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7. VORWORT. AIRBRUSH PHOTOREALISTIC. Der Fotorealismus, auch Hyperrealismus, ist ein nach der Pop Art vor allem in Amerika entwickelter Stil der.
AIRBRUSH

PHOTOREALISTIC Roger Hassler

Step by Step

VORWORT

AIRBRUSH PHOTOREALISTIC

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er Fotorealismus, auch Hyperrealismus, ist ein nach der Pop Art vor allem in Amerika entwickelter Stil der extrem realistischen Malerei.

Den verschiedenen Realismus-Strömungen und Arten (Photorealism, Sharp Focus Realsim, New Realism, Radical Realism, Superrealism) wurden besonders in den späten 60er und 70er Jahren ein breiter Raum gewidmet. In der Malerei wird der Fotorealismus gewöhnlich als Reaktion auf die „abstrakte Kunst“ angesehen, als Rückwende zu einer realistischen Gestaltungsweise. Der Begriff „Realismus“ ist dabei nicht unbedingt mit Naturalismus, d. h. mit der farb- und detailgenauen Wiedergabe gleichzusetzen, sondern er steht auch für eine engagiert realistische und sozialkritische Sicht des Weltgeschehens. Die fotorealistischen Maler versuchen, ihre engste Umgebung auf möglichst exakte Weise abzubilden. Sie möchten durch diese hyperrealistische Darstellung die Bildwirkung verstärken. Die Wirklichkeit wird in ihren Bildern oftmals übersteigert und durch die vielen Reflexionen auf den Gegenständen sogar vervielfältigt. Die fotografisch genaue Abbildung ist gleichzeitig Kritik an der modernen Sehweise der Wirklichkeit. Die Künstler des Fotorealismus arbeiten nicht direkt vom Objekt, sondern benutzen Fotos als Referenzmaterial und Hilfsmittel. Fotografische Techniken wie Weitwinkelaufnahmen, Schnappschüsse oder exakt arrangierte Portraits sowie Panoramaaufnahmen kommen dabei zum Einsatz. Übertragungsmethoden wie die Rastermethode, Episkop, Transparentpapiere, Pauschpapiere oder Tracer helfen dabei Proportionen und Details auf den Malgrund zu übertragen.

Ab den 60er Jahren wird der Fotorealismus verstärkt durch die Airbrush-Technik ergänzt. Der feine Farbauftrag und die harmonischen Farbübergänge ermöglichen dem Künstler nun erst recht eine realistische Wiedergabe von Motiven. Fotorealistische Illustrationen von Gestaltern in der Werbung ermöglichen, Produkten das „gewisse etwas“ zu geben und diese besonders für den Konsumenten hervorzuheben. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts, geprägt durch digitale, manipulierte Fotos und Kinofilme, die sich kaum vom realen Erscheinungsbild unterscheiden lassen, will der Großteil aller aktuellen Airbrush-Anwender seine Motive möglichst real darstellen. Illustratoren arbeiten heutzutage dabei meist am Computer – Airbrushkünstler greifen dabei auch jetzt noch zum traditionellen Handwerkszeug. Denn ein individuell gefertigtes Gemälde oder die Bemalung eines Objekts bleiben dabei immer noch gefragt. Im nun vorliegenden Buch „Airbrush Photorealistic” möchten wir Ihnen Techniken und Mittel vorstellen um möglichst realistische Motive selbst zu erzeugen. Dabei werden anhand von vier verschiedenen Schritt-für-Schritt Anleitungen die einzelnen Vorgehensweisen gezeigt. Vorzeichnungen und Mischtabellen zu den Workshops helfen bei der zügigen Realisierung der Übungsarbeiten. Nehmen Sie sich nun die Zeit und tauchen Sie ein in die Welt der Details, Farbnuancen und Techniken.

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GRUNDLAGEN

Wichtige Merkmale zur Erzeugung von fotorealistischen Motiven

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as macht ein fotorealistisches Bild im Gegensatz zu anderen

Airbrushmotive aus – und was sollte der Airbrushkünstler dabei beachten? Die folgenden

grundlegenden Merkmale und Hinweise geben einen Überblick.

Nur das malen, was man wirklich sieht

Motiv: Melanie Langenbach

Der Künstler wird oft dazu verführt, Motive zu stilisieren oder zu idealisieren. Dabei wird das Bild oft verfremdet und vom Ursprünglichen abgewichen. Damit man diese Problematik in den Griff bekommt, muss das Motiv genau analysiert werden. Dabei gilt es, Farben zu beobachten und richtig wiederzugeben oder Proportionen richtig umzusetzen.

Die Vorstellungskraft des Menschen Wo die gezeichnete Linie aufhört, läuft die geistige Linie weiter. Der Betrachter ergänzt im Kopf unbewusst fehlende Details. Dies ist eine häufige Gefahr auch für den Airbrushkünstler. So werden oftmals Linien/Umrandungen und Verbindungen gemalt, die gar nicht da und sogar überflüssig sind. Auf der anderen Seite kann der Künstler das so genannte Et-Cetera-Prinzip benutzen und so eine Menge Arbeit sparen.

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STEP S TEP B BY YS STEP TEP I

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ieser Step-by-Step-Beitrag beschäftigt sich mit der Anwendung deckender Farben. Es wird gezeigt wie in Mischtechnik eine fotorealistische Flugzeugsituation entsteht. Rollen Sie Ihren Maskierfilm aus, spitzen Sie Ihr Skalpell und machen Sie sich bereit für den Start dieser Illustration.

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Material Für diese Illustration verwende ich einen Reinzeichenkarton 4G dick, auf dem alle möglichen Arbeitsgänge wie Maskierfolie schneiden, kratzen, radieren etc. funktionieren. Natürlich können Sie dieses Bild auch auf einem Airbrushpapier erstellen. Achten Sie dabei aber darauf, dass es bei dem vielen Maskieren leicht passieren kann, dass der Bogen stark eingeschnitten oder durchtrennt wird. Ein Bogen ab einer Grammatur von 200 g/m ist mindestens notwendig. Für die Details eignet sich ein Airbrushgerät mit einer feinen Düse. Hier kommen Geräte mit 0,15 mm und 0,18 mm in Frage.

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In diesem Bild sehen Sie die übertragenen Konturlinien. Mit einem Bleistift können Sie weitere Details oder vergessene Bereiche ergänzen.

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Die Vorzeichnung wird nun komplett mit der Maskierfolie überzogen. Mit einem scharfen Skalpell kann jetzt der Hintergrund freigelegt werden. Für gerade Linien benutze ich als Hilfsmittel ein durchsichtiges, großes Lineal.

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Als Erstes übertragen Sie die Konturlinien auf den Reinzeichenkarton. Dazu können Sie mit einem Graphitstift die Rückseite des vorher erstellen Ausdrucks oder der Kopie einschwärzen. Mit einem spitzen Stift, wie z.B. einem Kugelschreiber, fahren Sie dann die Konturlinien des Bildes ab. Die Graphitschicht hinterlässt auf dem Untergrund die Vorzeichnung. Das geht schnell und man kann sicher sein, dass die Proportionen stimmen. Zur Fixierung habe ich das Vorlagenbild mit zwei Klebestreifen versehen. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht zu stark mit den Handballen auf die Vorlage stützen, da dies Flecken auf dem Untergrund hinterlassen kann. Falls dieses passieren sollte, können Sie diese mit einem weichen Radiergummi wieder entfernen.

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Achten Sie darauf, dass alle Anfangs- und Endschnittpunkte getroffen sind, da sonst beim Auslösen der Folie einige Teile, die maskiert bleiben sollen, abgelöst werden könnten.

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STEP S TEP B BY YS STEP TEP IIV V

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in Portrait brushen, ist sicherlich eine der schwierigen Anwendungen der Airbrush-Technik. Hierbei kommt es nicht nur auf Proportionen, Farbgebung und Details an, sondern auch auf die Hardware – das Airbrushgerät muss technisch einwandfrei und zuverlässig funktionieren.

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Für die Erstellung des Portraits benutze ich diesmal eine EFBE A mit 0,15 mm Düse. Die nun auch in Deutschland erhältlichen Farben Aeroflash von Holbein wurden mir von der Firma Airbrush4you.de speziell zur Verfügung gestellt. Ich konnte die Farben also gleich anhand dieses Beispiels testen und das Spritzverhalten begutachten. Als Maluntergrund verwendete ich einen Crescent-Karton.

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Die Skizze wird komplett mit Maskierfilm überzogen und der Hintergrund befreit. Hier muss man drauf achten, möglichst nicht zu stark in den Reinzeichenkarton zu schneiden, da sonst nicht so attraktive Schnittkanten zu sehen bleiben.

Für das Bild werden benötigt: Zitronengelb, Karminrot, Umbra, Schwarz und Weiß. Außerdem ein Skalpell, Maskierfilm, ein Radierstift, leere Flaschen zum Mischen der Farben und Transparentpapier zur Erzeugung von losen Schablonen. Bevor man mit dem Farbauftrag beginnen kann, ist es zwingend notwendig, sich einige Farben vorher anzumischen. Nur vorbereitete und mit dem Referenzmaterial abgestimmte Farben ermöglichen einem, recht einfach Bildkorrekturen vorzunehmen. Wie auch in den anderen Bildern im Buch wird hier verstärkt auf das Arbeiten mit deckenden Farben eingegangen. Und wie ich bei der Erstellung des Bildes gemerkt habe, passieren recht häufig Fehler, die ausgeglichen werden mussten. Die Farbmischtabelle finden Sie im Anhang.

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Bei der Erstellung der Skizze sollten möglichst viele Details mit übertragen werden. Gerade bei dem struppigen Haar ist es wichtig zu wissen, wo die Wuchs- bzw. Kämmrichtung einzuordnen ist. Auch die Reflexe darf man nicht aus dem Auge verlieren und müssen mit eingezeichnet werden.

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Ich beginne mit dem Hintergrund, damit man später die Gesichtsfarbe besser begutachten und mit der Hintergrundfarbe abstimmen kann. Sonst hat man das Problem, dass die Hautfarbe einen anderen farblichen Eindruck hinterlässt und die Korrekturmaßnahmen noch größer werden. Als erste Farbe benutze ich eine Mischung aus Zitronengelb und Karminrot, danach addiere ich in die Mischung noch Umbra und weiteres Rot. Im unteren Bereich wird die umbrarötliche Mischung mit einem Bruchteil Schwarz komplettiert. Mit einer Hinzumischung von Wasser hat man den Farbverlauf recht gut im Griff und baut ihn Schicht für Schicht auf.

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Der Tiger D

er Sibirische Tiger ist die größte lebende Katze der Welt. Der Wildbestand wird auf weniger als 500 Tiere weltweit beziffert. Meistens bekommt man diese Art der Tiger nur in Zoos zu Gesicht bzw. vor die Linse. Das macht eine Vorbereitung und Recherche für so ein Motiv besonders schwierig. Die Grundlage für die vorliegende Step-byStep-Anleitung ist ein Foto des österreichischen Fotografen Ernst Kuselbauer. Erwecken Sie mit Hilfe der folgenden Anleitung einen Sibirischen Tiger zum Leben und beschäftigen Sie sich mit Fellstrukturen, transparenten Farben sowie Kratz- und Radiertechniken.

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STEP BY STEP V Als Künstler hat man zusätzlich die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was abgebildet werden soll, und das Motiv so abzuändern, dass z.B. das Hauptmotiv für den Betrachter optimal präsentiert und betont wird. In diesem Fall wurden die Farben vorab digital in Adobe Photoshop optimiert, damit diese frischer und farbiger aussehen. An einigen Stellen habe ich auch die Kontraste erhöht. Auch die Farben im Hintergrund wurden bunter und somit freundlicher angelegt.

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Material: Als Untergrund für dieses Motiv wird ein Karton benötigt, auf dem man kratzen und radieren kann, ohne die Oberflächeneigenschaften zu zerstören. Hier kommt ein Schoellershammer 4G dick in der Größe 50 x 70 cm zur Anwendung. Da die Farben immer wieder radiert und gekratzt werden, um viele feine Strukturen zu erzeugen, kommen die wasserlöslichen M-Art-in Acryl-Farben in Frage. Verwendet werden die Farbtöne Schwarz, Weiß, Braun, Maisgelb, Gelb, Rot und Blau. Außerdem werden verschiedene Pinsel wie z.B. der VarioTip von DaVinci benötigt. Als weiteres Zubehör kommen Graphitstift, Teller, Radierstifte, Elektroradierer, Radiergummi, Skalpell mit ausreichend Klingen zum Einsatz.

Um das Motiv auf einen Reinzeichenkarton zu übertragen, wurde es gekachelt auf mehrere Bögen (in diesem Fall A3Papier) ausgedruckt. Hat man zu Hause nicht die Option, lässt sich so was auch prima im Copyshop erledigen. Die einzelnen Bögen werden dann zusammengeklebt, um das Gesamtmotiv zu formen.

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Eine einfache und immer wieder beliebte Möglichkeit, die Konturen auf den Reinzeichenkarton zu übertragen, ist das Einstreichen der Rückseite mit Graphitstift. Alternativ können Sie Saral-Papier verwenden, das Sie zwischen Vorlagenmotiv und Reinzeichenkarton legen. Drücken Sie dann mit einem Kugelschreiber die Konturen des Tigers durch. Übertragen Sie so viele Details, wie Sie benötigen. Vor allem sind die typischen schwarzen Flecken wichtig, die den größten Teil des Tigers definieren.

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Um einen realistischen Tiger zu illustrieren, ist es notwendig, ausreichend Bildmaterial zu recherchieren. Viele Tiger-Motive sind in Zoos fotografiert und nur von weiterer Entfernung mit großen Objektiven einzufangen. Daher benötigt man oftmals unterschiedliche Perspektiven und Ausschnitte, um alle Details zu sehen und später im Motiv zu interpretieren.

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Um die Barthaare zu übertragen, kann auch ein Kurvenlineal verwendet werden. Wenn Sie alle Konturen übertragen haben, nehmen Sie die Vorlagen herunter und überprüfen noch mal mit etwas Abstand die Details. Sollte etwas fehlen, können Sie nun zum Beispiel noch mit einem Bleistift die eine oder andere Detailinformation hinzufügen.

AIRBRUSH PHOTOREALISTIC – Step by Step Die Gestaltung von photorealistischen Motiven gehört sicherlich zu den spannendsten und zugleich anspruchvollsten Aufgaben eines Airbrush-Künstlers. Im vorliegenden Buch „Airbrush Photorealistic“ möchten wir Ihnen Techniken und Mittel vorstellen, um möglichst realistische Motive selbst zu erzeugen. Dabei werden anhand von vier verschiedenen Schritt-für-Schritt-Anleitungen die einzelnen Vorgehensweisen gezeigt. Vorzeichnungen und Mischtabellen zu den Workshops helfen bei der zügigen Realisierung der Übungsarbeiten. Der Autor Roger Hassler geht auch auf die Grundlagen eines photorealistischen Motivs ein und zeigt die Ausrüstung die man dafür benötigt. An mehreren komplexen und technisch anspruchsvollen Bildern wird gezeigt, wie man mit deckenden Farben ar-

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beitet, Strukturen erzeugt und den Maskierfilm im Griff hat. Neben den eher technischen Motiven wie Flugzeug und Automobil wird auch ein Portrait Schritt-für-Schritt erklärt. Die wichtigsten Begriffe rund um Airbrush und Photorealismus sind im anhängenden Glossar erläutert. Die Autoren: Roger Hassler ist selbständiger Dipl. Designer und Autor zahlreicher Airbrush-Veröffentlichungen. Seit über 10 Jahren lehrt Roger Hassler in ganz Deutschland die Stepby-Step-Airbrushmethoden. Der Gastautor Valentin Fanel ist Illustrator, der trotz der modernen Bildverarbeitung nach wie vor die Airbrushtechnik einsetzt. Seine teilweise hyperrealen Illustrationen zieren Cover von Broschüren und Zeitschriften oder hängen bei privaten Kunden.

ISBN: 978-3-941-65606-2

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