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Wer ist diese Frau? daniela katzenberger / Falsche Wimpern, falsche Brüste, falsche Fingernägel – und doch wirkt Daniela Katzenberger merkwürdig echt.
Foto: VOX/99pro media/schoko-auge.de

Titel // Daniela Katzenberger

Lustiges Blondchen mit großen Dingern: Ist Daniela Katzenberger in dieser Schublade wirklich richtig aufgehoben?

Wer ist diese Frau? daniela katzenberger / Falsche Wimpern, falsche Brüste, falsche Fingernägel – und doch wirkt Daniela Katzenberger merkwürdig echt. Die 25-jährige Ludwigshafenerin hat eine beispiellose Blitz-Medienkarriere hingelegt. Sogar „Der Spiegel“ spricht von der „authentischsten Frau im deutschen TV-Business“. Aber was ist tatsächlich echt, was ist nur Kunstfigur? Die MEIER-Autoren Julia Hess und Sebastian Riemer trafen eine Frau, die voller Leidenschaft sich selbst spielt – aber kein Vollprofi ist.

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meier Frau Katzenberger, ... katzenberger Wollen wir net lieber ‚Du’ sagen? meier Sehr gerne. Daniela, du bist 25 und megaerfolgreich. Machst du dir manchmal Gedanken, wie das weitergeht, wo du in zehn Jahren bist? katzenberger Äh, naja, eigentlich isses doof, wenn man sagt: „Ich will bis 30 soundsoviel Geld haben und soundsoviel Häuser und soundsoviel Porsche vor der Tür.“ Hätt’ mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass ich mal so einen Erfolg haben werd’, hätt’ ich gesagt: „Du bist doch bekloppt.“ Deswegen: Also egal wie ich’s plan’, es kommt ja sowieso anders. Aber ich hoff’ halt trotzdem, ... (zögert) dass ich weiterhin Erfolg hab’... Aber auch, dass es net zu viel wird. Also des is halt die Gefahr: Dass, wenn alles so gut läuft, dann kann’s sein, dass es ganz schnell abflacht. meier Wie stellst du dir denn dein Leben in zehn Jahren vor? katzenberger Ach, ganz normal. meier Was heißt das für dich: „ganz normal“? katzenberger Ich glaub’, ich werd’ mal so ´ne typische Aussteigerin, die irgendwo putzen geht und sagt: „Oh, Gott sei Dank hab ich mit dem Kram nix mehr am Hut.“

meier Ob das dann noch geht? Dich kennt ja fast jeder. katzenberger Des hab ich mir letztens überlegt. Zum Beispiel dieser Zlatko … meier … von Big Brother … katzenberger Seht ihr, den kennt ihr auch noch. Da hab’ ich gedacht: „Scheiße, wenn man einmal berühmt ist, dann ist man’s ja irgendwie immer.“ Und da hab’ ich überlegt, wenn ich irgendwann mal wieder als Visagistin arbeiten will – und das will ich ja irgendwann mal wieder machen – dann kennt mich ja jeder Depp. Das is’ auch irgendwie doof. meier War das dein ursprünglicher Plan: Visagistin zu werden? katzenberger Ja. Ich hab’ ja Kosmetikerin gelernt. Bevor ich zum Fernsehen gekommen bin, wollte ich eigentlich ´ne Ausbildung machen zur Visagistin. Ich wollt’ immer am Theater arbeiten. Ich wollt’ eigentlich immer hinter die Kamera und nicht vor die Kamera. Tja, scheiße, jetzt kam’s anders. meier Fragst du dich manchmal, wie lange man überhaupt als „Katze“ erfolgreich sein kann? katzenberger Ja. Und ich hab’ keine Ahnung. Ich hätte auch nie gedacht, dass es jetzt noch so weit geht. Ich hab’ schon bei der zweiten Staffel „natürlich blond“ richtig gebibbert und hab’ gesagt: „Scheiße ey, was is’, wenn die mich gar nimma sehen wollen?“. Und des lief dann immer erfolgreicher. Und ich hab’ halt’s Gefühl: Es gibt kein Stopp. Kein Ende in Sicht. Aber wenn’s mal irgendwann vorbei ist, dann isses so. Also ich geh’ bestimmt in kein Dschungelcamp – oder wieg’ im Fernsehen meine Brüste.

Unser erster Eindruck: Sie ist wirklich aufgeregt. Die Katze ist kein ausgebuffter Profi. Sie lässt sich auf das Gespräch ein. Einerseits. Andererseits sagt Daniela Katzenberger Sätze, die wir Wort für Wort schon in anderen Interviews gelesen haben. Sie greift auf Floskeln und Gemeinplätze zurück. Schielt zu ihrer Pressefrau. Dennoch finden wir: Sie wirkt echt. Aber ist sie wirklich echt?

„Also selbst ich hab’ Grenzen“ meier Du bist wie ein offenes Buch. Man denkt, man weiß alles über dich. katzenberger Ja, das denken viele. meier Stimmt aber nicht? katzenberger Nee. Also selbst ich hab’ Grenzen. Ich weiß ja schon, was ich von mir geb’ und was ich zeigen kann, wo ich mit klar komm’. Was ich zum Beispiel nie machen würd’, is’ öffentlich lästern. Oder: Meinen Bruder hat man noch nie im Fernsehen gesehen. Weil er’s einfach net möchte. Mein Bruder hat zwei Kinder und ’ne Frau und so – die würde man nie im Fernsehen sehen. Er sagt immer, auf den ganzen Scheiß hat er kein Bock. Und das respektiere ich.

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„Was machen wir denn jetzt mit der Katzenberger?“, fragt der Chefredakteur im September 2011 in der Redaktionssitzung. Alle haben eine Meinung, und jeder eine andere: Die Praktikantin ist Katze-Fan, der Volontär findet sie authentisch, eine Redakteurin ist angewidert, ein anderer verwechselt sie mit Sonya Kraus. Viele lachen nur. Die Katze polarisiert. Auf der Buchmesse im Oktober bahnen wir den Kontakt an. Der Volontär drückt sich an vier Kamerateams, 25 Fotografen, 200 Schaulustigen und drei blonden Katzen-Doubles vorbei, kann Daniela Katzenberger gerade noch eine MEIER-Ausgabe in die Hand drücken – und wird dann von der Pressesprecherin vertröstet. Nach der Buchmesse schickt MEIER eine offizielle Anfrage an das Management. Wir fragen, ob Daniela Katzenberger Zeit für ein Gespräch hat. Antwort: „Daniela ist bis Ende des Jahres total ausgebucht.“ Doch wir lassen nicht locker, fragen wieder an: „Vielleicht im Januar?“. Dann sei Daniela zu Dreharbeiten im Ausland, schreibt die Pressesprecherin zurück. Anfang Dezember geht dann plötzlich alles ganz schnell. Eine Pressemitteilung des Mannheimer Modeunternehmens Engelhorn erreicht die MEIER-Redaktion: „Daniela Katzenberger stellt im Engelhorn Trendhouse ihre Modekollektion vor.“ Wir lassen das Katzenberger-Management unbehelligt und fragen bei Engelhorn nach einem Interview-Termin. Und siehe da: Es klappt auf Anhieb. Mitte Dezember, Engelhorn Trendhouse, Mannheim. Wir sitzen mit Daniela Katzenberger auf den Sofas an der Bar im zweiten Stock. In unserem Rücken: die Pressesprecherin. „Ich nehm’ sie immer mit“, sagt die Katzenberger. Die Pressefrau passt auf, was wir fragen, mischt sich jedoch nicht ein. Daniela aber wird im Laufe des Gesprächs immer wieder zu ihr schauen.

Phänomen „K atze“ Daniela Katzenberger ist eine 25-jährige Kosmetikerin aus Ludwigshafen-Oggersheim, die sich hauptsächlich mit ihrem Aussehen beschäftigt. Sie ließ sich katzenähnliche Augenbrauen eintätowieren und die Brüste auf Doppel-D aufblasen. Ihre Haare färbt sie sich ultrablond, die Fingernägel sind aufgeklebt. Für ihren cappuccinobraunen Teint sorgt das Solarium. Zunächst versucht sie eine Karriere als Model – und zieht sich dafür auch aus. 2009 beginnt der steile Aufstieg: Die Katzenberger ist in verschiedenen Reality-TV-Formaten zu sehen. In der VOX-Sendung „Auf und davon“ begleitet die Kamera sie auf ihrer Reise in die USA, wo sie versucht, den Playboy-Gründer Hugh Hefner kennenzulernen. Daniela will in den Playboy. Ohne Erfolg. Doch dann geht alles sehr schnell. Anfang 2010 zeigt die VOX-Sendung „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ , wie Katzenberger auf Mallorca zusammen mit einem Leipziger Gastronomen das „Café Katzenberger“ aufzieht. Die Eröffnung zeigt VOX in einer Sondersendung, die bis zu 2,29 Millionen Zuschauer erreicht. Echt scheint so gut wie nichts an der eigentlich hübschen Frau zu sein, dennoch erscheint sie authentisch. Ihre Beliebtheit verdankt sie ihren witzig-derben, bis zur Peinlichkeit offenen Sprüchen, die sie in tiefstem Pfälzisch von sich gibt. Sie inszeniert sich als „die Katze“ – als eine Frau, die so tut, als ob sie ein Dummchen spielt, und damit Mittelpunkt des eigenen, perfekten Geschäftsmodells ist. Mittlerweile gibt es ein Buch, eine Single, eine Modelinie, ein Gesellschaftsspiel und kein Ende ist in Sicht.

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Foto: 99pro/schoko-auge.de

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Titel // Daniela Katzenberger

Ein Buch, eine Single, eine Modelinie, eine TV-Sendung und ein Café: Die MarketingMaschine der „Katze“ läuft reibungslos.

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meier Nichtbeachtung ist für dich schlimmer als Ablehnung? katzenberger Ich kann’s ja sowieso net jedem Recht machen. Es gibt sogar Leute, die den Papst hassen. Oder die Mutter Theresa. Ich versuch da erst gar nicht, es allen Recht zu machen.

Upps! Wir haben den Eindruck, der Erfolg als „Katze“ hat doch Spuren hinterlassen, obwohl Daniela Katzenberger sich im Gespräch davon wenig anmerken lässt. Aber auch Mutter Iris Klein, die wir ein paar Tage zuvor in ihrem Ludwigshafener Pfannkuchenhaus „Im Bett“ besucht haben, gibt zu: „Sie zweifelt oft, ob sie weitermachen soll und ob sie sich das alles weiter antut. Und wenn sie dann mal hier in der Kneipe ist, versteckt sie sich meistens in der Küche.“ Davon wüsste die Öffentlichkeit natürlich nichts, denn „die vom Management“ würden darauf achten, dass Daniela von diesen negativen Dingen nicht zu viel erzählt. Einmal, sagt die Mutter, habe eine Frau Daniela mitten auf der Straße an den Haaren gezogen und gesagt: „Ich wollt nur gucken, ob die echt sind.“ Iris Klein schüttelt den Kopf: „Dabei erzählt Daniela doch immer, dass sie Extensions hat! Sie kam völlig aufgelöst zu mir und hat mich gefragt: ‚Mama, was ist denn mit den Leuten los?’“ Foto: Dietrich Bechtel

meier Du sprichst über dein Intimpiercing, deine Schambehaarung, über Sex. Wo ist denn da deine Grenze? katzenberger (seufzt) Wir leben im Jahre 2011, hier hat jede zweite oder dritte Frau Silikonbrüste, Intimpiercing oder Analbleaching. Und ich finde, das ist gar kein Problem mehr. Aber ich würd’ jetzt nie über meinen Stuhlgang oder so erzählen, des find’ ich eklig. Ich weiß schon ganz genau, was ich erzählen kann, und was ok ist, was auch lustig ist. meier Verletzen dich die Urteile von Leuten, die denken, dich zu kennen? katzenberger Was mich am Anfang sehr verletzt hat … im inneren Kreis der Familie. Also zum Beispiel … ach, ich will jetzt niemanden nennen. Also dass da Leute auf mich zukamen, die dann gesagt haben: „Ach, willste nich’ mal zum Essen vorbeikommen?“. So Leute, wo man ganz genau weiß, die ham dich zehn oder zwölf Jahre mi’m Arsch net angeguckt. So was ist dann schon verletzend. Oder wenn man halt irgendwelche Sachen über sich lesen muss, wo man nur denkt: „Hä? Keine Ahnung, was die jetzt meinen“. meier Und auf der Straße? katzenberger Nee, da hab’ ich noch nie was Negatives erlebt. Da ist noch nie jemand zu mir gekommen und hat gesagt: „Du blöde Sau, ich kann dich net leiden“ oder so. meier Liest du Kommentare über dich im Internet? katzenberger Nö, nö. Das hab’ ich am Anfang viel gemacht und fand des dann immer merkwürdig. Ich hab des am Anfang überhaupt gar net verstanden, warum da irgendwelche Leute sagen, dass sie mich scheiße finden. Ich mein’, die kennen mich doch gar net. Was is’n mit denen los? Und seitdem hab’ ich aufgehört damit. meier Weil es dich verletzt hat? katzenberger Ich bin nun mal eine Person der Öffentlichkeit und mit so was muss ich rechnen. Und mir ist es ehrlich gesagt lieber, dass die Leute so was sagen, als wenn’s denen am Arsch vorbeigehen würd. Für mich gibt’s nix schlimmeres, als wenn ich das Buch gemacht hätte und es hätt’ kein Schwein gekauft. Wenn ’se mal irgendwann nimma reden, dann weiß’ ich: „Ok, irgendwas is’ falsch.“

Danielas Mutter Iris Klein spricht auch über die Schattenseiten des Ruhms.

meier Als deine Karriere richtig in Fahrt kam, hast du dir Berater ins Boot geholt. katzenberger (verdutzt) Berater? meier Die Leute, die dich unterstützen und immer begleiten. In deinem Buch nennst du sie „Katzenpfleger“. katzenberger Also Berater hatte ich noch nie. Ich hab’ seit drei Jahren dasselbe Kamerateam und dasselbe Management. Bei mir hat sich gar nix verändert. Mir schreibt auch niemand was vor. Es sagt niemand zu mir: „Katze, schmink dich weniger und zeig deine Brüste net so.“

Daniela ist überrascht. „Berater“, das Wort gefällt ihr nicht. „Katzenpfleger“ – das klingt freundschaftlicher, nicht so geschäftlich, nicht so professionell. Danielas Mutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hat, ist so eine „Katzenpflegerin“. Allerdings eine, die unverblümt auch über die Kehrseite des Ruhmes ihrer Tochter spricht: „Die Leute sehen Daniela nicht mehr als Mensch, sondern als Produkt“, meint Iris Klein. Viele würden denken, sie hätten ein Recht auf Daniela. „Sie darf ja gar nicht mehr ‚Nein’ sagen.“ meier Gibt es neben der öffentlichen „Katze“ auch noch eine andere, eine private Daniela Katzenberger? katzenberger Klar. Und die ist sehr still und hält am liebsten die Klappe. Das weiß jeder, der mich privat kennt. Ich sitz’ als bei meiner Mutter daheim und sag gar nix. Wenn die mich irgendwas fragt, ich hör die net mal. Ich guck dann einfach Fernsehen und bin ganz weg.

Verträumt, fast traurig schaut sie, während sie das sagt. Gerade in Ludwigshafen hat Danielas Erfolg für die Familie auch Schattenseiten, sagt Iris Klein. Ihr Bistro würde in Ludwigshafen regelrecht gemieden: „90 Prozent der Ludwigshafener würden nie hierherkommen. Die ignorieren uns. Das ist ein Phänomen aus der Tierwelt: wie bei Krebsen in einer Schale. Wenn sich einer am Rand der Schale nach oben zieht, ziehen die anderen ihn wieder runter. Die wollen Daniela – und die ganze Familie – fallen sehen. Bis wir Hartz 4 kriegen. Erst dann sind sie zufrieden.“

Foto: schoko-auge.de

Sie redet sich jetzt ein bisschen in Rage. Auch ihre Mutter ärgert es, wie die Leute mit Daniela umgehen. Iris Klein erzählt, dass die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Daniela bei einem Zusammentreffen in der Rhein-Galerie nicht die Hand geschüttelt habe. „Mit der will ich nichts zu tun haben“, soll Eva Lohse zu einem Metzger gesagt haben, der einen Leberwurst-Contest gewann, bei dem Daniela in der Jury saß. Lohse dementiert diesen Satz auf MEIER-Anfrage. „An der Prämierung des Leberwurstwettbewerbs in der Rhein-Galerie hat Frau Dr. Lohse aus terminlichen Gründen nicht teilgenommen“, antwortete das OB-Büro. Wäre sie da gewesen, „hätte es bestimmt auch ein gemeinsames Foto gegeben.“ Hat Iris Klein das nur erfunden? Empört ist sie jedenfalls: „Daniela sagt doch immer: ‚Ludwigshafen ist zwar nicht die schönste Stadt, aber hier gehör ich her, ich bin ein Ludwigshafener Mädel.’ Außerdem hat sie letztes Jahr 140.000 Euro Steuern an die Stadt gezahlt.“ meier Viele mögen dich, weil sie dich authentisch finden. Aber deine private und deine öffentliche Seite scheinen sich ja stark zu unterscheiden. Die Daniela Katzenberger, die wir im Fernsehen sehen – bist das du? katzenberger Die Katze ist komplett authentisch. Aber ich mein’, wenn ich Auftritte hab’, dann bin ich aufgeregt, dann bin ich voller Adrenalin und freu mich. Vor der Kamera, da bin ich wach, da bin ich da. Dann bin ich so wie ich dann eben bin. Und daheim hab ich halt keine Kamera vor der Schnauze und keine öffentlichen Termine. Da bin ich einfach nur ganz ruhig, weil ich mich dann auch mal ausruhe. Weil ich dann meistens auch voll am Arsch bin.

So langsam verstehen wir, was sich hinter dem Erfolgsmodell „Katze“ verbirgt. Daniela Katzenberger ist genau so, wie sie sich zeigt. Sie hat die Version von sich geschaffen, die ihr perfekt erscheint. Sie will (!) genau so aussehen. Und sobald die Kamera an ist, spielt sie sich selbst. Die Kameras betonen nur, was ohnehin in ihr steckt. Das bestätigt auch ihre Frisörin Nicole Ritter in Mannheim, die wir ebenfalls besuchen: „Daniela weiß ganz genau, was sie will. Sie will es extrem blond, extrem lang und extrem viel von Allem. Aber wäre sie normal blond und hätte normal lange Haare, dann wäre es auch nicht so spannend.“ Der Frisörin ist aber auch aufgefallen, dass Daniela sich verändert hat: „ Früher war sie lockerer im Umgang mit den Medien, hat erst mal geredet und dann gedacht. Aber dann hat sie wahrscheinlich gemerkt, dass es besser ist, wenn man weniger sagt, weil einem dann nicht so viel falsch ausgelegt werden kann.“ meier Das Erfolgsmodell Katze funktioniert ja auch über Sex. katzenberger Mir hat aber letztens ein Mann gesagt: Ich bin die erste Frau, die’s geschafft hat, dass man meine Brüste nicht mehr als Sexdinger sieht, sondern mehr so als Spielautomat. Dass ich des geschafft hab, dass man

von meinen Brüsten gar nimma denkt: „Oa, geile Tidden“, sondern: „Wow cool, guck mal, die kann damit wackeln und die spielt damit“ (wackelt mit ihren Brüsten). Der Mann hat gesagt, das würd er gar nicht mehr so als sexuell anziehend sehen, sondern als Faszination, wie so ein Zirkus. meier Und das freut dich? katzenberger Och jo, es gibt schlimmeres. Ich find des lustig.

„Ich war ja ein hässliches Kind“ meier Hättest du gedacht, dass auch diese Sexmasche ein Schlüssel zum Erfolg ist? katzenberger Ich finds cool, weil ich ja ein bissl hässlicheres Kind war und auch viel gemobbt wurd’. meier Ein hässliches Kind? Im Gegenteil: Du warst ein total süßes, hübsches Kind! katzenberger Das sagen viele, aber es gab so ne Zeit, mit 13, 14, da sah ich furchtbar aus. meier Wir haben uns die Kinder- und Jugendfotos in deinem Buch angeschaut. Das ist ein ganz schlaues, aufgewecktes Kind, das einem da entgegenblickt. Foto: Tobias Paul

meier Hast du Freunde? katzenberger (blitzschnell) Ich hatt’ noch nie Freunde. Also ich hab eine beste Freundin, schon ewig. Aber jetzt kommen viele auf mich zu, nach dem Motto: „Oh, wir kennen uns doch“. Das ist ganz furchtbar: Dass Leute auf mich zukommen, die ich quasi nur vom Sehen kenn’ und die dann sagen: „Ja, wir waren doch zusammen auf der Schule“. Das find ich schon ekelhaft. Und peinlich! Da sagen die über mich „peinlich“ und dann machen die sowas.

„Guck mal, das da, furchtbar!“, meint Daniela. Sie findet, sie sei ein hässliches Kind gewesen.

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Titel // Daniela Katzenberger

Fotos: Tobias Paul

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Hä? Guttenberg? Wir dachten, sie steht auf Typen wie Stuntman Kai? Neulich in ihrer Sendung auf VOX: Daniela hüpft am Set der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ rum, sie spielt eine Mini-Rolle. Kai – ein großer, starker, tätowierter Mann – fällt ihr sofort auf. Dem Fernsehteam sagt sie, was die Katze in solchen Fällen eben sagt: „Also wenn ich so Männer seh’, dann könnt ich mir ne Trompete in den Arsch stecken und Orchester spielen.“ Sie sei jetzt ein bisschen verknallt in Kai, meint sie. Ist das nur inszeniert? Ist das echt? Ist Daniela Katzenberger jetzt wirklich ein bisschen in Stuntman Kai verknallt? Daniela sagt, das sei alles authentisch. Sie verknalle sich nun mal schnell. Am nächsten Tag steht in der „BILD-Zeitung“, dass Kai Daniela einen Korb gegeben habe. Sie sei nicht sein Typ Frau.

„Thema Männer? Es ist schwierig“ meier Thema Männer: Wie sieht’s aus? katzenberger Ich krieg’ zurzeit jede Woche nen andern Freund nachgesagt. Die „BILD-Zeitung“ fragt ganz oft nach. meier Aber da ist keiner dabei, der dich wirklich interessiert? katzenberger Ich werd’ natürlich nicht von jedem Mann erzählen, der mir die Hand auf den Schoß legt oder so. Aber, äh … nee, da ist echt keiner dabei. Foto: VOX/99pro media

katzenberger (zeigt auf ein Bild im Buch) Guck mal, das da. Furchtbar. meier Da warst du ja auch mitten in der Pubertät. Schau mal, dieses hier … katzenberger Ja, da war ich 15, ja. Da denken viele immer, ich hab mir die Lippen machen lassen. Also bitte: Wer macht sich mit 14 oder 15 die Lippen? meier Du sahst echt clever aus als Kind. katzenberger Ja, ich war ja auch sehr, sehr gut in der Schule. meier Guck mal hier, ganz wache Augen hast du da. katzenberger Ich war auch immer sehr wissensdurstig. meier Bist du das heute nicht mehr? katzenberger Doch, schon. Aber halt nicht in allen Bereichen. In Politik nicht so ... Das hat nix damit zu tun, dass es mir scheißegal ist, sondern: Erstens mal kapier’ ich es nicht so richtig und zweitens find ich des doof, weil die eh’ machen, was sie wollen. meier Wie findest du Karl-Theodor zu Guttenberg? katzenberger Guttenberg is’ der, der geschummelt hat, oder? Den find’ ich unheimlich, unheimlich attraktiv. Und jeder baut mal Scheiße, jetzt mal ehrlich. Und der kommt auch wieder zurück. Der geht auf Technopartys, ne? Ich find’ den super. Selbst wenn der mich scheiße finden sollte, ich find’ den trotzdem toll. meier Ihr seid euch ähnlich. Ihr seid beide ein wenig narzisstisch und selbstverliebt. katzenberger (überrascht) Selbstverliebt? meier Anders gesagt: ausgesprochen selbstbewusst. Ihr seid beide von dem, was ihr macht, sehr übezeugt. katzenberger Sollte man das nicht sein? meier Sicher. Guttenberg hat es eben nur ein wenig übertrieben. katzenberger Also, hm, vielleicht seh’ ich des jetzt net so, aber: Ich finde den sehr attraktiv. Und ich find’, der kann was. meier Hast du ihn schon mit seiner neuen Frisur gesehen? katzenberger Ich hab’ ihn vor ein paar Tagen im Fernsehen ohne Brille gesehen. Und da dacht ich: Ohhh, der ist ja noch schöner!

Stuntman Kai ist ihr Typ. Oder doch lieber zu Guttenberg?

meier Ganz ernsthaft und auf natürliche Weise jemanden kennenzulernen – ist das für dich überhaupt möglich? katzenberger Es ist schwierig ... Ich hätt’ ja gern jemanden, der keine Ahnung hat von dem, was ich mach’. Aber dann wiederum denk ich: Wenn der dann mitkriegt, was ich mach’, dann muss es ja voll der Schock für ihn sein. Stellt euch vor, ich lern’ einen kennen und der denkt: „Oh, die Daniela, das ist ein nettes Mädel“. Also ohne diesen ganzen Katzenberger-Hype drumrum. Und dann kriegt der das so langsam mit … meier Und Männer, die wissen, was du machst – wie ist es da? katzenberger Wenn sie mich kennen, hab’ ich immer Angst, dass die sich nur schmücken wollen mit mir. Die meisten wollen entweder mit vor die Kamera oder ich soll denen irgendwie helfen. Ein T-Shirt mit Werbung drauf anziehen oder so. Als ich noch Kellnerin war, hab’ ich mich immer gefragt: Warum nehmen Promis immer andere Promis? Jetzt weiß ich’s: Weil die wissen, wie’s ist. Aber ich will keinen Promi. Ich will keinen, der bekannt ist. meier Warum nicht? katzenberger Weil: Mein Mann is’ mir. Ich will net, dass der dann auf’m roten Teppich und so… Nee, da hätt’ ich jetzt’n Problem mit. meier Umgekehrt müsste er es akzeptieren. katzenberger Ja, des is unfair, ich weiß. meier Danke für das Gespräch.

Exakt nach den vereinbarten 20 Minuten gibt Danielas Pressesprecherin das Signal „Letzte Frage!“. Aber wie könnte die lauten? Wir haben gerade eine Frau getroffen, die alles andere als ein Vollprofi ist. Die selbst erstaunt ist über all das, was ihr gerade widerfährt, die auch mal zweifelt. Die weniger naiv ist, als ihr manche unterstellen, aber auch nicht so clever, wie man meinen könnte. Eine Frau, die einfach sich selbst spielt und immer noch eins drauf setzt. Die nicht unsymphatisch ist, aber auch nicht anziehend wirkt. Die authentisch und echt ist, dabei aber furchtbar künstlich aussieht. Die fast alles von sich offenbart, aber doch Rätsel aufgibt. Die einfach ist, was sie ist. „Letzte Frage!“. „Wer ist diese Frau?“. julia hess & sebastian riemer

Ohne Worte: Wie finden Sie die Katzenberger? Fotos: cfn/dbo/vm

Empörung. Bewunderung. Fassungslosigkeit. Der Erfolg von Daniela Katzenberger polarisiert. MEIER wollte von den Menschen auf der Straße in Ludwigshafen und Mannheim wissen, was sie über die „Katze“ denken. Und zwar mimisch. Das Ergebnis: Viele Menschen, vor allem über 30, kennen sie nicht – oder wollen sie nicht kennen. Ein paar mutige junge Leute haben sich dann aber doch vor die Kamera getraut.

Doro, 30

Angelo, 33

Thomas, 24

Michelle, 16

Saskia, 13, Kimberly, 16, Jaqueline, 15 Claudia, 24

Thorsten, 26

Lena, 17

Onur, 19, und Feyruz, 18

Daniela, 25

Angelina, 17

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