheizung besteht ebenfalls aus mehreren Komponenten und einer Steuerung. Da die Betriebssicherheit des Systems gewährleistet sein muss, kann eine Instandsetzung rasch ins Geld gehen.

Die Zentralverriegelung gehört mit Sicherheit zu den am häufigsten georderten Sonderausstattungen. Sie umfasst außer den Türen und dem Kofferraumdeckel auch den Tankdeckel-Verschluss. Das für die Betätigung eingesetzte Unterdrucksystem kann nach vielen Jahren Undich-

tigkeiten zeigen. Zu erkennen sind diese an dem Weiterlaufen der PSE-Pumpe (Pneumatische Steuereinheit), nachdem der eigentliche Schließvorgang beendet ist. Das Aggregat versucht dabei fortgesetzt, den erforderlichen Unterdruck wieder herzustellen.

KLASSE

Ab Herbst 1984 hielt die Zentralverriegelung mit Mehrstellen-Bedienung Einzug in die noch erste Serie. Ausnahme ist dabei der Kofferraum-Deckel, der mittels einer anderen Schloss-Stellung vom System abgekoppelt werden kann (Diebstahlschutz).

5.4 Fensterheber, Stahlschiebe- oder Schiebehubdach Auch diese beiden Sonderausstattungen gehören mit Sicherheit zu den am häufigsten georderten. Bei den elektrischen Fensterhebern sollte zunächst darauf geachtet werden, ob zwei oder vier verbaut wurden, es konnten beide Versionen geordert werden. Sollte sich das Schließgeräusch der Fensterheber auf den letzten Zentimetern schwergängiger anhören, so ist dies kein Anzeichen eines Defektes. Um zu hohe Windgeräusche infolge locker aufliegender Fensterdichtungen zu beheben, wurden von Werkstätten öfters die Türrahmen im Fensterbereich nach innen „nachgebogen“, was sogar einer offiziellen Reparatur-Anleitung von MercedesBenz entspricht. Ansonsten sind die Fensterheber aufgrund ihrer Häufigkeit auch für kleines

Geld auszutauschen oder instandzusetzen. Beim Stahlschiebedach wiederum sind erste und zweite Serie zu unterscheiden. In der ersten Serie besaß es noch keine Hub- bzw. Aufstellfunktion. Es sollte sich ohne Knack- oder Quietschgeräusche öffnen lassen und der kleine Windabweiser muss sich vollständig aufstellen bzw. vor dem vollständigen Schließen wieder senken. Schleifgeräusche oder eine unwillige Funktion des Windabweisers lassen sich oft durch Reinigen und Fetten oder das Ersetzen einer Feder beheben, wenn das Schiebedach öfters beim Service vernachlässigt wurde. Bei Schiebehubdächern der zweiten Serie ist oft ein defekter Hubwinkel anzutreffen. Ein häufigeres Problem sind verstopfte

bzw. verdreckte Notabläufe, aufgrund dessen Wasser über A- und C-Säulen ins Wageninnere gelangen kann, unschöne Rostnester sind die Folge. Um dies auszuschließen, sollten Sie am besten unter die herausnehmbaren Teppiche im Fahrerfußraum sowie die Verkleidung der seitlichen Kofferraummulden schauen. Sollte der Schiebedach-Motor nachlaufen und nicht exakt an der Schließposition abschalten, kann dies am Antriebsmotor links hinter der Kofferraum-Verkleidung mittels einer kleinen Stellschraube nachjustiert werden. Für die meisten anderen Justage- und Wartungsarbeiten ist jedoch der Dachhimmel zu entfernen, ab da wird es aufwändig und teuer.

5.5 Gurtbringer, elektrisches Rollo Die Coupé-Ausführung besitzt schon im Standard Gurtbringer, die keine Sonderausstattung darstellen. Leider sind diese häufiger außer Funktion und sollten daher kontrolliert werden sollten. Eine in der Anschaffung teure Sonderausstattung stellt das elektrische Rollo dar, auch dieses funktioniert oft nicht. Die häufigste Ursache dafür ist der Bruch der Transportseele aus Kunststoff, der im

Elektrisches Rollo

Laufe der Jahre versprödet ist. Der Wechsel der Transportseelen ist für kleines Geld in Minutenschnelle zu erledigen, weswegen er sich auf bei Funktionstüchtigkeit schon prophylaktisch empfiehlt. Eine größere Reparatur stellt der komplette Aus- und wieder Einbau z.B. des Heckrollos aus der Heckablage dar, ab hier kann es aufwendig und teuer werden.

Klimaautomatik, Bedieneinheit

Kaufberatung W126

Kaufberatung W126

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5.6 Airbags, Reiserechner Der Fahrerairbag war im Jahr 1981 eine Weltneuheit, der Beifahrerairbag folgte 1987. Beide waren zunächst nur als Sonderausstattung erhältlich. Die Funktion der ersten Airbags nach über 20 Jahren ist nur schwer abzuschätzen. Die ursprünglichen Fristen auf den Haltbarkeits-Plaketten an der B-Säule wurden gemäß der nachstehenden MB-Verlautbarung werkseitig verlängert: „Nach heutigem Wissensstand kann von einer Haltbarkeit und Funktionssicherheit der Fahrer- und Beifahrer-AirbagEinheiten von 15 Jahren ausgegangen werden. Mercedes-Benz hat somit für Fahrzeuge, die bis Januar 1992 gefertigt wurden, rückwirkend das Verfallsdatum verlängert.“

5.9 Stoff, Velours, Leder, Amaretta

Nach Aussagen des Herstellers könnte prinzipiell davon ausgegangen werden, dass die Airbag-Komponenten in den Baureihen W126 ein Autoleben lang halten, eine Überprüfung sei jedoch empfehlenswert. Da bleibt die Gretchenfrage: wie lange ist ein normales Autoleben? Eine sehr seltene und daher gesuchte Sonderausstattung stellt der Reiserechner dar. Einer der Väter des W126, Professor Dr. Ing. E.h. Werner Breitschwerdt, hielt nichts von dem Ende der Siebziger aufkommenden Elektronik-Boom. Elektronik kam in einem Mercedes nur dort zum Einsatz, wo sich daraus unmittelbare technische Verbesserungen ergaben und das auch erst nach erschöpfenden Tests. Eines der wenigen Zugeständnisse an

Reiserechner elektronische Spielereien ist der Reiserechner, der gegen Aufpreis geordert werden konnte. Wie die damals noch junge Elektronik auf den Alterungsprozess reagiert, bleibt, wie im Falle des Airbags, abzuwarten.

5.7 ABS, ASR, ASD Das Antiblockiersystem ABS gehörte ab 1986 bei allen Typen zur Serienausstattung, nachdem es vorher teilweise zur Aufpreis-pflichtigen Sonderausstattung gehörte. Es zeigt sich bis heute unproblematisch. Das ab und zu anzutreffende Flackern der ABS-Kontroll-Leuchte, welches oft nur durch Verschmutzungen an den Radsensoren bedingt ist, lässt sich meist mit kleinem Aufwand beheben. Nach dem Start nicht erlöschende Kon-

troll-Lampen für ABS und ASR können zum einen nur auf eine zu schwache Bordspannung hinweisen (Lichtmaschine und Batterie kontrollieren), zum anderen jedoch auf ein defektes Überspanungsrelais oder, und dann wird es teuer, auf ein defektes Steuergerät. Daher ist die Antriebsschlupfregelung ASR ganz anders einzuordnen. Bei dieser zeigen sich zunehmend Probleme, die ASR-Kontrollleuchte im Cockpit zeigt

einen Ausfall an. Ein Austausch des ASRSteuergerätes ist, wie auch für das ABS, wiegesagt, sehr teuer. Nicht zu verwechseln ist die ASR mit dem beim 420er und 500er als Sonderausstattung verfügbaren und im 560er serienmäßig enthaltenen „Ausgleichsgetriebe mit begrenztem Schlupf“ und dem ebenfalls als Sonderzubehör nur für den 260er und 300er erhältlichen automatischen Sperrdifferenzial ASD.

Als eine der häufigsten Aufwertungen galt beim W126 die Bestellung einer Veloursoder noch besser, Lederausstattung. Diese ist nicht zu verwechseln mit dem günstigen und strapazierfähigen Kunstleder MB-Tex aus anderen Baureihen. Optisch unterscheidet sich das Leder durch 6 Sitzpfeifen und gestanzte Löcher, MB-Tex hat 5 Sitzpfeifen und nur eine Prägung. Mit Sicherheit gehören die Sitzmaterialien, die im W126 verbaut wurden, zu den hochwertigsten ihrer Zeit, doch die Jahre hinterlassen auch bei ihnen ihre Spuren. Beim Velours zeigt sich dies durch abge-

griffene und abgewetzte Stellen z.B. an der Sitzwange, beim Leder durch Risse, Sprödheit und Ausbleichung. Ganz problematisch wird es bei der Aufpreis-pflichtigen MB-Alcantara- bzw. Microfaserausführung „Amaretta“. Diese ist oft schon sehr unansehnlich und i.d.R. nicht zu reparieren oder aufzufrischen, hier ist teurer Ersatz angesagt. Damit wir uns richtig verstehen, gegen eine altersübliche Patina ist nicht zu sagen, sie wird von vielen W126-Fans sogar begrüßt. Jedoch tiefe Risse im Material hat niemand gern, das sieht auch nicht

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Hier stellt sich nun wieder die Originalitätsfrage. Der eine W126-Besitzer hat das altersschwache originale BeckerRadio schon längst durch ein modernes Gerät mit Navigation, CD-Einschub und MP3-Player ersetzt. Der andere W126Fan kauft für ein paar hundert Euro ein generalüberholtes Original-Gerät aus den 80er Jahren und erfreut sich an dessen aufgefrischtem Klang. Was dabei als wertsteigernd oder wertmindernd angesehen wird, liegt einzig in der Beurteilung des Käufers. Auch die elektrischen Antennen neigten bei grober Verschmutzung und mangelnder Pflege zu mechanischen Problemen. Diese sind jedoch in den meisten Fällen durch ein um wenige Euro zu beschaffendes neues „Teleskop“ zu beseitigen.

Als seltenes und in der Anschaffung mit über DEM 20.000,- sehr teures Sonderzubehör konnte für den W126 auch ein C-Netz-Autotelefon mit Heckantenne und klappbarer Konsole bestellt werden. Meist war es in Direktionswagen oder Prominenten-Fahrzeugen anzutreffen und hier gilt das Gleiche wie für das Autoradio. Im Zeitalter des Handy mit Freisprecheinrichtung und der aktuellen Netze wird sich der eine W126-Käufer über den Aufwand des Ausbaus und die verbleibenden Löcher ärgern, während der andere das C-Netz-Telefon liebevoll von seinen archaischen Eingeweiden befreien lässt, um es mit dem Innenleben eines modernen Handys wieder zum Leben zu erwecken.

Kaufberatung W126

mehr nach Patina aus, sondern nach Verschleiß. Sollten die Bezüge des von Ihnen besichtigten Fahrzeugs Grund zur Beanstandung geben, so denken Sie daran, dass sich Stoff einfacher und günstiger instand setzen lässt als Velours und dieser hingegen erheblich kostengünstiger als Leder. Auch was die Pflege angeht, ist Leder mit einem mindestens jährlichen KomplettPflege-Intervall sicher die aufwendigste und teuerste Lösung. Entscheiden Sie selbst, was Sie an Zeit und Geld in die Bezugsstoffe Ihres W126 investieren wollen.

5.10 Leichtmetallfelgen Die als Sonderzubehör erhältlichen Leichtmetall-Felgen waren bei der SKlasse ebenfalls ein sehr häufig georderter Ausstattungsbestandteil. Vielleicht aus diesem Grund hat sich mittlerweile eine kleine Szene von „Raddeckel-Fans“ gebildet, die den Stahlfelgen mit Original-Radkappen den Vorzug geben. Dazu sollten Sie noch wissen, dass für das Top-Modell der zweiten Serie, den 560er, seitens Mercedes-Benz nur Leichtmetallräder freigegeben waren. Zu den Leichtmetall-Felgen darf ich noch ein paar wichtige Details ergänzen. Oft werden „originale Mercedes-Felgen“ angeboten, die jedoch bei näherer Betrachtung keine sind. Bei den Original-Felgen handelt es sich um geschmiedete und daher hochfeste und sehr hochwertige

Felgen. Für die erste Serie waren es die so genannten „Barock-Felgen“, für die zweite Serie die so genannten „15-Loch Gullydeckel“, die oft kopiert und von günstigeren Herstellern nachgerüstet wurden. Die Originale lassen sich über Hersteller-Codes identifizieren, wobei Sie sich nicht verwirren lassen sollten: ein und die gleiche Felge ist zeitgleich von verschiedenen Zulieferern für Mercedes produziert worden. Plagiate lassen sich z.B. über die außen im Felgenbett eingravierte KBA-Nummer zweifelsfrei identifizieren, Originale haben keine KBA-Nummer. Noch ein Wort zu den häufig zu sehenden 8-LochFelgen. Sie passen zwar optisch gut zum W126, sind aber nie für ihn produziert worden. Zu achten ist bei Original-Felgen auch auf den Felgen-Durchmesser.

5.8 Radio/CD-Player, Autotelefon Nahezu kein W126 wurde ohne Autoradio ausgeliefert, doch da gibt es große Unterschiede. Vom einfachen Becker-UKWEmpfänger „Avus“ bis zur aufwendigen Zweikomponentenanlage Becker „Mexico“ für damals über DEM 2.000,- mit zusätzlichem CD-Wechsler „Silverstone“ konnte alles bestellt werden. Freilich waren eine elektrische Antenne oder Hecklautsprecher ebenfalls als Sonderausstattung zu ordern und zu bezahlen. Nach über 20 Jahren sind sowohl die Lautsprecher-Chassis als auch die im Radio gealterte Elektronik hörbar gealtert. Damals wurden noch Folienwiderstände, gewickelte Spulen und Widerstände verbaut, es gab noch nicht die heutigen IC-bestückten Platinen. Daher haben die verbauten Komponenten meistenteils aufgrund Materialalterung ihre besten Zeiten und ein angemessenes Klangerlebnis hinter sich.

KLASSE

Original-Barockfelgen

Original-Gullydeckelfelgen

Infolge der größeren Bremsscheiben durch die Modellpflege ist er bei der zweiten Serie von 14“ auf 15“ gestiegen. Sollten Sie Ihr Fahrzeug mit Leichtmetall-Felgen nachrüsten wollen, so ist dies recht einfach, im Internet werden fast täglich Felgensätze angeboten, rechnen Sie mit ca. EUR 250.- bis 350.- in Abhängigkeit des Zustands der Felgen. Wichtig bei den Alu-Felgen ist die Optik, daher sind sie lackiert. Wenn sie nun sichtbare Kratzer auf dem Felgengesicht haben oder die Felgenränder infolge Randsteinkontakt verschrammt sind, setzt sich beim Bremsen in diesen Kratzern Bremsstaub ab und die Felge sieht nicht mehr gut aus. Einen solchen Satz können Sie auch für EUR 150.- erstehen und aufarbeiten oder aufarbeiten lassen. Dies bedeutet, die Felgen entweder von Hand abzuschleifen oder vom Profi strahlen zu lassen und dann bei einem Spezialisten neu zu lackieren. So erhalten Sie quasi „neuwertige“ Felgen. Ein dergestalt aufbereiteter Satz kostet bis zu EUR 500.-, das ist etwa die Hälfte eines neuen Satzes von Mercedes-Benz. Achten Sie auch auf die richtigen Radbolzen und deren Qualität, mit falschen Kopfformen oder Längen ist eine Felge schnell ruiniert, minderwertige Radbolzen sind ein Sicherheitsrisiko.

5.11 Anhängerkupplung Eine Anhängerkupplung ist an und für sich natürlich kein Problem, höchstes ein Optisches. Daher war gegen Aufpreis für den W126 ebenfalls eine abnehmbare Anhängerkupplung zu erhalten. Es ist jedoch zu vermuten, dass ein Wagen mit AHK häufiger als Zugfahrzeug eingesetzt

Kaufberatung W126

wurde, daher ist bei einer AHK erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Ein kleiner Einachsanhänger stellt dabei keinen Hinderungsgrund dar, bei regelmäßig schwerem Anhängerbetrieb (Wohnwagen, Pferdeanhänger, Schausteller-Anhänger) sieht das anders aus. Der gesamte An-

triebsstrang, darunter Automatikgetriebe, Hardyscheiben und Hinterachsdifferenzial, wurde stark belastet. Der vorzeitige Verschleiß könnte teure Reparaturen mit sich bringen, daher kann vom Erwerb eines solchen „Zugpferdes“ nur abgeraten werden.

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6. Schwachstellen des W126 - worauf ist beim Kauf zu achten? Sind Sie nun soweit gelangt, dass Sie ein passendes Fahrzeug besichtigen und zur Probe fahren, sollen die nachfolgenden Tipps Ihnen Anhaltspunkte geben, wo etwas genauer hinzusehen ist und sich mögliche Schwachstellen des Fahrzeugs verbergen. Dabei daraus gewonnenen Erkenntnisse können Sie in zweierlei Form umsetzen, entweder zur Auswahl, Festigung bzw. Verhinderung der Kaufentscheidung oder zu fundiert begründbaren Preisverhandlungen.

6.1 Motor und Motorelektrik, Nebenaggregate Als erstes sollte der Motorraum einer Sichtprüfung unterzogen werden. Eine kürzlich durchgeführte Motorwäsche kann dabei ein Indikator für kaschierte Undichtigkeiten sein. Dazu kommt, dass diese oft unfachmännisch durchgeführt wird und es nicht selten dabei zu Schäden bei Motor-Elektrik und –Elektronik, Manschetten und Dichtungen kommt. Natürlich unterbleibt auch oftmals nach einer solchen Wäsche die wichtige erneute Konservierung. In jedem Fall kann nur zu einer ausgedehnten Probefahrt geraten werden, um mögliche Undichtigkeiten erkennen zu können. Ebenfalls einen Blick wert ist der Boden, auf dem das Fahrzeug steht. Sind hier verräterische Flecken oder gar Lachen zu entdecken? Sind Nachlackierungen im Motorraum erkennbar, könnten diese auf verdeckte Korrosions- oder Unfallschäden hindeuten. Wie sieht es aus mit erkennbaren Öl- und Kühlwasser-Verlust? Ein etwas ölverschmierter Eindruck ist bei den Motoren der Baureihe W126 nicht kritisch, sie neigen alle etwas zum „Schwitzen“. Eine erheblich stärkere Verschmutzung oder gar kleine Tröpfchen und ölige Flächen im Bereich der Ventildeckel-Dichtung deutet jedoch auf deren Aushärtung und Undichtigkeit hin, sie müsste erneuert werden. Wie sieht es mit Öl-, Bremsflüssigkeits-

Ventildeckel / Abgaskrümmer

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und Kühlwasserstand aus, sind aufgrund dessen Undichtigkeiten zu erkennen? Achten Sie, besonders aus Sicherheitsgründen, auch auf austretenden Kraftstoff. Das elektrohydraulische Stellglied am Mengenteiler der Einspritzanlage neigt im Alter zur Undichtigkeit und austretender Kraftstoff kann sich unter Umständen am heißen Motor entzünden. Bei längeren Standzeiten trocknen oft die Wellendichtungen der Wasserpumpe aus und sorgen für Undichtigkeiten. Daher sollte diese direkt nach dem Start bei noch kaltem Motor beobachtet werden. In vielen Fällen ist auch die Dichtung im Verschluss des Kühlmittelausgleichsbehälters der Grund für Kühlwasserverlust, sie ist um wenige Euro zu ersetzen. Der Zustand der Kühlwasserschläuche sollte ebenfalls überprüft werden, manchmal ist

Wasserpumpe

das Gewebe unter der schwarzen GummiUmmantelung nicht mehr in Ordnung. Die einfachste Kontrollmöglichkeit ist ein gezieltes Abtasten und Drücken mit der Hand, wodurch Risse im Gewebe lokalisiert werden können. Ist ein festgestellter Kühlmittelverlust bis dahin noch nicht erklärbar, sollte der Motor gestartet werden. Eine weiße Abgasfahne bei kaltem Motor ist unkritisch, diese rührt i.d.R. vom Kondenswasser her. Sollte sie sich jedoch bei betriebswarmem Motor zeigen, ist Vorsicht geboten, dies sollte sofort kontrolliert werden. Danach sollte bei abgestelltem Motor mit äußerster Vorsicht der Kühlmittel-Ausgleichsbehälter geöffnet werden. Abgasgeruch oder ein Ölschaum auf der Wasseroberfläche deutet möglicherweise auf eine defekte Zylinderkopfdichtung, in seltenen Fällen auf einen Riss im Kopf hin, was sich u.a. auch durch Kühlwasser im Motorenöl bemerkbar machen kann (Peilstab genau prüfen). Empfehlenswert sind in diesem Fall ein Abdrücken des Kühlsystems und eine Messung des CO-Gehaltes im Kühlwasser. Eine bläuliche Abgasfahne im Schubbetrieb deutet auf ausgehärtete oder verschlissene Ventilschaftdichtungen und einen damit einhergehenden höheren Ölverbrauch hin. Ein Bläuen beim Gasgeben kann jedoch auf verschlissene Kolbenrin-

Elektrohydraulisches Stellglied

Kaufberatung W126

KLASSE

ge oder ausgelaufene Zylinderwände hindeuten. Bei steigendem Ölverbrauch steht ein Wechsel an, der kostet zwar Geld, ist aber ohne weiteres finanzierbar. Dunkelgraues oder schwarzes Abgas deutet auf ein zu fettes Verbrennungsgemisch hin. Ist die Verbrennung korrekt eingestellt, ist wahrscheinlich der Luftfilter stark verschmutzt und sollte dringend getauscht werden. Tackernde Geräusche, vor allem im kalten Zustand, können auf die Hydrostößel hindeuten. Das Tackern sollte in diesem Fall mit steigender Motortemperatur weniger werden bzw. verschwinden. Ist dies nicht der Fall und das Geräusch verstärkt sich bis zu einem Schlagen, sind eingelaufene Nockenwellen die Ursache des Geräusches. Achtung, beim Tausch von Nockenwellen sind unbedingt auch neue Schlepphebel einzusetzen, sonst ist die Freude nur von kurzer Dauer. Auf das Thema „Nockenwellen und Schlepphebel“ ist besonders bei den Achtzylindern bis 1985 (Typen 380SE und 500SE) zu achten. Für die Einstellung der Hydrostößel sind Druckstücksätze, Spezialwerkzeug und Messlehren erforderlich, der automatische Ausgleichsbereich unterliegt relativ engen Grenzen. Daher sollte unbedingt ein Fachmann bemüht werden, der sich mit den Einstellarbeiten und den dafür herausgegebenen Arbeitsanweisungen auskennt. Ab einer Laufleistung von ca. 200.000km haben einige Motoren auch schon umfangreichere Überholungen oder Reparaturen hinter sich. Dazu ein Tipp: glauben Sie nur, was sich anhand von Werkstattrechnungs-Belegen nachvollziehen lässt. Aussagen wie „es wurde alles gemacht“ oder „komplette Revision erfolgt, aber ohne Beleg“ können Sie i.d.R. vernachlässigen. Existieren jedoch entsprechende Belege oder sogar eine Fotodokumentation, z.B. über getauschte Hydroelemente, Nockenwellen oder Einspritzdüsen, kann dies in den folgenden Jahren den eigenen Geldbeutel nachhaltig schonen. Bei laufendem Motor sollte als nächstes auf Undichtigkeiten am Abgaskrümmer geachtet werden. Fehlen womöglich Schrauben am Abgaskrümmer und ist das der Grund der Undichtigkeit? Sie könnten abgerissen worden sein, wobei dann ein Rest noch im Block steckt. Die oberen Schrauben sind relativ gut zugänglich und können in mühevoller Kleinarbeit herausgebohrt werden, bei den unteren jedoch wird es erheblich aufwendiger, da sie vom Motorraum nicht zugänglich sind. Sind die Schrauben komplett, liegt es wahrscheinlich an den AbgaskrümmerDichtungen, manchmal ist in diesem Fall das Dichtigkeitsproblem durch einfaches Nachziehen zu lösen. Wenn nicht, müs-

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Kühlmittel-Ausgleichsbehälter

Zündsteuergerät, ZSG

sen Dichtungen oder auch Abgaskrümmer erneuert werden, hier wird es erheblich aufwendiger. Aufgrund der für den Nockenwellentrieb verwendete Duplex-Kette (nur beim M103: Simplexkette) entfallen mögliche Zahnriemenwechselintervalle. Nur in seltenen Fällen wird von einer Längung der Steuerkette jenseits der 200.000 km berichtet, dies ist aber nachprüfbar. Anfälliger zeigen sich bei den V8-Motoren (M116 und M117) Gleitschienen und Kettenspanner. Ist beim Anlassen kurz ein schlagendes oder schleifendes Geräusch zu hören? Das deutet auf den relativ unproblematisch zu tauschenden Kettenspanner hin, bei dieser Gelegenheit sollten unbedingt auch die Gleitschienen getauscht werden. Es empfiehlt sich, diese Reparatur nicht auf die lange Bank zu schieben, mangels Spannung überspringende Steuerketten und gebrochene Gleitschienen haben kapitale Motorschäden zur Folge.

ne bei Überhitzung zerstört werden. Das ZSG als Ersatzteil ist je nach Typ bis zu EUR 2.000,- teuer und gebraucht nur selten unter EUR 500,- zu bekommen. Ein bei laufendem Motor und geöffneter Motorhaube getaktetes Schleifgeräusch „tschätschätschä“ kann seine Ursache in der Keilriemenführung oder einer verschlissenen Lichtmaschine haben. Die Lichtmaschinenleistung ist leicht zu kontrollieren: bei laufendem Motor muss die rote Ladekontrollleuchte im KombiInstrument verlöschen. Ist dies nicht der Fall, sollten die Kontakte von der Lichtmaschine zur Batterie überprüft werden. Liegt ein Masseband-Bruch vor, sind die Batterie-Pole oxidiert oder ist sogar Batteriesäure ausgetreten und hat die darunter liegenden Karosserieteile geschädigt? Oft sind es nur die Kohlebürsten (ab ca. 200.000 km) oder eine der GleichrichterDioden der Lichtmaschine, die für kleines Geld ersetzt werden können. Achtung, die meisten Werkstätten führen diese Arbeiten nicht durch und bieten eine teure Lichtmaschine im Tausch an.

Gibt es die Möglichkeit für einen Kompressionstest, so sollte diese genutzt werden. Durch ihn erhält man eine relativ gute Information über den aktuellen Zustand der Zylinder. Mit noch kleinerem Aufwand kann der Wanddruck des Motors geprüft werden. Bei im Leerlauf laufendem Motor ist vorsichtig den Öleinfülldeckel zu öffnen und mit zwei Fingern festzuhalten. Ist ein leichtes Abheben fühlbar? In diesem Fall ist es möglich, dass der Druckverlust von einem oder mehreren Zylindern durch den Motorblock entweicht, dann sollte ein Kompressionstest durchgeführt werden. Um eine Aussage über das Verbrennungsbild zu erhalten, kann das Kerzenbild jedes Zylinders kontrolliert werden. Je nach Möglichkeit sollte durch den Fachmann (Achtung, Hochspannung!) auch das Zündverhalten jeder einzelnen Zündkerze kontrolliert werden. Liegen ein ungleichmäßige Zündbilder bzw. Kerzengesichter vor, kann dies auf verschlissene Zündkabel und Verteiler hindeuten, ebenso aber auch auf ein defektes Zündsteuergerät. Das Problem mit dem ZSG tritt vorwiegend bei Fahrzeugen ab August 1987 auf, da ab diesem Zeitpunkt die ZSGs in SMDTechnik ausgeführt wurden und diese ger-

Ist ein Messgerät zur Hand, sollte mit einem Voltmeter die Spannung zwischen den beiden Batteriepolen gemessen werden. Auch beim Einschalten von starken Verbrauchern wie z.B. Licht, heizbarer Heckscheibe, Lüftung oder Klima darf sie nicht unter 12 Volt absinken. Bei dieser Gelegenheit sollte auch die Batterie selbst kontrolliert werden: hat sie die in der Betriebsanleitung ausgewiesene Kapazität und wie alt ist sie? Prüfen Sie während der Probefahrt auch unbedingt die Leistung und Regulierung der Heizung. Stellen Sie zunächst die Heizungsrädchen auf „max“. Wenn die normale Wohlfühl-Temperatur erreicht ist, regeln Sie herunter. Wird es plötzlich relativ kühl im Fahrzeug, lässt sich die Temperatur nicht mehr auf „max“ erhöhen? Dann sind oftmals die Membranen des Mono- oder Duoventils eingerissen und somit ist die Heizung nicht mehr regelbar. Der Austausch dieser Magnetventileinsätze beträgt dann oftmals EUR 200,- und mehr.

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6.2 Getriebe und Antriebsstrang Als erstes steht auch hier die Sichtprüfung an. Gibt es erkennbaren Ölverlust an Getriebe oder Differenzial, wie sieht der Boden an der „Standstelle“ des Wagens aus, gibt es hier Öl-Flecken oder sogar –Pfützen? Bei Öltropfen am Getriebe können teure Reparaturen drohen, Tausend Euro sind da schnell weg und bei einem Austausch-Automatikgetriebe ist mit dem Mehrfachen zu rechnen. Bei dieser Gelegenheit sollten auch sämtliche Gummimanschetten der Antriebs- und Achswellen auf Beschädigungen und Risse überprüft werden. Ein leicht schwitzendes Hinterachsmittelstück, im Volksmund Differenzial genannt, ist noch nicht problematisch.

Hinterachsmittelstück Sollte es jedoch schon tropfen, so ist meist einer der drei Wellendichtringe ausgehärtet und undicht. Oftmals handelt es sich dabei um den Wellendichtring zur Kardanwelle, der gewechselt werden muss, dies bedeutet einen nicht allzu großen Aufwand. Aufwendiger ist der Wechsel der Antriebswellendichtringe an den links und rechts abgehenden Antriebswellen. Mit dem Wechsel sollte in diesem Fall nicht allzu lang gewartet werden, da aufgrund der Undichtigkeit der Ölstand rasch absinken kann. Ein trocken gelaufenes Hinterachsmittelstück kann blockieren und gefährliche Unfälle hervorrufen. Bei dieser Gelegenheit sollte auch die Ölfüllung erneuert werden, spä-

testens jedoch alle 60.000 km. Ein leichtes lastabhängiges Heulen des Differenzials deutet zwar auf einen schon erhöhten Verschleiß hin, aber dies ist zunächst nur ein akustischer Makel, es kann noch 100.000km und länger halten. Beim Blick unter den Wagen sollten Sie auch das Automatikgetriebe nicht vergessen und auf Undichtigkeiten prüfen. Schauen Sie auch unter die kleine Gummikappe an der Modellierdruckdose, ist diese Dose undicht, tritt hier Öl aus und wird durch den Unterdruckschlauch in den Motor gezogen und verbrannt. Ein „rätselhafter“ Automatikölschwund (ohne sichtbares Schwitzen) ist dann die

Automatikgetriebe, Modelierdruckdose

Automatikgetriebe, Wandlerglocke Folge. Bei Ölspuren an der Wandlerglocke zwischen Motor und Schaltautomat oder am hinteren Kurbelwellen-Dichtring muss in beiden Fällen der Automat aus-

6.4 Fahrwerk und Lenkung gebaut werden. Bei einer Undichtigkeit empfiehlt es sich, gleich beide Dichtungen zu tauschen. Wann wurde nachweislich der letzte Automatikgetriebeöl-Wechsel (ATF-Öl) gemacht und von wem? Die Einhaltung der Wartungsintervalle alle 60.000 km ist genauso wichtig wie fachmännische Arbeit, z.B. korrekte Entleerung des Drehmomentwandlers. Unerlässlich ist peinlichste Sauberkeit dabei, selbst kleine Verunreinigungen können kapitale Schäden hervorrufen. Da das Automatik-Öl nicht nur der Schmierung sondern auch der Kraftübertragung dient, erreicht es hohe Betriebstemperaturen. Wenn es schon verbrannt riecht oder durch einen Laien gewechselt wurde, sind Automatikgetriebe-Schäden nicht mehr auszuschließen. Bei der Probefahrt sollte das Automatikgetriebe weich und ohne Schläge schalten. Schalten alle Stufen zu hart, könnte das am falsch eingestellten Steuerdruck und Modellierdruck liegen, dadurch werden Antriebsstrang, Hardyscheibe und Differenzial über Gebühr stark belastet. Auch hier ist Vorsicht geboten, eine zu weich eingestellte Automatik hat aufgrund hohen Schlupfs eine hohe thermische Belastung des Drehmomentwandlers zur Folge. Dies macht sich durch Durchrutschen bemerkbar, die Motordrehzahl geht kurz nach oben und der Schaltvorgang dauert deutlich zu lange. Ein hartes Schalten einer oder mehrerer Fahrstufen kann auf einen Wandlerdefekt oder verschlissene Bremsbänder hindeuten, beides wird teuer. Leichte Schläge im Antriebsstrang während des Schaltvorgangs lassen einen merklichen Verschleiß der Hardyscheibe vermuten. Die Hardyscheibe hat die Aufgabe, leichten Versatz bei Gelenkwellen auszugleichen sowie Stöße im Antriebsstrang zu dämpfen. Sie ist als Ersatzteil um einen Fünfziger zu haben und mit vertretbarem Aufwand zu wechseln.

6.3 Abgasanlage Aufgrund des Schwefelanteils im Kraftstoff kann sich Kondenswasser, welches sich bei Abkühlung im Abgaskanal sammelt, mit diesem zu Schwefelsäure verbinden. Dies ist besonders im Kurzstreckenbetrieb der Fall, in dem der Motor nicht ordentlich warm gefahren wird und das Kondensat nicht restlos verdampfen kann. Aus diesem Grund rosten viele Abgasanlagen von innen durch, nicht von außen. Ebenso werden Krümmerdichtungen und

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Abgaskrümmer stark angegriffen und undicht. Daher sollte auch der gesamte Abgasstrang einer sorgfältigen optischen und akustischen Prüfung auf hörbare Lecks unterzogen werden. Über den Zustand des Katalysators und der bei OriginalKatalysator und vielen Nachrüstlösungen vorhandenen Lambdasonde sollte die hoffentlich vorhandene Bescheinigung der letzten AU Auskunft geben. Ein ver-

Einen ersten Hinweis auf den Zustand von Fahrwerk und Lenkung können die Reifen geben. Sind sie ungleichmäßig abgelaufen, deutet dies auf eine verstellte Spur oder einen verstellten Sturz hin. Bei der dann notwendigen Vermessung sollten auch Radaufhängungen und Stabilisatoren überprüft werden, aufgrund des hohen Gewichtes des Vorderwagens, besonders bei den V8Triebwerken, sind sie oft ausgeschlagen. Besonders zu achten ist hier auf die Traggelenke und ihre Manschetten, defekte Traggelenke machen sich bei Belastung durch ein Knacken bemerkbar. Sind ihre Manschetten eingerissen, führt dies aufgrund von eindringendem Schmutz in kurzer Zeit zum Defekt der Traggelenke. Ebenso sind die Bremsabstützung und die Spurstangenköpfe zu kontrollieren, auch die Lagerung des Lenkhebels gehört zu den bekannten Schwachstellen. Bei dieser Gelegenheit sollte auch das Lenkgestänge samt seiner Manschetten einer Sichtprüfung unterzogen werden.

Bei hohen Laufleistungen neigen die an der Hinterachse befindlichen Koppelstangen und Gummis des Stabilisators zum Verschleiß. Auch die Dämpfer zwischen Fahrwerk und Rahmen, umgangssprachlich „Tellerminen“ genannt, sollten kontrolliert werden. Der Zustand der Stoßdämpfer kann bei Stahlfederung durch den „NachwippTest“ (Niederdrücken der Kotflügel) kontrolliert werden: wippen sie nach, sind die Dämpfer fällig. Auch ein sichtbarer Ölverlust der Dämpfer lässt auf deren Verschleiß schließen. Der sicherere Weg für alle Dämpfungssysteme ist ein Stoßdämpfertest, den jede Prüfstelle kurzfristig durchführen kann. Quietschende oder knarrende Geräusche beim Einfedern der Vorderachse lassen auf verschlissene Traggelenke an der Vorderradaufhängung schließen. Bei der obligatorischen Reifenkontrolle sollten Sie nicht nur auf Reifendimensionen, Profiltiefe und allgemeinen Zustand achten. Auch das Alter sollte anhand des Codes auf der Reifenflanke überprüft werden. Sie würden überrascht sein, wie

Traggelenke

KLASSE

viele 126er mit mehr als 10 Jahre alter Bereifung unterwegs sind. Ein allgemein erhöhtes Lenkspiel bei der Probefahrt stellt zunächst kein großes Problem dar, das Spiel des Kugelumlaufgetriebes lässt sich oft bei einer Fachwerkstatt für kleines Geld einstellen. Bei dieser absolut sicherheitsrelevanten Einstellarbeit sollte jedoch in allen Fällen ein Fachmann bemüht werden. Dieser ermittelt zunächst durch Messung der Reibwerte, ob ein Nachstellen möglich ist. Bei unsachgemäßem Nachstellen kann die Lenkung, vor allem in den Außenbereichen, während der Fahrt plötzlich blockieren! Ist das Lenkgetriebe nur in der Mittelstellung stark abgenutzt, z.B. durch häufiges Lenken im Stand, droht ein teurer Austausch. Eine undichte Servopumpe der Lenkung fällt meist schon durch ein ziemlich ölverschmiertes Gehäuse auf. In diesem Fall sollte unbedingt der Ausgleichsbehälter kontrolliert werden, wie weit ist der Füllstand schon abgesunken?

Hinterer Stabilisator

Bremsabstützung

Lenkhebel

Dämpfungselement

Spurstangenkopf

Lenkgestänge

Lenkungs-Servopumpe

nehmbares Klappergeräusch kann auf den Bruch des keramischen Grundkörpers hindeuten, hier ist ein Tausch unvermeidlich, um hohe Folgeschäden zu vermeiden. Nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass die gesonderte AU und Ihre Plakette ab diesem Jahr entfallen. Die Abgasuntersuchung ist zukünftig ein ganz normaler Bestandteil der Hauptuntersuchung (TÜV).

Kaufberatung W126

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6.5 Bremsanlage Die Bremsanlage sollte schon vor der Probefahrt einer Sichtprüfung unterzogen werden. Wie sehen die Bremsleitungen aus, gibt es Undichtigkeiten oder Roststellen? Was macht der Füllstand im Ausgleichsbehälter und welche Farbe hat die Bremsflüssigkeit? Eine tief dunkle Färbung lässt nicht nur auf einen vernachlässigten Zustand schließen, sie ist auch sicherheitstechnisch bedenklich.

Da Bremsflüssigkeit hygroskopisch, also wasseranziehend ist, nimmt mit zunehmendem Alter der Wasseranteil zu. Abgesehen von der dadurch verstärkten Korrosion können sich im Bremssystem bei starker Inanspruchnahme z.B. auf Gefällestrecken gefährliche Dampfblasen bilden. Diese können die Wirkung der Bremse bis auf null herabsetzen.

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schaden hindeuten können. Achten Sie auch auf die Konservierungsmittelraupen auf den Schweißnähten, auch diese können gute Hinweise auf nachträgliche Karosserie-Arbeiten geben, da sie nur sehr schwierig „zu fälschen“ sind.

Wie sehen Bremsscheiben und Bremsbeläge, vor allem vorn, aus? Erkennbare Feuchtigkeitsspuren an den Bremszylindern oder anderen Teilen der Bremsanlage deuten auf Undichtigkeiten hin. Beachtet werden sollte, dass bei den V8Triebwerken mit ASR auch die hinteren Bremsen einem höheren Verschleiß ausgesetzt sind.

Lüftungsklappen

6.6 Karosserie Als erstes sollte Ihr Blick über die gesamte, möglichst gewaschene Karosserie gleiten. Wie sieht es aus mit der Passgenauigkeit von Türen und Hauben, sind die Spaltmaße gleichmäßig und symmetrisch? Vergleichen Sie auch die linke und rechte Fahrzeughälfte inklusive dem geraden Sitz der Stoßfänger. Deutlich sichtbare Unterschiede sind meist auf einen nicht sachgemäß reparierten Unfallschaden zurückzuführen. Vom Kauf eines solchen Fahrzeugs kann nur abgeraten werden. Wie schaut der Lack aus? Passt sein Zustand zu der angegebenen Laufleistung und Historie („Garagenwagen“) des Fahrzeugs? Gibt es Abweichungen in Farbe, Glanz, Tönung oder Oberfläche? Dann wurde meistens nachlackiert, womöglich aufgrund eines Unfallschadens? Oftmals lohnt sich die Anschaffung eines Lackschichtdicken-Messgerätes, diese sind mittlerweile im Zubehör-Handel für unter unter EUR 10,- zu haben. Hiermit oder auch durch vorsichtiges Abklopfen lassen sich Reparatur- und Spachtelstellen aufspüren oder auch Fremdteile wie z.B. ein ersetzter und überlackierter Kotflügel. Schon durch Aufspüren einer einzigen solchen Stelle und den Einfluss auf die nachfolgenden Preisverhandlungen kann sich das Messgerät bezahlt gemacht haben. Generell kann davon ausgegangen werden, dass am W126 sinnvolle und umfangreiche Rostschutzmaßnahmen getroffen wurden, die in der zweiten Serie noch etwas umfangreicher waren als in der ersten. Der W126 der zweiten Serie ist teilverzinkt und hervorragend konserviert, in dieser Beziehung ist er selbst aktuellen Modellen noch um Einiges voraus. Es sollte jedoch jedes Fahrzeug sorgsam überprüft werden, da sich im Alter zunehmend Schwachstellen zeigen. Auffällige „Beulen“ im Unterbodenschutz sollten, mit Zustimmung des Verkäufers, geöffnet werden, oftmals beherbergen sie eine fortgeschrittene Unterwanderung durch Rost. Am Unterboden sollte zunächst der Rahmen im Bereich der Vorderachsaufhän-

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gung kontrolliert werden: die Aufnahmen der Lagerböcke der Bremsabstützung sowie der unteren Querlenker sind durch Rost gefährdet. Bei Durchrostung sind die Instandsetzungsarbeiten nur vom Fachmann durchzuführen, da es sich um das Schweißen von tragenden Teilen handelt. Naturgemäß gefährdet sind, vor allem bei Fahrzeugen der ersten Serie, Schweller und Radläufe sowie die Wagenheberaufnahmen. Unsachgemäß angesetzte Hebehilfen an den Wagenheberaufnahmen, Bördelungen (Umlegen des Radlauffalzes) an den Radläufen infolge breiterer Reifen oder, noch schlimmer, Radlaufchrom er-

zeugen grundsätzlich üble Angriffspunkte für Durchrostungen in diesem Bereich. Manchmal ist wurde der Sachverhalt sogar umgekehrt: mit aufgesetztem Radlaufchrom wird versucht, Durchrostungen und Parkrempler zu kaschieren. Als nächstes lohnt sich ein Blick in die hinteren Radhäuser, besonders, wenn am Radlauf die bananenförmigen Abdeckungen, umgangssprachlich „Bananen“ fehlen. Die Bananen verhindern das Eindringen von Spritzwasser und Schmutz in die hinteren Stoßfänger sowie auf die hinteren Seitenteile des Kofferraums, fehlen sie, ist dieser Bereich gesondert zu kontrollieren. Immer sinnvoll dazu ist die Entfernung der Teppichverkleidung an der linken und rechten Seite des Kofferraums, um festzustellen, ob hier eine Rostbildung schon eingesetzt hat. Bei dieser Gelegenheit sollten auch die Gummis der Lüftungsklappen hinter den KofferraumSeitenverkleidungen in Augenschein ge-

nommen werden. Sitzen sie nicht korrekt oder fehlen sie gar, kann Wasser ungehindert in den Kofferraum eindringen. Dies kann im Übrigen auch durch poröse oder schlecht sitzende Heckscheibendichtungen geschehen. Eine genauere Untersuchung verdient auch die Reserverad-Mulde, sie sollte komplett geleert und mit der Taschenlampe sorgfältig abgeleuchtet werden. Hierbei sollte Ihr Augenmerk nicht nur dem möglichen Rost gelten, sondern auch einem eventuellen Verzug oder Beulen, die auf einen schlampig reparierten Heck-

Heckscheibenrahmen außen darüber

Wichtig, vor allem bei den Coupés mit einer noch flacher stehenden Heckscheibe ist die sorgfältige Kontrolle des Heckscheibenrahmens. Bei ihm handelt es sich um eine bezüglich Rost bekannte Schwachstelle des W126/C126. Sowohl oben als auch unten zeigen sich oft schon von außen kleine Roststellen. Zur Kontrolle wird der Kofferraum geöffnet und von unten, am besten auf dem Rücken liegend, durch die runden Stanzlöcher der Kofferraumdecke in Richtung Hutablage geleuchtet bzw. getastet. Findet sich hier Rost, dann handelt es sich um eine aufwendige und recht kostenintensive Instandsetzungsmaßnahme. Bei dieser Gelegenheit sollten sie auch die Heckscheibe auf milchige Stellen am Rand und in den Ecken untersuchen. Diese haben ihre Ursache in der Verbundglas-Bauweise, bei der Feuchtigkeit zwischen die beiden Schichten eindringen kann. Durch eine nachträgliche Abdichtung kann der Prozess meist gestoppt oder zumindest verlangsamt werden, eine Reparatur des schon bestehenden Schadens ist jedoch nur durch den teuren Austausch der Heckscheibe möglich. Die Heckscheibenheizung mit Mikrofäden sollte unbedingt getestet werden, vereinzelt sind die Fäden nahezu unsichtbar beschädigt, wodurch die komplette Heckscheibenheizung ausfallen kann.

Lagerböcke Bremsabstützung

Abdeckung Radlauf

Heckscheibenrahmen, Kofferraumdecke

Es empfiehlt sich, die Frontscheibe auf Steinschläge sowie die Scheinwerfer- und Rückleuchten-Gläser auf Risse und eingeschlossenes Wasser zu untersuchen. Bei dieser Gelegenheit sollten Sie auch einen Blick in den Lüftungswasserkasten werfen, dies ist möglich nach Entfernung der Kunststoffabdeckung unter den Scheibenwischern. Oftmals haben sich hier Laub und Schmutz gesammelt, welche unter dem Einfluss von Feuchtigkeit üble Rostnester erzeugen können.

Radlaufchrom

Abdeckung Radlauf fehlend

Heckscheibenrahmen außen darunter

Luftwasserkasten

Kaufberatung W126

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Auch unter den Seitenbeplankungen, den „Sacco-Brettern“, verbergen sich oft böse Rostnester, besonders an den Befestigungspunkten. Sollten Sie versucht sein, diese zu Kontrolle abzunehmen, so sollten Sie dazu Folgendes wissen: hinter der Befestigung der Verkleidungsteile verbirgt sich ein 236-teiliges Puzzle aus Schrauben, Druckknöpfen, Dübeln, Klammern und Abdeckungen. Ohne eine vorherige gezielte Bevorratung ist an eine Wiederanbringung nicht zu denken. Die Teile sind zwar relativ preiswert, aber das Puzzle ist recht arbeitsintensiv. Grundsätzlich kontrolliert werden sollten die Türunterkanten. Wie bei jedem Auto sickert an den Fensterdichtflächen Regenund Waschwasser in die Tür, welches normalerweise durch die dafür vorgesehenen Abläufe wieder herauslaufen sollte. Sind diese jedoch z.B. verschmutzt, so wird die Tür von innen rostanfällig. Ein Standard für den Rostcheck sind die Wagenheberaufnahmen. Oftmals wird hier durch unsachgemäßes Ansetzen innen und/oder außen Lackierung und Blech beschädigt und es bilden sich böse Rostnester, die bis in die tragenden Strukturen reichen. Zur Kontrolle sollten bei der 2. Serie die Kunststoffabdeckungen vorsichtig heraus gehebelt und die Aufnahme mit der Taschenlampe ausgeleuchtet werden. Einen prüfenden Blick verdienen auch die C-Säulen an der Stelle, an der die Chromleisten enden, oftmals sind dort verräterische Rostpickel oder Rostblasen unter dem Lack anzutreffen.

Wagenheberaufnahme 1. Serie

Wagenheberaufnahme 2. Serie

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7. Wo und wie kaufe ich eine „alte“ S-Klasse? Kontrollieren sollten Sie auch die Türfangbänder, besonders hinten zählen sie ebenfalls zu den typischen Schwachstellen. Knacken sie bei Öffnen oder Schließen, ist dies ein sicherer Hinweis auf den baldigen Ausfall. Dem kommen Sie mit einem Austausch besser zuvor, beim Ausfall lässt sich die Tür ggf. nicht mehr schließen! Die Ersatzteile sind zum Glück für wenige Euro zu haben, die Arbeit jedoch ist aufwendig und fummelig. Messingfarbene Türfangbänder lassen darauf schließen, dass sie schon ersetzt und nicht nachlackiert wurden.

Türfangband

Weitere Aufmerksamkeit verdienen die

Chromteile der Stoßfänger. Sind hier von außen kleine Rostpickel zu sehen, ist das Innenleben meist schon komplett vom Rost angegriffen. Der Austausch ist leider aufwendig und die Chromteile teuer, ein gebrauchter Stoßfänger vom Autoverwerter ist oft die günstigere Möglichkeit. Noch eine kleine Warnung zum Thema USA-Importe: Fahrzeuge aus z.B. Kalifornien oder Florida haben zwar meist keinen Regen gesehen, aber Salz und Sand stecken in allen Ritzen. Kommt so ein Fahrzeug ins feuchte Europa, kann es innerhalb von Wochen rostig aufblühen wie eine Primel.

6.7 Innenausstattung Die Innenausstattung des W126 ist sehr hochwertig und i.d.R. auch nach vielen Jahren noch ansprechend und funktionsfähig. Es gibt jedoch beim W126 ein paar Besonderheiten, auf die es sich zu achten lohnt, unabhängig von den schon behandelten Sonderausstattungen. Etwas empfindlich ist z.B. das Zündschloss. Hat hier jahrelang ein pfundschwerer Schlüsselbund daran gezogen, so kann die Mechanik verschlissen sein, mit einem einfachen Funktionstest lässt sich dies überprüfen. Der Austausch sollte dann rechtzeitig passieren. Blockiert es oder bricht sogar der Schlüssel darin ab, sind umfangreichere und schwierige Arbeiten zur Erneuerung die Folge. In vereinzelten Fällen lösen sich bei der Limousine die weichen Verkleidungen der B-Säulen an den Rändern ab. Die Reparatur ist einfach: Verkleidung abnehmen und die Ränder sauber verkleben. In den Coupés wird vereinzelt über Ablösungen des Dachhimmels berichtet, diese

sind jedoch oftmals mit kleinem Aufwand reparabel. Weit schlimmer sind durch Nachrüstteile (Lautsprecher, Zusatzarmaturen, Handyhalterungen, …) beschädigte Hutablagen, Türinnenverkleidungen, Armaturenbretter sowie Mittelkonsolen. Diese sind meist irreparabel und müssen oftmals nach längerer Suche für verhältnismäßig viel Geld ersetzt werden. Ein schwerwiegenderes Problem stellen aufgeplatzte Risse bei Armaturenbrettern dar, die vorwiegend bei blauen Innenausstattungen auftreten. Der Weichmacher ist bei diesen Kunststoffteilen heraus diffundiert, vor allem, wenn die Fahrzeuge länger starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren. Neuwertiger Ersatz ist schwer zu bekommen und mit reichlich Arbeit verbunden. Auf diesen Punkt sollte man vor allem auch bei US-Importen denken. Die vielen Sonnenstunden in Florida oder Kalifornien haben meist Kunststoffe und Gummiteile ausgeblichen und porös gemacht. Farbunterschiede und hässliche Risse sind die (Spät-)Folgen.

Auf die allgemeine Problematik beim W126-Gebrauchtwagenkauf wurde schon eingegangen. Erschwerend kommt hinzu, dass fast nirgendwo so schamlos gelogen und so kriminell getrickst wird wie beim Gebrauchtwagenkauf. Die Methoden der „Wertsteigerung“ sowie die „bearbeiteten“ Präsentationen der Fahrzeuge, vor allem im Internet, sind dabei teilweise so professionell, dass sogar Fachleute Probleme haben, die Manipulationen nachzuvollziehen. Daher sollen Ihnen die nachstehenden Tipps eine etwas bessere Ausgangsposition beim Kauf Ihres W126 verschaffen.

7.1 Wo und wie finde ich meinen W126? Größere Hitze- und Kälteeinwirkungen über Jahre hinterlassen leider auch noch an anderer Stelle ihre Spuren, nämlich an den Edelholzdekor-Teilen aus Zebrano oder Wurzelnuss-Furnier. Dies ist aus dem nachstehenden Grund absolut nachvollziehbar. Zu den Crash-Versuchen gab es bei Mercedes-Benz die Vorgabe, dass auch die Edelholzdekore bei einem Unfall nicht splittern dürfen. Aufgrund dessen wurde ein Schichtaufbau realisiert; auf einen Aluminiumstreifen wurde eine Nutzholzschicht aufgebracht und auf diese das dünne Edelholz-Furnier. Bei großen Temperaturunterschieden dehnen sich die Materialien jedoch unterschiedlich stark aus, so dass sich das dünne Edelholz-Furnier ablöst. Zum Glück sind davon meist nur die Leisten der Türen und des Handschuhfachdeckels betroffen. Jedoch sind die Ersatzteile aufgrund ihrer Variantenvielfalt sehr teuer, da es beim W126 keine Blindschalter gab, so dass für jede Ausstattungsvariante eigene Teile existieren.

Vor allem fünf Möglichkeiten stehen zur Wahl, einen gebrauchten W126 zu kaufen: • der Mercedes-Händler • das Mercedes-Benz Youngtimer-Angebot „YoungClassics“ • der freie Gebrauchtwagen-Händler • der spezialisierte Youngtimer-/Oldtimer-Händler • die Fachmesse oder Auktion • und der Privatmann Über diverse Kontakt-Möglichkeiten gelangen Sie zu den Angeboten: • Internet-Kfz-Plattformen • lokale Zeitungsinserate • Fähnchen-/Kiesplatz-Händlerpräsentationen • Automärkte (z.B. samstags oft in Autokinos und auf Gewerbeflächen) • Youngtimer-/Oldtimer-Fachzeitschriften • Youngtimer-/Oldtimer-Fachmessen • Kfz-Auktionen • Oldtimer- und Marken-Clubs • sowie persönliche Kontakte und Empfehlungen Leider taucht nur noch selten ein W126 bei einem Mercedes-Händler auf. Meist handelt es sich um Fahrzeuge, die aufgrund von Neukauf oder Wechsel zurückgenommen werden, stets zu sehr bescheidenen Konditionen. Handelt es sich um ein „gutes Fahrzeug“, so wird dieses mit großer Sicherheit umgehend innerhalb der Youngtimer-Szene landen und nicht durch den Händler auf dem Markt angeboten werden. Was dann vom Haus tatsächlich zurückgenommen wird, sind vorwiegend schrottreife Fahrzeuge, deren Ankaufswert nichts anderes ist als ein verdeckter Rabatt. Daher kön-

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Kaufberatung W126

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nen Sie, bis auf den großen und einzigartigen Zufall, diese mögliche Quelle für einen guten W126 nahezu ausschließen. Die freien Gebrauchtwagenhändler, auf deren Hof sich neben japanischen sowie französischen Fahrzeugen auch ein paar BMWs, Audi oder Mercedes älteren Datums in meist bemitleidenswerter Form tummeln, werden nach der Form der Präsentation auch oft als Fähnchen-Händler oder Kiesplatz-Händler bezeichnet. Der Ankauf von Fahrzeugen in diesem Gebrauchtwagen-Segment passiert oft in der Form, dass potenziellen Verkäufern Werbeprospekte oder Visitenkärtchen unter den Wischer geklemmt werden. Alternativ werden diese direkt angesprochen und mit vollkommen unrealistischen, erheblich zu niedrigen Angeboten konfrontiert. Zeitungsannoncen und Postwurfsendungen ergänzen das AnkaufSzenario. Es ist nachzuvollziehen, dass ein Halter ein gut erhaltenes Fahrzeug kaum zu diesen Preis an einen Händler verkaufen würde - erzielt er doch beim Privatverkauf den mehrfachen Verkaufserlös. Aus diesem Grund wird hier ein erhaltenswerter W126 mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht zu finden sein. Dies ist der Markt für „Saisonfahrzeuge“, „Winterautos“ und die so genannten „Schlachter“ oder „Teileträger“. Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge, die nicht für den Erhalt oder der Nutzung wegen angekauft werden, sondern aus denen teure oder gesuchte Ersatzteile ausgebaut werden und der Rest verschrottet wird. Der immer größer werdende und sehr lukrative Markt für Young- und Oldti-

mer hat jedoch mittlerweile darauf spezialisierte Gebrauchtwagen-Händler und Werkstätten hervorgebracht. Diese konzentrieren sich oft auch auf bestimmte Marken, Baureihen oder Fahrzeuge eines gewissen Mindestalters. Die Chance, hier auf einen gut erhaltenen W126 zu treffen, ist relativ groß, doch billig wird es mit Sicherheit nicht. Viele der hier vorhandenen Fahrzeuge stammen von W126Haltern, die den Wert ihres Fahrzeuges kannten und den Wagen meist aus Zeit-, Platz-, Alters- oder Geldgründen, aufgrund Fahrzeugwechsel oder Aufgabe ihres Hobbys verkauft haben. Die darauf spezialisierten Händler verdienen ihr Geld damit und verfügen daher meistens über eine profunde Fachkenntnis. Sie wissen genau, was ein W126 wert ist, haben als gewerbliche Händler das Gewährleistungs-Risiko, bezahlen Steuern aus ihrem Umsatz und müssen ja auch noch etwas daran verdienen. Leider gibt es, wie überall, auch unter ihnen schwarze Schafe, die Ihre Fachkenntnis und die Möglichkeiten der oftmals angegliederten Fachwerkstatt ausnutzen, um Kunden zu übervorteilen. Im harmlosesten Fall wird da aus der Laufleistung von knapp 300.000 km eine mit 120.000 km. In schwerwiegenderen Fällen werden offensichtliche Mängel retuschiert. Im schlimmsten Fall wird ein wirtschaftlicher Totalschaden nur mangelhaft instand gesetzt und danach als unfallfrei verkauft. Ähnliche Voraussetzungen wie bei den auf Young- und Oldtimern spezialisierten Händlern treffen Sie auf Messen und Auktionen an, ab und zu sind spezialisierte Händler sogar der Veranstalter der Events. Bei Auktionen kommen oftmals auch noch Fahrzeuge aus einer Hinterlassenschaft oder Sammlungsauflösungen dazu.

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7.2 Allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf Sollte es sich bei dem zur Versteigerung kommenden Fahrzeug nun um eine für den Händler oder die allgemeine SammlerKlientel eher uninteressante Farb-Kombination oder Ausstattungs-Variante handeln, wird es für Sie als Kaufinteressent besonders interessant. Trifft diese Variante Ihren Geschmack, dann können Sie in Ermangelung von anderen Bietern zu einem echten Schnäppchen kommen. Voraussetzung dafür ist jedoch die genaue und fachkundige Begutachtung des Fahrzeugs vor der eigentlichen Auktion, ein niedriges Limit und eine eiserne Gebotsdisziplin. Ein weiteres, derzeit stark wachsendes Segment bildet der Import von hochwertigen Fahrzeugen mit geringen Laufleistungen aus der Schweiz, USA, Japan und den arabischen Ländern. Einige Händler haben sich sogar auf solche Importe spezialisiert und liefern Fahrzeuge mit fix und fertig erledigten Import-Formalitäten, -Papieren, sowie Umrüstungen in Wunschfarbe und Wunschausstattung. Oftmals können auf diesem Wege Fahrzeuge mit niedrigen Laufleistungen und Ausstattungsvarianten beschafft werden, die es in Deutschland oder Österreich nicht mehr gibt oder die hier zu erheblich höheren Preisen gehandelt werden. Aber, Achtung, wie in fast allen Fällen hat die Sache einen Haken: für das Ausland produzierte Fahrzeuge weichen in manchen technischen Ausführungen und Ausstattungsdetails teilweise erheblich von hiesigen Fahrzeugen ab (Motoren, Scheinwerfer, Achsen, Stoßfänger, Räder, Radio, Bordelektronik, …). Dazu ist vom Privatmann bis auf Ausnahmen die Einfuhr-Umsatzsteuer zu entrichten, bei Import aus einem Nicht-EU- oder EFTA-Land kommt noch der Import-Zoll dazu.

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Beispiel Japan-Import W126 und C126 sind mit belegbaren Laufleistungen deutlich unter 100.000 km (Serviceaufkleber, eine japanische Spezialität) ohne Weiteres aus Japan zu bekommen. Die Preise tendieren, je nach Ausstattung und Laufleistung, teilweise sogar über den hiesigen Marktpreisen. Ein Problem ist bei Japan-Importen z.B. das Radio, da es aufgrund anderer Frequenzen in Europa mit Ausnahme der CD-/Kassetten-Funktion nicht zu gebrauchen ist. Eine weitere Besonderheit stellt z.B. die unabhängig vom Typ generell „kleine“ Hinterachse ohne Anfahrmomentabstützung dar, die bei den Achtzylindern ansonsten nur im 420er verbaut wurde. Als unbedingter Vorteil ist zu werten, dass die Fahrzeuge ausnahmslos absolut überdurchschnittlich gewartet wurden. Aufgrund Ihres Statussymbol-Charakters handelt es sich meist um sehr gepflegte Firmenfahrzeuge, die eine teilweise fast neuwertige Innenausstattung besitzen. Ein Nachteil ist darin zu sehen, dass die meisten Fahrzeuge nur in der Stadt und überwiegend auf Kurzstrecken gefahren worden sind. Dafür handelt es sich i.d.R. um reine Garagenwagen, da es in Japan in der Innenstadt praktisch keine Parkplätze, sondern nur Tiefgaragen gibt und die Wagen haben meist kein Salz gesehen. Beispiel USA-Import Abgesehen von der Diesel-Motorisierung, die es nur für USA/Kanada gegeben hat, unterscheiden sich die Fahrzeuge schon rein äußerlich deutlich durch die SealedBeam-Scheinwerfer, die in der ersten Serie kein Standlicht besaßen und die in USA vorgeschriebenen, überdimensionalen Sicherheitsstoßfänger. Die US-126er besitzen auch keine Nebelschlussleuchte, haben die generell „kleine“ Hinterachse ohne Anfahrmomentabstützung (siehe Japan-Import), kein E/S-Wahlschalter für das AutomatikGetriebe, kein ASR, und eine andere Antenne.

Dafür besitzen sie aber generell eine Klimaanlage, meist einen Meilentacho, …, die Reihe der Unterschiede ließe sich beliebig fortsetzen. Darum ist vor dem Ankauf einer US-Ausführung dringend anzuraten, sich im Detail mit den umfangreichen länderspezifischen Unterscheidungsmerkmalen vertraut zu machen. An dieser Stelle sei auch noch einmal auf die im vorigen Kapitel ausgeführte Problematik der meisten US-Fahrzeuge bezüglich Rost und Sonneneinwirkung hingewiesen. Die besten Chancen, zu einem guten W126 zu kommen, haben Sie jedoch ohne Frage beim Kauf von Privat. Kenner und Liebhaber, die ihr gut gepflegtes Fahrzeug aus welchem Grund auch immer abgeben müssen, kennen den Markt und seine oben ausgeführten Problematiken. Manche suchen, selbst unter der Maßgabe, nicht den Maximalerlös erzielen zu können, einen anderen „Liebhaber“, bei dem ihr gepflegter und geliebter W126 „in gute Hände“ kommt. Die dazu dienlichen Kontakte knüpfen sie über Kleinanzeigen im örtlichem Amtsblatt, entsprechende Old-/YoungtimerFachzeitschriften mit Verkaufsangeboten, oder auf Fachmessen, die oftmals einen privaten Auto- und Teilemarkt angegliedert haben. Weitere Möglichkeiten sind Marken- und Oldtimer-Clubs sowie die einschlägigen Internet-Foren. Und, ja, es gibt sie noch, die gepflegten Fahrzeuge mit geringer Laufleistung aus Rentnerhand, sie werden zwar immer seltener, aber es gibt sie noch. Um an sie heranzukommen, ist etwas Geduld und Hartnäckigkeit sowie eine gute Portion Glück erforderlich. Sollten sie auf ein solches Fahrzeug spekulieren, rechnen Sie für Ihre Suche besser in Monaten und Jahren als in Tagen und Wochen.

Für den Fall, dass der bevorstehende Ankauf den Start Ihres automobilen Hobbys darstellt, gestatten Sie mir, Ihnen zu den Besichtigungen und Verhandlungen noch ein paar allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf mit auf den Weg zu geben. • Hinterfragen Sie alles, was Ihnen spanisch vorkommt oder für Sie nicht nachvollziehbar ist. Ein ehrlicher Verkäufer hat dafür Verständnis. Wird der Verkäufer jedoch unruhig, nervös oder gar pampig, dann stimmt etwas nicht und Sie sollten Ihr Kaufinteresse an diesem Fahrzeug überdenken. • Lassen Sie sich nicht drängen oder unter Druck setzen. Vorsicht ist auch geboten, wenn der Verkäufer ständig auf Sie einredet oder versucht, Sie von wichtigen, für Sie interessanten Details abzulenken. • Lassen Sie sich bei offensichtlichen Mängeln nicht mit Verallgemeinerungen abspeisen wie z.B. „gestern ging das noch“, „ der ist halt jetzt ein paar Tage gestanden“, „das ist bei diesen Fahrzeugen normal“, „was erwarten sie nach X Jahren“. Dies sind die Argumentationen von Profis unter den Rosstäuschern. • Lassen Sie sich das Fahrzeug in bestem Tageslicht, bei trockener Witterung und ohne Einschränkungen zeigen. Alle Beteuerungen, das Fahrzeug könne „jetzt gerade nicht herausgeholt werden“, „das Licht sei hier gerade nicht besser zu bekommen“, „die Platzverhältnisse lassen gerade nicht zu, dass“, „die gerade zur Verfügung stehende Zeit sei zu knapp, um“, „in einer halben Stunde kommt ein ande-

rer Interessent“ sind Vorwände und sollten Sie stutzig machen. Ist das Fahrzeug deutlich verschmutzt, bestehen Sie auf einer Fahrzeugwäsche. Viele Lackmängel sowie Hagelschäden lassen sich an einem „etwas eingestaubten“ Fahrzeug nicht oder nicht vollständig erkennen. • Achten Sie auf typische Spuren des „Aufhübschens“ wie z.B. Sprühnebel an Reifen, Dichtungen und in den Radhäusern, frisch geschwärzten Reifenflanken oder frisch aufgetragenen Unterbodenschutz sowie eine kürzlich erfolgte Motorwäsche. Hier könnten Mängel von einem Profi weggeschminkt worden sein. • Studieren Sie in Ruhe alle zur Verfügung stehenden Papiere wie z.B. die Zulassungsbescheinigung Teil1 und Teil2. In diesem Fall sollte auch noch der ursprüngliche Fahrzeug-Brief und Fahrzeug-Schein vorhanden sein, um die tatsächliche Anzahl der Vorbesitzer nachvollziehen zu können. Dazu gehören ggf. Service-Scheckheft, TÜV- und AU-Prüfbescheinigungen, Original-Rechnungen, ggf. Dokumentationen von Instandsetzungen oder größeren Reparaturen, Gutachten, Messprotokolle usw. Im Idealfall bitten Sie den Verkäufer vor dem Besichtigungstermin, Ihnen die Unterlagen in Kopie oder per Mail vorab zu kommen zu lassen. Sie sparen sich ggf. viele km und eine Enttäuschung. • Bei der Besichtigung vor Ort können Datum und km-Angaben auf Werkstatt-Anhängern und -Aufklebern (Batterie, Motor- und Getriebeöl, Bremsflüssigkeit) oftmals einen Hinweis darüber geben, ob die laut Scheckheft

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oder Tacho angegebene Laufleistung glaubhaft ist. • Vergessen Sie verbale Zusicherungen und Versprechungen wie „das wird natürlich noch von mir gerichtet“ oder „das kann ich Ihnen gerade nicht zeigen, das ist aber so“. Alles, was nicht schriftlich im Kaufvertrag fixiert wurde, wird nicht Gegenstand des Kaufvertrags. • Bestehen Sie auf einem StandardKaufvertrag wie z.B. einem ADACFormular. Regeln Sie wichtige Dinge wie Ab-/Anmeldung, Versicherungsschutz, Zahlungen usw. schriftlich und mit Datum sowie Uhrzeit. • Lassen Sie sich wichtige Details wie Unfallfreiheit, Austauschmotor, Geringfügigkeit von Vorschäden und den Kilometerstand schriftlich zusichern. Beim km-Stand ist eine Angabe wie z.B. „laut Tacho“ irreführend, diese muss nicht identisch mit der tatsächlichen Laufleistung sein. • Werden Sie hellhörig bei Aussagen wie „den habe ich noch nicht lang“ oder „in letzter Zeit wurde das alles gerichtet“. Dies könnten Hinweise dafür sein, dass es sich um eine kostenintensive „Baustelle“ handelt, die sein jetziger Besitzer jetzt dringend loswerden möchte. • Nehmen Sie einen Zeugen mit, am besten einen Bekannten, der sich mit gebrauchten Fahrzeugen, oder noch besser, mit dem W126 auskennt. Vier Augen sehen immer mehr als zwei. Machen Sie ggf. Fotos, damit Sie bei späteren Unstimmigkeiten nicht in Beweisnot kommen.

Dabei sei an dieser Stelle auch noch auf einen beliebten Händler-Trick hingewiesen. Um die gesetzliche Gewährleistungspflicht (12-monatige Sachmängelhaftung) sowie die Steuer zu umgehen, geben sich manche Händler in Inseraten, Internet oder auf dem Automarkt als Privatpersonen aus. Diese verkaufen dann natürlich das Auto „von ihrem Bruder, Vater, Onkel, Großvater, Geschäftskollegen oder besten Kumpel.“ Der wahre Sachverhalt lässt sich jedoch relativ rasch anhand der Papiere und Nachweise herausbekommen. Die Rückfrage „Um welchen Wagen geht es?“ bei einem Anruf oder eine rote Nummerntafel bei der Probefahrt sind meist sichere Anzeichen für einen Händler.

Kaufberatung W126

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7.3 Zweifelsfreie Fahrzeugidentifikation - die FIN Anhand der Fahrzeugidentifikationsnummer FIN, auch landläufig als Fahrgestell-Nummer bezeichnet, kann jedes Fahrzeug eindeutig identifiziert werden. Achtung, für die Exportausführungen, z.B. für USA, existieren abweichende VIN, die jedoch via WIS (Werkstattinformationssystem) in eine FIN übersetzt werden können.

Des Weiteren ist die FIN äußerst nützlich bei Abruf von Informationen wie Fahrzeughistorie, Werkstatt-Informationen, erfolgte Wartungen, Ersatzteilnummern sowie Kostenvoranschlägen usw., sowohl bei MB-Partnern als auch im Internet. Bei erkennbaren Manipulationen an der FIN wie z.B. eine Schweißnaht, die „Ausbesserung“ einzelner Zeichen oder starke Beschädigungen ist äußerste Vorsicht

geboten. Dies betrifft sowohl die Identität des Fahrzeugs als auch die möglichen Eigentumsverhältnisse. Die FIN ist zum einen in den Fahrzeugrahmen in das Fahrzeugblech eingeschlagen und zum zweiten im Typenschild hinterlegt (s.a. nachfolgender Unterpunkt). Die Aufschlüsselung der FIN beinhaltet folgende Informationen:

7.4 Zusatzinformationen auf dem Typenschild Ein paar nützliche Zusatzinformationen liefert das Karosserie- oder auch Typenschild. Es befindet sich auf dem Schlossträgerblech, also auf der Quertraverse der Frontmaske oberhalb des Kühlers (genietet), dazu muss die Motorhaube geöffnet werden. Das Schild ist ab Werk geschraubt und nicht genietet. Je nach Werk kann es abweichend aufgebaut sein, enthält aber im Prinzip immer die gleichen Angaben. Das kleine „H“ hinter der Motorvariante auf dem Typenschild steht übrigens für den Farbhersteller der Originallackierung, in diesem Falle Herberts. „G“ stünde für Glasurit. Dies ist sehr wichtiger Hinweis für einwandfreie Nachlackierungen!

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Schlossträgerblech mit Typenschild

Herstellercode: WDB = Daimler Benz (Mercedes) Baureihe: 126er (also S-Klasse) Baumuster: hier 034 = 420 SE Lenkung: hier 1 = Linkslenker Produktionsort: hier A = Werk Sindelfingen (alles von A – E ist Sindelfingen) Seriennummer = fortlaufende Nummer der Produktion

Die verbauten Getriebevarianten sind sehr übersichtlich, da alle verbauten Automatikgetriebe bis auf eine Ausnahme seitens des Baumusters 722.3XXX, also Typ W4A040 sind. XXX steht dabei für die Feintypen der Übersetzungen und Schaltpunkte, z.B. 722.343 für die oben genannte Fahrgestell-Nummer. Die Ausnahme bildet der 260er, er hat ein 722.4 vom Typ W4A020 verbaut, Motor und Getriebe stammen aus der Baureihe W124. Verbaute Schaltgetriebevarianten sind die Baumuster 716.XXX oder 717.XXX, die Schaltgetriebe sind hinsichtlich Übersetzungen den Motoren angepasst. Die Gehäuse sind bei gleicher Motorvariante der Sechszylinder identisch, die Fahrzeu-

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ge mit Achtzylinder sind ab Werk grundsätzlich mit Automatikgetriebe ausgeliefert worden.Die Baumuster der verbauten Motoren sind in der entsprechenden Tabelle im Kapitel Motorvarianten ersichtlich. Weitere Ausstattungen und deren Codes sind über die Datenkarte bzw. das WIS (Werkstattinformationssystem) zu ermitteln. Die Datenkarte kann über den Mercedes Händler beschafft werden oder über einschlägige Seiten im Internet ausgedruckt werden. Wenn sich das Fahrzeug noch im originalen Zustand befindet, können Sie mit etwas Glück die werksseitig eingeklebte Datenkarte kofferraumseitig noch unter der Hutablage finden.

Datenkarte kofferraumseitig

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8. Den Stern gefunden?

9. Anhang:

Empfehlungen für „nach dem Kauf“ Sie haben „Ihren“ W126 gefunden und erworben? Meinen herzlichen Glückwunsch dazu und die besten Wünsche für eine allzeit knitterfreie Fahrt! Um viel Freude an Ihrer „neuen“ alten S-Klasse zu haben, habe ich für Sie noch ein paar Empfehlungen.

an. Sie werden staunen, was sich im Laufe der Zeit da so alles ansammelt: dies reicht vom Kaufvertrag über die Anmeldung, Gutachten, Originalunterlagen, Versicherung, Betriebsanleitung, Rechnungen und Bescheinigungen, Kopie der Zulassungsbescheinigung bis zum Garagenmietvertrag. Wird alles von Anfang an gesammelt, sortiert und geschützt aufbewahrt, ist es sowohl im Schadenfall als auch bei einem möglichen Verkauf sehr nützlich und meist sogar bares Geld wert.

• Wunschkennzeichen für Ihren W126 Haben Sie schon über ein passendes Wunschkennzeichen nachgedacht, z.B. Baureihe oder Hubraum, Geburtstag oder Jahr der Erstzulassung? Im Internet finden Sie mehrere Anbieter, die Ihnen bei Bestellung der Nummernschilder für ca. 30 Euro auch kostenfrei ein Wunschkennzeichen bei Ihrem Landratsamt reservieren. Sie geben bei der Bestellung Ihren Kennzeichenwunsch und zwei Alternativen für den Fall an, dass das Kennzeichen schon vergeben ist. Sie erhalten eine Bestätigung und paar Tage später per Post die Schilder und die Reservierung fürs Landratsamt.

• Internet-Favoriten sammeln Eröffnen Sie für Ihr Fahrzeug doch einen eigenen Ordner in Ihren Internet-Favoriten. Da kann schon nach kurzer Zeit einiges zusammen kommen: Kfz-Foren, Ersatzteil-Märkte, Fahrzeugpflege, Links zu Werkstätten, …Auf diese Weise haben Sie alles schnell abgelegt und verwaltet und müssen im Bedarfsfall nicht lang suchen.

• Fahrzeug-Ordner anlegen Legen Sie, am besten gleich beim Kauf, einen großen Ordner für Ihr Fahrzeug

• Ausgaben und Belege festhalten Bei einem Hobbyfahrzeug kann früher oder später die Frage interessant wer-

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Checkliste zur Kaufberatung den, was Ihr Hobby eigentlich kostet. Wie wäre es, auf dem PC dafür eine kleine Liste anzulegen und die Ausgaben zu gliedern in z.B. „Anschaffung“, „Reparatur/Service“, „laufende Betriebskosten/Hobby“? Sowohl im Falle des Nachweises gegenüber Dritten (Unfall, Veräußerung, …) als auch z.B. gegenüber Partner(in) oder Freunden sind Sie auf Nachfrage in einer komfortablen und auskunftsfähigen Position. • Hobby mit Anderen teilen Geteilte Freude ist doppelte Freude, erst recht bei einem Fahrzeug wie diesem. Überlegen Sie sich, Mitglied in einem Marken- oder Oldtimer-Club wie z.B. dem S-Klasse Club zu werden und tragen sie sich in entsprechenden Internet-Foren als User ein. Abgesehen von vielen handfesten Vorteilen wird sich Ihre Freude und Begeisterung für den W126 noch steigern, wenn Sie sich z.B. bei gemeinsamen Ausfahrten, Stammtischen oder Workshops mit Gleichgesinnten austauschen und gemeinsame Erlebnisse und Erfolge teilen können.

In der dieser Kaufberatung anliegenden Excel-Datei wurde der Versuch unternommen, eine tabellarische, von Hand auszufüllende Checkliste aufzustellen. Diese soll Sie bei Ihrem Besichtigungsoder Probefahrt-Termin unterstützen. Sicher ist es kein Fehler, sie schon vor dem Termin einmal gedanklich durchzugehen. Dabei können Sie aus Ihrer Sicht wichtige Punkte mit einem Textmarker

hervorheben und vielleicht unwichtige streichen. Die Checkliste beim Termin vollständig und haarklein in der vorgegebenen Reihenfolge auszufüllen, ist sicher nicht möglich und auch nicht notwendig. Vielmehr soll sie Ihnen einen „roten Faden“ bei der Besichtigung geben. Vielleicht ist sie Ihnen auch eine nützliche

Erinnerung an einige wichtige Punkte, die ansonsten im Eifer des Gefechts leicht untergehen können. Auf alle Fälle nützlich ist sie als Entscheidungshilfe, beim Vergleich von mehreren in Frage kommenden Fahrzeugen sowie bei der Abschätzung der über den reinen Ankauf hinausgehenden Gesamtkosten.

Zu guter Letzt … Gestatten Sie mir zu guter Letzt noch ein paar persönliche Hinweise in eigener Sache der vorliegenden Kaufberatung W126. Haben Sie in der vorliegenden Kaufberatung den Eindruck gewonnen, dass diese ein wenig subjektiv eingefärbt und nicht immer ganz objektiv ist? Das ist mit Sicherheit der Fall und ich bekenne an dieser Stelle: ich bin ein überzeugter Fan und Liebhaber der Baureihe W126 und besitze selbst ein Fahrzeug. Vermissen Sie wichtige Details, haben Sie Fragen oder Anregungen zu einzelnen Punkten? Habe ich bestimmte Aspekte nach Ihrer Erfahrung unterbewertet oder haben Sie abweichende bzw. ergänzende Erfahrungen gemacht? Dann kommen Sie bitte auf mich zu, denn die vorliegende Kaufberatung „lebt“ davon, dass genau diese Dinge Eingang finden und nützliche Informationen ergänzt werden. Ihre Anregungen bitte ich an meine nachstehende Mailadresse zu senden: [email protected] Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung, Ingolf M. Bogus Kontaktadresse des Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. Altenburger Straße 29, D-04617 Rositz eMail: [email protected] www.s-klasse-club.de Bestellungen senden Sie bitte an [email protected]

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Clubanschrift Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. Altenburger Straße 29 · D-04617 Rositz Deutschland (Germany) Fax +49 (0) 700 / 126 000 00 [email protected]